(Rom) Kurienerzbischof Vincenzo Paglia hat rund um die Bischofssynode über die Familie keine gute Figur gemacht, obwohl er Vorsitzender des Päpstlichen Familienrats ist und damit von Amts wegen zur Verteidigung der katholischen Lehre zu Ehe und Familie verpflichtet wäre. Nun erhielt der 70 Jahre alte Prälat einen Ermittlungsbescheid. Ermittelt wird gegen den geistlichen Assistenten der Gemeinschaft Sant’Egidio von der Staatsanwaltschaft Terni. Dem Erzbischof werden Bildung einer kriminellen Vereinigung zum Zweck der unrechtmäßigen Aneignung und Manipulation einer Versteigerung im Zusammenhang mit dem Kauf/Verkauf von Schloß San Girolamo di Narni vorgeworfen.
Die Ermittlungen begannen bereits im Juli 2013 mit der Verhaftung des ehemaligen Leiters des technischen Büros der Diözese Terni-Narni-Amelia, Luca Galletti, des ehemaligen Ökonoms der Diözese, Paolo Zappelli und des Leiters des Stadtbauamtes von Narni, Antonio Zitti. Der Kauf/Verkauf des Schlosses soll im Zusammenhang mit dem Finanzloch der Diözese von 20 Millionen Euro stehen. Ein Finanzloch, das auf die Zeit zurückgeht, als Erzbischof Paglia von 2000–2013 Bischof von Terni-Narni-Amelia war.
Gegen den Erzbischof wurde noch keine Anklage erhoben. Es gilt daher die Unschuldsvermutung. Die Nachricht, daß gegen den Spitzenvertreter der Gemeinschaft St. Egidio ermittelt wird, machte in der umbrischen Hauptstadt wie ein Lauffeuer die Runde.
Weltrekordverdächtiges Finanzloch in Diözesankassen hinterlassen
Die Ermittlungen beziehen sich genau auf die Zeit, in der Paglia Diözesanbischof von Terni und Narni war. Als er im Frühjahr 2013 als Vorsitzender des Päpstlichen Familienrats nach Rom wechselte, kam heraus, daß er seine Diözese bankrott hinterließ. Der Bischof stieg die Karriereleiter hinauf und ließ seine Diözese auf 35 Millionen Euro Schulden sitzen. Im Verhältnis zu den nur 156.000 Getauften der kleinen mittelitalienischen Diözese scheint es sich dabei um einen negativen Weltrekord zu handeln. Wo die Millionen hingeflossen sind, weiß niemand und jene die es wissen, schweigen.
Ermittelt wird in einer ganzen Reihe von Fällen, darunter auch dem verdächtigen Kauf von Castello San Girolamo von Narni. Die mittelalterliche Burganlage war jahrhundertelang als Franziskanerkloster genützt und wie alle Klöster Italiens 1860 vom neuen italienischen Staat enteignet worden. Nach mehrfachem Besitzerwechsel und im Besitz der Gemeinde Narni diente es nach den Lateranverträgen für ein halbes Jahrhundert einem Missionsorden als Ausbildungsstätte. Seit den 70er Jahren verfiel die Anlage, bis sie 2010 erstaunlicherweise von der Diözese Terni-Narni um fast zwei Millionen Euro gekauft wurde. Um genau zu sein, wurde sie vom Diözesaninstitut für den Unterhalt des Klerus erworben mit der noch erstaunlicheren Absicht, ein Vier-Sterne-Hotel daraus zu machen.
Im Sommer 2013 nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf, die zur Verhaftung mehrerer höherer Diözesanbeamter führte. Bisher blieb der Bischof jedoch unbehelligt. Das scheint sich nach 22 Monaten der Ermittlungen geändert zu haben.
Wo andere Bischöfe längst abgesetzt wurden, machte Paglia weiter Karriere
Da das undurchsichtige Finanzgebaren im Vatikan schon bekannt war, erstaunte die Beförderung von Paglia zum Vorsitzenden des Familienrats. Eine Entscheidung, die ohne kräftige Protektion Papst Benedikt XVI. nicht unterschoben werden hätte können. Die Protektion wird dem damaligen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone zugeschrieben. Andere Bischöfe, meist „konservative“ wurden wegen weit weniger einfach ihres Amtes enthoben. Es gibt jedoch eine Sorte Kirchenvertreter „liberaler“ Prägung, die es geschmeidig verstehen, immer obenauf zu schwimmen. Erzbischof Paglia und die Gemeinschaft Sant’Egidio gehören zu dieser Sorte. Obwohl tendenziell progressistisch ausgerichtet, gelang es ihnen sowohl unter den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. und unter Papst Franziskus Karriere zu machen.
Das Paradebeispiel im deutschen Sprachraum für zweifelhafte Personalentscheidungen Benedikts XVI. ist Münchens Erzbischof Kardinal Reinhard Marx.
Auf die Gemeinschaft Sant’Egidio gegen die umstrittenen interreligiösen Assisi-Treffen zurück, deren erstes Treffen mit päpstlicher Beteiligung 1986 durch synkretistische Elemente und Kirchenschändungen zum Skandal wurde (siehe dazu Heiligkeit, meiden Sie den Geist von Assisi – Offener Brief an Papst Benedikt XVI. und Angela Merkel besucht Sant’Egidio, die „Paralleldiplomatie“ des Vatikans).
