(Rom) Seit vergangenem September waren Gerüchte in Umlauf, nun ist es Realität geworden. Papst Franziskus setzte den amerikanischen Kardinal Raymond Burke als Kardinalpräfekt der Apostolischen Signatur ab und ernannte ihn zum Kardinalpatron des Souveränen Malteserordens. Damit wird der Kardinal aus der Kirchenleitung entfernt, der er als Leiter des Obersten Gerichtshofs angehörte.
Die Strafaktion gegen den ungeliebten Gegenspieler durch Papst Franziskus stand bereits kurz vor Beginn der Bichofssynode über die Familie im Raum, nachdem Kardinal Burke in den Monaten zuvor als einer der Wortführer der Verteidigung der kirchlichen Ehe- und Morallehre gegen die „Öffnungs“-Thesen von Kardinal Kasper hervortrat (siehe Exil Malta? Endgültige päpstliche Säuberungsaktion gegen Kardinal Burke?). Die Drohung schüchterte den Kardinal aber nicht ein. Vielmehr wurde er auf der Bischofssynode zum sichtbarsten Widerpart des neuen von Papst Franziskus unterstützten Kurses von Kardinal Kasper. Mit scharfen Worten kritisierte Kardinal Burke auch außerhalb der Synodenaula das Vorgehen des Generalsekretariats der Bischofssynode, aber auch des Papstes (siehe Kardinal Burke: Papst hat „eine Menge Schaden angerichtet“ – Präfekt der Apostolischen Signatur bestätigt bevorstehende Absetzung ebenso Papst: „Wer bin ich, darüber zu urteilen?“ – Burke: „Wir müssen über Handlungen urteilen“).
Vergeltungsmaßnahme eines nachtragenden Papstes
Nur wenige Wochen nach Abschluß der Bischofssynode erscheint die „Wegbeförderung“ des Kardinals als Rache- und Vergeltungsmaßnahme von Papst Franziskus. Damit scheint es der regierende Papst ziemlich eilig gehabt zu haben. Am 3. November, nur 15 Tage nach Synodenende, approbierte er ein Rescriptum des Kardinalstaatssekretärs, mit dem die Pensionierungsvorschriften für Bischöfe und Kardinäle päpstlicher Nominierung verschärft wurden. Das am 5. November in Kraft getretene Rescriptum verlangte von allen über 75jährigen Amtsträgern (ausgenommen Kardinalpräfekten der Römischen Kurie) umgehend ihren Rücktritt anzubieten.
Das betraf auch den bisherigen Kardinalpatron Paolo Sardi des Malteserordens. Das Rücktrittsangebot von Kardinal Sardi wurde vom Papst sofort angenommen und damit ein Platz freigemacht, mit dem Kardinal Burke auf „elegante“ Weise aus einer Leitungsfunktion an der Römischen Kurie auf eine Ehrenfunktion abgeschoben werden konnte.
Lob von Benedikt XVI. nützte nichts
Da half auch das demonstrative Lob von Benedikt XVI. aus seinem selbstgewählten Exil nicht, der in einer Grußbotschaft an die Internationale Wallfahrt der Tradition am 26. Oktober den im Petersdom im Alten Ritus zelebrierenden Kardinal Burke als „großen Kardinal“ bezeichnete.
Die Absetzung eines der profiliertesten und jüngsten Kardinäle der Katholischen Kirche ist ein Affront für einen nicht unerheblichen Teil der Weltkirche, der mit der päpstlichen Vergeltungsaktion gemeint, indem Kardinal Burke bestraft wird.
Die Maßnahme bestätigt argentinische Stimmen, die Jorge Mario Bergoglio seit seiner Wahl zum Kirchenoberhaupt nachsagen, sehr nachtragend zu sein und Kritik an seiner Person und Widerspruch zu seinen Plänen nicht zu dulden. Sie bestätigt zudem, daß Papst Franziskus der eigentliche Regisseur hinter der „neuen Barmherzigkeit“ ist, die von Kardinal Kasper als Sprecher hinausgetragen wurde.
Durch die Absetzung als Dikasterienleiter kann Kardinal Burke im kommenden Jahr nicht mehr von Amts wegen an der Bischofssynode über die Familie teilnehmen. Papst Franziskus macht den Kardinal mit seiner „Umbesetzung“ in der Synode mundtot. Ein Signal, daß das argentinische Kirchenoberhaupt gewillt scheint, 2015 nachzuholen, was bei der außerordentlichen Bischofssynode 2014 noch nicht gelungen ist und seine „neue Barmherzigkeit“ durchzudrücken. Eine „neue Barmherzigkeit“, die sehr unbarmherzig sein kann.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL