![Bischof Giampaolo Crepaldi von Triest](https://www.katholisches.info/tawato/uploads/Bischof-Giampaolo-Crepaldi-von-Triest.jpg)
(Triest) „Die Welt scheint die Katholiken zu schätzen, die ihre Botschaft dem Laizismus anpassen, aber in Wirklichkeit verachtet sie sie“, sagte der Bischof von Triest, Msgr. Giampaolo Crepaldi in einem Interview der katholischen Wochenzeitung Vita nuova von Triest.
„Um auch zu Nicht-Katholiken zu sprechen, darf sich die Soziallehre nicht laizisieren, das heißt, sie darf nicht die Verbindung zur Ganzheit des katholischen Glaubens abschneiden. Sie muß vielmehr das genaue Gegenteil davon tun.“ Anlaß für das Interview war die Einweihung einer Schule der kirchlichen Soziallehre im Bistum Triest. Von 2001–2009 war Bischof Crepaldi Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden an der Römischen Kurie. Als solche wirkte er maßgeblich am Kompendium der Soziallehre der Kirche mit. 2009 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Triest.
Msgr. Crepaldi erinnerte an ein Wort das Benedikt XVI. in Portugal sagte: „Wir sorgen uns um die Präsenz der Katholiken im sozialen und politischen Leben, während inzwischen der Glaube in unseren Ländern erlischt.“ Daher, so der Bischof, müßten Evangelisierung und Soziallehre der Kirche Hand in Hand gehen, „denn die Soziallehre der Kirche ist ein Instrument der Evangelisierung. Auch sie verkündet Christus und gehört damit zum Glaubensangebot, das die Kirche – aufgrund ihres missionarischen Charakters – allen macht. Die Soziallehre der Kirche und der sich daraus ergebende Einsatz müssen von der Ganzheit des katholischen Glaubens genährt werden. Der katholische Glauben wiederum braucht die Soziallehre der Kirche damit ihre Verkündigung auch öffentlich und nicht nur privat ist.“
„Eine von den dogmatischen Wahrheiten losgelöste kirchliche Soziallehre wir gefühllos und trocken“
Die Soziallehre der Kirche stehe in enger Beziehung mit den dogmatischen Wahrheiten, „die Gott zu unserer Rettung offenbart hat. Das sind keine abstrakten und theoretischen Wahrheiten, sondern drücken die Wirklichkeit des göttlichen Lebens aus, an der wir Anteil haben. Wird die Soziallehre der Kirche von ihnen losgelöst, wird sie gefühllos und trocken.“
Daß Gott „das Universum erschaffen hat, ist eine Wahrheit unseres Glaubens. Heute ist viel die Rede von einem ökologischen Problem. Auch die Soziallehre der Kirche spricht darüber, besonders im Kompendium, aber ohne das Problem vom Schöpfergott zu lösen. Akzeptiert man eine Loslösung, wird das Verständnis von Natur ärmer, da es keine umfassende Bedeutung mehr zum Ausdruck bringt.
Ein zweites Beispiel: Das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Es scheint, als wäre der kirchlichen Soziallehre nichts ferner als dieses Dogma. Keineswegs. Die Verkündigung dieses Dogmas hat definitiv jede Form von Naturalismus ausgeschlossen, jenes Denken, daß die menschliche Natur sich selbst das Heil verschaffen könnte.
Auch heute denkt der Mensch, ohne Gott auskommen zu können und leugnet, eine durch die Erbsünde korrumpierte Natur zu haben. Wenn man so denkt, wird auch die Soziallehre der Kirche sinnlos, da der Mensch sich ja angeblich aus eigener Kraft retten könne. Die Unbefleckte Empfängnis bekräftigt, daß der Zweck der Welt die Verherrlichung Gottes und der Sieg über die Sünde und das Böse ist, und diesem Zweck ist auch die Soziallehre der Kirche zugeordnet.“
„Welchen Nutzen hätte ein Ungläubiger, mit Katholiken zu reden, die ihren Glauben amputieren?“
Bischof Crepaldi widersprach der Behauptung, es bestehe die Gefahr, die Soziallehre der Kirche in der Kirche „einzuschließen“ nur für jene, die den katholischen Glauben in seiner Ganzheit akzeptieren: „Viele denken so. Die Soziallehre der Kirche, sagen sie, müsse sich anpassen, laizisieren, um auch jene ansprechen zu können, die nicht katholisch sind. Doch um auch zu Nicht-Katholiken zu sprechen, darf sich die Soziallehre nicht laizisieren, das heißt, sie darf nicht die Verbindung zur Ganzheit des katholischen Glaubens abschneiden. Sie muß vielmehr das genaue Gegenteil davon tun.“
Als konkretes Beispiel nannte der Bischof: „Wäre ich ein ungläubiger Laizist, dann würde ich wollen, daß die Christen auf den öffentlichen Plätzen ihre Wahrheit ganz sagen und nicht, daß sie sie amputieren, indem sie sie laizisieren. Denn welchen Nutzen könnte ich, Laizist, andernfalls aus dem Dialog mit den Katholiken haben? Wenn die Katholiken, um mit mir sprechen zu können, ihre geoffenbarte Glaubenslehre beiseite lassen müssen, indem sie Laizisten werden wie ich, warum sollte ich dann überhaupt mit ihnen reden? Die Welt scheint die Katholiken zu schätzen, die ihre Botschaft dem Laizismus anpassen, aber in Wirklichkeit verachtet sie sie.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vita Nuova (Screenshot)
Danke für die Bereitstellung dieser hervorragenden Stellungnahme!
Besonders der Bezug auf die Immaculata Conceptio ist bemerkenswert.
In Zeiten wie diesen ist ein Bischofswort dieser Qualität sehr erfreulich. Es steht natürlich zu befürchten, daß ein dermaßen freimütig sprechender Bischof bald schon Geschichte sein könnte.
Es ist sehr gut, dass der Bischof die Soziallehre klar im Kontext zu den Wahrheiten des Glaubens sieht, die nun einmal in Dogmen niedergelegt sind. Solche Hirten braucht die Kirche und ich denke hierbei nicht zuletzt an die deutschen Diözesen.
„Das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Es scheint, als wäre der kirchlichen Soziallehre nichts ferner als dieses Dogma. Keineswegs. Die Verkündigung dieses Dogmas hat definitiv jede Form von Naturalismus ausgeschlossen, jenes Denken, daß die menschliche Natur sich selbst das Heil verschaffen könnte.“
Das und noch vieles andere steckt in diesem Dogma, diesem so „modernen“ Dogma, und beantwortet einige Zeitfragen exakt – auch die nach dem beginn des Lebens im Mutterleib.
Im Zeichen der Ökumene meint man immer dem Gegenüber nicht zuviel zumuten zu müssen, so
dass oft Glaubenswahrheiten, wenn überhaupt, verkürzt behandelt werden. Oder man bewegt sich
auf der Ebene von Halbwahrheiten und Halbwahrheiten kommen nicht von Gott. Diese zweifelhafte
Kunst beherrschen die meisten Bischöfe, um bei den Leuten gut anzukommen. So wird der Glaube
oberflächlich und ohne Profil, einfach verwässert. Deshalb ist es unbedingt notwendig, wenn hier Bischof Crepaldi deutlich macht, dass die heute so geschundene “ Soziallehre “ unbedingt zum
Glaubensverständnis gehört und von ihr nicht getrennt werden kann.
Der Offenbarung und den Gesetzen Gottes gehorchen wir, nicht um vor Nicht-Katholiken überzeugender dastehen zu können, sondern aus Gottesfurcht und Liebe zu Gott.