(London) In England ruft ein Kardinal zur Verteidigung des Ehesakraments bis zum Martyrium auf, während gleichzeitig ebenfalls in England ein anderer Kardinal der Kirche und den Katholiken auf die Finger klopft und sie wegen einer „zu harten und strengen“ Sprache gegenüber Ehebrechern und Homosexuellen kritisiert. Können die Botschaften von zwei Kardinälen gegensätzlicher sein?
Auf internationalem Parkett wurde am vergangenen Wochenende erneut deutlich, daß das Kardinalskollegium zu den heißen Eisen, die durch die Bischofssynode im vergangenen Oktober aufs Tapet gebracht wurden, gespalten ist.
Der amerikanische Kardinal Raymond Burke, im Herbst 2014 auf päpstliche Anweisung aus der Römischen Kurie entfernt und seither Kardinalpatron des Souveränen Malteserordens, hielt sich in England auf und sprach unter anderem auf einer Tagung von Organisationen zum Schutz der ungeborenen Kinder und zur Verteidigung der Familie. Der Kardinal ist für seine klare und eindeutige Sprache bekannt.
Aussagen Tagles eine Vorahnung auf Haarspaltereien im Schlußdokument der Bischofssynode?
Gleichzeitig hielt sich auch der philippinische Kardinal Luis Tagle in England auf, der in progressistischen Kreisen als aufgehender Stern des Kardinalskollegiums gilt und entsprechend gefördert wird. Ganz im Gegensatz zu Kardinal Burke verurteilte Kardinal Tagle die „harte und strenge“ Sprache der Kirche und von Katholiken gegen Ehebruch und Homosexualität. „Seine Schlußfolgerungen liefern uns, wie ich meine, eine Vorahnung der Haarspaltereien, die sich bereits mit Blick auf die Bischofssynode im Oktober abzeichnen“, so Chiesa e postconcilio.
Die Kirche hat zu allen Zeiten im Beichtstuhl und gegenüber Hilfesuchenden den „Einzelfall“ betrachtet. Eine solche Praxis nun einzufordern, wie Kardinal Tagle, vermittelt einen falschen Eindruck von der bisherigen Praxis der Kirche und legt die Vermutung nahe – will man im Kardinal nicht nur einen Wortgaukler sehen – , daß es in Wirklichkeit nicht um eine neue Praxis, sondern eine andere Lehre zu Ehe und Homosexualität geht. Die Kirche hat in ihrer Seelsorge immer den Einzelfall gesehen, diesen aber nicht von der Lehre abstrahiert, die ihr von Christus anvertraut und nicht von ihr erfunden wurde.
Die Ansprachen der beiden Kardinäle zeigen nicht nur Scharmützel, sondern einen offenen Bruch, der unüberbrückbar scheint, weshalb nicht absehbar ist, worauf die Kirche bei der Bischofssynode am kommenden Oktober entgegengeht.
Eine Zusammenfassung der beiden Ansprachen von LifeSiteNews:
Raymond Leo Kardinal Burke
In einer Rede auf einer Tagung der Society for the Protection of Unborn Children und der Voice of the Family sagte Kardinal Burke, daß unsere Gesellschaften nicht als „christlich genannt werden können“ und es daher eine Bewegung zur Neuevangelisierung von Grund auf brauche.
„In unseren Tagen muß unser Zeugnis von der Schönheit der Wahrheit über die Ehe rein und heroisch sein“, so Burke. „Wir müssen bereit sein zu leiden, so wie die Christen im Lauf der Jahrhunderte gelitten haben um die heilige Ehe zu ehren und fördern.“
Der Kardinal forderte auf, die heiligen Märtyrer John Fisher, Thomas Morus und Johannes den Täufer sich zum Vorbild zu nehmen. Drei Männer, die „für die Verteidigung der Treue und Unauflöslichkeit der Ehe zu Märtyrern wurden“.
„Der christliche Glauben und seine Praxis müssen von Neuem gelehrt werden, wie das in den ersten christlichen Jahrhunderten und zur Zeit der Evangelisierung unserer Heimatländer geschehen ist“, so Burke.
Verwüstung durch Homosexualisierung und milliardenschwere Porno-Industrie
„Der christliche Charakter der Kultur kann nicht mehr vorausgesetzt werden, auch wenn es für Jahrhunderte so gewesen sein mag.“ Die Christen, die sich dieser entscheidenden Mission annehmen, „müssen der Heiligkeit der Ehe, der Treue, der Unauflöslichkeit und der Offenheit für Nachkommen im Ehebund besondere Aufmerksamkeit schenken“.
In der aktuellen Situation werde auf der ganzen Welt versucht, eine systematische Trennung der Zeugung vom Sexualakt durchzusetzen. „Es genügt an die Verwüstung zu denken, die durch eine milliardenschwere Porno-Industrie tagtäglich in unsere Welt gebracht wird, oder an die unglaublich aggressive Förderung der Homosexualität, die nur ein tiefes Unglücklichsein, auch Verzweiflung unter den Betroffenen und die Zerstörung der Gesellschaft provozieren kann, wie es immer in der Geschichte der Fall war“, so Kardinal Burke.
Heiligkeit, Treue, Unauflöslichkeit der Ehe von zentraler Bedeutung für die Neuevangelisierung
„Für die Umwandlung der westlichen Kultur ist die Verkündigung der Wahrheit über den Ehebund in seiner ganzen Fülle von entscheidender Bedeutung, ebenso die Korrektur der Verhütungsmentalität, die Angst vor dem Leben und der Fortpflanzung hat.“ Diese Evangelisierung müsse bei der Kirche selbst beginnen. „Wenn es keine Neuevangelisierung in der Ehe und der Familie gibt, wird sie auch nicht in der Kirche oder in der Gesellschaft generell stattfinden.“
Kardinal Burke stellte fest, daß die westlichen Kulturen „schwer verwirrt sind und im Irrtum, was die grundlegende Wahrheit der Ehe und der Familie anbelangt“, und daß diese Verwirrung auch in die Kirche eingedrungen ist.
Die Kirche, so der Kardinal, „erlebt unter dem Druck einer völlig säkularisierten Kultur eine wachsende Verwirrung und auch der Irrtum ist in sie eingedrungen. Das schwächt das Zeugnis der Kirche auf ernste Weise, wenn es dieses nicht zum Nachteil für die gesamte Gesellschaft völlig kompromittiert“.
Verwirrung und Irrtum in die Kirche eingedrungen
Mit der Bischofssynode sind „diese Verwirrung und der Irrtum für die Welt sichtbar geworden“. Der unsägliche Zwischenbericht, der der Kirche nahelegte, die „homosexuelle Orientierung“ zu „akzeptieren und aufzuwerten“, war „ein Manifest, eine Art Aufwiegelung“ der Bischöfe und ein Druck, der auf sie ausgeübt werden sollte, damit sie die „immerwährende Lehre der Kirche aufgeben“, so der Kardinal.
Burke machte das erste Auftreten dieser „Verwirrung“ und dieses „Irrtums“ auf offizieller Ebene mit der Rede von Kardinal Walter Kasper beim Kardinalskonsistorium im Februar 2014 fest, jenes deutschen Theologen, der bereits vor Jahrzehnten zu einer der bedeutendsten Stimmen der progressistischen Fraktion gehörte. Obwohl das Kardinalskollegium in Aufruhr geriet wegen der Rede Kaspers, mit der er die Kirche dazu aufforderte, die eucharistische Ordnung und ihre Moral- und Sakramentenlehre zur Unauflöslichkeit der Ehe aufzugeben, lobte Papst Franziskus am folgenden Tag den Kardinal für seine Theologie der „Freude“ und „auf den Knien“.
Luis Antonio Kardinal Tagle
Am selben Wochenende kritisierte der Erzbischof von Manila, Luis Kardinal Tagle an einem anderen Ort, aber auch in England die „harte“ und „strenge“ Sprache der Kirche, wenn sie über die Sünde des Ehebruchs und der Homosexualität spreche. Kardinal Tagle nahm am 2. Flame Youth Congress in Wembley teil. Im Anschluß daran sagte er dem Daily Telegraph, daß die Kirche wieder neu ihre Lehre von der „Barmherzigkeit“ lernen müsse.
Der Kardinal wurde soeben von Papst Franziskus zum Vorsitzenden der Catholic Biblical Federation ernannt, dem unter anderen die Katholischen Bibelwerke Deutschlands, Österreichs und der Schweiz angehören. Tagle wird von aufmerksamen Beobachtern mit Nähe zu einem bestimmten Lager bereits als möglicher Papabile für das nächste Konklave ins Gespräch gebracht.
Kirche muß bei Sexualität sozialen und psychologischen Entwicklungen Rechnung tragen
Dem Daily Telegraph sagte er, die Kirche müsse in der Diskussion über die Sexualität den jüngsten sozialen und psychologischen Entwicklungen Rechnung tragen. Wörtlich sagte er: „Wir müssen zugeben, daß diese ganze Spiritualität, dieses Wachsen in der Barmherzigkeit und die Anwendung der Tugend der Barmherzigkeit etwas ist, das wir immer mehr lernen müssen. Zum Teil sind es auch die Veränderungen der kulturellen und sozialen Sensibilität, die dazu führen, daß das, was in der Vergangenheit eine akzeptable Form war, Barmherzigkeit zu zeigen… heute, wegen unserer modernen Mentalität, nicht mehr auf dieselbe Weise gesehen werden könnte.“
„Ich denke, daß sich auch die Sprache bereits geändert hat. Die harten, in der Vergangenheit gebrauchten Worte gegenüber schwulen, geschiedenen und getrennten Personen, gegenüber Kindermüttern usw. waren früher sehr schwerwiegend“, so der Kardinal.
Kirche hat zur Ausgrenzung von Homosexuellen, Geschiedenen, Kindermüttern u.a. beigetragen
„Viele Menschen, die diesen Gruppen angehörten, wurden abgestempelt und das hat zu ihrer generellen Ausgrenzung aus der Gesellschaft geführt. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber ich habe gehört, daß in einigen Kreisen, christlichen Kreisen, das Leid, das diese Menschen erlitten haben, als legitime Konsequenz ihrer Fehler betrachtet und in diesem Sinn vergeistigt wurde“.
„Wir sind aber froh, diesbezüglich Veränderungen zu sehen und zu hören“, so Tagle.
Der Kardinal hob den Einsatz von Kirchenvertretern hervor, die sich mit Nachdruck bemühen, die „pastorale Praxis“ der Kirche zu ändern und die Zulassung zur Kommunion von Personen, die in „irregulären“ sexuellen Verbindungen leben, zu erreichen. Tagle fügte hinzu, daß dadurch die Lehre der Kirche nicht verändert werde. Gleichzeitig bekräftigte er den Vorschlag von Kardinal Kasper, der die Grundlage für die Diskussion sein müsse und die Behandlung von jedem Fall als „Einzelfall“.
Kardinal Kaspers Vorschlag richtig: Nicht eine Formel für alle, sondern Einzelprüfung
„Hier ist, jedenfalls für die katholische Kirche, ein pastoraler Ansatz, der in der Beratung, im Sakrament der Versöhnung erfolgt, wo die einzelnen Personen und die einzelnen Fälle einzeln oder individuell behandelt werden, so daß die Hilfe, die pastorale Antwort der Person auf angemessene Weise gegeben werden könne.“
„Jede Situation von wiederverheirateten Geschiedenen ist ausreichend einzigartig. Am Ende eine generelle Regel zu haben, könnte kontraproduktiv sein. Meine Position in diesem Moment ist es, zu fragen: ‚Können wir alle Fälle ernstnehmen und ist es in der Tradition der Kirche, daß die Wege Fall für Fall individuell behandelt werden?‘ Das ist eine Frage, und ich hoffe, die Menschen wissen das zu schätzen, auf die es nicht leicht ist, mit ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ zu antworten. Wir können nicht für alle eine einzige Formel haben.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Chiesa e postconcilio/Asianews
Beide erliegen Irrtümern, wie es mir scheint. Und beide sagen auch Richtiges.
Kard. Burke stellt ziemlich steile Thesen auf, die das Unbehagen, das ich seit Wochen mit seinen Meinungen habe, bestätigt:
„Für die Umwandlung der westlichen Kultur ist die Verkündigung der Wahrheit über den Ehebund in seiner ganzen Fülle von entscheidender Bedeutung, ebenso die Korrektur der Verhütungsmentalität, die Angst vor dem Leben und der Fortpflanzung hat.“ Diese Evangelisierung müsse bei der Kirche selbst beginnen. „Wenn es keine Neuevangelisierung in der Ehe und der Familie gibt, wird sie auch nicht in der Kirche oder in der Gesellschaft generell stattfinden.“
Das heißt im Klartext, dass er den Weg, auf dem Gott uns zurechtbringen kann und will, kollektiv auf eine Renaissance der Ehemoral zurückbnden will.
Frage: Und wenn Gott das aber anders sieht und ganz anders anpacken wird? Warum weicht er den an sich viel gravierenderen anderen Fragen so notorisch aus und reagiert bloß auf das Ehethema, als sei es das zentrale und eigentliche Feld des Glaubens?
Um es von der andern Seite her zu denken: es gibt einige häretische und heidnische Kulturen, die gewiss eine rigorose Ehemoral leben. Das macht sie aber noch nicht katholisch. Sie sind oft sogar die verbohrtesten Antikatholiken…
Andererseits kann niemand die katholische Eheauffassung (ich meine damit nicht eine bürgerliche Moral, sondern die tiefe Imago-Theorie der Ehe) in „ihrer Wahrheit und Schönheit“ erfassen, wenn die Voraussetzungen des Glaubens sonst fehlen.
Burke will das Pferd vom Schwanz her aufziehen.
Tagle dagegen sollte schlicht und einfach mal einen Logikkurs besuchen. Er hat zwar recht damit, dass ein saurer Moralismus oft lieblos den Sünder verachtete, aber was er da schreibt, ist regelrecht idiotisch (Verzeihung):
„Jede Situation von wiederverheirateten Geschiedenen ist ausreichend einzigartig. Am Ende eine generelle Regel zu haben, könnte kontraproduktiv sein. Meine Position in diesem Moment ist es, zu fragen: ‚Können wir alle Fälle ernstnehmen und ist es in der Tradition der Kirche, daß die Wege Fall für Fall individuell behandelt werden?‘ Das ist eine Frage, und ich hoffe, die Menschen wissen das zu schätzen, auf die es nicht leicht ist, mit ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ zu antworten. Wir können nicht für alle eine einzige Formel haben.“
Es gehört nun mal zum menschlichen Leben in der Gemeinschaft, dass die Regeln nicht für mich maßgeschneidert werden. Alleine aufgrund der Tatsache, dass die Ehe ja nichts für Alleinstehende, sondern für mindestens zwei oder mehr Leute ist, erfordert sehr wohl eine allgemeine Norm. Warum sollte ich mich nicht an eine Norm anpassen müssen? Und da ich es bin und nicht Du, wird das ohnehin „anders“ sein..
Nun ist die Ehe auch ein Sakrament. Und Christus vergibt da keine unterschiedlichen Gnadengaben, sondern immer dieselbe. Wir verspielen eine Gnadengabe, und das ist eine schwere Sünde, nicht aus legalistischen Gründen, sondern weil Gott der heilige Urheber ist
Ich komme zum Schlußabschnitt, der mir allein wichtig erscheint. Die Ehe ist „auch“ ein Sakrament. Das ist richtig, sie ist in erster Linie ein Sakrament hier für die Betrachtung. Gott ist der Urheber. Das kann man nur unterstreichen. Allerdings können wir gar nichts „verspielen“, was Gott gegeben hat und bleiben wird.
Doch das können wir sehr wohl, und davor warnt uns eindringlich der heilige Paulus im Hebräerbrief Kap. 6:
4 Denn es ist unmöglich, Menschen, die einmal erleuchtet worden sind, die von der himmlischen Gabe genossen und Anteil am Heiligen Geist empfangen haben,
5 die das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt kennen gelernt haben,
6 dann aber abgefallen sind, erneut zur Umkehr zu bringen; denn sie schlagen jetzt den Sohn Gottes noch einmal ans Kreuz und machen ihn zum Gespött.
Liebe Zeitschnur, ich verstehe Ihre Kritik an Kardinal Burke leider nicht ganz: Nach Humanae Vitae hat sich insbesondere im deutschsprachigen Raum eine Vielzahl von Bischöfen und Priestern de facto von der katholischen Ehemoral verabschiedet. Laut einer Umfrage einer grösseren Schweizer Tageszeitung akzeptieren in der Schweiz nicht einmal mehr 5% der Katholiken die volle katholische Lehre zum sechsten Gebot. Davon wohl, wenn man sich das Durchschnittsalter der Kirchgänger anschaut, wohl überwiegend Personen im Pensionsalter. In Rom wird offen darüber diskutiert, ob man die Hl. Kommunion nun auch Personen spenden will, die im Ehebruch leben und verharren. Ich bin sehr dankbar, wenn sich Kardinal Burke in dieser Situation so sehr für die Heiligkeit der Ehe einsetzt, dass es auch noch andere, massive Probleme innerhalb der Kirche gibt, ist selbstverständlich und wird ja auch von Kardinal Burke keineswegs geleugnet, aber es steht wohl ausser Frage, dass heute gerade die Krise der katholischen Ehelehre eines dieser ganz massiven Probleme innerhalb der Kirche darstellt.
Sehe ich wie Sie @Borkard. Man hat auf Papst Paul VI. nicht hören wollen, also absichtlich anderes verkündet oder besser stillschweigend geduldet.
Es spielt keine Rolle, wenn die rk Kirche in den Ländern Europas und Amerikas einige hundert Millionen „Gläubige“, sagen „wir“ doch offen Ungläubige, samt Bischöfen und Priestern „verlieren“ würde.
