
(Jakarta) Gegen den Chefredakteur der Jakarta Post von Indonesien wird wegen einer Karikatur gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) wegen Beleidigung des Islams ermittelt. Die Karikatur war im vergangenen Juli veröffentlicht worden. Laut Staatsanwalt bestehe der Verdacht, die religiöse Sensibilität der Moslems verletzt zu haben.
Die Jakarta Post gehört zu den wichtigsten Tageszeitungen Indonesiens, des bevölkerungsreichsten islamischen Staates der Welt. Chefredakteur Meidyatama Suryodiningrat befindet sich im Mittelpunkt staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen. Ihm drohen ein Strafverfahren wegen Beleidigung des Islams und eine Gefängnisstrafe bis zu fünf Jahren. Grund ist eine Karikatur über die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS), die in Syrien und im Irak ihr Unwesen treibt.
Karikatur gegen Islamischen Staat (IS) führt zu heftigen Protesten radikaler und gemäßigter Moslems
Anzeige gegen Beleidigung des Islam erstattete Muslim Preachers Corps. Die am 3. Juli 2014 auf Seite 7 der Zeitung angedruckte Karikatur zeigt einen islamistischen Milizionär, der eine Fahne schwenkt, auf der ein Totenkopf und in arabischer Schrift zu sehen ist: „Es gibt keinen Gott außer Allah“. Im Hintergrund sieht man weitere Milizionäre.
Kaum war die Karikatur erschienen, kam es zu moslemischen Protesten. Kritik erhoben nicht nur islamistische Gruppen, sondern auch gemäßigte Moslem-Organisationen. Die islamische Front gegen die Karikatur reichte von der radikalislamischen Gruppe Jamaah Anshorut Tauhid, zu der der Terrorist Abu Bakar Baasyir gehört, der heute im Gefängnis sitzt, bis zur gemäßigten Gruppe Muhammadiyah. Alle sind sich einig, daß die Karikatur den Islam beleidige. Der Anführer der gemäßigten Muhammadiyah erklärte, die Karikatur „treffe den moslemischen Glauben ins Herz“. Der Grund des Protestes? Weil die Karikatur Arabisch, die „heilige Sprache“ des Islam verwendete und jenen zentralen Satz des Islams zeigte, der die völlige Unterwerfung unter Allah zum Ausdruck bringt.
Die Tageszeitung entschuldigte sich offiziell für den “Einschätzungsfehler“, betonte jedoch, daß sie in keiner Weise den Islam und die Gefühle der Moslems beleidigen, sondern auf den Mißbrauch religiöser Symbole zur Verfolgung „anderer Moslems“ durch den Islamischen Staat (IS) aufmerksam machen wollte.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Erklärung reichte nicht aus, um die Gemüter zu beschwichtigen. Es wurde Anzeige erstattet und die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein. Kommende Woche wird der Chefredakteur einvernommen, dann sollen weitere Schritte geprüft werden. Die Tageszeitung zeigte sich „erstaunt“ über die jüngste Entwicklung und die Ermittlungen gegen ihren Chefredakteur. Der Presseverband forderte die Ermittlungsbehörde auf, nicht das Strafrecht anzuwenden, sondern den Fall im Zusammenhang mit dem Presserecht zu prüfen.
Menschenrechtsorganisationen appellierten unterdessen an den indonesischen Staatspräsident Joko „Jokowi“ Widodo, die umstrittenen Anti-Blasphemie-Gesetze zugunsten des Islam abzuschaffen. Sie machen darauf aufmerksam, daß unter dem Vorgängerpräsidenten Yodhoyono die Anklagen wegen Beleidigung des Islams „in die Sterne geschossen“ seien. Ausdruck einer zunehmenden Islamisierung des südostasiatischen Landes und wachsenden islamistischen Drucks auf Politik und Gesellschaft.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews
Ach ja, Wahrheit tut weh. Es müsste öfter solche mutigen Menschen geben, die schonungslos die Wahrheit zeigen oder sagen.
Per Mariam ad Christum.