(Washington) In einem umfangreichen Interview für Rorate Cà¦li hat sich Raymond Leo Kardinal Burke, vormaliger Präfekt des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur, zu jenen Themen geäußert, die traditionalistische Katholiken gegenwärtig bewegen. Er rechne damit, dass die Traditionalisten in Zukunft eine größere Rolle in der Erneuerung der Kirche einnehmen. „Ich lerne immer mehr sehr überzeugende katholische Familien kennen, die der traditionellen Messe verbunden sind, und ich glaube, dass jene Familien in Zukunft immer mehr Einfluss haben werden. Wenn jene Familien andere Familien beeinflussen, dann gibt es offensichtlich einen Impuls, der wächst.“
Vatikanische Schwierigkeiten
Burke sprach über den Fall eines traditionsfreundlichen Bloggers, dem von Pater Thomas Rosica CSB, Medienbeauftragter des Vatikans bei der Bischofssynode zur Familie, eine Anklage wegen Verleumdung angedroht wurde. Der Blogger hatte sich im Internet kritisch zu den Positionen von Rosica geäußert, wodurch ihm, so argumentiert Rosica, Schaden entstanden sei. Katholiken, erklärte der Kardinal, sollten derartige Angelegenheiten nicht auf solche Weise behandeln. Rosica hätte ihn zunächst direkt ansprechen sollen, um das Problem intern zu lösen.
Hinsichtlich der Verwirrung, mit der viele Mitglieder der Kirche seit der Wahl von Papst Franziskus zu kämpfen haben, riet Burke, sich dem Katechismus und dem, was die Kirche stets gelehrt hat, zuzuwenden. Es gelte, dies weiterzugeben, auf der Ebene der Pfarrei, beginnend mit der Familie. „Wir können nicht unsere Energie verschwenden, indem wir über etwas frustriert sind, das wir glauben erhalten zu müssen, und es geschieht nicht. Stattdessen wissen wir mit Sicherheit, was die Kirche stets gelehrt hat, und wir müssen darauf bauen sowie unsere Aufmerksamkeit darauf richten.“
Widerstand und Bildung
Gefragt, wie der Kampf gegen eine Verwässerung der Lehre der Kirche, etwa im Hinblick auf den Kommunionempfang von „wiederverheirateten“ Geschiedenen, aussehen könnte, antwortete Kardinal Burke: „Ich denke, man muss weiter lehren, zu Hause und im persönlichen Leben, die Wahrheiten des Glaubens so zu bewahren, wie man sie kennt. Man muss auch den Mund aufmachen und dem Heiligen Vater die große Sorge kundtun, dass man tatsächlich keine Veränderung der Disziplin der Kirche annehmen kann, die auf eine Veränderung ihrer Lehre bezüglich der Unauflöslichkeit der Ehe hinauslaufen würde.“ Es sei eine schwerwiegende Angelegenheit, „und Katholiken müssen insistieren“, dass die eine Veränderung eine andere auf der Ebene der Lehre zu Ehe und Familie nach sich ziehen würde.
Ganz kurz sprach der Kardinal auch über die alte Liturgie. Es sei der Fall, dass vielen Katholiken, die es wünschen, von ihren Bischöfen nicht erlaubt werde, die Sakramente im überlieferten Ritus zu empfangen, etwa in Sachen Firmung, leitete Rorate Cà¦li die Frage ein. Welche Möglichkeiten seien hier in Betracht zu ziehen? Burke antwortete: „Sie haben sicherlich das Recht, die Sakramente im traditionellen Ritus, der außerordentlichen Form, zu empfangen. Wenn sie die Firmung nicht in ihrer eigenen Diözese empfangen können, dann können sie sicherlich ihren Pfarrer bitten, ihnen eine Mitteilung zu geben, dass das Kind bereit ist, gefirmt zu werden. Dann können sie an einem anderen Ort gefirmt werden, wo es erlaubt ist.“
Franziskaner der Immakulata
Über die Situation der Franziskaner der Immakulata – schwer gebeutelt durch gravierende Maßnahmen, die von Pater Fidenzio Volpi OFMCap, Apostolischer Kommissar für die Franziskaner, initiiert wurden – zeigte sich Burke nicht unmittelbar informiert. Er habe keine direkten Informationen, doch aus seiner Sicht als Außenstehender habe Pater Fidenzio „sehr schnell einige sehr gewichtige Maßnahmen“ getroffen. Burke sagte, es sei für Priester durchaus möglich, den Orden zu verlassen und bei einem demgegenüber positiv eingestellten Diözesanbischof Unterschlupf zu finden. Auch andere Priester, die traditionsverbunden sind, von ihrem Bischof aber ungerecht behandelt werden, ermutigte Burke, einen anderen Bischof zu finden.
Burke über seine neue Rolle
Abschließend sprach Kardinal Burke noch über seine gegenwärtige Aufgabe als Kardinalpatron des Malteserordens. Hauptsächlich unterstütze er den Großmeister, Fra’ Matthew Festing, bei der Leitung des Ordens, insbesondere, was die geistliche Dimension betreffe. Darüber hinaus widme er sich Fragen zu Lehre und Moral, die in jeder katholischen Organisation aufkommen. Gleichzeitig studiere er, so Burke, und schreibe über „wichtige Fragen in der Kirche heute“.
