(Rom) Wie ist das Verhältnis von Papst Franziskus zu den großen neuen Gemeinschaften? Mit der Charismatischen Bewegung versteht sich Franziskus prächtig, egal ob sie katholisch ist oder nicht. Gleiches gilt von der Fokolarbewegung, die er aufforderte, dem Beispiel ihrer Gründerin Chiara Lubich zu folgen und den ökumenischen und interreligiösen Dialog fortzusetzen. Sogar mit dem Neokatechumenalen Weg ist er herzlicher als je zuvor. Die vor einem Jahr geäußerten Vorhaltungen sind vergessen. Inzwischen hat er dessen Charisma gutgeheißen, besonders das missionarische. Distanziert bleibt das Verhältnis hingegen zu Comunione e Liberazione (CL), der von Don Luigi Giussani 1954 gegründeten Gemeinschaft.
Auf eine Audienz ließ er diese Gemeinschaft am längsten von allen warten. Als es doch endlich soweit war, zeigte sich Papst Franziskus kalt und mürrisch. Don Giussani wurde mit seinen Büchern in die Bibliothek gestellt und damit aus dem aktiven Blickfeld entfernt. „Das Gründungscharisma von CL hat Franziskus nicht gutgeheißen, sondern auf den Index gesetzt“, so der Vatikanist Sandro Magister. CL wird seit dem Tod von Don Giussani im Jahr 2005 vom spanischen Priester Julian Carron geleitet. Die Gemeinschaft ist in Lateinamerika stark verankert.
CL füllte Petersplatz für Begegnung mit Papst Franziskus
Don Giussani sagte in den harten Jahren des Studentenprotestes und der Einsamkeit von Paul VI., daß CL einmal soweit kommen müsse, den Petersplatz allein füllen zu können und sich um den Papst zu scharen. Das gelingt schon seit einiger Zeit problemlos. Vor einer Woche, am 7. März füllte Comunione e Liberazione den ganzen Petersplatz, um die Verbundenheit mit Petrus zum Ausdruck zu bringen. Und vielleicht auch, um den Papst etwas milde zu stimmen. Doch dieser ließ sich nicht beeindrucken. Gegen die „Selbstbezogenheit“ jener, die sagen „Ich bin CL“ äußerte der Papst in seiner Ansprache ätzende Kritik. Die so zahlreich und in Feststimmung angereisten CL-Angehörigen lauschten irritiert und unsicher darüber, wie genau der harte Vorwurf des Papstes zu verstehen sei.
Distanz zu CL von Don Giussani – Nähe zum CL-Zirkel von Don Tantardini
Es stimmt zwar, daß Jorge Mario Bergoglio einige Bücher von Don Giussani gelesen hat, woran er selbst erinnerte. Von Comunione e Liberazione (CL) kennt der Argentinier aber nur einen Teil. Seine Freunde, mit denen er seit vielen Jahren Kontakt pflegt, gehören alle dem römischen CL-Zirkel an, der von Don Giacomo Tantardini geleitet wurde. Dieser Zirkel gab die internationale Monatszeitschrift 30 Giorni heraus, die einige Jahre auch in einer deutschen Ausgabe erschienen ist. Eine Zeitschrift, die zwar als CL-nahe galt, von CL selbst aber nie als offizielle Publikation der Gemeinschaft anerkannt wurde.
Heute wandeln Don Giussani und Don Tantardini nicht mehr auf Erden. Das Netz von Bergoglios CL-Freunden ist aber lebendiger denn je. Und es ist im Medienbereich in vollem Einsatz, um Gewehr bei Fuß den regierenden Papst zu unterstützen, ganz egal was er sagt oder tut.
Die sechs Papst-Freunde des römischen CL-Zirkels
Noch am Abend seiner Wahl zum Papst tätigte Franziskus einige Telefonanrufe. Der erste galt Stefania Falasca vom römischen CL-Zirkel. Das will etwas bedeuten. Falasca wurde inzwischen zur Chef-Leitartiklerin des Avvenire, der Tageszeitung der Italienischen Bischofskonferenz. Auch das will etwas bedeuten.
Ihr Ehemann, Gianni Valente, arbeitet für den vatikanischen Pressedienst Fides. Dort entfaltet er rege Initiativen einer Paralleldiplomatie an einer ganz besonderen Front, jener der Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China. Initiativen, die von Kardinal Joseph Zen, emeritierter Bischof von Hong Kong und unumstrittene Autorität der chinesischen Katholiken, besonders der verfolgten Untergrundkirche, scharf kritisiert werden. Valente gehört zudem zur Spitze des Informationsportals Vatican Insider.
Das 2011 von Andrea Tornielli und anderen Vatikanisten gegründete mehrsprachige Portal zählt heute zu den meistgelesenen Nachrichtenseiten rund um die Katholische Kirche. Tornielli, der Gründer und Lenker von Vatican Insider besitzt unter Franziskus das Privileg, persönlichen Zugang zum Papst zu haben, und diesen auch häufig zu nützen. Über Torniellis Berichte und Kommentare ist mehr oder weniger erkennbar die Stimme des Papstes zu hören.
