(Rom) Das unter Papst Benedikt XVI. in Kraft getretene verbesserte Missale im Novus Ordo wird nicht mehr zurückgenommen. Das hatten progressistische Kreise gefordert, die sich am eigentlichen Kern der Verbesserung störten. Ihrer Meinung nach, sei die verbesserte Ausgabe „zu nahe“ am eigentlichen lateinischen Meßtext.
Kurienerzbischof Arthur Roche, Sekretär der römischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung schloß eine Rückkehr zum früheren englischen liturgischen Text aus, wie er nach der Liturgiereform von 1969/1970 verwendet wurde. Eine Rückkehr, die von progressistischen Liturgikern gefordert wurde. Die verbesserte, näher an das lateinische Original angelehnte Übersetzung in die Volkssprache behält ihre verbindliche Gültigkeit. Dies sagte Erzbischof Roche der englischen Zeitschrift The Tablet.
Keine „liberale“ Revision der Revision
Was im ersten Augenblick ein Thema für Fachleute scheint, ist in Wirklichkeit von erstrangiger Bedeutung. An dieser Stelle kann nicht die Chronologie der Übersetzungen nachgezeichnet werden, die durch die Übertragung des Missale in die Volkssprachen notwendig wurden und nicht nur in der englischen, sondern in allen Volkssprachen mehr oder weniger gravierende Defizite mit sich brachten. Trotz der Zulassung der Volkssprachen in der Liturgie, ist für die Kirche das lateinische Original ausschlaggebend. Die Nähe oder Ferne zum Original in der Kirchensprache entscheidet auch über die Authentizität.
Mehrere Jahre unterzog die International Commission on English in the Liturgy (ICEL) das englische Missale einer Revision mit dem Auftrag, die volkssprachliche Übersetzung so getreu als möglich an das lateinische Original heranzuführen. Vorsitzender der ICEL war der jetzige Sekretär der Gottesdienstkongregation Arthur Roche, „den man gewiß nicht unter die Traditionalisten rechnen kann“, so der Vatikanist Marco Tosatti.
Ringen um englisches Missale galt allen Übersetzungen
Die 2011 von Benedikt XVI. verpflichtend für die Meßfeier in englischer Sprache in Kraft gesetzte verbesserte Ausgabe stieß bereits im Vorfeld auf heftigen Widerstand „liberaler“ Liturgiker. Rund um die englische Revision, für die sich Benedikt XVI. bereits als Glaubenspräfekt eingesetzt hatte, entbrannte ein grundsätzliches Tauziehen, das aufmerksamen Beobachtern verdeutlichte, daß das eigentliche Schlachtfeld in der Kirche die heilige Liturgie ist. Der Ausgang des „englischen“ Konflikts würde über alle volkssprachlichen Übersetzungen entscheiden, dessen waren sich beide Seiten schnell bewußt.
Mit der Korrektur semantischer, und damit auch doktrineller Fehler wurde der traditionsfreundliche Kurienerzbischof Augustine Di Noia aus dem Dominikanerorden beauftragt, den Benedikt XVI. 2009 zum Sekretär der Gottesdienstkongregation und damit Vorgänger von Erzbischof Roche ernannte. Eine Beauftragung, die manche Vatikanisten in direktem Zusammenhang mit dem Auftrag sahen, die als notwendig erkannte Korrektur der volkssprachlichen Übersetzungen des Missale durchzuführen. Verbesserungen, die den Progressisten nicht gefielen, betrafen vor allem die Mandlungsworte pro multis, das Pater noster, das Gloria. Es war schließlich nicht zuletzt auch der Entschlossenheit von Erzbischof Di Noia zu verdanken, daß die Gottesdienstkongregation im Advent 2011 mit der Rückdeckung von Papst Benedikt XVI. die verbesserte Übersetzung gegen heftige Widerstände in Kraft setzte.
„Liberale“ Liturgiker witterten 2013 Morgenluft
Die „liberalen“ Liturgiker ließen auch nach dem Inkrafttreten der verbesserten Übersetzung nicht locker und verlangten lautstark die Rückkehr zur vorherigen Fassung bzw. eine Revision der Revision, weil die verbesserte Ausgabe ihrer Meinung nach „zu nahe“ am lateinischen Original und damit auch an der Tradition war. Eine Forderung, die mit dem Amtsverzicht von Benedikt XVI. neuen Schwung bekam. Noch 2013 forderten einige Bischöfe und Priester eine Rückkehr. Nun schob Erzbischof Roche diesen Wünschen einen Riegel vor. Dem Tablet sagte er, daß der Gebrauch einer anderen englischen liturgischen Fassung als der von 2011 nicht erlaubt ist. Die verbesserte Ausgabe „drückt die Einheit der gesamten Kirche aus“, so der Kurienerzbischof.
Grundlage der Revision sei die Instruktion Liturgiam autenticam gewesen, die zu einer „formalen Angleichung“ an das lateinischen Original geführt habe, so Erzbischof Roche. Die Instruktion schreibt vor, daß für jede Übersetzung in eine Volkssprache jedes Wort des lateinischen Originals zu beachten ist und nicht bloß eine mehr oder weniger an das Original angelehnte Wiedergabe ihres Sinns.
Die Haltung von Kurienerzbischof Roche wurde in traditionsverbundenen Kreisen positiv aufgenommen. Seine Ernennung zum Nachfolger von Erzbischof Di Noia hatte 2012 einige Besorgnis ausgelöst. Im Gegensatz zum amerikanischen Dominikaner war der Engländer, bis dahin Bischof von Leeds, für seine Ablehnung des Motu proprio Summorum Pontificum negativ aufgefallen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons