Papstkuß für Waldenserbibel – Papst Franziskus, Don Bosco und die Waldenser


Papst Franziskus küßt Waldenserbibel
Papst Fran­zis­kus küßt Waldenserbibel

(Turin) Am ver­gan­ge­nen Mon­tag, 22. Juni, besuch­te Papst Fran­zis­kus am Tag nach sei­ner Pil­ger­schaft zum Grab­tuch von Turin die Haupt­kir­che der Wal­den­ser in der pie­mon­te­si­schen Hauptstadt.

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Dabei kam es zu einer Sze­ne, die foto­gra­fisch fest­ge­hal­ten wur­de. Die Wal­den­ser­pa­sto­ren über­reich­ten Papst Fran­zis­kus ihre Bibel, die der Papst vor den Augen aller küßte.

Ein „beun­ru­hi­gen­des“ Bild, so Chie­sa e post­con­ci­lio. „Was sagt der gro­ße Kate­chis­mus des hei­li­gen Pap­stes Pius X., Nr. 887: Was müß­te ein Christ tun, wenn ihm von einem Pro­te­stan­ten oder von einem Abge­sand­ten der Pro­te­stan­ten eine Bibel ange­bo­ten wird? Ant­wort: Wenn einem Chri­sten von einem Pro­te­stan­ten oder einem Abge­sand­ten der Pro­te­stan­ten eine Bibel ange­bo­ten wird, muß er sie mit Abscheu zurück­wei­sen, weil sie von der Kir­che ver­bo­ten ist; wenn er sie ange­nom­men hät­te, ohne dar­auf zu ach­ten, muß er sie als­bald ins Feu­er wer­fen oder sei­nem Pfar­rer ablie­fern.“ Soweit Radio Spa­da zur Epi­so­de. Was Pius X. hier den Chri­sten emp­fiehlt, tat der hei­li­ge Johan­nes Bos­co, indem er sich den Wal­den­sern entgegenstellte.

„Unchristliches, unmenschliches Verhalten“ der katholischen Kirche ?

Papst Fran­zis­kus betrat als erstes katho­li­sches Kir­chen­ober­haupt einen Wal­den­ser­tem­pel. Gewiß ein histo­ri­scher Moment. In sei­ner Anspra­che an die Wal­den­ser zitier­te das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt die Hei­li­ge Schrift und das – wie aus­drück­lich ver­merkt wur­de – in einer „inter­kon­fes­sio­nel­len Fassung“.

Fran­zis­kus ent­schul­dig­te sich bei den Wal­den­sern für alles, was ihnen durch Katho­li­ken ange­tan wur­de: „Von Sei­ten der katho­li­schen Kir­che bit­te ich Euch um Ver­ge­bung für die unchrist­li­chen, ja sogar unmensch­li­chen Ein­stel­lun­gen und Hand­lun­gen, die wir in der Geschich­te gegen Euch hat­ten. Im Namen des Herrn Jesus Chri­stus, ver­gebt uns!“

„Papst hat Mauer des Häresievorwurfes überwunden“

Kahles Inneres der Waldenerkirche von Turin
Kah­les Inne­res der Wal­de­ner­kir­che von Turin

Der Mode­ra­tor der Wal­den­ser­ta­fel, Pastor Euge­nio Ber­nar­di­ni ant­wor­te­te dar­auf: „Der Papst hat eine Mau­er über­wun­den, die vor acht Jahr­hun­der­ten errich­tet wur­de, als unse­re Kir­che von der römi­schen Kir­che der Häre­sie beschul­digt und exkom­mu­ni­ziert wur­de.“ Der Papst wider­sprach nicht.

