
(Mainz) Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Deshalb steht der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, ja auch draußen und wirft seine Steine auf das Glashaus.
Was macht jemand mit wenig Priesterberufungen und der zudem im Verdacht steht, den Priestermangel zumindest billigend in Kauf zu nehmen? Er warnt davor, „nur auf Neupriesterzahlen zu starren“.
So tat es Kardinal Lehmann beim alljährlichen Medienempfang der Diözese Mainz, der gemeinsam mit der Diözese Limburg ausgerichtet wurde. Das Thema lautete in diesem Jahr „Kirchliche Berufe und Berufungen“. Schon im Titel wurden Beruf und Berufung durcheinandergemischt und das durch den ständigen Plural noch verstärkt. Deshalb muß das Priesterseminar St. Bonifatius Mainz nicht nur im Logo, sondern auch in der Neuausrichtung für ein Haus der kirchlichen Berufe in das zweite Glied zurücktreten.
Bistum Mainz: mehr als doppelt so viel LaienseelsorgerInnen wie Priester
Damit wurde gleich signalisiert, daß Priesterberufungen bestenfalls ein Thema unter vielen sein würde, denn „kirchliche Berufe“ gebe es ja viele und hinter jedem stehe eine „Berufung“. Damit wurde in Mainz zwar über den Priestermangel gesprochen, jedoch mit dem offenkundigen Ziel, jeder ernsthaften Ursachenforschung aus dem Weg zu gehen.

Kardinal Lehmann hatte zusammen mit dem Apostolischen Administrator der Diözese Limburg, Weihbischof Manfred Grothe, in das Mainzer Priesterseminar gebeten. Dort warnte Lehmann davor, „zu sehr auf den Priesterberuf zu starren. Das könne blind machen für andere Dinge“. Er muß es ja wissen.
Von den Politikern ist man es ja gewohnt: Immer schön lächeln und am Wahlabend sich selbst als größter Verlierer noch zum „gefühlten“ Gewinner erklären. Alles schön „positiv“ verpacken. Kardinal Lehmann steht den Politikern um nichts nach. Priestermangel? Mag sein, doch man soll sich ja nicht damit aufhalten, denn wichtig sei, daß es in der Diözese Mainz gegenwärtig ganze 1.000 (eintausend) hauptamtliche SeelsorgerInnen gibt. Das sind „so viele wie noch nie“. In einer Talkshow würde an dieser Stelle die Regieanweisung „Applaus“ kommen.
Mehr beiläufig wurde erwähnt, daß „etwa 450 von ihnen“ Priester sind. Auf jeden Priester kommen damit im Bistum Mainz bereits 1,22 Laienseelsorger (und Innen). Tendenz steigend und vom Bischof gefördert.
Warnung vor einem „Diktat der Zahlen“
Es gebe schon ein „gesunkenes Interesse junger Menschen“, doch nicht nur für den Priesterberuf, sondern insgesamt für „Berufsperspektiven in der Kirche“. Selbst in diesem Punkt wird die Berufungskrise in einem allgemeineren Aspekt aufgelöst und marginalisiert.
Der Regens des Mainzer Priesterseminars, Udo Bentz, sekundierte seinem Bischof, warnte vor einem „Diktat der Zahlen“ und argumentierte zielsicher am eigentlichen Problem vorbei. Dabei ist Bentz Vorsitzender der Deutschen Regentenkonferenz, in der die Regenten aller diözesanen Priesterseminare zusammengeschlossen sind.
„Lasst uns von den Inhalten her denken, nicht von den Zahlen her“, meinte Bentz vor den 130 Gästen. Eine Absicht, das Problem an den Wurzeln zu lösen, sieht anders aus. Die Mainzer Beauftragte für die PastoralreferentInnen Carola Daniel betonte zusammen mit Regens Bentz, daß ihr Einsatz in Zukunft vielmehr dem „Zusammenbringen der Studierenden der verschiedenen seelsorglichen Berufe“ gelten werde. Deshalb wurde es als innovativer Schritt präsentiert, daß sich das Priesterseminar primär nicht mehr also solches, sondern als „Haus der kirchlichen Berufe“ verstehe, das diese „Begegnungen zwischen Studierenden dieser Berufe ermöglicht“.

