(Rom) Pater Fidenzio Volpi, seit Juli 2013 mit Zustimmung von Papst Franziskus Apostolischer Kommissar der Franziskaner der Immakulata überrascht immer neu, allerdings kaum in positiver Hinsicht. Der Apostolische Kommissar hat es sich anders überlegt und seine Unterschrift unter der Einigung mit der Familie von Ordensgründer Pater Stefano Maria Manelli zurückgezogen.
Am vergangenen 12. Februar hatten Kommissar Volpi und die Familie Manelli sich nach einer Mediation in Zivilrechtssachen (mediazione civile) geeinigt. Der Blog Le pagine di Don Camillo, der als erster über die Einigung berichtete, schrieb fälschlich von einem „patteggiamento“, einer besonderen Einrichtung der italienischen Strafprozeßordnung, und hat sich inzwischen dafür entschuldigt. Seit 2010 kennt Italien in Umsetzung einer EU-Richtlinie auch die Mediation in Zivilrechtssachen, die dazu dient, Kontroversen nach Möglichkeit auf freiwilliger Basis zu klären, ohne es zu einer Hauptverhandlung kommen zu lassen. Die Mediation findet am Sitz des zuständigen Gerichts vor gerichtlich ernannten Mediatoren statt.
12. Februar: Das Schuldeingeständnis des Kommissars
Am vergangenen 12. Februar fanden sich um 11 Uhr vor dem Gerichtsmediator am Landgericht Rom auf der einen Seite die Familienangehörigen von Pater Manelli und ihr Rechtsanwalt Davide Perrotta als Kläger und auf der anderen Seite der Apostolische Kommissar Fidenzio Volpi und seine Rechtsanwälte Alessandra Boecklin und Edoardo Boitani ein als Beklagter. Die Mediation erfolgte in der beim Landgericht Rom, Erste Zivilkammer anhängigen Streitsache wegen Verleumdung der Familie Manelli durch Kommissar Volpi (siehe Kommissar Volpi gesteht Verleumdung ein).
Am Ende der Mediation unterzeichneten beide Parteien eine Einigung, mit der Kommissar Volpi sich entschuldigte und erklärte, daß bezüglich der Familie Manelli nichts von dem zutreffe, was er in seinem Rundbrief vom 8. Dezember 2013 geschrieben hatte. Die Familie Manelli habe „absolut nichts mit irgendeiner unrechtmäßigen Handlung“ zu tun.
Die Verpflichtungen des Kommissars
Diese öffentliche Entschuldigung hätte, so die Einigung, bis zum 3. März als Meldung der Presseagentur AGI und auf der Internetseite des Ordens immacolata.com veröffentlicht zu werden. Auf der Internetseite hätte sie zumindest drei aufeinanderfolgende Monate lang sichtbar sein sollen und zwar in einer deutlichen Aufmachung wie andere dort veröffentlichte Bekanntmachungen zur Sache. Zudem hätte der Kommissar allen Ordensbrüdern und Ordensschwestern seine Entschuldigung mit einem Rundschreiben mitteilen müssen. Volpi verpflichtete sich sämtliche Anwalts- und Verfahrenskosten zu übernehmen und der Familie Manelli einen Schadenersatz von 20.000 Euro zu bezahlen. Alles innerhalb 3. März. „Kann es noch mehr Schuldeingeständnis geben?“, so Riscossa Cristiana.
Das Eingeständnis Volpis ist in rechtlicher und moralischer Hinsicht von Bedeutung. Neben der Rechtsfrage vor einem weltlichen Gericht gab der Kommissar damit zu, gegen das achte Gebot verstoßen zu haben. Damit ist die Glaubwürdigkeit des Apostolischen Kommissars stark angeschlagen. Darauf haben im Anschluß an die Mediationseinigung viele Medien und Blogs hingewiesen.
18. Februar: Der Ärger des Kommissars und ein neuer Brandbrief
Das aber scheint den Apostolischen Kommissar wegen des Imageverlusts dermaßen geärgert zu haben, daß er nun noch mehr Porzellan zerschlägt. Unter Verweis auf die Berichterstattung hat er seine Unterschrift unter der Einigung wieder zurückgezogen. Statt der vor Gericht schriftlich zugesicherten Entschuldigung, schickte Kommissar Volpi am 18. Februar einen neuen Brandbrief an alle Ordensangehörigen.
Im Rundbrief nahm er sein Schuldeingeständnis zurück und teilte den Brüdern und Schwestern seinen „Willen“ mit, „dem unterschriebenen Vergleich nicht zu entsprechen“, weil er ihn „wegen schwerwiegender Nichteinhaltung durch die Gegenseite nicht mehr für gültig betrachtet“. Volpi sagt aber nicht, um welche „schwerwiegende Nichteinhaltung“ durch die Familie Manelli es sich dabei handeln soll. In der schriftlichen Mediationseinigung (Kopie des Originaldokuments [1]handschriftliche Protokolle und Urteilsbegründungen sind im italienischen Justizwesen noch weit verbreitet) ) vom 12. Februar 2015 findet sich keine Stelle, die die Familie Manelli zu etwas verpflichten würde, die Klägerin im Verfahren ist. Anders als in der Mediationseinigung kehrt der Kommissar nun zu seinen ursprünglichen Anschuldigungen zurück und schießt Brandpfeile gegen die Familie Manelli ab.