Die Wal­den­ser ent­stan­den als pau­pe­ri­sti­sche Bewe­gung im Lyon des 12. Jahr­hun­derts aus den Leh­ren des Kauf­manns Petrus Val­des. Sie ver­stan­den sich als Ant­wort auf die damals von der römi­schen Kir­che aus­ge­üb­te welt­li­che Macht. Heu­te wer­den sie all­ge­mein als cal­vi­ni­stisch aus­ge­rich­te­te Pro­te­stan­ten bezeich­net. Sie beken­nen eine gan­ze Rei­he von Irr­tü­mern, die Ähn­lich­kei­ten mit den Dona­ti­sten auf­wei­sen. Der hei­li­ge Augu­sti­nus sag­te von die­sen Häre­ti­kern: „In vie­len Punk­ten sind die Häre­ti­ker mit mir, in eini­gen ande­ren nicht; aber wegen die­ser weni­gen Punk­te, in denen sie sich von mir tren­nen, nützt es ihnen nichts, in allem ande­ren mit mir zu sein“ (In Psa. 54, Nr. 19, PL 36, 641).

Histo­risch ist auch von Bedeu­tung, daß etwa die Hälf­te der Anhän­ger im 19. Jahr­hun­dert Libe­ra­le und Frei­mau­rer waren, die aus der katho­li­schen Kir­che zu den Wal­den­sern über­wech­sel­ten. Die­ser Umstand und ihre libe­ra­le Gesin­nung führ­te dazu, daß sie trotz ihrer gerin­gen Zahl in staats­tra­gen­den Krei­sen Turins eini­ges an Gewicht besaßen.

Pius XI. gegen die „Panchristen“

In Mor­ta­li­um Ani­mos schrieb der seli­ge Papst Pius XI. 1928:

„So und ähn­lich reden in stol­zer Spra­che jene, die man Pan­chri­sten nennt. Man glau­be nicht, es hand­le sich bei ihnen nur um ver­ein­zel­te klei­ne Grup­pen. Im Gegen­teil: sie sind zu gan­zen Scha­ren ange­wach­sen und haben sich zu weit­ver­brei­te­ten Gesell­schaf­ten zusam­men­ge­schlos­sen, an deren Spit­ze meist Nicht­ka­tho­li­ken der ver­schie­den­sten reli­giö­sen Bekennt­nis­se ste­hen. Ihr Begin­nen för­dern sie inzwi­schen so tat­kräf­tig, daß es weit­hin die Zustim­mung des Vol­kes gefun­den hat. Ja, ihre Arbeit hat sogar vie­le Katho­li­ken ange­zo­gen und begei­stert, die sich der Hoff­nung hin­ge­ben, auf die­sem Wege las­se sich eine Ein­heit her­bei­füh­ren, wie sie auch wohl den Wün­schen der hei­li­gen Mut­ter, der Kir­che, ent­spricht. Liegt doch der hei­li­gen Kir­che nichts mehr am Her­zen, als die ver­lo­re­nen Söh­ne wie­der in ihren Mut­ter­schoß zurück­zu­ru­fen und heim­zu­füh­ren. Unter die­sen ‚Über­aus ver­locken­den und ein­schmei­cheln­den Wor­ten ver­birgt sich aber ein schwe­rer Irr­tum, der die Grund­la­ge des katho­li­schen Glau­bens voll­stän­dig zer­stört und unter­gräbt. […] Es hat zwar den Anschein, als ob die Pan­chri­sten, die sich um die Wie­der­ver­ei­ni­gung der Kir­che bemü­hen, das erha­be­ne Ziel ver­folg­ten, die Lie­be unter allen Chri­sten zu ver­brei­ten. Wie könn­te aber die Lie­be zu einer Schä­di­gung des Glau­bens füh­ren? Wir wis­sen doch alle, daß selbst Johan­nes, der Apo­stel der Lie­be, der in sei­nem Evan­ge­li­um wohl die inner­sten Geheim­nis­se des hei­lig­sten Her­zens Jesu geof­fen­bart hat, und der den Sei­nen das neue Gebot ‚Lie­bet ein­an­der‘ immer wie­der in Erin­ne­rung brach­te, streng jeden Ver­kehr mit denen ver­bo­ten hat, die Chri­sti Leh­re nicht rein und unver­fälscht beken­nen: ‚Kommt einer zu euch und bringt die­se Leh­re nicht mit, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und bie­tet ihm kei­nen Gruß‘. Weil also die Lie­be nur auf der Grund­la­ge eines rei­nen und unver­fälsch­ten Glau­bens auf­bau­en kann, müs­sen die Jün­ger Chri­sti durch die Ein­heit des Glau­bens als dem vor­züg­lich­sten Band mit­ein­an­der ver­bun­den werden.“

