
(Rom) Das Instrumentum laboris, das Dokument, das die Arbeitsgrundlage für die Bischofssynode über die Familie im kommenden Oktober sein wird, „zieht entschieden die Bremse“, so der Vatikanist Sandro Magister. Ihm war im Vorfeld der Veröffentlichung der Öko-Enzyklika Laudato Si nach mehr als 40jähriger Tätigkeit die Akkreditierung des vatikanischen Presseamtes entzogen worden. Trotz dieser Zurückhaltung im Vorbereitungspapier haben die Verfechter einer Änderung der „Glaubenslehre und/oder Praxis“, so Magister, keineswegs aufgegeben.
Ihr bekanntester Vertreter und römischer Wortführer, Kardinal Walter Kasper, verteidigte mit Nachdruck seinen Vorschlag in der Juli-Ausgabe der deutschen Jesuitenzeitschrift Stimmen der Zeit (siehe Kardinal Kasper und seine unrealistische „realistische Theologie der Ehe“) Kaspers Plädoyer wurde von Anhängern seiner These bereits in verschiedene Sprachen übersetzt und veröffentlicht.
„Ehebruch ist eine Ungerechtigkeit“ – Antwort auf Kardinal Walter Kasper
Geantwortet hat ihm prompt der spanische Priester und Moraltheologe Juan José Pérez-Soba Diez del Corral mit dem Aufsatz: „Der Ehebruch ist eine Ungerechtigkeit. Antwort auf Kardinal Walter Kasper“ (vollständiger Text). Pérez-Soba ist Professor am Päpstlichen Institut Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie der Lateranuniversität in Rom.
Die Zulassung zivilrechtlich wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion ist das meistdiskutierte Thema im Zusammenhang mit der Bischofssynode über die Familie. Die damit verbundenen Implikationen sind enorm. Es geht um die Frage, ob die katholische Kirche die Scheidung akzeptiert und damit – zwangsläufig – eine Zweit- oder Drittehe wie es bedingungslos seit der 68er-Revolution bei den historischen protestantischen Konfessionen der Fall ist und differenziert, aber auch in der Orthodoxie. Die katholische Kirche ist damit in der Christenheit die Bewahrerin von Christi Erbe und hat damit nicht nur für sich, sondern für die gesamte Christenheit eine besondere Verantwortung zu tragen. Über die Frage im engeren hinaus geht es zudem um eine Revolution im Verhältnis zwischen Gerechtigkeit, Wahrheit und Barmherzigkeit, die einseitig zugunsten der Letzteren verschoben werden soll.
Civiltà Cattolica als Sprachrohr der Kasperianer – Scharfe Replik von Kardinal Caffarra

In diesem Sinne äußerte sich vor kurzem die römische Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica, die mit dem Placet des Vatikans erscheint und deren Schriftleiter, Pater Antonio Spadro SJ, zum Kreis der engsten Vertrauten von Papst Franziskus gehört. Die Parteinahme zugunsten Kaspers, nicht die erste seit seiner Rede vor dem Kardinalskonsistorium Ende Februar 2014, erfolgte mit dem Leitartikel „Barmherzigkeit und Wahrheit“ durch den Philosophen, Anthropologen und Jesuiten Gian Luigi Brena.
Auf die Behauptungen Brenas folgte eine scharfe Replik von Kardinal Carlo Caffarra mit dem kritischen Kommentar „Barmherzigkeit und Wahrheit, ein falscher Gegensatz“.
Der Erzbischof von Bologna ist ein ausgewiesener Experte der Theologie der Familie. Er gehörte bereits zu den fünf Kardinälen, die kurz vor der ersten Synode 2014 auf Initiative von Kardinal Raymond Burke das Buch „In der Wahrheit Christi bleiben“ herausgaben, mit dem sie das Ehesakrament und die katholische Morallehre verteidigten.
„Von einer Priorität der Barmherzigkeit zu sprechen im Sinne, daß sie Ausnahmen von einem Gesetz rechtfertige, hat innerhalb einer legalistischen Konstruktion einen Sinn: in der ethischen Reflexion ist das ein abgeschlossenes Kapitel!“, so Kardinal Caffarra in seiner Antwort auf Pater Brena. Bei dieser Gelegenheit widerlegte der Kardinal auch die Thesen des Dominikaners Jean-Miguel Garrigues, mit dem Pater Spadaro ein Interview geführt hatte, das im Mai von der Civiltà Cattolica veröffentlicht wurde.
