(Bagdad) Patriarch Louis Raphaà«l I. Sako von Babylonien, Oberhaupt der mit Rom unierten Chaldäisch-Katholischen Kirche hat seinen Rücktritt angeboten, um den Weg zur Wiedervereinigung der drei Konfessionen frei zu machen, die sich auf die ostsyrische Tradition der alten Kirche des Ostens berufen.
Die kirchlichen Hierarchien aller drei Kirchen sollten auf Null gesetzt werden, um die Vereinigung und die Bestimmung eines neuen gemeinsamen Patriarchen zu ermöglichen. Die alte Kirche des Ostens geht auf die frühchristliche Evangelisierung östlich des Tigris zurück. Die Kirche des Ostens brachte als erste die Botschaft Jesu Christi nach Persien, Indien und bis nach China.
1553 wurde mit Jean-Simon Sulaka der erste mit Rom unierte chaldäische Patriarch ernannt. Seit westliche Mächte militärisch im Zweistromland, dem heutigen Irak, intervenieren, erleidet die Kirche einen unaufhaltsam scheinenden Aderlaß. Je stärker die Militärinterventionen des Westens, desto unhaltbarer wurde die Position der Christen in ihrer Heimat. Sie werden verfolgt, dezimiert, vertrieben und wer kann wandert aus.
Assyrische Kirche des Ostens vorwiegend eine Diasporakirche
Das gleiche Schicksal erleben die beiden anderen Konfessionen. Die Assyrische Kirche des Ostens lebt heute fast nur mehr in ihren blühenden Gemeinschaften in den USA, Westeuropa und Ozeanien. Wegen der Verfolgung der Assyrer durch moslemische Kurden und Araber und des Massakers von Semile, bei dem mehrere Tausend Assyrer getötet wurden, lebt der assyrische Katholikos des Patriarchats der Berge seit 1940 im Exil in den USA. Diese orientalisch-orthodoxe Kirche befindet sich derzeit in einer Übergangsphase, da Katholikos Dinkha IV. Khanania im vergangenen März gestorben und die Entscheidung über die Nachfolge auf September vertagt wurde. Die Kirche überlegt die Rückverlegung des Patriarchensitzes von Chicago in den Irak, konkret nach Erbil in Kurdistan.
1964 Abspaltung der assyrischen Christen im Irak
Wegen der Exil-Situation des Patriarchen spaltete sich von der Assyrischen Kirche des Ostens 1964 der irakische Teil ab, der sich seither Alte Assyrische Kirche des Ostens nennt. Wegen Flucht und Auswanderung verfügt auch sie heute über Diasporagemeinden im Westen und anderen Staaten des Nahen Ostens. Katholikos der assyrischen Christen im Irak ist seit 1970 Patriarch Addai II. mit Sitz in Bagdad.
Der Vorschlag von Patriarch Louis Raphaà«l I. Sako sieht die Vereinigung zu einer kirchenrechtlich eigenständigen, aber mit Rom unierten Kirche vor. Seinen Vorschlag begründet der Patriarch vor allem mit der gemeinsamen Bedrohung der Christen im Irak. Es gebe Zweifel, ob die abgewanderten Christen wieder in den Irak zurückkehren werden, da die Lage völlig unklar sei. Vor allem wisse man nicht, wie es mit dem Islamischen Staat (IS) weitergehen werde, der ein erklärter Todfeind der Christen im Nahen Osten ist.
Gemeinsame „Kirche des Ostens“ in voller Gemeinschaft mit Rom
Der Name der neuen Kirche solle einfach „Kirche des Ostens“ lauten. Was die Anerkennung des Papstes in Rom anbelangt, verweist Louis Raphaà«l I. Sako auf die 1994 von Papst Johannes Paul II. und Katholikos Dinkha IV. unterzeichnete gemeinsame christologische Erklärung, daß die Assyrische Kirche des Ostens und die katholische Kirche denselben Glauben an Jesus Christus bekennen. Ebenso wurde festgehalten, daß die alten christologischen Kontroversen zum größten Teil Mißverständnissen geschuldet waren.
Seit 2013 finden auf Initiative von Patriarch Louis Raphaà«l I. Sako Annäherungsgespräche statt, die vom verstorbenen Katholikos Dinkha IV. begrüßt wurden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Mission chaldeene
Während die Katholiken und Orthodoxen des Nahen Ostens in ihrer Heimat wie auch im Exil Not leiden, leidet das eigentliche administrative Zentrum der Christenheit, der Vatikan, eine noch nie da gewesene geistliche Not. Ein Franziskus biedert sich beispielsweise mit Laudato si’ der Welt an, obwohl es existenzbedrohende Probleme im weltweiten Katholizismus gibt.
Das ist kompliziert – der Nestorianismus ist nicht einfach bloß ein „Missverständnis“. Aber bei Johannes Paul II. war so manches ernsthafte Thema bloß noch ein Missverständnis und wurde von Allversöhnungsphantasien verschluckt.
Weswegen sich in der alten Kirche ganze Brüche ergaben, kann man heute mal kurz ein Abkommen machen, das alles im Tiefflug übersurft.
Hier kommen so viele Dinge zusammen – der historische regionale Konflikt mit dem Nestorianismus, die desolate Lage in Rom und dann das Drama mit dem IS…
Was soll man da noch sagen?!
Die dortigen Ostkirchen werden wohl besser als wir wissen, was geht und was nicht geht. Dass Jpohannes Paul II nicht der größte Theologe unserer Zeit war, kann gut angehen. Wie man sich ein Übersurfen im Tiefflug vorstellen soll, bleibt mir indes verschlossen. Vielleicht weiß das der Kuckuck ?
Der Nestorianismus ist auch in dieser Kirche nicht Lehre. Da irrt Frau Zeitschnur.