(Rom) Kardinal Raymond Leo Burke gefällt der Welt kaum oder gar nicht. Und er gefällt, wenn das möglich wäre, noch weniger der Kirche, die der Welt gefällt. Andererseits hat der 66 Jahre alte Amerikaner aus Richland Center in Wisconsin alles getan, um auf katholische Weise die zu sehr der Lauheit zugeneigten christlichen Gewissen aufzuschrecken. Er nimmt am Marsch für das Leben teil, er sagt, daß Politikern, die Abtreibungsgesetze unterstützen die Kommunion zu verweigern ist, er kritisiert den schnellen Vormarsch der Homo-Agenda, er läßt Papst Franziskus ausrichten, daß die Verteidigung der nicht verhandelbaren Werte nicht eine den päpstlichen Launen unterworfene Mode ist, er unterstützt den überlieferten Ritus … Und er betont immer wieder zum Leidwesen der neuen Reformatoren: „Über die Glaubenswahrheit wird nicht abgestimmt“.
Jüngst schrieb er am Sammelband „In der Wahrheit Christi bleiben. Ehe und Kommunion in der Katholischen Kirche“ (Echter Verlag, 2014) mit, der sich offen gegen die „barmherzigen“ Öffnungen von Kardinal Walter Kasper über die Familie und die Kommunion für die wiederverheiratet Geschiedenen stellt. Es erstaunt daher nicht, wenn die von Bergoglio beabsichtigen Umbauten der Römische Kurie vorsehen, daß der Kardinal vom Amt des Präfekten der Apostolischen Signatur auf den Ehrenrang eines Kardinalpatron des Souveränen Malteserordens exiliert werden soll. Unterdessen aber hat der scharfsinnige Kirchenrechtler, Sohn der ländlichen USA, auf der Bischofssynode über die Familie die Rolle des eigentlichen Gegenspielers, des Katechon übernommen gegen die der mens papale zugeschriebenen und nie dementierten „Wende“. Wie sagt die alte mehrsprachige Heilige Schrift, die offen auf dem Lesepult seines Arbeitszimmer steht, auf der Seite des Ekklesiastes: „Alles hat seine Stunde (…) es gibt eine Zeit zum Schweigen / und eine Zeit zum Reden“ (Koh 3,1.7).
„Über die Glaubenswahrheit wird nicht abgestimmt“
Interview von Alessandro Gnocchi
Was sieht man jenseits des Mediennebels, der die Synode umgibt?
Es wird eine besorgniserregende Tendenz sichtbar, weil einige die Möglichkeit behaupten, eine Praxis anzuwenden, die sich von der Glaubenswahrheit entfernt. Obwohl es offensichtlich sein müßte, daß man auf diesem Weg nicht weitergehen kann, ermutigen viele zum Beispiel gefährliche Öffnungen in der Frage der Gewährung der Kommunion an wiederverheiratet Geschiedene. Ich sehe nicht, wie man das unveränderliche Verständnis der Unauflöslichkeit der Ehe mit der Möglichkeit der Zulassung jener zur Kommunion vereinbaren könnte, die in einer ungeordneten Situation leben. Hier stellt man direkt in Frage, was unser Herr gesagt hat, als er lehrte, daß ein Mann, der sich von seiner Frau scheiden läßt und eine andere Frau heiratet, Ehebruch begeht.
Laut den Reformatoren ist diese Lehre zu hart geworden.
Sie vergessen, daß der Herr jenen die Hilfe der Gnade verheißt, die gerufen sind, die Ehe zu leben. Das bedeutet nicht, daß es nicht Schwierigkeiten und Leiden gibt, aber daß es immer eine göttliche Hilfe geben wird, um ihnen zu begegnen und bis zum Schluß treu zu sein.
Es scheint, daß Sie einen Minderheitenstandpunkt vertreten …
Vor einigen Tagen habe ich eine Fernsehsendung gesehen, in der Kardinal Kasper sagte, daß man auf dem richtigen Weg zu Öffnungen sei. Mit wenigen Worten: die 5,7 Millionen Italiener, die diese Sendung verfolgten, mußten den Eindruck gewinnen, daß die ganze Synode auf diese Linie marschiert und daß die Kirche drauf und dran ist, ihre Ehelehre zu ändern. Das aber ist, schlicht und einfach, nicht möglich. Viele Bischöfe ergreifen das Wort, um zu sagen, daß Änderungen nicht zulässig sind.
Das geht aber aus dem täglichen Briefing des vatikanischen Presseamtes nicht hervor. Das beklagte auch Kardinal Müller.
