(Rom) Eine bevorzugte Behandlung gab es allemal: Wer als Homosexueller heute nach Rom reist, wird von Reuters und Associated Press begleitet. Laut einem Bericht der internationalen Nachrichtenagentur Reuters wurde eine schismatische Gruppe von „homosexuellen Katholiken“ aus den USA gestern mit besonderer Bevorzugung in Rom willkommen geheißen. Die Gruppe setzt sich für die Anerkennung von „Homo-Rechten“ ein. Am Mittwoch erfuhr eine nach Rom gereiste Delegation eine privilegierte Behandlung bei der Generalaudienz von Papst Franziskus. Die Delegation sieht darin „ein Zeichen für einen Wandel in der katholischen Kirche“.
„Es ist ein Signal, daß sich etwas bewegt und das auf den ‚Franziskus-Effekt‘ zurückgeht“, so Jeannine Gramick, die Mitgründerin der homophilen Organisation New Ways Ministry. Gramick und der Geschäftsführer Francis DeBernardo organisierten die „Wallfahrt“ von 50 homosexuellen US-Katholiken zur Audienz auf den Petersplatz.
Homo-Lobby in der Kirche – Effizienter Selbstschutz sieht anders aus
New Ways Ministry sieht sich als Zusammenschluß und zur Förderung der Rechte von “ lesbian, gay, bisexual, and transgender Catholics“. Die Vereinigung wurde 1977 von der Lesbe Jeannine Gramick, einer katholischen Ordensfrau, und dem homosexuellen katholischen Priester Robert Nugent gegründet. Ihr Lebensweg und Wirken ist ein dramatisches Lehrbeispiel für die Schwerfälligkeit, teils gepaart mit Unwilligkeit, mit der die Verantwortungsträger in der katholischen Kirche auf Angriffe aus derem Inneren reagieren.
Es wurden zwar mehrere Verbote für Gramick und Nugent ausgesprochen, erstmals 1984 vom Erzbischof von Washington. Wirkung zeigten sie kaum. Erst 1995 nahm Rom Untersuchungen auf, die 1998 an die Glaubenskongregation übergingen und 1999 zu einer Verurteilung von Nugents Schriften zur Homosexualität führten. Effizientes Handeln sieht anders aus.
Unterdessen war Sr. Gramick unbeanstandet Mitglied im Vorstand zahlreicher katholischer US-Organisationen, darunter mehrerer Zusammenschlüsse von Ordensfrauen: National Assembly of Women Religious, the Religious Network of Equality for Women, the Lambda Legal Defense and Education Fund, Women’s Ordination Conference und National Coalition of American Nuns (NCAN). Letzterer Vereinigung aus dem Jahr 1969 gehören, laut eigenen Angaben, rund 2.000 Mitglieder an. Wieviele davon wirklich Ordensfrauen sind, ist unklar, da ganz im Sinne der vertretenen „Willkommenskultur“ auch Nicht-Ordensfrauen und sogar Nicht-Katholiken Mitglieder werden können. Die NCAN tritt für das Frauenpriestertum, für Abtreibung und für Homosexualität ein. Die vertretenen Ordensfrauen gehören auch dem großen Dachverband LCWR an, in dem sie eine radikale Pressure group bilden.
Doch progresssistische Ideologen kennen keinen Pardon und so kommt zum Schaden auch noch der Spott: Als im Jahr 2000, ganze 23 Jahre nach der Gründung der Homo-Gruppe und erst nach entsprechendem römischem Druck, die Ordensgemeinschaft der Schulschwestern von Notre Dame ihrer Mitschwester Gramick ein Verbot auferlegten, öffentlich über Homosexualität zu sprechen, verließ sie ihren Orden kurzerhand und trat einfach in einen anderen Frauenorden, die Sisters of Loretto, ein. Dort setzt sie seither ihr Homo-Lobbying in der Kirche fort.
„All are welcome“ – „Unter Franziskus ist Bewegung in die Kirche gekommen“
Wie Reuters schreibt, sei die Gruppe unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. „einfach ignoriert“ worden. Dieses Mal wurden sie von einem US-Bischof und einem leitenden Vertreter des Vatikans unterstützt und erhielten bei der Generalaudienz „ganz vorne“ besonders gute Plätze neben hohen kirchlichen Würdenträgern und besonders geladenen Katholiken.
Als der Papst an der Homo-Gruppe vorbeikam, sangen sie „All are welcome“ (Alle sind willkommen). Das sei die „Hymne“, die eine „neue, inklusive Kirche“ symbolisiere.
Laut einem Bericht von Associated Press (AP) wurde die Gruppe in der offiziellen Liste der Audienzteilnehmer allerdings als „ eine von einer Ordensfrau begleitete Gruppe von Laien“ genannt. Daß es sich um eine Homo-Organisation handelt, wurde nicht erwähnt. Immerhin handelt es sich um eine Gruppe, die außerhalb der katholischen Kirche steht.
„Das bedeutet, daß Bewegung in die Kirche gekommen ist, seit Papst Franziskus gewählt wurde“, so Gramick gegenüber Reuters. Wendepunkt sei die Aussage des argentinischen Papstes, wenige Monate nach seiner Wahl gewesen: „Wer bin ich, um zu urteilen“, so die Homo-Vertreter.
Falsche Signale aus Rom oder versuchte Einflußnahme von außen?
Allerdings gebe es bisher noch „keine Anzeichen“, so Gramick, daß Homosexualität von der Kirche „nicht mehr als Sünde“ gesehen und „Homosexualität in der Kirche akzeptiert“ werde. Schuld daran seien „konservative Bischöfe“, die die entscheidende Passage im Schlußbericht der Familiensynode im vergangenen Oktober „aufgeweicht“ hätten.
DeBernardo forderte, daß „schwule, lesbische und andere nicht-traditionelle katholische Familien zur Synode im Herbst eingeladen werden“ sollten, um „über ihren Glauben und ihre Sexualität“ sprechen zu können.
Die Meldung reduziert sich auf das Spiel der Gesten, das mit dem derzeitigen Pontifikat Einzug gehalten hat. Daß Reuters, die wichtigste Nachrichtenagentur der Welt, sich der Sache annimmt, spricht Bände über die international betriebene Homosexualisierung (siehe Alles hat seinen Preis – Die Homo-Lobby in den USA setzt große Geldsummen für Kampagnen ein).
Bleibt abschließend noch die Frage, ob es sich tatsächlich um falsche Signale aus Rom handelt oder um eine versuchte Einflußnahme der wichtigsten Nachrichtenagenturen auf innerkirchliche Fragen? Letzteres ganz sicher. Ersteres gilt zweifellos für Papst Franziskus. Bereits einen Monat vor dem unsäglichen und bis heute nicht korrigierten Satz des Papstes zur Homosexualität: „Wer bin ich, um zu urteilen?“, schrieb der katholische Intellektuelle Roberto de Mattei den Aufsatz „Papst Franziskus und das Drama der Sodomie in der Kirche“
Im konkreten Falle ist es insofern sicher, als jemand in der Kirche mit der kirchenfernen Gruppe gemeinsame Sache gemacht hat. Ob dieser jemand nicht nur in den USA, sondern auch in Rom sitzt, ist derzeit noch unklar. Wer die Durchführung der Generalaudienz kennt, weiß, daß bei nötiger Empfehlung eines kirchlichen Hierarchen, die römischen Stellen leicht gelinkt werden können. Sister Gramicks Lebensweg als Homo-Lobbyistin weißt darauf hin, daß es ihr an Unterstützung in der Kirche nicht fehlt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Secretum meum mihi (Screenshots)