„Wenig glaubwürdige“ Rechtfertigung des Kommissars
Erbost ist der Kommissar, wie aus seinem Brandbrief hervorgeht, weil die Sache öffentlich wurde. „Daß die Nachricht über die von Kommissar Volpi unterzeichnete Einigung an die Öffentlichkeit gelangen würde, war leicht absehbar“, so Corrispondenza Romana. Allerdings dürfte Volpi gehofft haben, daß bestimmte Details, etwa die Zahlung von 20.000 Euro an die Familie Manelli, nicht bekannt würden. Zudem sah sich der Kommissar mit neuen Rücktrittsforderungen konfrontiert. Im Rundbrief vom 18. Februar schrieb er nun, sich immer für „unschuldig“ gehalten zu haben. Er habe nur „pro bono pacis“ und „im Geist der seraphischen Brüderlichkeit“ der Einigung vom 12. Februar zugestimmt, also nur des lieben Friedens willen. „Eine wenig glaubwürdige Aussage“, so Riscossa Cristiana, angesichts der eindeutigen und einseitigen Verpflichtungen, die er damit einging.
Tatsache ist, daß Kommissar Volpi bisher von keinem Gericht verurteilt wurde. Die Mediation erfolgte freiwillig. „Allerdings existiert die Einigung vom 12. Februar und trägt die Unterschrift von Pater Volpi. Die Unterschrift kann zwar zurückgenommen, die Einigung damit aber nicht mehr aus der Welt geschafft werden“, so Riscossa Cristiana.
Kommissar Volpi soll laut italienischen Medien monatlich 5000 Euro Aufwandsentschädigung für seine kommissarische Tätigkeit erhalten. Eine Meldung, die nie dementiert wurde. Die Summe ist vom Orden der Franziskaner der Immakulata zu bezahlen. Demnächst wird sich der Kommissar vor Gericht verantworten müssen. Mit seinem Rundbrief gab er zu verstehen, daß er es nun doch zu einer Hauptverhandlung in der Streitsache kommen lassen will. Auch dort wird die Mediationseinigung eine Rolle spielen. Die Rechtsanwaltskosten des Kommissars hat der Orden zu tragen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana
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↑1 | handschriftliche Protokolle und Urteilsbegründungen sind im italienischen Justizwesen noch weit verbreitet |
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Möge Gott der HERR die Familie Manelli und den Orden der Immaculata-Franziskaner vor Wölfen –mit oder ohne Schafspelz–, Füchsen und anderen Räubern und Räuberhauptmännern beschützen.
Ich finde diese Entwicklung gut. Je mehr er Theater macht umso mehr Menschen erfahren wer die Franziskaner der Immaculata sind und was man ihnen angetan hat. Danke Volpi sie sind ein Glücksfall in dieser trostlosen Zeit.
Per Mariam ad Christum.
Sehr richtig gesehen.
Sta. Maria della Vittoria
Quos deus perdere vult, prius dementat- (für @Marienzweig): „Wen die Götter ins verderben schicken, machen sie erst verrückt“ (Altrömisches Sprichwort).
Pater Volpi ist total eingekesselt; und wie ein berühmte ausländische Politiker vor Kurzem sagte, “ wollen diejenige die in dem Kessel sitzen und gekocht werden, rauskommen, und diejenige die aussen heizen, schöpfen den Schaum ab“.
Viel Vergnügen.
Sehr typisch übrigens daß es gerade das Offenbarwerden der finanziellen Regelung (20000 € für die Familie Manelli) ist, daß P. Volpi würmt;
@rampolla, da haben Sie die von Ihnen angesprochene Transparenz!
Und alle Modernisten nur schweigen und dann nur hoffen daß Volpi freiwillig seinen Hut nimmt.
Wenn ich die heutige Predigt im domus sanctae Martae lese und dann an die Drangsalierung der Franziskaner und der Franziskanerinnen der Immaculata denke, komm ich nicht darum herum eine totale Inkonsequenz und eine tiefgehende Sheinheiligkeit an der Spitze festzustellen.
Stemus iuxta crucem- neben Pater Stefano Manelli!
//eine totale Inkonsequenz und eine tiefgehende Sheinheiligkeit //
Letzeres ja, ersteres nicht, im Gegenteil.
Bisher habe ich noch keine Informationen über diese Angelegenheit auf der offiziellen Seite bei Radio Vatikan gesehen, weder über den zuerst ausgehandelten Vergleich incl. Zahlung von 20.000 Euro an die Familie Martinelli noch über Volpis Rückzieher.
Korrekt ist das nicht – oder sollte ich etwas übersehen haben?
Was sich Nachrichtenseite nennt, sollte auch veröffentlichen, auch wenn´s unangenehm ist.
Korrektur:
Familie Manelli, nicht Martinelli, wie ich fälschlicherweise schrieb.
Malos male perdet! Der Papstdarsteller und sein gedungener Henker werden letztlich von der Immaculata zermalmt werden. Deo gratias!