„Es gibt keine Anführer auf Lebenszeit in der Kirche“ – Papst Franziskus und die Charismatische Erneuerung


Papst Franziskus während der Ansprache des Vorsitzender der charismatischen Gemeinschaft "Rinnovamento nello Spirito"
Papst Fran­zis­kus wäh­rend der Anspra­che des Vor­sit­zen­der der cha­ris­ma­ti­schen Gemein­schaft „Rin­no­va­men­to nel­lo Spi­ri­to“, Sal­va­to­re Martinez

(Rom) Papst Fran­zis­kus nahm am 3. Juli an einem Tref­fen von Rin­no­va­men­to nel­lo Spi­ri­to, der größ­ten cha­ris­ma­ti­schen Gemein­schaft in der katho­li­schen Kir­che teil. Das Tref­fen fand auf dem Peters­platz statt. Der Papst mein­te in sei­ner Anspra­che an die 35.000 Anwe­sen­den, daß es in der Kir­che kei­ne Ämter auf Lebens­zeit geben dür­fe. Bei der Bericht­erstat­tung eini­ger katho­li­scher und welt­li­cher Medi­en konn­te der Ein­druck ent­ste­hen, der Papst habe auch über das Petrus­amt gespro­chen und damit eine zeit­li­che Befri­stung oder eine Alters­gren­ze ange­regt. Ein The­ma, das erst 2013 durch den uner­war­te­ten Amts­ver­zicht von Ppast Bene­dikt XVI. auf­ge­tre­ten ist. 

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Trotz unprä­zi­ser For­mu­lie­run­gen sei­ner teils spon­tan gehal­te­nen Anspra­che bezog sich das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt aber expli­zit auf Ämter der cha­ris­ma­ti­schen Gemein­de­er­neue­rung. Am Beginn die­ses Kapi­tels sei­ner Rede sprach Papst Fran­zis­kus davon, daß es „sehr wich­tig“ sei, einen „ande­ren Punkt“ zu klä­ren „in die­ser Strö­mung der Gna­de“, eine For­mu­lie­rung, mit der er auf dem Peters­platz mehr­fach die Cha­ris­ma­ti­ker in der katho­li­schen Kir­che ansprach. Der Papst sag­te nicht, was ihn kon­kret zu die­ser Ermah­nung bewo­gen hat.

Wört­lich sag­te das Kirchenoberhaupt:

„Es gibt noch einen ande­ren Punkt, den es sehr wich­tig ist, zu klä­ren in die­ser Strö­mung der Gna­de: jene die füh­ren. Es gibt, lie­be Brü­der und Schwe­stern, eine gro­ße Ver­su­chung für die Anfüh­rer – ich wie­der­ho­le es, ich bevor­zu­ge den Begriff Die­ner, die die­nen – ; und die­se Ver­su­chung für die Die­ner kommt vom Teu­fel, die Ver­su­chung, zu glau­ben, uner­setz­lich zu sein, wel­ches auch immer die Auf­ga­be ist. Der Teu­fel bringt sie dazu, jene sein zu wol­len, die kom­man­die­ren, jene, die im Mit­tel­punkt ste­hen und so, Schritt für Schritt, in eine Auto­ri­ta­ris­mus schlit­tern, in den Per­so­na­lis­mus und die im Geist erneu­er­ten Gemein­schaf­ten nicht leben las­sen. Die­se Ver­su­chung führt dazu, daß die Posi­ti­on jener, die sich für uner­setz­lich hal­ten, „ewig“ ist; eine Posi­ti­on, die immer eine Form von Macht hat oder über ande­ren zu ste­hen. Fol­gen­des ist für uns klar: „Der ein­zi­ge Uner­setz­li­che der Kir­che ist der Hei­li­ge Geist, und Jesus ist der ein­zi­ge Herr. Ich fra­ge Euch: Wer ist der ein­zi­ge Uner­setz­li­che in der Kir­che? [Platz: Der Hei­li­ge Geist!“] Und wer ist der ein­zi­ge Herr? [Platz: Jesus!] Sagen wir, daß der Herr Jesus der Herr ist, loben wir Jesus, laut! Jesus ist der Herr! Es gibt kei­ne ande­ren. In die­sem Sinn gab es trau­ri­ge Fäl­le. Man muß die Ämter zeit­lich befri­sten, die in Wirk­lich­keit Dien­ste sind. Eine wich­ti­ger Dienst der Anfüh­rer, der Lai­en-Anfüh­rer, ist es, das Wachs­tum, die geist­li­che und pasto­ra­le Rei­fung jener zu för­dern, die am Ende ihres Dien­stes ihr Amt über­neh­men wer­den. Für alle Dien­ste in der Kir­che ist es zweck­dien­lich, daß sie eine Befri­stung haben, es gibt kei­ne Anfüh­rer auf Lebens­zeit in der Kir­che. Das geschieht in einen Län­dern, wo es Dik­ta­tu­ren gibt. „Lernt von mir; denn ich bin gütig und von Her­zen demü­tig“ [Mt 11,29b]. Die­se Ver­su­chung, die vom Teu­fel ist, macht dich vom Die­ner zum Herrn, du ergreifst Besitz von jener Gemein­schaft, von die­ser Grup­pe. Die­se Ver­su­chung läßt dich auch in die Eitel­keit schlit­tern. Und es gibt vie­le Leu­te – wir haben die­se bei­den Zeug­nis­se gehört, von dem Paar und von Ugo – wie vie­le Ver­su­chun­gen gibt es, die eine Gemein­schaft lei­den las­sen und ver­hin­dern, das Gute zu tun; und sie wer­den eine Orga­ni­sa­ti­on, als wären sie eine NGO. Es ist die Macht, die uns dazu führt – ent­schul­digt, aber ich sage es: Wie­viel Anfüh­rer wer­den eit­le Pfaue? – die Macht ver­führt zur Eitelkeit.

Text: iusep­pe Nardi
Bild: CTV (Screen­shot)

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