Text: Katholiche.info/b360s
Bild: Rorate Caeli
Es passt zwar nicht zur obigen Thematik, aber auf diesen Trost eines koptischen Märtyrers für seine Mutter möchte ich gerne hinweisen
https://koptisch.wordpress.com/2015/03/03/mein-sohn-der-martyrer-bringt-mir-ein-kreuz/#more-68926
Es geht wieder bloß um Sex- und Familienthemen und um eine Präferenz für die Alte Messordnung. Der Kardinal würde nie aussprechen, dass die Alte Messordnung die inzig wahre ist… Der KKK wird kritiklos empfohlen, obwohl er doch den Konzilsgeist enthält …
Nein, da fehlt die innere Konsequenz. Man kann nicht von Äußerem her das Innere ändern. Motto: wenn man nur lange genug mit traditionellen (d.h. alte Messe feiernden und formal katholisch handelnden) Familien Berührung hat und lange genug den alten Ordo besucht, natürlich von NOM-Priestern vollzogen, wird das schon irgendwie das Innere erneuern.
So furchtbar es ist: aber wenn die Modernisten solchen fruchtlos-katholischen Formalismus kritisierten, hatten sie ja sogar recht.
Der Kardinal will das Pferd vom Schwanz her aufzäumen…
Man könnte den Begriff „traditionalistisch“ manchmal besser weglassen, weil er doch vielleicht für viele, nicht für alle, irritierend ist und sein könnte.
Denn es stellt sich die Frage, inwiefern nicht-traditionalistische Katholiken eigentlich noch katholisch sind oder so bezeichnet werden können. Eigentlich kaum noch, weil man als Katholik ja das ererbte Glaubensgut und Glaubenswissen in lebendiger Weise hüten und weitergeben soll- nach Möglichkeit. Wir sind als Katholiken nur ein kleines Kettenglied.
Man kann Kardinal Burke sehr zustimmen: nur diejenigen, die sich zum Ganzen gerne und freudig bekennen- was gäbe es Schöneres und Zufriedenstellenderes?- werden den Glauben auch weitergeben. Andere verstricken sich in alle möglichen Konflikte und verirren sich, so daß bald, so ists ja heute mit Händen zu greifen, nur noch Trümmerreste übrig geblieben sind.
Problematisch ist für (traditionelle) Katholiken außerhalb der Piusbruderschaft, daß der Priester, was etwa die Firmung anbelangt, dann vom möglicherweise häretischen Ortsbischof die Zustimmung dazu einholen muß und natürlich so in Abhängigkeiten kommt. Das entwertet dann, ob gewollt oder nicht, seine Sendung, seine Glaubwürdigkeit.
„Hauptsächlich unterstütze er den Großmeister …“
Hmm. Bei dem Wort „Großmeister“ läuten bei mir sämtliche Alarmglocken. Warum nur?
Burke verehrt auch St. Wojtyla. Der Götzenanbeter von Assisi als Heiliger der Katholischen Kirche?
Nein, Danke!
Ein sehr interessantes und sehr inhaltsreiches Interview, dankenswerterweise hier im deutschen Sprachraum bekanntgemacht.
@zeitschnur hätte besser die Originalversion auf Rorate-Caeli.blogspot gelesen, bevor nichtzutreffende und falschverengende Kommentare über den Inhalt zu posten.
Tatsächlich geht es in diesem Interview nicht um „bloß Sex und Familienleben und um eine Präferenz für die alte Meßordnung“;
Hier werden viele Themen angeschnitten: die pastorale Nöte der treuen Gläubigen, die Bekümmernisse von bedrängten Priestern, das Aufblühen der Tradition, das stark wachsende Interesse an die alte Liturgie, darin eingeschlossen das so lange so stark vernachlässigte Stundengebet, die Familienpastoral, der von St. Paulus schon verurteilte juristische Umgang von Christen untereinander (in hoc casu: Father Rosica)- und das alles vor einem Hintergrund von gewaltiger Zerbröselung der flächendeckenden kirchlichen Anwesenheit in Nordamerika und von beispiellosem Modernismus.
S.E. Kard. Burke ist äusserst gut informiert über die Lage vor Ort.
(Auf der Website http://www.dici.org wird in einer langen Serie von Artikeln die verheerende Situation in Canada und interessanterweise auch in Belgien sehr ausführlich und detailliert beschrieben).
Das Interview ist übrigens nicht in marktschreierischer Sprache, sondern sehr serein und genau formuliert.
Es sind tröstende, stützende Worte für viele, die Hilfe suchen.
Insoweit ein Abglanz des Psalters, des Stundengebets.
Justi epulentur et delectentur in laetitia.Alleluia
Was nützt alles fromme Moralisieren, wenn die Prämissen nicht stimmen? Im übrigen bestätigt Ihre Aufzählung ja nur, was ich meine…
Vielleicht ist Ihre Vorstellung ja verengt auf die Themen, die Sie aufzählen?
Das, was m.E. fehlt, haben Sie nicht in Erwägung gezogen, ja, Sie nehmen es nicht mal ernst, sost wären Sie drauf eingegangen:
Es fehlt die geistige Konsequenz!
Man kann nicht dem Novus und dem vetus Ordo dienen. Das tut der Kardinal aber!