Die Wahrheit, weil sie göttlich ist, ist nicht an Zahlen gebunden.
Ich verstehe, was Sie meinen, kann aber nicht zustimmen.
We ich schon mehrfach sagte genügt es nicht, nun angesichts des 6. Gebotes „Widerstand“ zu leisten, ansonsten aber dem gesamten falschen Kurs der nachkonziliaren Kirche, der ja lehramtlich festgestellt wurde, im Prinzip rechtzugeben.
Man sieht die Problematik ja auch bei den Lefebvristen: natürlich ist das isolierte Anliegen, die „Messe aller Zeiten“ als einzig wahre Messe zu erhalten, richtig – keine Frage. Aber wenn man zugleich den Papst, der sie der Kirche aufzwungen hat, anerkennt, und wenn derselbe Mann, der viele falsche Dekrete des Vaticanum II positiv mit abgestimmt hatte wie Lefebvre (wovon er sich auch nicht distanziert hat), andererseits aber auch zahlreichen Irrtümern der reaktionären Katholiken folgt, die lange vor dem Konzil eben auch den Päpsten nicht gehorchen wollten und politische Sonderlehren entwickelten, nun eine Art „partielle“ Kirchenauffassung propagiert, dann muss man erkennen, dass dies der schnurgerade Weg ins Sektierertum ist – auch wenn ein isoliertes Anliegen berechtigt ist.
Dieselbe Situation liegt bei Kardinal Burke vor. Und auch er hängt in puncto anderen Fragen zahlreichen Irrtümern an.
Wohin soll also ein „Widerstand“ beim 6. Gebot führen?
Schnurgerade in eine Sekte.
Denn bei aller Ergebenheit an die Gebote – das 6. Gebot ist nun mal nicht das wichtigste Gebot. Es ist zwar richtig, dass die geplante und hartnäckig vertretene Verletzung des 6. Gebotes die Untreue gegen Gott anzeigt (wie jede Sünde!), aber man kann nicht den Umkehrschluss ziehen und sagen: wer das 6. Gebot hält, ist auch treu gegen Gott.
Das 6. Gebot wird von vielen gehalten… ohne Gott auch sonst wirklich treu zu sein. Es ist im Gegenteil Spielfeld aller Pharisäer und Moralisten, die Projektionsebene der Selbstgerechten.
Dies zeigt sich bereits in der Hl. Schrift.
Es werden in den Evangelien viele Begebenheiten erzählt, in denen Jesus solchen Moralisten entgegentritt und die Ehebrecher(innen) ausdrücklich vor diesen Pharsäern und Überbetonern dieses Gebotes schützt. Und dies ohne die Sünde als Nichtsünde zu bezeichnen.
Nicht zuletzt hat auch Pius X. in „Lamentabili“ schon beschrieben, dass viele Modernisten zwar moralisch höchst integere Männer sind, ansonsten aber der Lehre untreu werden.
Das sind alles Mahnungen, hier genauer hinzusehen.
Lehrt denn Burke wirklich die volle Lehre, oder kapriziert er sich, weil er dafür eine gewisse Sensibilität hat, nun auf das 6. Gebot? Warum ging ihm denn zuvor bei all den schrecklichen verwüstungen nicht der Hut hoch?
Man kann ihn auch nicht mit Th. Morus oder John Fisher oder Johannes d.T. vergleichen – denn es stellte sich für letzteren noch nicht, für erstere aber keine Frage umfänglicher Lehrtreue. Sie hingen keinen anderen Irrtümern an. und das macht die Sache zu einer ganz anderen.
Liebe Zeitschnur, ihre Frage kann ich durchaus nachvollziehen: warum haben Kardinal Burke und so manch anderer Prälat nicht früher öffentlich Ihre Stimme gegen die liberalen Häresien erhoben? Ich kann es nicht sagen, man scheint sich irgendwie mit dem Status Quo, dem friedlichen Nebeneinander von katholischer Lehre und Häresie abgefunden haben. Umso mehr freue ich mich, dass es nun, nach dieser unglücklichen Synode, endlich jemand erkannt hat, dass man auch innerhalb der Kirche für die Lehre Christi kämpfen muss, nicht bloss treu bleiben, sondern tatsächlich kämpfen.
Dass Kardinal Burke Irrlehren verträte ist mir nicht bekannt, falls Sie aber hierzu Beispiele kennen würden, wäre ich sehr bekannt.
Zur Frage der Legitimation der nachkonziliären Päpste: ich sehe keinen zwingenden Grund, diese anzuzweifeln, und es ist ja keineswegs zwingend, dass jeder Papst gleichermassen heilig und rechtgläubig sei, man denke z.B. an Papst Johannes XXII oder Alexander VI. Aber Christus befiehlt uns, seinen Stellvertreter zu folgen, solange sie keine Sünden oder Irrlehren propagieren, und doch kann es vorkommen, dass der Herr uns durch bestimmte Päpste eher Strafen als offenkundige Gnaden senden will. Aber auch dieses Kreuz dürften wir doch keineswegs ablehnen.
//was er da schreibt, ist regelrecht idiotisch (Verzeihung)//
Wenn man Grobianismen vermeidet, braucht man nicht anschließend um Verzeihung zu bitten.
Sparen Sie sich doch diese schulmeisternden Metaebenen-Animositäten – solche Sätze wie die Tagles sind geistlicher Grobianismus, und das ist noch fein ausgedrückt.
Anders als F. wird er nämlich in der Verkehrung der Lehre der Kirche so deutlich und unmissverständlich, dass man auch unmissverständlich sagen muss, was er da tut: im Grunde ist das der helle Wahnsinn, was sich da abspielt.
Was auch immer diese Synode mit sich bringen mag, der glaubenstreue Katholik weiß was ist und woran er festzuhalten hat. Der Glaube ist keine verfügbare Angelegenheit.
