(Nairobi) Kenianerin Gogo ist mit 90 Jahren die wahrscheinlich älteste Volksschülerin der Welt. Die mehrfache Urgroßmutter drückt gemeinsam mit ihren Urenkeln die Schulbank an der örtlichen Volksschule. Sie trägt sogar pflichtbewußt die vorgeschriebene Schulkleidung mit einem froschgrünen Pullover.
Priscilla Sitienei besucht die vierte Klasse der Grundschule. Alle nennen die 90-Jährige aber Gogo, was in ihrer Muttersprache „Großmutter“ heißt. Die Lehrerin schreibt an der Tafel Hausaufgaben vor. Gogo schreibt alles fleißig in ihr Schulheft. 65 Jahre ihres Lebens war Gogo Hebamme. Bei der Geburt der meisten Erwachsenen und Kinder, die man im Dorf sieht, war Gogo mit dabei. „Fast bei allen“, sagt sie. Nach einem kurzen Nachdenken korrigiert sie: „Eigentlich bei allen.“
65 Jahre Hebamme – „Ich möchte die Bibel lesen“
Gogo lebt in Ndalat in Kenia. Dieselbe Grundschule besuchen Urenkel von ihr. Anderen Mitschülern, mit denen sie die Schulbank teilt, hat sie bei der Geburt geholfen. „Bildung ist ein Reichtum“ sagt Gogo. Sie dürfte die weltweit älteste Volksschülerin sein. Im Guinness-Buch der Rekorde war als solcher Kimani Maruge verzeichnet. Er begann im Alter von 84 die Schule und ist im Alter von 89 Jahren gestorben.
Was aber bewegt eine 90jährige Frau sich in ihrem hohen Alter noch in eine Schulklasse zu setzen? „Es war immer mein Wunsch, lesen und schreiben zu lernen“, so Gogo zu einem BBC-Team. Diese Möglichkeit habe sie als Kind nicht gehabt. „Ich möchte in meinem Leben noch in der Heiligen Schrift lesen können“, sagt Gogo. Und sie möchte den Kindern ein Vorbild sein und die Erwachsenen ermutigen, daß Bildung wichtig ist. „Viele sind ohne Schule aufgewachsen und haben heute selbst Kinder oder Enkel. Wenn ich sie treffe, beklagen sie, keine Schule besucht zu haben und sagen dann, jetzt seien sie zu alt dafür.“ Gogo antwortet ihnen dann: „Ich bin nicht zu alt dafür. Ich gehe nämlich zur Schule. So solltet ihr es auch tun.“
„Gogo ist ein Segen für unsere Schule“
Anfangs lehnte die Leaders Vision Preparatory School ihren Wunsch ab, sich als 90jährige mit Kindern in dieselbe Klasse zu setzen. „Der Vorschlag klang einfach zu ungewohnt“, sagt heute David Kinyanjui, der Schuldirektor. Er ließ sich schließlich überzeugen und akzeptierte Gogos Anmeldung. „Heute bin ich wirklich stolz. Gogo ist ein Segen für unsere Schule. Sie ist von allen Schülern geliebt. Alle wollen mit ihr spielen und lernen“, so Direktor Kinyanjui.
Gogo lernt heute nicht nur Lesen und Schreiben, sondern auch Mathematik und Englisch. Sie absolviert das ganz Programm. Die beste Freundin von Gogo ist ein elfjähriges Mädchen. Sie ist begeistert von ihrer Mitschülerin, die ihre Urgroßmutter sein könnte: „Sie erzählt uns viele Geschichten“, sagt das Mädchen. „Wir lieben sie. Wenn wir herumtollen, sagt sie uns, daß wir still sein sollen.“
„Es ist nicht zu spät, um zu lernen“
Oft versammeln sich die Schüler auch außerhalb der Schulstunden bei Gogo und sie erzählt ihnen von den Sitten und Gebräuchen ihres Volkes. „Ich möchte denen, die nach uns kommen, etwas weitergeben, wie es auch mir weitergegeben wurde. Auch von meinen Erfahrungen als Hebamme“, sagt Gogo. „Es ist nie zu spät, um zu lernen“, sagt Gogo, die einen besonderen Antrieb dafür hat, den sie ihren Urenkeln und ihren Mitschülern auch mitteilt. „Ich möchte in meinem Leben noch in der Heiligen Schrift lesen können, vom Leben unseren Herrn Jesus Christus.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi
Herzerfreuend! Danke.
Grossen Repekt vor Gogo, dieser wunderbaren Frau. Eine gute Nachricht aus dem gebeutelten Afrika. Vor Jahrzehnten erzählte mir eine reformierte Religionslehrerin (Kalvinistin),
– mir berichtete eben ein gefrusteter katholischer, guter Kaplan, wie undiszipliniert und laut sein Unterricht gewesen war – schrecklich, zum davon laufen-(also das muss man erlebt haben oder doch lieber nicht!)
diese weise Frau- ohne fanatische Ideologie – war längere Zeit in Afrika als Missionarin tätig. Die Familien mit ihren Kindern seien oft tagelang zu dem Gottesdienst hergereist – und wie sie so auf dem Fussboden unter der Sonne Afrikas von Jesus reden hörten, da sei unter diesen Aberhunderten kein Mucks zuhören gewesen – eine weihevolle Stille.
Was das Verlangen nach dem Wort Gottes doch nicht alles bewirken kann, jenseits der konfessionellen Schranken – das zweischneidige Schwert, das bis ins Innerste dringt. Ich wünsche allen tapferen Religionslehrern und Lehrinnen viel Kraft und immer wieder etwas von dieser Gnade.
Absolut klasse ! Das finde ich wunderbar, wenn jemand in solch einem Alter noch Neues lernt. Es zeigt, dass man zu jeder Zeit so flexibel sein kann weiter zu lernen. Das wünsche ich mir für alle Menschen geistig offen zu sein und auch im hohen Alter noch in einer anderen Lebenslage umzudenken und Neues zu integrieren. Gogo = Beispielhaftes Vorbild. Super !