Kaspers Kronzeuge: der Kamaldulenser Gargano will vor Christus zurückkehren zu Moses

Kasper zitierte übrigens in den Stimmen der Zeit den Kamaldulenser Guido Innocenzo Gargano, außerordentlicher Professor für Neues Testament an der Päpstlichen Universität Urbaniana, Lehrbeauftragter am Päpstlichen Bibelinstitut und Anhänger der progressiven Schule von Bologna. Dieser behauptet mit einem Aufsatz im Urbaniana University Journal über die bisher geführte Diskussion zu Doktrin und Praxis im Rahmen der kirchlichen Tradition hinauszugehen oder besser zurückzugehen zur eigentlichen Quelle, nämlich Jesus Christus. Gargano vertritt den Standpunkt, daß im Himmel auch Platz für die „Hartherzigen“ sei, die Jesus im Zusammenhang mit der Mosaischen Scheidung nennt. Diese „Scheidung“ war allerdings in Wirklichkeit eine Entlassung, die einseitig dem Mann die Möglichkeit bot, seine Frau zu entlassen. Pater Gargano behauptet im Rückwärtsgang zurück vor Jesus Christus, daß auch über Jesus hinaus für die „Hartherzigen immer das Gesetz des Moses gilt“, so zusammenfassend Sandro Magister. Gargano stellte seine Retro-These, mit der er Moses dem Christus vorreihte, unter den Titel: „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“.
Die gewagten Thesen Garganos lösten eine Vielzahl heftiger Reaktionen aus, darunter auch von Sánchez Navarro, Professor für Neues Testament an der Katholischen Universität San Damaso von Madrid. Mit dem Artikel „‘Porneia‘: Eine Ausnahme für die Unauflöslichkeit?“.
Jesus habe der jüdischen Strömung der „gemäßigten Essener“ angehört
Gargano insistiert und legte einen neuen Text vor, mit dem er seinen Kritikern antwortet und sich in seinen eingeschlagenen ungewöhnlichen Weg noch mehr vertieft – oder verrennt. In einem Schreiben an den Vatikanisten Sandro Magister begründet Gargano seine These damit, mit der angenommenen Nähe Jesu zu einer bestimmten Strömung des damaligen Judentums, den „gemäßigten Essenern“, die sich auf zwei Gesetze stützten: auf ein festes, ewiges Gesetz, das „in den Sternen geschrieben steht“ und schon vor Abraham und Noah war, und dem nachgiebigeren, flexibleren Gesetz des Moses, das dem konkreten Menschen und dessen „Herzenshärte“ entgegenkam.
Am Anfang seines ausladenden Textes polemisiert Gargano gegen Kardinal Gerhard Müller, den Präfekten der Glaubenskongregation, der wegen seiner Verteidigung der Glaubenslehre und seiner einflußreichen Position das Hauptfeindbild aller Kasperianer geworden ist (das Schreiben Garganos wurde auszugsweise von Magister veröffentlicht).
„Für die ‚Hartherzigen‘ gilt immer das Mosaische Scheidungsgesetz“

Aus der Aussage Jesu, nicht gekommen zu sein, um das Gesetz des Mose aufzuheben, sondern es zu vollenden, sagt nun der Kamaldulenser Gargano, er sei zum Schluß gelangt, daß „Jesus nicht die Verstoßung, die Moses erlaubte, aufheben wollte, sondern wollte, daß man sich dieses Instruments bedient, um das vom Vater seit der Erschaffung von Mann und Frau gewollte Ziel zu erreichen“. Unbeantwortet bleibt unter anderem, woraus Gargano es ableitet, das exklusive Verstoßungsrecht der Männer bei Moses einfach auf Frauen ausweiten zu können. Insgesamt haftet dem Rückgriff auf ein „Entlassungsrecht“, das die Züge der Verstoßung trägt, eine Bitternis an, die Gargano aber nicht zu stören scheint.
Ob Gargano – im Gegensatz zu den anderen Kasperianern – mit seinem Versuch wirklich den Anspruch erheben kann, nicht dem Zeitgeist hinterherzulaufen, sondern sich ernsthaft um das „wahre Verständnis“ der Worte Jesu zu bemühen, darf bezweifelt werden.