Kardinal Burke hat recht mit dem,was er sagt. Es muß eine neue Evangelisierung geben und das geht nicht ohne Opfer. Das betrifft bzw. sollte jeden Christen angehen. Das war immer schon so. Dem Kardinal gehts da nicht um ein, wenn auch sehr wichtiges Einzelthema, sondern ums Ganze. „Das kleine Einmaleins des Glaubens muß wieder gelehrt und gelernt werden“, sagte die Muttergottes 1999 in Marpingen.
Und daran haperts seit Jahrzehnten in den theologischen Fakultäten insbesondere auch. Es fehlt da an Demut und Liebe. Es geht mehr um die eigene Karriere und irgendwann zuletzt auch noch ein bißchen um Jesus Christus, der aber dazu noch oftmals verfälscht wird.
Die große Mehrheit der Getauften hat sich durch all die Versuchungen via TV und die „Medien“ und durch alles Mögliche vom lebendigen Glauben längst abgewandt. Es ist eine trostlose Wüste entstanden. Irgendwann bricht sich die Gewalt Bahn, weil auch der Sex (Bordelland Deutschland etwa) kein Heilmittel ist gegen die geistige Leere und Trostlosigkeit. Tag aus und Tag ein hämmert die Propaganda des Bösen unaufhörlich auf die Menschen ein – und die merkens nicht mal und wollen es bewußt auch nicht wahrhaben.
Dieser Kardinal Tagle und die anderen wie auch der Kardinal Marx führen einen unehrlichen Kampf. Es geht ihnen nicht um irgendwelche Zeitgenossen in irgendwelchen „Verhältnissen“, sondern ganz klar um die Zerstörung der Kirche. Diese „Verhältnisse“ sind doch völlig in Ordnung für sie. Nur die kirchliche Lehre will nicht so recht dazupassen. Also muß die Lehre auf Biegen und Brechen geändert werden. Ich meine, die sollten sich einen anderen Arbeitsplatz suchen. Ob die sich noch von Papst Franziskus stoppen lassen würden, kann man zutiefst bezweifeln. Das Schisma ist da. Man muß da nichts mehr abwarten.
Es geht m.Er. nur noch darum wie das noch einigermaßen gut, ohne allzu großen Schaden anzurichten, gehändelt werden kann. Kardinal Burke und die anderen guten Kardinäle müssen natürlich sehr vorsichtig sein, damit sie nicht den Kaspers und Marxens und Schönborns in die Falle laufen und beschuldigt werden können.
Kardinal Tagle würde ich mit folgendem Zitat konfrontieren:
Klare Worte an die Theologen und Amtsträger der Kirche:
Mutter Angelica, Gründerin des Fernsehsenders EWTN, hat in einem Artikel geschrieben:
Ich habe die Nase voll von eurer liberalen Kirche, … eurem ichbezogenen Gebet, eurer erdhaften Spiritualität. Ich habe die Nase voll von euren „Aufbrüchen“, denn das erste, was von einem solchen Auf-Bruch zurückbleibt, ist ein Loch, in das wir alle hineinfallen.
Ich habe die Nase voll von euren Theologen, die nichts anderes tun, als spalten und zerstören… Sie wissen, wie schrecklich schweigsam wir loyalen Katholiken in all diesen Jahren gewesen sind…wir haben eure Ansichten über Gott nun dreißig Jahre lang runtergeschluckt. Ihr habt keinen Gott, kein Dogma, keine Glaubenslehre und keine Autorität. Ich empöre mich über eure Versuche, den Katholizismus der Kleinen, Armen und Älteren zu zerstören.Eure Katechismen sind so verwässert, dass sie nichts anderes mehr besagen, als „liebe deinen Nächsten“. Nein, zuerst muss man Gott lieben! “
Kardinal Burke hat völlig recht. Auch wenn der Auffassung von P. Franziskus irgendwie Rechnung zu tragen ist, er halte 50% der Ehen für gar nicht zustande gekommen, da die rechte Auffassung vom Sakrament der Ehe gar nicht vorhanden war.
Damit verbunden ist auch ein Versagen der Pastoral der Kirche. Man lässt Menschen zur Ehe zu, die gar nicht dazu dispniert sind.
Obwohl ich das Buch „In der Wahrheit Christi bleiben“ mit großem Interesse gelesen habe, kann ich aus diesem dennoch keine Antwort ersehen, wie man mit Menschen umgeht, die eine Ehe nur scheinbar geschlossen haben. HIer muss man vernünftige Lösungen finden.
Dazu bedarf es in Zukunft in der Tat einer Neuevangelisierung. Man kann niemanden mehr zum Ehesakrament zulassen, von dem bekannt ist, dass er in seinem früheren Leben unkeusche Verhaltensgewohnheiten entwickelt hat, die in der Ehe zur Untreue führen müssen, wenn diese nicht vorher vollständig abgestellt worden sind. Das kann aber nur über den Glauben und die Katechese gelingen.
Meines Erachtens haben die Fraktionen um Kasper und Burke beide nicht unrecht. Man muss aber klar betonen, dass der Ansatz von Burke dem Ideal und der Wahrheit entspricht, wobei sich Burke nicht gegen die Erkenntnis stellen darf, dass es Scheinehen gibt, die als solche aufgedeckt werden müssen.
Wir müssen also dahin kommen, dass keine Scheinehen mehr geschlossen werden. Diesen Schuh muss sich aber gerade die Kasper-Tagle Seite anziehen.
Beide Seiten argumentieren noch sehr unausgewogen.
Dass grundsätzlich wiederherheiratete Geschiedene zur Kommunion zugelassen werden, ist die große Befürchtung der Burke-Seite. Diese Ängste sind vollkommen gerechtfertigt.
Darum ist es auch richtig, dass man auf das Eheverständnis an sich verweist. Denn die Keuschheit muss auch in den Ehen erster Leitgedanke sein.
Denn wenn wir von Ehe und Sexualität sprechen, müssen wir immer die jährlich 45 Millionen abgetriebener Föten weltweit ansehen..