Kein Franziskus-Effekt: 2014 Tiefststand bei Neueintritten in diözesane Seminare
Die Zahl der bundesweiten Neueintritte in die diözesanen Priesterseminare brach 2014 gegenüber dem Jahr 2003 um 75 Prozent ein. Gab es 2003 noch 193 Neueintritte, waren es 2014 nur 110. Im letzten Jahr des Pontifikats von Johannes Paul II. sanken die Neueintritte auf 165, um mit dem Amtsantritt von Benedikt XVI. 2005, 2006 und 2007 deutlich anzuziehen auf 188, 190 und 199 Neueintritte. Der sexuelle Mißbrauchsskandal und die damit verbundene Hetzkampagne gegen die Kirche führte 2010 zu einem Einbruch auf 120 Neuzutritte. 2011 waren es wieder 150.
Bei den Priesterberufungen ist kein Papst-Franziskus-Effekt bemerkbar. Jedenfalls nicht in Deutschland. Ganz im Gegenteil brachte das Jahr 2014 mit lediglich 110 Neueintritten den bisher absoluten Tiefststand.
Text: Andreas Becker
Bild: Wikicommons/Diözese Mainz (Screenshots)
Kappelle im Communio Modell scheinbar momentan die absolute Maxime in der Kirchenarichtektur im deutschen Sprachraum. Alles was irgendwie renoviert wird, hat diese Form (Elypse oder Kreis).
Man weiß nicht wirklich wer das erfunden hat, dass es so ultimativ viel besser sein soll.
Junge Leute lehnen das eher ab. Alt-68er jubeln.
Als Junger Mensch kann ich sagen: Wenn ich Priester werden wollte und im selben Haus springen 30 fesche Gemeindereferntinnen rum, würde das meine Konzentration auf die Ausbildung und die Entwicklung meiner Berufung sicher nicht stärken.
Kardinal Lehmann muss es ja wissen, hat er doch in seiner Zeit und jetzt immer noch dazu beige-
tragen, dass die Priesterberufung ( Weihepriestertum ) stetig abwärts ging und abnahm. Über die-
se verheerende Bilanz zu reden, würde bedeuten, Fehler und Versäumnisse zuzugeben. Also hilft
die Flucht nach vorne mit dem Hinweis auf die Laien-Angestellten. Zahlen sind also nicht hilfreich.
Diese Kardinäle und Bischöfe machen sich weiter keine Gedanken, wie die Kirche weiter bestehen
soll, denn wer wird jetzt schon an Morgen denken. Da man sowieso eine Laienkirche anstrebt,
( Luther könnte ein Lehrer sein, oder Luther ist katholisch gestorben = Lehmann ) liegt der Trend
äußerst günstig, meinen diese Mietlinge. Dass, wenn es keine Priester gibt, es irgendwann auch keine Bischöfe geben wird, höchsten Laien, stört diese Herren nicht. Sie sitzen in warmen Ses-
seln, wohlversorgt und über alles erhaben. Außerdem kommen wir sowieso “ ALLE “ in den Him-
mel.
Das finde ich gut kommentiert und auf den Punkt gebracht. Mit Lehmanns Theologie ist es offenbar auch nicht weit her. Mit der Allerlösungstheorie wird die Kirche so und so unnötig. Das darf man nicht übersehen
Wie bei wirtschaftlichen Themen: Mich interssieren nur Lngzeitstatistiken. Etwa ab 1948, im wirtschaftlichen Bereich. Passt auch hier.