Der von Kasper zitierte „Kronzeuge“ Gargano entwickelte die mens camaldulensis, mit der die Theologie durch „Weisheit“ überwunden werden soll. Jede Rückkehr zur monastischen Theologie unter welcher Form auch immer sei zu verhindern und durch eine monastische „Weisheit“ zu ersetzen. Im Licht der Ökumene seien die Heilige Schrift, die Väter, die anderen Konfessionen, die Juden und anderen Religionen, die Geschichte, letztlich das Leben in dieser Weisheit neu zu lesen und zu verstehen. Gargano vertritt damit eine Entdogmatisierung des Christentums und dessen Umwandlung in eine Weisheitslehre ohne Glauben. Das erklärt auch seinen Versuch einer Auflösung des christlichen Ehesakraments durch eine Rückkehr in die vorchristliche, mosaische Vergangenheit. Mit anderen Worten: Kardinal Kasper schmückt sich und seine „neue Barmherzigkeit“ mit welken Blüten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/NBQ/Settimo Cielo/Youtube
Nachfolgend eine Zusammenfassung einer Predigt von
Hw Pater Biffart von der Petrus-Bruderschaft; die Kernbotschaft: Nein zu einem „Evangelium light“:
-
Heute wird bedauerlicherweise zunehmend – um den Beifall der Menschen zu erheischen -
ein „Evangelium light“ vermittelt.
Dieses kennt die Aufforderung Christi zur Reue, Busse und Umkehr nicht mehr.
Doch sind gerade Letztere überhaupt erst die Bedingungen für die dann unermessliche Barmherzigkeit Christi.
Die Hirten haben denn die Pflicht, Alles zu verkünden – das gesamte hl. Evangelium -, um die Seelen auf den schmalen und steilen Weg zur Glückseligkeit zu führen.
Die gesamte Selbstoffenbarung. Zu dieser gehört
Barmherzigkeit
u n d
Gerechtigkeit.
Unser Herr und Gott Jesus Christus hat Seinen hl. Aposteln aufgetragen,
A l l e s
zu lehren, was Er ihnen offenbart hat.
-
28,19
Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,
Mt 28,20
und
lehrt sie, alles zu befolgen,
was ich euch geboten habe.
Seid gewiss:
Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
-
Eine dem Menschen vermittelte „Barmherzigkeit“ mit dessen Belassenwollen im Zustand der Sünde ist keine Offenbarung Gottes, vielmehr menschengebautes Mauerwerk.…
und wird somit ineinanderfallen.
Ein „Evangelium light“ aber – als Wegweiser für den breiten und bequemen Weg im Diesseits – ist ohne Kraft und Gnade, wirkungslos für das Seelenleben und letztendlich eine Tat von Mietlingen, denen der Ewigkeitszustand der Seelen gleichgültig ist..
Mietlinge, die die ihnen anvertraute Schafe dem reissenden Wolf überlassen,
dem Ränkeschmied Satan, dem Vater der Lüge.
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Es reicht. Weitere Versuche, hier Unklarheiten von dem oder jenem zu schaffen, sollten uns nicht mehr tangieren. Ich nehme das schon gar nicht mehr zur Kenntnis, was da zusammenfabuliert wird.
Natürlich gilt für die „Hartherzigen“ das Gesetz des Mose – keine Frage! Aber kein Hartherziger kann ins Himmelreich kommen. Der systematische Argumentationsfehler liegt hier!
Es ist wirklich wahr, dass dieses Wiederaufwärmen der menschenunwürdigen Verstoßungspraxis, die wesentlich einseitig funktionierte, auch dem Dialog zwischen Jesus und seinen Jüngern gerade entgegenläuft.
„Wenn die Sache des Mannes so steht“, lamentieren die Jünger auf Jesu strenge Rede hin – also dass ein Mann seine Frau NICHT verstoßen darf (!), „dann ist es nicht gut zu heiraten.“
Dieser Satz der Männer – und das sind die Erwählten Jesu (!) – ist der Blick in einen Abgrund der Sünde und führt vor Augen, wie gravierend dieser Punkt in Wahrheit ist.
Die Situation ist allerdings so beschämend für die Jünger, so knallhart vonseiten Jesu, der daraufhin seine Rede noch bekräftigt, so unendlich entlarvend für das harte Herz der Männer, dass da kein Spielraum mehr ist. Wer sich in der Illusion wiegt, er könne dem entgehen, lügt sich was vor oder beschönigt eben sein … hartes Herz. Jede Frau, die das mit unterstützt, ist von allen guten Geistern verlassen!
Der springende Punkt ist, dass ER selbst als Mann ins Fleisch kommen musste und kein Mann es sich seither erlauben dürfte, sich an Jesu Wort und Beispiel vorbeizumogeln. Dass dieses harte Herz sich tausend Schlupflöcher geschaffen hatte, um Jesu Anspruch doch zu entgehen und dabei fromm zu tun, ist allerdings keine Erfindung Kaspers. Immerhin ist das Thema aktiv in der Kirche seit Jahrhunderten – was man an den Häretikern und ihren „Neuerungen“, aber auch an der ausgedehnten Ehebruchspraxis ganzer Heerscharen katholischer Männer ablesen kann – bis hin zu Päpsten! – sehen kann.
Ich habe den verlinkten Porneia-Artikel überflogen und finde die Lesart, dass Jesus mit dem „es sei den wegen Ehebruch/Unzucht“ nicht meinte, ein Mann dürfe seine ehebrüchige Frau verstoßen (was wäre denn im umgekehrten Fall??!!), sondern dass ein Mann oder auch eine Frau in einer unzüchtigen Beziehung („Ehe ohne Trauschein“) nicht gebunden ist, weil das mit Ehe nichts zu tun hat! Nur in einem solchen Fall kann man den anderen entlassen, hier auch durch die Frau. Man kann aus der illegitimen Beziehung auch eine legitime machen, wenn das noch machbar ist.
Diese Lesart entspräche dem NT insgesamt und auch dem durchgehenden lehramtlichen Verständnis.
Wer heiratet, gibt dem anderen das Verfügungsrecht über den eigenen leib – das ist der springende Punkt, und Paulus hat das später dann – absolut unerhört und neu – wechselseitig formuliert, nicht nur für den „Besitzanspruch des Mannes“, sondern auch umgekehrt für den der Frau.
Dahinter steht aber, dass sich darin etwas ausdrückt, was wir vor lauter Moral vergessen: dass Jesus Christus uns, seiner Braut, einen Besitzanspruch auf Seinen heiligen Leib gegeben hat und ihn tatsächlich einlöst!
Wie kann man Jesus lieben wollen und dies nicht beachten?
Ich habe schon sehr viel Unsinn gelesen. Die Ausführungen wie folgt: Wer verheiratet ist, gibt dem anderen das Verfügungsrecht über den eigenen Leib“ übertreffen aber alles. Das ist einfach nur nur noch unterirdisch. Wer glaubt denn so etwas ? Nirgends in der Lehre wird so ein Unfug auch nur ansatzweise behauptet. Das ist nur noch schrecklich, wie man so etwas meinen kann.
Nicht alles, was man selbst nicht kapiert, ist deswegen „Unsinn“. es schadet nicht, gelegentlich zu prüfen und v.a. auch zu denken.
Lassen Sie sich den Blick weiten:
„Gegenstand des Vertrages, über den durch den Ehekonsens eine Einigung der Vertragspartner zu erfolgen hatte, war „das Recht auf den Leib im Hinblick auf Akte, die von sich aus zur Zeugung von Nachkommen geeignet sind.“
Aus diesem Recht und der Umschreibung dieses Rechtes als exklusiv und immerwährend ergaben sich folgende Vertragspflichten:
die Pflicht, dem Partner/der Partnerin zu zeugungsoffenem Geschlechtsverkehr zur Verfügung zu stehen, sooft der/die andere es zumutbarer- und moralisch erlaubterweise verlangt.“
https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/fb2/d‑praktischetheologie/kanonischesrecht/service/einfuehrung_vorlesung.pdf
Das ist normal und wurde früher als „eheliche Pflicht“ bezeichnet.
Das klingt natürlich in Katechismen oder auch CIC-Texten in der „Rechtssprache“ martialisch und ist in der Realität in einer normalen Ehe kein Problem, sondern entspringt dem gegenseitigen Wohlwollen und indivuellen Gepflogenheiten des Paares.
Eine einseitige Verweigerung dieses mit der Eheschließung gewährten Rechtes ist nach kirchlichem Recht, wenn sie dauerhaft geschieht, eine Sünde.
defendor@ Sie haben es erkannt und beschrieben. Die Kasperaner bieten alle Kräfte auf und grei-
fen nach jedem Strohhalm. Aber es hat den Vorteil, dass so die Mietlinge erkannt und entsprechend als Kirchenzerstörer eingeordnet werden können. Der vermeintliche Schachzug mit dem Mosesge-
setz für die Hartherzigen, ist durch Jesus in Bezug auf den Scheidebrief, klar definiert und gelehrt
worden. Kein katholischer Christ und sei er Papst, kann also an der Jesus-Weisung etwas ändern
oder verändern. Der Glaube sagt “ die Ehe wird im Himmel geschlossen “ ! Dagegen sagt Luther
“ die Ehe ist ein weltlich Ding „. Das sind die zwei Ebenen bei denen es keinen Mittelweg gibt.
Eine wirklich treffende Zusammenfassung.