Die Kirche in Deutschland und darüberhinaus befindet sich seit der sog. Königssteiner Erklärung auf Irrwegen. Seit damals will man den Menschen keinen reinen Wein mehr einschenken. Eine Umkehr gabs nicht und wirds auch so bald- mit diesem Personal- nicht geben können. Es ist schmerzlich, aber es ist unumgänglich, daß sich weite Teile der Kirche in D von Rom lossagen, denn es gibt nichts mehr zu kitten oder heilen.
Es muß ganz klar auch von Rom ein Trennstrich erfolgen. Das wäre ganz im Sinne der rom- und lehramtstreuen, wenigen Christen.
Wenn Papst Franziskus sagt, daß 50% aller Eheschließungen eigentlich ungültig sind bzw. nicht zustande gekommen sind, könnte man entgegenen: wer bin ich, um zu urteilen? Das muß man leider so sarkastisch sagen.
Eine vor Gott geschlossene Ehe ist gültig ohne Wenn und Aber. Wenn die Kirche das aufgibt, (außer in begründeten Fällen von Zwang oder Betrug) kann sie ihre Sachen einpacken.
Wer könnte jeden Einzelfall beurteilen- und es wären ja Millionen? – Niemand kann das.
Ich hoffe, daß Papst Franziskus die Kurve bekommt und sich offen distanziert von Kasper, Marx und Co.
Dieses Morden im Mutterleib ensteht aber nicht irgendwie, sondern rührt aus einem falschen Verständnis von Leiblichkeit.
Jeder Sexualakt muss unbedingt offen auf das Kind sein, da sonst das Leben des Kindes nicht gewährleistet ist.
Indem sich die deutschen Bischöfe von Humanae Vitae selbst absolviert haben, haben sie auch den rechten Glauben aufgegeben.
Ich halte genau wie Kardinal Burke die Reinheit des Menschen für die zentrale Frage von Glauben und Unglauben. Man kann nicht an Gott glauben und vorgeben in seinen Weisungen zu stehen und zu leben und dem 6. Gebot liberal gegenüberstehen.
Meines Erachtens haben sich all jene Bischöfe um Kasper und Marx selbst als das entlarvt was sie sind, wenn sie die Homosexuellen zu streicheln beginnen.
Die zentrale Frage für den Menschen ist die Heiligkeit. Der Apostel schreibt im Hebräerbrief: Ohne Heiligung wird niemand den Herrn sehen. Reinheit ist ein wesentlicher Aspekt davon. Keine Heiligkeit ohne Reinheit. Reinheit ist nicht nur, aber besonders auch Reinheit im Geschlechtlichen.
An beide
So wichtig die Reinheit im Geschlechtlichen auch ist, aber sie fundiert nicht die Reinheit, die der Apostel Paulus meint. Erst im 12. Kapitel des erwähnten Hebräerbriefes landet er nach vielen Belehrungen über grundsätzliche theologische Fragen des Glaubens im Hebräerbreif bei Bekräftigungen christlicher Gebote, nennt aber auch da keineswegs zuerst die geschlechtliche Reinheit.
Ich zähle mal seine Reihenfolge auf:
1. Friedenhalten mit allen
2. Heiligung (Esau als mahnendes Beispiel der Unzucht und Gottlosigkeit, wobei der Schwerpunkt hier auf seiner Fressgier liegt) – gemeint ist also ein insgesamt ganz auf Christus ausgerichtetes Leben, das sagt „Wir sind NOCH im irdischen Fleisch“ wie er später ausführt. Das meint, ausgehend von den vorigen Kapiteln, dass wir mit der Taufe dem irdischen Leib nach schon gestorben sind, ihm also auch nicht mehr dienen können als Getaufte.
3. Dass man das Wort des Paulus nicht ablehne (wenn schon die Israeliten, die Moses moralische Gebote hielten, doch dem Gericht nicht entrinnen konnten (Vs. 25) – hier fragt sich, was Paulus denn dann meint, wenn es nicht die moralischen Gebote sein können, die uns reinigen und heiligen können?
4. Bruderliebe
5. Gastfreundschaft
6. Gefangenenbesuche und Gebete für sie (beten wir genügend für Gefangene?)
7. Misshandelte ins Gebet schließen (tun wir das – gerade heute bei den Verbrechen durch Islamisten?)
8. Und jetzt erst kommt die Ehe!!!! „Die Ehe soll in Ehren gehalten werden“ (Kap. 13, 4)
9. Freiheit von Habgier
10. Größte Anstrengung, im geistlichen und theologischen Voranschreiten zu wachsen.
11. Vorsicht vor Irrlehren
Die Heiligung kommt nicht von „unten nach oben“, sondern von „oben nach unten“ zu unserem in der Taufe gestorbenen Fleisch, das sich aber noch zuckend regt.
Johannes Paul II hat hier mit seiner „Theologie des Leibes“ die traditionelle Theologie von Natur und Übernatur total verkehrt – auch wenn sie vordergründig ja so moralisch wirkt.
Er hat damit die Verwechslung erzeugt, man könne durch Moralität sich heiligen.
das ist jedoch irrig. und auch die Heiden sehen das so, aber es ist falsch: kein Mensch kann sich durch Einhaltung der Gebote selbst heiligen – das besagt ja der Satz Pauli oben: die Israeliten taten das und verfielen doch dem Gericht.
Und darin liegt auch die Erklärung für das Reinheitssektierertum der Pharisäer.
Was Kardinal Burke predigt ist aber auf dieser falschen Linie, die ebenso auch ein indischer Guru vertreten würde!
Die Frage ist also: Wo setzt man an bei der Heiligung seiner selbst. Im Grunde muss die Reinheit im 6. Gebot aus der Heiligkeit der Person kommen; also der Ganzhingabe an Jesus Christus, so dass nicht mehr ich in mir selbst, sondern Christus in mir lebt.
Die Erfahrung lehrt allerdings genau das, was Sie beschreiben: Oft sind Morallisten, die das 6. Gebot zu halten wissen, leider sehr pharisäisch, arrogant, abgehoben, ja herzenshart. Damit wirken Sie biesterig und wenig anziehend auf ihr gegenüber. Das geschieht genau dann, wenn der Fokus auf das 6. Gebot fällt, und das einseitig und ausschließlich; wenn also die Liebe zu Gott nicht zur gelebten Nächstenliebe wird.