Don Bosco und seine Verfolgung durch die Waldenser

Don Bosco
Don Bos­co

Da Papst Fran­zis­kus in Turin einen Wal­den­ser­tem­pel besuch­te, ist an den hei­li­gen Johan­nes Bos­co zu erin­nern, der in die­ser Stadt Gro­ßes gewirkt hat. So Gro­ßes, daß Fran­zis­kus auch dem von Don Bos­co in Val­doc­co in Turin gegrün­de­ten Zen­trum des Sale­sia­ner-Ordens mit der gro­ßen Kir­che Maria, Hil­fe der Chri­sten einen Besuch abstat­te­te. Der Hei­li­ge leb­te von 1815 – 1888 und erleb­te damit die Zeit der ita­lie­ni­schen Eini­gungs­be­we­gung, die 1870 den Kir­chen­staat zer­trüm­mern sollte.

Das König­reich Sar­di­ni­en-Pie­mont mit sei­ner kir­chen­feind­lich-frei­mau­re­ri­schen Staats­dok­trin berei­te­te dem pie­mon­te­si­schen Hei­li­gen gro­ße Schwie­rig­kei­ten. Als die staat­li­che Ver­fol­gung end­lich nach­ließ, begann jene der Wal­den­ser, die sich ganz in den Dienst des neu­en König­rei­ches gestellt hat­ten. Sie ent­fal­te­ten eine rege Pro­pa­gan­da­tä­tig­keit in Turin, mit der sie Don Bos­co angrif­fen und in der Öffent­lich­keit zu dis­kre­di­tie­ren such­ten. Schließ­lich for­der­ten sie ihn selbst­si­cher zu theo­lo­gi­schen Dis­pu­ten her­aus. Alle Wal­den­ser­füh­rer Turins tra­ten gegen den Hei­li­gen auf, unter­la­gen jedoch. Schließ­lich boten sie den bekann­te­sten ihrer Pasto­ren, Jean Pierre Meil­le aus dem okzita­ni­schen Luzer­na e San Jan in Piemont.

Das Streitgespräch mit dem bekanntesten Waldenserpastor Meille

Sie­ben Stun­den dau­er­te das Streit­ge­spräch in Val­doc­co, bis es mit einer komi­schen Sze­ne ende­te. Don Bos­co hat­te es mit der Ver­nunft, mit der Geschich­te und mit der latei­ni­schen Hei­li­gen Schrift ver­sucht. Doch Meil­le woll­te sich nicht geschla­gen geben und mein­te schließ­lich, daß die latei­ni­sche Bibel nicht genü­ge, man müs­se den grie­chi­schen Text her­an­zie­hen. Don Bos­co stand auf, ging zum Bücher­schrank, hol­te eine grie­chi­sche Bibel und leg­te sie dem Wal­den­ser­pa­stor hin mit den Wor­ten: „Hier, mein Herr, der grie­chi­sche Text. Schla­gen Sie ruhig nach, Sie wer­den fest­stel­len, daß er voll­kom­men mit dem latei­ni­schen Text über­ein­stimmt.“ Meil­le hat­te geblufft, um sich nicht geschla­gen geben zu müs­sen. Er ver­füg­te über kei­ner­lei Grie­chisch-Kennt­nis­se, wes­halb er das Buch sei­ten­ver­kehrt zu Hand nahm und dar­in blät­ter­te. Als Don Bos­co es ihm umdreh­te, war er bloß­ge­stellt, bekam einen hoch­ro­ten Kopf, sprang auf und stürm­te aus dem Saal. Das Streit­ge­spräch war beendet.

Dar­auf­hin änder­ten sie ihre Vor­ge­hens­wei­se. An einem Sonn­tag im August 1853 kamen zwei Män­ner und such­ten den Hei­li­gen auf, einer von ihnen war ein Wal­den­ser-Pastor, wie sich spä­ter her­aus­stell­te. Sie schmei­chel­ten Don Bos­co und boten ihm schließ­lich eine beträcht­li­che Sum­me Geld, mit der Ankün­di­gung, daß er noch viel mehr davon bekä­me, wenn er statt Bücher über Reli­gi­on zu schrei­ben, sich der Geschichts­wis­sen­schaft zuwen­den wür­de, denn damit kön­ne er Wert­vol­les tun. Don Bos­co lehn­te empört ab, wor­auf ihn die bei­den Män­ner beschimpf­ten und schließ­lich sogar bedroh­ten: „Wenn Sie das Haus ver­las­sen, sind Sie sich sicher, wie­der zurückzukehren?“

„Katholische Priester sind für die Ehre Gottes und das Wohl der Seelen auch bereit zu sterben“

Johan­nes Bos­co ant­wor­te­te ihnen: „Wie ich sehe, schei­nen Sie nicht zu wis­sen, wer ich bin: Ich bin ein katho­li­scher Prie­ster und katho­li­sche Prie­ster sind für die Ehre Got­tes und das Wohl der ihnen anver­trau­ten See­len auch bereit zu ster­ben.“ Die bei­den Män­ner woll­ten den Hei­li­gen dar­auf­hin tät­lich angrei­fen. Don Bos­co ergriff einen Stuhl und sag­te: „Wenn ich Gewalt anwen­den woll­te, hät­te ich schon die Kraft, Sie die­sen Haus­frie­dens­bruch spü­ren zu las­sen. Die Kraft des Prie­sters liegt aber in Geduld und Ver­ge­bung. Ich den­ke also, daß es Zeit ist, die­ses Gespräch zu been­den.“ In die­sem Augen­blick öff­ne­te sich die Tür und Giu­sep­pe Buz­zet­ti, ein treu­er Mit­ar­bei­ter Don Bos­cos stand in der Tür. Der Hei­li­ge sag­te in aller Ruhe zu ihm: „Beglei­te die Her­ren bis zum Gitter!“

Die Wal­den­ser grif­fen dar­auf zu ande­ren Mit­teln der Ver­fol­gung. Eines Abends wur­de Don Bos­co zu einem Kran­ken geru­fen, um ihm die Beich­te abzu­neh­men. Im Haus fand er eine Grup­pe von Män­nern vor, die ihm schmei­chel­ten und dräng­ten, mit ihnen ein Glas Wein zu trin­ken. Don Bos­co bemerk­te jedoch, daß sein Glas aus einer ande­ren Fla­sche gefüllt wur­de, als die Glä­ser der anwe­sen­den Män­ner. Als er sich wei­ger­te, hiel­ten ihn zwei der Män­ner fest, wäh­rend die ande­ren ihm den Wein gewalt­sam ein­flö­ßen woll­ten. Er griff in der miß­li­chen Lage zu einer List: „Wenn Ihr unbe­dingt besteht, dann trin­ke ich, aber laßt mich frei, sonst wird der Wein nur ver­schüt­tet“. Als sie ihn frei­lie­ßen, sprang er schnell zur Tür, riß sie auf und rief die vier jun­gen Bur­schen her­ein, die ihn zu sei­nem Schutz beglei­tet hat­ten. Die Män­ner lie­ßen ange­sichts der ver­än­der­ten Lage von ihrem Vor­ha­ben ab. Don Bos­co bat einen Freund, sich über die Hin­ter­grün­de die­ses Angriffs zu erkun­di­gen. Es stell­te sich her­aus, daß die Män­ner in dem Haus bezahlt wor­den waren, den Hei­li­gen zu vergiften.

