Father Nicholas Gruner, Gründer von „The Fatima Center“ ist tot


Father Nicholas Gruner 1942-2015
Father Nicho­las Gru­ner 1942–2015

(Onta­rio) Heu­te wäre Father Nicho­las Gru­ner 73 Jah­re alt gewor­den. Am 29. April ist er uner­war­tet in sei­nem Büro in Fort Erie in Kana­da gestor­ben. Die Nach­richt wur­de mit „gro­ßem Schmerz“ vom katho­li­schen Fern­seh­sen­der Fati­ma TV bekanntgegeben.

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Der Fern­seh­sen­der ist ganz der 1917 drei Hir­ten­kin­dern in Fati­ma erschie­ne­nen Got­tes­mut­ter Maria gewid­met. Pater Nicho­las Gru­ner sah sich als „Kreuz­rit­ter von Fati­ma“. Bis zum letz­ten Atem­zug hat­te er für sein Fati­ma-Apo­sto­lat gear­bei­tet, das er seit 38 Jah­ren lei­te­te. Sein Mot­to lau­te­te: „Der ein­zi­ge Weg zum Welt­frie­den“ führt über Maria zu Christus.

Fatima-Apostolat und Drittes Geheimnis

In der Katho­li­schen Kir­che galt er „als umstrit­te­ne Gestalt“, so der Cor­rie­re del­la Sera. Das hat­te mit sei­nem Apo­sto­lat zu tun. Father Gru­ner wid­me­te sich der Bekannt­ma­chung und Inter­pre­ta­ti­on der Bot­schaft von Fati­ma. Sein Bemü­hen galt vor allem der „voll­stän­di­gen Ver­öf­fent­li­chung des Drit­ten Geheim­nis­ses“ von Fati­ma. Er ver­trat bis zu sei­nem Tod die Ansicht, daß das im Hei­li­gen Jahr 2000 auf Anwei­sung von Papst Johan­nes Paul II. ver­öf­fent­lich­te Drit­te Geheim­nis nicht voll­stän­dig bekannt­ge­macht wor­den war. In die­sem Zusam­men­hang stand auch sein Ein­satz für die „Wei­he Ruß­lands an das Unbe­fleck­te Herz Mariens“.

„Wir sind erschüt­tert. Noch vor weni­gen Wochen habe ich ihn anläß­lich sei­nes Besuchs in Rom getrof­fen und er schien bei guter Gesund­heit. Wir bit­ten alle Zuse­her, für Father Gru­ner und sein Apo­sto­lat zu beten, das im Sin­ne sei­nes geist­li­chen Lei­ters fort­ge­setzt wer­den wird“, erklär­te der Direk­tor des ita­lie­ni­schen Able­gers von Fati­ma TV, Ema­nue­le Tomassini.

Father Nicho­las Gru­ner wur­de am 4. Mai 1942 in Mont­re­al in Kana­da gebo­ren. Er schloß sich dem Orden der Min­de­ren Brü­der an, stu­dier­te am Ange­li­cum in Rom Theo­lo­gie und wur­de 1976 am Mari­en­wall­fahrts­ort Fri­gen­to (Avel­li­no) zum Prie­ster geweiht. An jenem Ort ent­fal­te­te sich spä­ter der Orden der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta, der dort sein Mut­ter­haus errichtete.

Father Gru­ner ging einen ande­ren Weg als Pater Ste­fa­no Maria Manel­li, der aus dem Mino­ri­ten­or­den her­aus den neu­en Orden der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta grün­de­te. Father Gru­ner trenn­te sich in jener nach­kon­zi­lia­ren Umbruchs­zeit vom Orden der Min­de­ren Brü­der und kehr­te mit Erlaub­nis des Bischofs von Avel­li­no nach Kana­da zurück, wo er mit sei­nem Fati­ma-Apo­sto­lat begann.

Fatima Center: Schriften, Radio, Fernsehen, Zeitschrift

In den Jahr­zehn­ten seit­her pre­dig­te er in den Kathe­dra­len und Kir­chen von mehr als 500 Städ­ten in über 30 Staa­ten über die Bot­schaft von Fati­ma. 1993 über­mit­tel­te ihm Johan­nes Paul II. sei­nen Segen.

In den 90er Jah­ren begann Father Gru­ner mit einem umfang­rei­chen Medi­en­apo­sto­lat. Seit­her erscheint vier­tel­jähr­lich der Fati­ma Crusader mit einer aktu­el­len Auf­la­ge von 250.000 Exem­pla­ren. Hin­zu kamen Radio und Fern­se­hen und die Annä­he­rung an die katho­li­sche Tra­di­ti­on. Die Fati­ma-Medi­en von Father Gru­ner über­tra­gen täg­lich die Hei­li­ge Mes­se und zwar in der über­lie­fer­ten Form des Römi­schen Ritus.

Gru­n­ers Ent­schlos­sen­heit brach­te ihm Kri­tik außer­halb, aber auch inner­halb der Kir­che ein. Gru­n­ers tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nes Fati­ma-Apo­sto­lat weh­te bald ein rau­her Wind ent­ge­gen. Fati­ma und über­haupt die Mari­en­er­schei­nun­gen waren einem Teil der Kir­che wenn nicht gar zum Ärger­nis, so zumin­dest lästig gewor­den. Ein Prie­ster wie Father Gru­ner, der die Welt durch die Bril­le von Fati­ma betrach­te­te, war ihnen ein Stö­ren­fried, der ohne viel Zögern zum „Spin­ner“ erklärt wur­de (sie­he auch Der Schlüs­sel zum Ver­ständ­nis der Glau­bens­kri­se – Fati­ma und die Pflicht der Hir­ten (3. Teil).

Die Suspendierung

Bald hat­te man das rich­ti­ge „Mit­tel“ gefun­den, mit dem man ihn auf die eine oder ande­re Wei­se hoff­te „kalt­zu­stel­len“. Da Gru­ner wegen sei­nes frü­hen Lebens­lau­fes dem Kle­rus der Diö­ze­se von Avel­li­no inkar­di­niert war, wo zwi­schen­zeit­lich bereits der Nach­nach­fol­ger des Bischofs regier­te, der ihn zum Prie­ster geweiht hat­te, ver­such­te man ihn damit zu dis­zi­pli­nie­ren, daß der neue Bischof, offen­bar auf Emp­feh­lung, die sei­ner­zei­ti­ge Erlaub­nis zurück­nahm, in Kana­da wir­ken zu kön­nen. Father Gru­ner hät­te sein Apo­sto­lat auf­ge­ben und nach Avel­li­no zurück­keh­ren sollen.

Er wei­ger­te sich und lie­fer­te damit den Vor­wand, ihn zu sus­pen­die­ren. Sein Rekurs wur­de vom dama­li­gen Prä­fek­ten der Apo­sto­li­schen Signa­tur, Mario Fran­ces­co Kar­di­nal Pom­ped­da abge­wie­sen. Trotz sei­ner inzwi­schen erfolg­ten Inkar­di­nie­rung in das Erz­bis­tum Hyde­r­a­bad und einer von 20 Bischö­fen unter­zeich­ne­ten Bit­te an Johan­nes Paul II. in der letz­ten Pha­se sei­nes Pon­ti­fi­kats wur­de die Sus­pen­die­rung nicht mehr auf­ge­ho­ben. Eini­ge kana­di­sche Diö­ze­sen warn­ten dar­auf­hin die Pfar­rei­en, Father Gru­ner ein­zu­la­den. Das von Father Gru­ner gegrün­de­te Fati­ma Cen­ter ver­öf­fent­lich­te den umfang­rei­chen Schrift­ver­kehr, der zwi­schen dem Prie­ster und vati­ka­ni­schen Stel­len zur Sache gewech­selt wurde.

Straßenapostolat in Rom während der Bischofssynode

Wäh­rend der außer­or­dent­li­chen Bischofs­syn­ode über die Fami­lie im ver­gan­ge­nen Okto­ber war auch Father Gru­ner mit sei­nem Fati­ma-Apo­sto­lat in Rom. Ehren­amt­li­che orga­ni­sier­ten Flug­blatt­ak­tio­nen, mit denen sie vor einer „fal­schen Öff­nung“ gegen­über Schei­dung und Homo­se­xua­li­tät warn­ten und führ­ten in den Stra­ßen Roms ihr Apo­sto­lat für die katho­li­sche Ehe- und Moral­leh­re durch.

Zuletzt befaß­te sich Father Gru­ner auch mit dem Fall Ema­nue­la Orlandi, einem jun­gen Mäd­chen mit vati­ka­ni­scher Staats­bür­ger­schaft, das 1983 ver­schwun­den ist. Der Fall beschäf­tigt seit­her die Justiz. Zahl­rei­chen Spu­ren wur­de nach­ge­gan­gen, doch kei­ne führ­te zu einem Ergeb­nis. Ent­spre­chend ran­ken sich sen­sa­ti­ons­gie­ri­ge Spe­ku­la­tio­nen um den tra­gi­schen Fall.

Der Fati­ma-Exper­te Father Gru­ner inter­es­sier­te sich wegen einer Denk­schrift des Haupt­ver­däch­ti­gen für den Fall, des römi­schen Pho­to­gra­phen Mar­co Fas­so­ni, die er der Staats­an­walt­schaft über­gab und in der die Rede davon ist, daß kirch­li­che Krei­se im Zusam­men­hang mit der „Hand­ha­bung“ des Drit­ten Geheim­nis­ses von Fati­ma durch die Römi­sche Kurie in den 1980er Jah­ren Druck aus­ge­übt hätten.

Requiescat in pace.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: fati​ma​.org

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6 Kommentare

  1. Dan­ke für die­sen wür­di­gen Bericht.

    R. I. P.

    Es kur­siert der­zeit eine Infor­ma­ti­on, wonach P. Gabrie­le Amor­th Fr. Gru­ner noch im März von der Dring­lich­keit der Wei­he Ruß­lands berich­tet hät­te und daß im Fall von deren Aus­blei­ben bis Okto­ber grö­ße­re Kata­stro­phen kurz bevor­stün­den. Ich kann das aller­dings auf http://​www​.fati​ma​.org, der Sei­te des Ver­stor­be­nen, nicht fin­den. Viel­leicht hat die geschätz­te Redak­ti­on eine gute Quel­le an der Hand und wür­de freund­li­cher­wei­se dar­über berichten.

    Klar ist aber ohne­hin, daß etwas in der Luft liegt. Die Welt­si­tua­ti­on ist auf eine bestimm­te Wei­se am „Kip­pen“.
    Das der­zei­ti­ge Pon­ti­fi­kat gibt, wie schon öfter aus­ge­führt, Anlaß zu größ­ter Beunruhigung. 

    Papst Fran­zis­kus ist allen Berich­ten zufol­ge voll im Bil­de über das III. Geheim­nis und die Wei­he Ruß­lands. Es wäre zu hof­fen, er setzt das Wis­sen jetzt bald um.

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