Obwohl aus dem Umfeld von Papst Franziskus mehrfach angedeutet wurde, daß es bei den Päpstlichen Räten eine umfassende Neuorganisation geben werde und obwohl Paglia immer peinlichere und kompromittierendere Nachrichten aus Terni einholten, die sogar die Vatikanbank IOR betreffen, steht der aus einem kleinen Ort knapp 100 Kilometer östlich von Rom stammende Prälat immer noch an der Spitze des Päpstlichen Familienrats und genießt das Vertrauen von Papst Franziskus.
Erste Pressekonferenz, erster Skandal: Paglia für Anerkennung von Homo-Partnerschaften
Schon bei seiner ersten Pressekonferenz als Vorsitzender des römischen Dikasteriums kam es zu einem Skandal, als er sich zugunsten einer staatlichen Anerkennung eingetragener Partnerschaften, auch homosexueller aussprach.
Als der Finanzskandal Anfang 2013 in Terni bekannt wurde, schickte der Heilige Stuhl Msgr. Ernesto Vecchi, einen emeritierten Weihbischof der Erzdiözese Bologna als Apostolischen Administrator. Seine Aufgabe war es, wieder Ordnung in die Diözesanfinanzen zu bringen. Seit wenigen Monaten hat die Diözese mit Msgr. Giuseppe Piemontese wieder einen Diözesanbischof. Sowohl Administrator Vecchi als auch der neue Bischof haben in vollem Umfang mit den Ermittlungsbehörden zusammengearbeitet, um Licht in den Skandal zu bringen und Verantwortlichkeiten zu klären. Geklärt werden soll, wer für die Schulden der Diözese und für eine Reihe von verdächtigen Verkäufen von Diözesanimmobilien verantwortlich ist.
„Die ganze Sache ist noch weitgehend undurchsichtig und könnte mit weiteren Fällen zusammenhängen, deren Zentrum Terni war“, so Nuova Bussola Quotidiana.
Vorsitzender von Sant’Egidio nahm am Geheimtreffen der Kasperianer teil
Kurienerzbischof Paglia ist neben dem Gründer und ersten Vorsitzenden, Andrea Ricciardi, das wichtigste Aushängeschild der Gemeinschaft Sant’Egidio. Obwohl schon seit Jahren nicht mehr Vorsitzender, gilt der Karlspreisträger und mehrjährige italienische Minister Ricciardi nach wie vor als bestimmende Kraft in der 1968 gegründeten Gemeinschaft. Sein Nachfolger Marco Impagliazzo nahm am Pfingstmontag als einziger Vertreter einer „Neuen Gemeinschaft“ am Geheimtreffen der Kasperianer an der Gregoriana in Rom teil. Währenddessen nahm Erzbischof Paglia als Vorsitzender des Päpstlichen Familienrats im Vatikan an der vom Papst einberufenen Sitzung des Synodenrats zur Vorbereitung der Bischofssynode statt. Überall dabei, bestens informiert, immer am Ball.
Obwohl eine eventuelle Schuldfrage erst geklärt werden muß, kommen die Ermttlungen gegen den Kasperianer Paglia der Rebellenfronde mit Blick auf die nahende Bischofssynode dennoch ungelegen. Das gilt für die beteiligten Personen, den Päpstlichen Familienrat und die Gemeinschaft Sant’Egidio.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: NBQ/Filatelia Umbria
Kariere machen mit oder ohne weiße Weste, scheint nach wie vor das eigentliche Ziel dieser Gottes-
männer zu sein. Erzbischof Paglia, scheint dafür ein besonderes Talent zu haben. Man kann ge-
spannt sein, welche Konsequenzen Papst Franziskus ziehen wird, sollten sich die Vorwürfe bestäti-
gen. Zu den offensichtlichen Fehlbesetzungen der Erzbischöfe Kasper und vor allem Marx, kann es
nur gekommen sein, weil man gedacht hat, ihre Ämter könnten ihre Gesinnung ändern, aber das
Gegenteil ist eingetreten. Ebenso hätte Erzbischof Lehmann, ohnehin schon durch die Altersgrenze
bedingt, entfernt werden müssen. Hier treten, wie kann es anders sein, die innerkirchlichen Kräfte
zu Tage.
„Eine Entscheidung, die ohne kräftige Protektion Papst Benedikt XVI. nicht unterschoben werden hätte können.“
Nun der „Mozart der Theologie“ ist mir schon lange ein Dorn im Auge meines Glaubens.
„Andere Bischöfe, meist „konservative“ wurden wegen weit weniger einfach ihres Amtes enthoben.“
Das ist völlig normal heutzutage in Rom. Du darfst dort alles sein nur nicht katholisch und verstecke deine noch vorhandene Verehrung der allerseligsten Jungfrau soweit es nur möglich ist und schon gibt es keinen Verdacht mehr das du der Welteinheitsreligion im Wege stehst.
„Kasperianer“?. Sehr schöner Begriff um sich munter zu machen im Glauben. Also bevor ich „Kasperianer“ werde geht die Welt unter und ich glaube das ist das mindeste was ich versprechen kann.
Per Mariam ad Christum.