„Ich suchte Gott, und fand ihn nicht; ich suchte mich, und fand ihn nicht; ich suchte meinen nächsten und fand alle drei.“ –
Paulus weist ja auch schon darauf hin, dass das Gesetz als Zwang wegfallen muss. Der Gott liebende allerdings hält es automatisch, aus Gnade, sofern er das größere (semper major deus) liebt, Gott.
Das 6. Gebot ist nicht das wichtigste. Aber für viele fängt mit ihm alles an. Sie schaffen hier Ordnung und erkennen dann, dass sich alle Negativenenrgien zusammenschnüren und drohen den Menschen ungenießbar zu machen. Ihm fehlt also die Fläche der Sublimierung im/zum Nächsten, in dem wir Christus sehen sollen; letztlich eigentlich die liebende Gemeinschaft und Hinwendung; das Opfer aus Hingabe und Dienmut.
Aber nochmal: Das 6. Gebot kann sicher zum Fallstrick für viele werden, die in keinen lebendigen Glauben kommen. Hier mag gerade die Tradition eine Niesche darstellen, um sich nicht weiter in Nächstenliebe (Caritas) aufeinander zuzubewegen. Dennoch bleibt es insofern das wichtigste für die geübte Askese und stellt sozusagen den Anfang auf dem Weg zu Gott/mit Gott dar. Dann muss aber der gelebte Glaube folgen. Das Wichtigste ist es zudem deshalb, da es immer im Verbund mit einer anderen Person und deren Ganzhingabe an die eigene Person verbunden ist. Nirgendwo wird der Mensch derart getäuscht und enttäuscht wie hier. Zudem wird fahrlässig mit werdendem Leben umgegangen, wie wir seit langem wissen…
Ich würde Papst J.Paul II nicht in Frage stellen wollen, auch nicht Burke. Wohl aber würde ich die Gefahren betonen wollen, die entstehen können (Hochmut), wenn sich jemand (z.B. ein Kleriker) als reiner Mensch nur auf einem Gebiet sieht. Reinheit ist allumfassend. Sie ist kein Selbstzweck. Im Übrigen weiß jeder Heilige, dass er aufgrund seiner Heiligkeit (die Gott zugehört) keinen Verdienst, sondern Verantwortung hat und durch diese den Auftrag zum Dienst am Sünder hat, der sich durch sein Sündigen selber weh tut. Gott liebt gerade diesen umso mehr, mit Tränen des Mitleids und dem Willen, dass dieser umkehre uns sich hei(lig)e.
Auch verantwortete Sexualität gehört zur Keuschheit und fällt damit nicht aus der Reinheit heraus. Das muss man wissen. Dennoch ist sie immer da sündhaft, wo sie fahrlässig begangen wird und das potentiell werdende Leben sekundär betrachtet.
Paulus musste das 6. Gebot auch nicht zuerst nennen, da, wer alle anderen Gebote halten will (z.B. Bruderliebe), nicht gleichzweitig gegen das 6. Gebot verstoßen kann. Wer umgekehrt alle Gebote einzuhaöten sucht – oder sie von mir aus auch partiell und zeitlich begrenzt eihält -, dann aber gegen das 6. Gebot handelt, zerstört alle anderen Werke und wird zum Heuchler und Sündiger auf allen anderen Gebieten der Moral.
Zudem kommt gerade in unserer heutigen Zeit dem 6. Gebot eine Pflcht zur Polemik zu, da es so wenig Beachtung findet. Überall versucht man es über die Überbetonung der anderen Gebote (Barmherzigkeitsforderung) auszuspielen bzw. diffus darzustellen. So streut man schon mit der Aussage: Das 6. Gebot sei nicht das wichtigste Unsicherheit. Da es das nuneinmal für viele am schwersten zu haltende Gebot ist, ist es für viele auch das Wichtigste und muss sozusagen an das oberste und wesentlichste des 1. Gebotes gekoppelt werden. Das ist Part der Seelsorge.
Sprache darf nicht vernebeln und sich in Randgebieten ergehen. Vor Trinkern muss ich von der Enthaltsamkeit des Trinkens sprechen, bzw. deren Schäden aufzeigen und gleichzeitig positive Gegenentwürfe aufzeigen, um das Trinken zu vermeiden. Dann nützt es nichts zu sagen, ein etwaiges Gebot zum Nichttrinken sei nicht das Wichtigste. Doch. Das Wichtigste ist es, vom Trinken loszukommen. Die Antwort auf das Wie liegt dann allerdings im 1. Gebot. Nur mit Beziehung, Zuwendung und heilender Begrenzung aller Suchtpotentiale kann ein Fokus auf ein neues Leben aufgezeigt werden.Gehen bzw ins Ziel setzen muss ihn dann jeder, was in und gegen unsere® Medienwelt alles andere als einfach ist.
@ Pater Pio
In sehr vielem kann ich Ihnen ganz und gar zustimmen.
Allerdings stimme ich nicht zu, dass das 6. Gebot gewissermaßen der Dreh- und Angelpunkt sei, mit die Heiligung anfängt oder auch wieder aufhört (falls man da fällt).
Auch denke ich, es ist ein Kurzschluss, nur weil das 6. Gebot heute sehr leicht genommen wird, nun zu glauben, man müsse da geistlich nun mächtig auf die Tube drücken. Das wäre schlicht unbesonnen!
Ehrlich gesagt – wenn ich die Geschichte und die Quellen ansehe, dann war das Thema Sexualität immer ein Riesenthema für fast alle Menschen. Alle Sünden auf diesem Gebiet werden jedoch dadurch abgemildert, dass die Sexualität eine starke Triebkraft im Menschen ist, die er sich nicht selbst gibt oder herbei ruft, sondern naturhaft vorfindet.
Dass sich diese Kraft v.a. in jungen Jahren unerbittlich regt und uns allesamt „plagt“, ist an sich noch nicht unsere eigene Schuld.