Mordanschläge gegen Don Bosco

Zu einem Ster­ben­den geru­fen, lau­er­te dem Hei­li­gen bald dar­auf eine Grup­pe von mit Knüp­peln bewaff­ne­ten Män­nern auf, die Don Bos­co erschla­gen soll­ten. Da die Angrei­fer das Licht aus­ge­macht hat­ten, konn­te sich der Hei­li­ge zunächst mit einem Tisch schüt­zen. Durch den Lärm alar­miert, kamen ihm sei­ne vier getreu­en Beglei­ter zu Hil­fe, so daß er aus dem Haus heil entkam.

Die Pro­te­stan­ten woll­ten nun Fak­ten: An einem Janu­ar-Nach­mit­tag 1854 bekam Don Bos­co Besuch von zwei Män­nern. Sie for­der­ten ihn auf, die Publi­ka­ti­on katho­li­scher Schrif­ten ein­zu­stel­len oder sonst wer­de man es ihm ein­stel­len. Als die Dro­hun­gen den Hei­li­gen nicht beein­druck­ten, sag­ten die Män­ner zu ihm: „Ent­we­der Sie tun es oder Sie sind tot“. Dabei zogen sie Pisto­len und hiel­ten sie dem Hei­li­gen auf die Brust. „Dann schie­ßen Sie!“ schleu­der­te ihnen Don Bos­co mit kräf­ti­ger Stim­me ent­ge­gen. Gio­van­ni Caglie­ro, ein Ver­trau­ter des Hei­li­gen, hat­te den Män­nern nicht getraut und war ihnen daher aus eige­ner Initia­ti­ve bis vor das Zim­mer Don Bos­cos gefolgt. Er stürz­te nun mit lau­ten „Hilfe“-Rufen ins Zim­mer, was die bei­den Angrei­fer so über­rasch­te, die den Hei­li­gen ein­schüch­tern woll­ten, daß sie die Pisto­len schnell ver­steck­ten und aus dem Zim­mer rannten.

Trotz der vie­len Angrif­fe auf sein Leben, trug der Hei­li­ge nie Waf­fen und gebrauch­te auch nie Gewalt. Er über­ließ sich ganz der Vor­se­hung, die ihn schütz­te. Dazu gehör­te auch der „Graue“, ein kräf­ti­ger gro­ßer Hund, der den hei­li­gen Don Bos­co mehr­fach aus gefähr­li­chen Situa­tio­nen befreite.

Don Boscos Bemühung um einen abgefallenen Priester, der Waldenserpastor wurde

Ver­ge­glich war hin­ge­gen das Bemü­hen von Johan­nes Bos­co um den katho­li­schen Prie­ster Lui­gi De Sanc­tis. Der Römer De Sanc­tis gehör­te dem Kamil­lia­ner­or­den an, war Pro­fes­sor der Theo­lo­gie und ein bekann­ter Pfar­rer im Rom der 1830er Jah­re. Im Revo­lu­ti­ons­jahr 1848 kehr­te De Sanc­tis jedoch der katho­li­schen Kir­che den Rücken, ver­ließ sei­nen Orden und sei­ne Pfar­rei und ging nach Mal­ta. Dort wur­de er Pro­te­stant und hei­ra­te­te. Wenig spä­ter wur­de er Vikar von Pastor Meil­le in Turin und betei­lig­te sich an der anti­ka­tho­li­schen Zeit­schrift „Das evan­ge­li­sche Licht“, die vor allem gegen Don Bos­co gerich­tet war. Als es inner­halb der Wal­den­ser zu Kon­flik­ten kam, wur­de De Sanc­tis Cal­vi­nist, was ihn sei­ne Stel­le bei den Wal­den­sern koste­te und ihn in eine schwe­re Kri­se stürzte.

Don Bos­co nahm am 17. Novem­ber 1854 Kon­takt mit De Sanc­tis auf. Er ver­such­te, dem abge­fal­le­nen Prie­ster den Weg zurück in die katho­li­sche Kir­che zu bah­nen. Der Schritt mag erstau­nen, immer­hin war De Sanc­tis ein „Ver­rä­ter“ und hat­te zahl­rei­che Schrif­ten gegen die katho­li­sche Kir­che ver­faßt, vor allem Angrif­fe gegen das Beicht­sa­kra­ment. Doch Don Bos­co war vom extra eccle­si­am nulla salus über­zeugt. Ihm ging es um die Ret­tung der See­len der Menschen.