Lucio Brunelli wurde vor allem durch die Veröffentlichung des „Tagebuchs“ eines anonymen Kardinals über das Konklave 2005 bekannt. Er enthüllte, daß Kardinal Bergoglio bereits damals der eigentliche Gegenspieler von Joseph Kardinal Ratzinger um das Pontifikat war und, soweit die Angaben korrekt sind, in einem Wahlgang 40 Stimmen auf sich vereinen konnte. Der damalige Vatikanist des Staatsfernsehens RAI ist unter Papst Franziskus zum Chefredakteur der Nachrichtensendung von TV2000, dem Fernsehsender der Italienischen Bischofskonferenz geworden.
Der Schwager Brunellis, Massimo Borghesi, Professor für Philosophie an der Universität Perugia, ist der Intellektuelle der Gruppe, auch er ein Ultrabergoglianer, der in der Verteidigung des argentinischen Papstes zuweilen auch das Maß verliert und sich dafür bedenkenlos von Benedikt XVI. distanziert. So zum Beispiel in einer Reihe von Aufsätzen, mit denen er die historische Regensburger Rede des deutschen Papstes angriff. Ein anderer Aufsatz Borghesi, der am vergangenen 3. März zum Thema Papst Franziskus und die kirchlichen Bewegungen in Terre d’America erschienen ist, nahm kurioserweise genau Töne und Tonfall vorweg, die der Papst wenige Tage später gegenüber CL anschlagen sollte.
Der Chefredakteur von Terre d’America ist ein weiterer Freund Bergoglios aus dem römischen CL-Zirkel. Alver Metalli, Journalist und Schriftsteller, hat sein Leben zwischen Argentinien, Mexiko und Uruguay verbracht und lebt heute in Buenos Aires. Er führte mit Papst Franziskus das Interview für La Carcova News, Zeitung der gleichnamigen „Villa“, einem Armenviertel am Rande der argentinischen Hauptstadt. Das Interview wurde am selben 7. März in Santa Marta geführt, an dem Papst Franziskus Comunione e Liberazione die Leviten las. Veröffentlicht wurde es am vergangenen 10. März.
Der Papst und Kardinal Scolas „verhängnisvolle“ Nähe zu CL
Mit anderen Worten: Papst Franziskus mag CL nicht besonders. Eine Distanz, die jedoch einige Ausnahmen kennt, nämlich den römischen CL-Zirkel, der bereits Interviews mit Jorge Mario Bergoglio veröffentlichte, als in Europa noch kaum jemand seinen Namen kannte, geschweige denn ahnen konnte, daß er einmal den Thron Petri in Rom besteigen könnte.
Der dem Papst nahestehende römische CL-Zirkel versucht mit Hilfe von Franziskus die Richtung der neuen Gemeinschaft zu beeinflussen, was aber nur mäßig gelingt. Deshalb die päpstliche Schelte, über den der römische Zirkel schon vorab informiert und möglicherweise sogar Stichwortgeber war.
Erzbischof Angelo Kardinal Scola von Mailand, dem Favoriten unter den Papabili im Konklave von 2013 wurde gerade seine Nähe und Verbundenheit zu Comunione e Liberazione (CL) angelastet und als Argument gegen ihn als Papst ins Feld geführt. Nur ein Aspekt unter mehreren, die im Konklave eine Rolle spielten. Aber mit Erfolg.
Text: Settimo Cielo/Giuseppe Nardi
Bild: Graciete
Man muß diese Wojtyla Sekte auch nicht mögen, aber dem Afterpapst ist selbst diese noch „zu katholisch“!
Genau so sehe ich das auch!
Da will ich schon gerne widersprechen, wenn Sie Papst Johannes Paul II. so in den Schmutz zerren. Ich halte Sie für einen Faschist. Katholisch, christlich wie es ihr Pseudonym wohl suggerieren soll, sind SIE nicht.
Der polnische Papst hat keine Sekte geleitet. Das ist doch daneben. Die Amtsführung Bedrdoglio ist es, die zu Befremden tagtäglich Anlass gibt. Lassen wir den Vazikan an seinem Ort.
Kann womöglich die nachfolgend zitierte Leitlinie des CL zu der päpstlichen Abneigung geführt haben ?!
(Zitat aus „Comunione e Liberazione- Eine Bewegung in der Kirche“):
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„ruft sie dazu auf, die christliche Erfahrung der Tradition in der Gegenwart zu leben“
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Hier haben wir einen heiligmäßigen Priester (Don Giussani, Gründer von CL), und einen in Italien wohl bekannten Journalisten, der seit seiner Jugend bei CL ist, sich oft auf Don Giussani beruft, und wohl einer der besten katholischen Journalisten ist, in seiner präzisen Scharfsinnigkeit, die bereits an Rationalismus grenzt: Antonio Socci.
Und A. Socci ist natürlich ein wahrer Dorn im Auge von „Franziskus“; wenn man diese Fakten kennt, ist alles sonnenklar.
Wer sich von Berdiglio etwas Positives erhofft, kann mein Mitgefühl nicht bekommen. Er ist doch längst entlarvt in diesem Pontifikat des Niedergangs.