Was der Kirche heute Fehlt, ist ein eigener Fernsehsender. Ein gutes Programm mit lebhaften Inhalten, die den Öffentlich Rechtlichen Lügensendern die Schau stehlen. Die schöne und auch fröhliche Filme zeigen. Damit für die Katholische Kirche werben. Auch Problemen nicht aus dem Weg gehen, diese aber im Sinne eines gottgefälligen Lebens auflösen. Besonders aber nicht scheuen die Lügen der Atlantikbrücke bloßzustellen und nicht einem Multikulti-Ideal hinterher zu Hecheln, dass letztendlich der Kirche mehr schadet, als eine Position für das eigene Volk zu finden. Aber die deutsche Katholische Kirche gibt sich mit Brosamen der Öffentlich-Rechtlichen Medien ab. Denn nur wenn die Gemeinden hier stark sind, kann auch anderswo Hilfe geleistet werden.
Gerade die Atlantikbrücke ist auf eine heimtückische Art gegen die Katholische Kirche eingestellt, auch wenn es nicht so scheint. Denn diese Leute sind sehr Hinterhältig und arbeiten ebenfalls an der NWO mit einer schwammigen Einheitskirche im Sinne der schönen Neuen Welt. Lesen Sie das Buch von Huxley dann sehen Sie wohin die Reise geht.
Selbst der Euro-Gegner Lucke hat das TTIP unterschrieben. Was das Freihandels-Abkommen der USA für Mexiko gebracht hat, sieht man an der Verelendung der Industriezonen südlich des eisernen Vorhangs zu Mexiko. Das haben die Endzeit Hochgradfreimauerer auch mit Europa vor. Auch der Vatikan hat damit massive Probleme, denn auch im Vatikan sind viele sehr mächtige Hochgradfreimauerer die die Kirche von Innen aushöhlen!
„Glashaus“ ? – Ich sehe einen Scherbenhaufen von ungeheurer Größe ! Gott Vater wird den Kehraus bereiten.…
Der von liberalen Kreisen „herbeidialogisierte“ Verlust der sakralen Indentität der römisch katholischen Kirche soll über den Versuch deren „Entpriesterlichung“ in die Realität umgesetzt werden.…hin zur „Laienkirche“. „Pastoralreferenten und Pastoralreferentinnen“ als „Gemeindeleiter/innen“ sollen eine erste Bresche schlagen. Was bleibt sind geduldete „priesterliche Mitarbeiter“ (!).
Freilich bedürfte es noch weit mehr; nebst zölibatär lebender Priester
auch „verheiratete Priester“; unablässig wird denn auch davon gesprochen !
Es ist ja auch so, daß heute in den Seminarien nur unreife, willenlose zukünftige Gemeindeleiter gesucht werden, die fünf Jahre Zirkus im Seminar mitmachen bereit sind.
Ich lese in letzter Zeit viel Primärquellen über das priesterliche Wirken von den Pfarrherren Sebastian Kneipp und Johannes Künzle. Diese beiden überragenden Seelsorger hätten heute in einem diözesanen Seminar niemals eine Chance auf eine Weihe.
Eine große Freude wieder Ihre fundierte Postings zu lesen.
Ich habe Sie lange vermißt!
Cura ut valeas!
Totus tuus
Wie kann es sein, dass trotz des übergroßen Priestermangels mehrere Priester heute gar keine Anstellung mehr bekommen, nur weil sie der katholisch-christlichen Lehre ohne Kompromisse die Treue halten?
smily-xy
Sie haben sich Ihre Frage bereits selbst beantwortet mit Ihrem Nebensatz:
“ …, nur weil sie der katholisch-christlichen Lehre ohne Kompromisse die Treue halten?“
Das genau dürfte der Grund sein!
Viele Besucher der hl. Messe ‑oder sollte ich vielleicht zutreffender sagen Zuschauer und Zuhörer- wollen mit Worten gestreichelt werden, nicht aufgerüttelt.
Priester dürfen nicht anecken und zu sagen haben sie auch wenig.
Wer hat da noch das Zutrauen, einer evtl. Berufung zu folgen?
Der Ruf Gottes muss da schon übermächtig sein, um diesen Weg gehen zu können.