Tat­säch­lich ant­wor­te­te De Sanc­tis. Dar­aus ergab sich ein inten­si­ver Brief­wech­sel, der erhal­ten geblie­ben ist. „Sie kön­nen sich gar nicht die Wir­kung vor­stel­len, die Ihr so freund­li­cher gest­ri­ger Brief auf mich hat­te. Ich hät­te mir nie vor­stel­len kön­nen, daß es so viel Groß­her­zig­keit und so viel Freund­lich­keit in einem Mann gibt, der mein offe­ner Feind ist. Machen wir uns nichts vor. Ich bekämp­fe Ihre Prin­zi­pi­en und Sie bekämp­fen mei­ne Prin­zi­pi­en, doch wäh­rend Sie mich bekämp­fen, zei­gen Sie mir, mich auf­rich­tig zu lieben …“

Don Bos­co, der über­zeugt war, daß in einem abge­fal­le­nen Prie­ster größ­te Gewis­sens­not herr­schen müs­se, wes­halb er ihm mit sei­ner Freund­schaft die Hand rei­chen woll­te, wur­de jedoch ent­täuscht. Ein hal­bes Jahr spä­ter nahm De Sanc­tis sei­ne Angrif­fe gegen die katho­li­sche Kir­che wie­der auf, ging nach Flo­renz, kehr­te dort in die Wal­den­ser­kir­che zurück und starb als Wal­den­ser 1869. Don Bos­co soll­te von einem „ver­här­te­ten Herz“ und einem „ver­dun­kel­ten Intel­lekt“ spre­chen, die den ehe­ma­li­gen Kamil­lia­ner umklam­mert hielten.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Chie­sa e postconcilio/​Wikicommons

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12 Kommentare

  1. Fran­zis­kus küsst eine Wal­den­ser-Bibel, naund Papst Johan­nes-Paul II. küss­te sei­ner­zeit den Koran.
    Was man liebt soll man küs­sen und wenn es ein Buch ist, wel­ches der Hl.Schrift entgegensteht.
    Die Aller­lö­sungs ‑Theo­lo­gie macht es mög­lich, da ja in allen Reli­gio­nen sich Zei­chen des Heils be-
    fin­den. So wer­den alle Natur­re­li­gio­nen mit umfasst und in Augen­hö­he mit der katho­li­schen Kirche
    gebracht. Wenn dann ein Papst auch noch um Ver­ge­bung bit­tet und aus der “ interkonfessionellen
    Bibel “ zitiert, kann er sicher sein, dass ihm die Welt zuju­belt und als “ Frie­dens­ma­cher “ fei­ert. Da
    steht nun der arme Katho­lik und weiß nicht wie ihm geschieht. Aber der arme Katho­lik hat sich vor-
    berei­tet, durch lesen der Hl.Schrift, durch das was Maria in La Salett und Fati­ma gesagt hat und
    evtl. durch Pro­phe­zei­un­gen. Der arme Katho­lik weiß, die “ Welt­ver­brü­de­rung “ hat begon­nen, die
    Weg­be­rei­ter einer Art Pseu­do-Welt­re­li­gi­on sind am Werk und nie­mand kann sie aufhalten

  2. Ein ekel­er­re­gen­der Kuss. Bete, dass die­ses Gefühl nicht an mein Herz wirkt. Den­ke an das zer­bro­che­ne Kreuz in Bre­scia, Arnold von Bre­scia, Wal­den­ser, auch an Mister Jan Hus und den Hus­si­ti­schen Krieg… Und die Wal­den­ser­män­ner lachen, es ist kein fried­li­ches Lächeln.

