(Dachau) Im KZ-Dachau, dem ältesten Konzentrationslager des nationalsozialistischen Regimes, wurde nach dem Anschluß Österreichs mit der Inhaftierung von 14 Priestern ein „Pfarrerblock“ eingerichtet. Die Zahl der Inhaftierten variierte, stieg aber mit Kriegsausbruch sprunghaft an. Vor allem aus Polen, bald auch aus anderen besetzten Gebieten, wurden katholische Priester nach Dachau verschickt. 1940 bestimmte die SS das KZ Dachau als zentralen Internierungsort für christliche Geistliche.
1941 wurde nach entsprechendem Drängen auf Befehl von Heinrich Himmler, dessen SS die Konzentrationslager unterstanden, eine Kapelle eingerichtet. Die für die Meßzelebration notwendigen Sakralgegenstände wurden von den Gefangenen hergestellt, darunter auch eine Monstranz.
Insgesamt waren mehrere Tausend Priester in Dachau inhaftiert. 1.034 kamen im Lager ums Leben. Die meisten starben an den harten Haftbedingungen. Arbeitsunfähige wurden auf Schloß Hartheim getötet. Andere starben durch Gewalt, Schikanen, Hunger, Erschöpfung oder an den Folgen medizinischer Versuche, für die sie mißbraucht wurden.
Über 850 polnische und über 100 deutsche Priester überlebten Dachau nicht
Besonders schlecht behandelt wurden die polnischen Priester. Sie stellten die größte Gruppe im „Pfarrerblock“. 868 polnische Priester überlebten die Internierung in Dachau nicht. Rund 300 von ihnen wurden in Hartheim ermordet. Der besondere Haß gegen den polnischen Klerus wird an den Zahlen deutlich. Von den übrigen rund 40.000 in Dachau internierten Polen, kamen 22 Prozent ums Leben. Von den polnischen Priester waren es 49 Prozent.
Aus dem deutschen Sprachraum waren fast 500 Priester nach Dachau verschleppt worden. Mehr als 100 von ihnen überlebten nicht.
Neben katholischen Priestern waren auch protestantische Pastoren und orthodoxe Priester in Dachau interniert.
Am Mittwoch fand die größte Priesterwallfahrt zur Gedenkstätte nach Dachau statt, um der dort internierten und gestorbenen Priester zu gedenken. Anlaß war der 70. Jahrestag der Befreiung des Lagers. Mehr als 700 Priester waren nach Dachau gekommen, um ihrer Mitbrüder mit einer Heiligen Messe auf dem ehemaligen Lagergelände zu gedenken.
„Ort des Schreckens und der Niedertracht, Ort der Erinnerung und der Vergebung“
Angeführt wurde die Priesterwallfahrt vom Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, in dessen Diözese Dachau liegt. An der Wallfahrt nahmen neben Priestern aus der Bundesrepublik Deutschland und Österreich vor allem Priester aus Polen teilen, darunter 40 Bischöfe.
Nach der Heiligen Messe wurden die Namen der mehr als 50 Märtyrerpriester verlesen, die im KZ Dachau ums Leben kamen und von der Kirche seliggesprochen wurden. Erzbischof Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und der Posener Erzbischof Stanislaw Gadecki, Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz, legten an der Priestergedenkstätte einen Kranz nieder.
Kardinal Marx bezeichnete das Konzentrationslager Dachau als „Konzentrat eines Menschen verachtenden, Menschen quälenden und Menschen ermordenden Regimes“. Doch selbst an diesem „Ort des Schreckens und der Niedertracht“ habe der Glaube nicht ausgelöscht werden können.
Der Kardinal erinnerte daran, daß an diesem „Ort der beunruhigenden Erinnerung und der Vergebung“ so viele Priester ums Leben kamen, wie wahrscheinlich an keinem anderen Ort der Welt.
Text: KAP/Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons
Gedenken für ermordete katholische Priester.
Vorsicht. Vermintes Gelände. Wer es wagt, auch an christliche Opfer zu erinnern, bekommt schnell die Relativierungskeule zu spüren.