Dom Prosper Guéranger hat es in seiner „Antiliturgischen Häresie“ vorausgesehen. Das Ziel ist die priesterlose Gesellschaft, denn keine Priester – keine Sakramente. Interessanterweise ist dieser letzte Teil in keiner bisherigen Übersetzung, außer auf Polnisch zu finden, bald aber werden wird es auf Deutsch bei uns veröffentlichen.
Was mir neulich auffiel, ist der Umstand, dass schon in der Liturgiekonstitution des Vatikanum II aus dem Jahre 1963 (am 4.12.1963 verabschiedet) priesterlose Wortgottesdienste vorgesehen worden sind. Dies bedeutet, dass die rechtliche Regelung zum Priestermangel vor dem tasächlichen Priestermangel kam. Es ist also nicht cum hoc ergo propter hoc, sondern es gibt hier ein Vorher und Nachher. Daher ist der Schluß zulässig, dass da eine Kausalbeziehung vorliegt. Denn fast alles wurde später eben mit der Liturgiekonstitution begründet.
Sacrosanctum concilium sagt:
35.
4) „Zu fördern sind eigene Wortgottesdienste an den Vorabenden der höheren Feste, an Wochentagen im Advent oder in der Quadragesima sowie an den Sonn- und Feiertagen, besonders da, wo kein Priester zur Verfügung steht; in diesem Fall soll ein Diakon oder ein anderer Beauftragter des Bischofs die Feier leiten.“
Konnte man keine Vesper, wie bisher beten oder singen? Gab es schon damals tatsächlich Priestermangel? Hat man schon damals den Priestermangel geplant? Wohl schon, denn anders ist dieser Eintrag kaum zu erklären. Man müsste jetzt feststellen können, in welcher Textfassung er schon vorhanden war etc. Aber interessant ist es allermal.
Sehr richtig bemerkt.
Tatsächlich ging dem Rückgang der Priesterberufungen in Westeuropa eine jahrzehntelange Glaubenserosion und-schwäche voran, besonders in den Hochschulen und Seminarien mit verirrenden Lehren und Philosophien.
Im ehemals strengkatholischen Nordbelgien ging die Zahl der Seminaristen schon seit 1955 zurück; noch ausgeprägter und noch früher einsetzend der Rückgang von bestimmten Ständen, z.B. der Brüder in den Orden-allen voraus bei den Jesuiten, wo der inzwischen fast totale Mangel an (neuen) Brüdern von Pater-General vor einem Jahr schon schmerzhaft festgestellt wurde.
Kard. Lehmann ist nicht consistent:
Ein halbes Jahrhundert lang wurde von den Modernisten, allen voran Karl Rahner, dessen Sekretär beim 2. Vatik. Konzil Lehmann war, das Priesteramt als Alleinunterhaltungsfunktion um gebildet, beworben und durchgesetzt; in seinen Fundamenten entwertet, desakralisiert und unterworfen an die Macht des Bischofs;
das Diözesanpriestertum wurde den modernen Laienmitarbeitern und Diakonen zum Fraß vorgeworfen.
Und jetzt wird mit Krokodilentränen der Mangel festgestellt und als nicht wichtig abgetan („nicht starren“).
Hier wurde in der Tat der Bock zum Gärtner gemacht.
Eine gefährliche Position, und wohl nicht sosehr für die Kirche, als wohl für Lehmann:
Denn wie die Hl. Schrift sagt, ist Unser Herr “ ein strenger Herr, der ernten will wo Er nicht gesät hat“.
Ich kann alles nachvollziehen, was Sie schreiben, aber nicht diesen Satz vom Priester, der erst nach dem Konzil „unterworfen an die Macht des Bischofs“ sei.
Das war er in der Tat schon immer! Ein Priester ist immer Gehilfe des Bischofs gewesen und ihm in allem zum Gehorsam verpflichtet.
Ich habe eher den Eindruck, dass heute auch viele Priester machen, was sie wollen und sich mehr den je aus ihrer Pflicht gegen den Bischof gelöst haben.
Das ist eine sehr gute Zusammenstellung ganz zentraler Punkte. Den Trottel für eine Laiengruppe will ein richtiger Priester nicht abgeben !