  3. Wel­che kir­chen­feind­li­che „Leh­re“ die­ser befremd­li­che Papst­kuss gleich­sam hofier­te, zeigt ein Bericht eines Domi­ni­ka­ners aus Krems aus dem 13. Jahrhundert :
    -
    „Das Neue und das Alte Testa­ment haben sie in die Volks­spra­che über­setzt und leh­ren und ler­nen danach. Ich höre einen ein­fa­chen Bau­ern, der den Hiob Wort für Wort auf­sa­gen konn­te, und meh­re­re ande­re, die das gan­ze Neue Testa­ment voll­kom­men beherrschten.

    Ihr erster Irr­tum ist, die römi­sche Kir­che sei nicht die Kir­che Jesu Chri­sti, son­dern der Bös­wil­li­gen und sei seit Syl­ve­ster abge­fal­len, als das Gift des Zeit­li­chen in die Kir­che ein­ge­strömt sei. Sie sagen, daß alle Laster und Sün­den in der Kir­che zu fin­den sei­en und sie allein recht haben, daß der Papst das Haupt aller Irr­tü­mer sei, daß der Papst und alle Bischö­fe Mör­der sei­en der Krie­ge wegen, daß der Zehn­te nicht zu ent­rich­ten sei, weil er in der ursprüng­li­chen Kir­che nicht ent­rich­tet wur­de, daß die Kle­ri­ker kei­nen Besitz haben dür­fen. Die Titel der Prä­la­ten wie Papst, Bischof usw. ver­wer­fen sie. Sie for­dern, daß nie­mand zum Glau­ben gezwun­gen wer­den dür­fe; eben­so ver­wer­fen sie alle Sakra­men­te der Kir­che. Von dem Sakra­ment des Abend­mahls mei­nen sie, daß ein Prie­ster in Tod­sün­den es nicht spen­den dür­fe; daß ein from­mer Laie, auch eine Frau, wenn er die Wor­te ken­ne, es spen­den dür­fe; daß die Wand­lung nicht in der Hand des unwür­di­gen Spen­ders, son­dern des wür­di­gen Emp­fän­gers vor sich gehe, und daß es an einem gewöhn­li­chen Tisch gefei­ert wer­den kön­ne. Das Sakra­ment der Prie­ster­wei­he erklä­ren sie für nich­tig, weil jeder from­me Laie Prie­ster sei, wie auch die Apo­stel Lai­en waren. Alle kirch­lich ange­nom­me­nen Gebräu­che, die sie nicht im Evan­ge­li­um fin­den, ver­wer­fen sie. Sie behaup­ten, daß jede Sün­de Tod­sün­de sei und kei­ne nur läß­lich; eben­so, daß ein Vater­un­ser mehr wert sei als zehn Glocken­ge­läu­te und die Mes­se; daß jeder Eid Tod­sün­de sei.“
    -

  4. Typisch für die­sen Men­schen aus Argen­ti­ni­en, dass er sich so ver­sün­digt. Er ver­dient nur noch Abscheu.

  5. Nicht nur die Wal­den­ser waren teil­wei­se gewalt­tä­tig – die Katho­li­ken waren es ihnen gegen­über auch.

    Es ist fatal, auf eine undif­fe­ren­zier­te Bit­te um Ent­schul­di­gung mit einer undif­fe­ren­zier­ten Schwarz­zeich­nung der Wal­den­ser zu reagie­ren. Was soll das brin­gen? So kann man sich die rein histo­ri­schen Vor­gän­ge auch zurechtklittern.
    Die Fra­ge der Theo­lo­gie steht dage­gen auf einem ande­ren Blatt.
    Und dass Don Bos­co einen fried­fer­ti­gen Weg gefun­den hat­te, mit ihnen umzu­ge­hen, darf nicht ver­ne­beln, dass er damit wohl ein hellleuch­ten­des Bei­spiel inmit­ten aggres­si­ver Katho­li­ken war.

    Zufäl­lig woh­ne ich in einer Regi­on, in der zahl­rei­che an Leib und Leben bedroh­te Wal­den­ser vor eini­gen Jahr­hun­der­ten durch den Lan­des­für­sten Zuflucht gefun­den haben – es gibt hier sehr vie­le Men­schen (und auch Orte) mit ita­lie­ni­schen und fran­zö­si­schen Namen des­we­gen – das sind kei­ne Gast­ar­bei­ter und auch kei­ne Huge­not­ten, son­dern Waldenser.