Das ist bei anderen Sündentypen erheblich anders: sie entspringen keinem natürlichen und guten Antrieb, sondern ausschließlich bösen Impulsen.
Deshalb steht das 6. Gebot auch erst so weit hinten – und man sollte hier mit aller Milde und Güte, gleich, was in unserer Zeit virulent ist, realistisch und barmherzig bleiben. Aber nicht im Sinne der Gleichgültigkeit und Schlaffheit, sondern der Art, die wir in dieser Frage eindeutig von Jesus lernen MÜSSEN, der durchweg dieser Sünde mit Milde begegnete!
Es ist auch ein gefährlicher Irrtum, wenn wir denken, an dieser Stelle seien wir BESONDERS leicht zur Sünde verführbar.
Erstens ist das individuell ganz verschieden.
Zweitens sind wir oft unbewusst (und das ist schlimmer) auf ganz anderen Gebieten verführbar. Wie viele Ultras sind total überspannt und verklemmt, wenn es um Sex geht und schütten das Kind mit dem Bade aus. Aber sie lügen ohne mit der Wimper zu zucken, konkurrieren eiskalt in der Arbeit gegen andere, stellen sich unentwegt über andere Menschen auf der Seinsebene und geben erst mal sich selbst die Ehre, bevor sie wirklich vor Gott treten mit dem Wissen „Domine non sum dignus…“
Ich will das nicht herablassend feststellen, sondern deshalb, weil ich es von mir selbst so weiß: eine sexuelle Versuchung hat man schnell entlarvt! Aber die der Kälte und Härte gegen Gott unterläuft einem leicht und man denkt noch, man sei fromm. Die Sünden auf dem Gebiet des 6. Gebotes sind nicht tückisch, dafür grob und peinlich!
Hinzufügen will ich auch, dass man bei grundsätzlich jeder Sünde den Nächsten erheblich schädigt! Ausgenommen dem ersten Gebot, das alleine gegen Gott gerichtet ist.
Nach Paulus ist die sexuelle Sünde v.a. eine Sünde am eigenen Leib, der ein Tempel des Hl. Geistes sein sollte.
Auch wenn ich Ihnen nun etwas entgegengehalten habe, möchte ich am Schluss noch einmal betonen, dass Sie dies in vielem auch selbst ausdrücken und ich Ihnen daher weitgehend recht gebe.
Danke, zeitschnur, für diese Hinweise. Insbesondere teile ich ihre Kritik an JP2s Auffassung. Sie schreiben im weiteren, daß die Sexualität eine starke Triebkraft sei. Tatsächlich streiten die diesbezüglich Gelehrten sogar darüber, ob diese nicht sogar zu den primären Bedürfnissen gehört. Auch Jesus bennet die, die ohne sie leben können als Ausnahmen.
Mir erschien und erscheint beispielsweise Verhütung als mangelndes Gottvertrauen viel ärger als Fremdgehen. Auch Völlerei sehe ich eher auf gleicher Stufe an*. Und da paßt auch die Reihung der 10 Gebote ja. Auch das führen Sie ja im weiteren aus. Will jetzt hier keiner Leichtfertigkeit im deontologischen Sinne das Wort reden, doch hielte ich es schon für angemessen, die Verfehlungen um die Sexualität nicht so hoch zu hängen. Da ist tasächlich viel Verkrampftheit dabei, die leicht zum Unguten verführt. Denen, denen es gelingt, sich reinzuhalten, gelingt dies viel eher mir reiner, leichter Seele als mit verkrampfter.
*http://www.geistbraus.de/2015/03/neues-vom-fetten/
Bei dieser Synode im Oktober werden die glaubensreuen Kardinäle und Bischöfe in der Minorität sein. Da kann man sich denken wie es ausgeht. Die sind aus dem progressistischen Humus erwachsen, der sich unter Paul VI, und Johannes Paul II. so richtig ausbreiten konnte. Der unheilige Johannes Paul hat viel zu lange die Kirche geführt, und dies zu ihren größten Schaden. Bergoglio ist auch ein Gewächs aus dessen Humus. Es ist nichts Gutes zu erwarten. Der Katholizismus in Deutschland ist spätestens seit der Königsteiner Erklärung 1969 auf dem Weg sich von Rom abzusetzen. Sie ist dem protestantischen Virus, der sie seit Luthers Zeiten belagert, voll erlegen.
Man muß den Mut von Kardinal Burke bewundern, doch ist er nicht der einsame Rufer in der Wüste?
Wie schon vor Monaten verdichtet sich bei mir der Eindruck, dass es zu spät ist. Wer erst beim 6. Gebot geruht, aus dem Dornröschenschlaf zu erwachen, hat definitiv die Jahrzehnte davor verschlafen.
Es war ja offenkundige zweitvatikanische Politik, das Kirchenvolk mit dem Sexthema einzulullen. Solange Humanae vitae, familiaris consortio und Konsorten auf den Markt geworfen wurden, ertrug das fromme Volk jedes Sakrileg aus dem Vatikan. Ich meine, die Leute, die immer schon dabei waren und aufmerksam hätten sein müssen…
(Die Neuhinzugekommenen müssen im Zeitraffer „checken“, wo sie in der Kirche hier und jetzt eigentlich stehen und haben einen gewissen Bonus…)
Nun wäre ja immer noch Zeit, das Verschlafene nachzuholen…wenn man genug Öl für die Lampe mitgenommen hätte.
Aber es geschieht nicht.
Das Öl in der Lampe reicht nicht, man hat zu wenig mitgenommen. Die Empörung reicht gerade fürs Sexthema. Aber es geht doch um viel viel mehr und dies schon lange.
Ich kann das nicht rosig sehen.
Ist mir aber wichtig, dass nicht irgendeiner das in den falschen Hals bekommt und sich einbildet, ich nähme das 6. Gebot auf die leichte Schulter: keineswegs!
Aber es genügt nicht, wenn man erst bei dem Thema glaubt zu merken, was eigentlich los ist.