
(Vatikan) Nicht alltäglichen Besuch empfing am vergangenen Donnerstag Papst Franziskus im Vatikan und dies gleich in mehrerlei Hinsicht. Das katholische Kirchenoberhaupt begrüßte die iranische Vizepräsidentin Shahindokht Molaverdi in Privataudienz.
Seit der Islamischen Revolution unter Ajatollah Khomeini im Jahr 1979 wurde nur einmal ein so hochrangiger iranischer Staatsgast im Vatikan empfangen. 1999 traf der damalige Staatspräsident Mohammad Chatami im Apostolischen Palast mit Papst Johannes Paul II. zusammen.
Diplomatische Premiere mit Tschador und Paresü
Kaum jemand im Westen weiß, daß in der Islamischen Republik Iran eine Frau das Amt des Vizepräsidenten ausübt. Eine Funktion, die im Iran keineswegs nur repräsentative Pflichten umfaßt, da das Amt des Staatspräsidenten und des Regierungschefs in Personalunion miteinander verbunden sind. Amtsinhaber ist seit den Wahlen 2013 Hassan Rohani. Shahindokht Molaverdi ist damit gleichzeitig stellvertretende Regierungschefin und im iranischen Kabinett für das Ressort Frauen und Familien zuständig. Die höchste politische und religiöse Instanz im Iran und damit das eigentliche Staatsoberhaupt ist der Rahab, der Oberste Führer des schiitischen Islam. Eine Stellung, die seit 1989 Ajatollah Ali Khamenei einnimmt.
Schließlich dürfte der Anblick von Frauen im Tschador im Vatikan eine Premiere gewesen sein. Vizepräsidentin Shahindokht Molaverdi und eine Begleiterin waren in den Tschador gehüllt, der nur das Gesicht und die Hände frei läßt. Der Rest der fast ausnahmslos weiblichen Delegation trug die Pardesü.
Lage der Katholiken im Iran – Keine Vereinnahmung
Die USA sehen den Iran als Teil der „Achse des Bösen“ und Israel betrachtet Persien als Erzfeind. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Die Diplomatie des Heiligen Stuhls dagegen ist bemüht, sich dazwischen von keiner Seite und keinen geopolitischen Interessen vereinnahmen zu lassen. Rom weiß zudem, daß es den knapp 22.000 lateinischen und vor allem unierten Katholiken im schiitischen Iran besser geht, als in etlichen islamischen Staaten sunnitischer Prägung. Die Verfassung garantiert die freie Religionsausübung, die Praxis sieht allerdings schwieriger aus. Auch das weiß man in Rom.
Auch in diesem Punkt versucht der Vatikan eine Gratwanderung zwischen Solidarität unter Christen, ohne mit bestimmten protestantischen Missionswerken in einem Atemzug genannt zu werden. Deren Vorgehen wird von der iranischen Staatsführung teils als Provokation empfunden. Nicht zuletzt deshalb, weil der Mullah-Staat dahinter auch nachrichtendienstliche Aktivitäten der USA sieht.
Kontakte auf höchster Ebene zwischen Persien und Rom gab es in der Neuzeit immer. Sie sind seit dem 16. Jahrhundert belegt. Offizielle diplomatische Beziehungen wurden 1954 unter Papst Pius XII. aufgenommen und blieben auch während der Islamischen Revolution aufrecht. Westliche Staaten haben damals oder später ihre diplomatischen Beziehungen mit dem Iran abgebrochen, wieder aufgenommen, wieder abgebrochen. Die USA unterhalten seit 1980 keine direkten Beziehungen mehr. Kanada etwa hat sie zuletzt 2012 abgebrochen, Großbritannien zuletzt 2014 wieder aufgenommen. Das erklärt, warum die Botschaft des Iran beim Heiligen Stuhl vergleichsweise überdurchschnittlich stark besetzt ist.
Vatikan, Iran und Syrien-Konflikt
Im Dauerkonflikt um die iranischen Atomanlagen bemüht sich der Vatikan um Vermittlung und drängt auf eine Lösung auf dem Verhandlungsweg. 2014 forderte der Heilige Stuhl bei den Vereinten Nationen eine Einbeziehung des Iran in die Friedensbemühungen im Syrien-Konflikt, konnte sich damit aber gegen die USA nicht durchsetzen. Die schiitische Hisbollah befreite auf iranische Vermittlung 2014 nicht nur alawitischen, sondern auch christlichen Orten in Syrien von sunnitischen Dschihadisten des Islamischen Staates (IS) oder der salafistischen al-Nusra-Brigade.
Im Gegensatz zum sunnitischen Islam tut sich der Vatikan bezüglichen Gesprächen mit dem schiitischen Islam leichter. Wegen der internationalen politischen Implikationen, werden diese vom Heiligen Stuhl aber öffentlich wenig hervorgehoben.
Über den Inhalt der Gespräche zwischen dem Papst und der iranischen Vizepräsidentin gab der Heilige Stuhl nichts bekannt.
Text: Andreas Becker
Bild: Osservatore Romano/News.va
Der modernistische liturgische Bilderstürmer und Demolator Annibale Bugnini (seine Adlaten wurden vor kurzem von Franziskus in die höchste Gremien des Vatikans berufen) wurde in 1975 nach Bekanntwerden seiner Verbindungen mit den italienischen Freimaurer sofort in die Nuntiatur nach Iran versetzt; er hielt es dort nicht sehr lange aus.
Nach einem knappen Jahr kehrte Bugnini, der Zerstörer der tridentinischen Liturgie, nach Italien zurück und starb dort kurz hinterher.
Bis jetzt findet sich noch sein Vorwort und seine Unterschrift vorn im gregorianischem Handbuch Graduale Triplex (ob die von Dom Eugene Cardine angestoßene Änderungen sehr fruchtreich für die Neuevangelisierung und für die kontemplative und singende Orden waren, ist auch eine Frage).