    Damit man mich nicht miss­ver­ste­he: Ich leh­ne die Theo­lo­gie der Wal­den­ser ab! Aber des­we­gen kann ich nicht über­se­hen, dass sich Katho­li­ken teil­wei­se den­noch ein­fach nur wider­wär­tig ver­hal­ten haben – nicht anders, manch­mal sogar schlim­mer als die, gegen die sie vorgingen.

    Die heu­ti­gen Wal­den­ser aber sind – ähn­lich wie alle ande­ren Pro­te­stan­ten – auch inner­halb ihrer Theo­lo­gie von ihrem ursprüng­li­chen Glau­ben abge­fal­len. Was noch vor 50 Jah­ren undenk­bar gewe­sen wäre, auch bei ihnen, wird nun gemacht – spek­ta­ku­lär bei ihnen die Seg­nung homo­se­xu­el­ler Paa­re. Nicht anders, viel­leicht sogar „schnel­ler“ als man­che ande­ren Evan­ge­li­schen Kir­chen. man fragt sich, wo da ihr aus­ge­präg­ter Bibli­zis­mus bleibt – denn in der Bibel wird Homo­se­xua­li­tät als „Greu­el“ bezeichnet…

    F. hat ja lei­der mal wie­der nicht prä­zi­siert, was er eigent­lich sagen woll­te, aber der Kuss der Bibel spricht für sich – ihm ist wahr­schein­lich alles wurscht. Die Denk­faul­heit ist nicht nur sei­ne Spezialität. 

    Ich glau­be aller­dings, dass ihm an den Wal­den­sern deren Armuts­an­satz in der Geschich­te gefällt – sie ver­zich­te­ten auf per­sön­li­chen Besitz und wur­den die „Armen von Lyon“ genannt.
    Er sieht da bei ihnen für sei­ne eige­nen Ambi­tio­nen mög­li­cher­wei­se einen Ansatzpunkt.

    • Es scheint Ihre Lieb­lings­be­schäf­ti­gung zu sein, Anklä­ge­ri­sches gegen die kir­che zu for­mu­lie­ren. Ob das jeweils zutrifft oder nicht, ist dann sicher nicht unbe­dingt Ihr The­ma. Die Wal­den­ser ver­tra­ten und ver­tre­ten Irr­leh­ren. Das ist der Punkt.

      • Ihre Lieb­lings­be­schäf­ti­gung ist, mir hin­ter­her­zu­kläf­fen – egal, was ich geschrie­ben habe, Sie kön­nen zwar weder lesen noch Gele­se­nes ver­ste­hen, müs­sen aber Waden­bei­ßen. Haben Sie das in einem Pro­pa­gan­da­kurs gelernt?

  6. Als Katho­li­ken sind wir beküm­mert oder auch schockiert, was Papst Fran­zis­kus tut.
    Doch schau­en wir auf den Herrn. ER ist es, auf den wir unse­re Augen und Sin­ne rich­ten müs­sen. Las­sen wir uns also nicht beirren!
    Das hilft uns, bes­ser zurecht­zu­kom­men mit den Din­gen, mit denen wir kon­fron­tiert sind.
    Wie aller­dings sol­che Gesten des Pon­ti­fex in den Augen der Welt ankom­men und was sie dadurch mög­li­cher­wei­se lang­fri­stig bewir­ken, dar­über nach­zu­den­ken kann nicht schaden.

  7. Ich den­ke, er küsst ein­fach alles,was ihm vor­ge­hal­ten, gereicht oder vor­ge­stellt wird. Sein Vor­vor­gän­ger war da gleich veranlagt.

    • Yeap, alles von klei­nen Kin­dern aufm Peters­platz (statt sie zu seg­nen) über argen­ti­ni­sche ‎Präsidentinnen, die für Homo­ehe und Abtrei­bung sind, bis hin zu irgend­wel­chen Büchern, die er ‎nicht gele­sen hat 😀

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