Ich weiß nicht, wie das Briefing gedacht ist, mir scheint aber, daß etwas nicht gut funktionieren kann, wenn die Information so manipuliert wird, daß nur eine Meinung hervorgehoben wird, anstatt getreu die unterschiedlichen, dargelegten Standpunkt wiederzugeben. Das besorgt mich sehr, weil ein beträchtlicher Teil der Bischöfe die Idee der Öffnungen nicht akzeptiert, aber nur wenige wissen davon. Man spricht nur von der Notwendigkeit, daß die Kirche sich der Welt öffnet, wie Kardinal Kasper im Februar verkündete. In Wirklichkeit ist sein Standpunkt zum Thema Familie und der Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene nicht neu. Er wurde bereits vor 30 Jahren diskutiert. Seit Februar bekam er neuen Auftrieb und man ließ ihn schuldhaft sich ausbreiten. Aber das alles muß ein Ende haben, weil es dem Glauben schweren Schaden zufügt. Bischöfe und Priester sagen mir, daß nun viele wiederverheiratet Geschiedene die Zulassung zur Kommunion verlangen, weil das Papst Franziskus ja will. In Wirklichkeit, stelle ich fest, daß er sich in dieser Frage bisher nicht geäußert hat.
Es scheint aber offenkundig, daß Kardinal Kasper und jene, die auf seiner Linie sind, mit der Unterstützung des Papstes sprechen.
Das schon. Der Papst hat Kardinal Kasper zum Synodalen ernannt und hat es zugelassen, daß die Debatte auf diesen Geleisen weiterfährt. Aber wie sagte ein anderer Kardinal: der Papst hat sich noch nicht geäußert. Ich erwarte seine Stellungnahme, die nur in Kontinuität mit der Lehre der Kirche aller Zeiten sein kann. Eine Lehre, die sich nicht geändert hat, weil sie sich nicht ändern kann.
Einige Prälaten, die die überlieferte Lehre vertreten, sagen, sollte der Papst Änderungen vornehmen, würden sie diese akzeptieren. Ist das nicht ein Widerspruch?
Ja, das ist ein Widerspruch, weil der Papst der Stellvertreter Christi auf Erden und damit der erste Diener der Glaubenswahrheit ist. Da ich die Lehre Christi kenne, kann ich nicht erkennen, wie man mit einer doktrinellen Erklärung oder einer pastoralen Praxis, die die Wahrheit ignoriert, diese Lehre zu ändern glaubt.
Trägt der vom Papst auf die Barmherzigkeit gelegte Akzent als der wichtigste, wenn nicht sogar einzige Leitgedanke der Kirche nicht auch zur Illusion bei, man könne eine von der Lehre losgelöste Pastoral praktizieren?
Es breitet sich die Idee aus, es könne eine barmherzige Kirche geben, die sich nicht um die Wahrheit kümmert. Die Idee beleidigt mich zutiefst, daß angeblich bis heute die Bischöfe und Priester nicht barmherzig gewesen seien. Ich bin in einer ländlichen Gegend der USA aufgewachsen und ich erinnere mich, als ich Kind war, daß es in unserer Pfarrei ein Paar von einer Farm nahe der unseren gab, das zur Messe in die Kirche kam, aber nie die Kommunion empfing. Als ich größer wurde, fragte ich meinen Vater nach dem Grund, und er erklärte mit großer Natürlichkeit, daß sie in einem ungeordneten Stand lebten und es akzeptierten, nicht die Kommunion empfangen zu können. Der Pfarrer war sehr freundlich mit ihnen, sehr barmherzig und setzte seine Barmherzigkeit dafür ein, daß das Paar wieder in ein mit dem katholischen Glauben übereinstimmendes Leben zurückkehrt. Ohne Wahrheit kann es keine wahre Barmherzigkeit geben. Meine Eltern haben mir beigebracht: wenn wir die Sünder lieben, müssen wir die Sünde hassen und alles tun, um die Sünder dem Bösen zu entreißen, in dem sie leben.
In Ihrem Arbeitszimmer befindet sich eine Herz-Jesu-Statue. In Ihrer Kapelle befindet sich über dem Altar eine Herz-Jesu-Darstellung. Ihr bischöflicher Wahlspruch lautet Secundum Cor Tuum. Ein Bischof kann also Barmherzigkeit und Lehre vereinen …
Ja, an der unerschöpflichen und unablässigen Quelle der Wahrheit und der Liebe, und damit des glorreichen durchbohrten Herzens Jesu, findet der Priester die Weisheit und die Kraft, die Herde in der Wahrheit und der Liebe zu führen. Der Pfarrer von Ars bezeichnete den Priester als die Liebe des Heiligsten Herzens Jesu. Der Priester vereint mit dem Heiligsten Herz Jesu wird nicht der Versuchung erliegen, der Herde etwas anderes zu sagen, als die Worte Christi, die uns unvergänglich durch die Kirche weitergegeben werden. Er wird nicht der Versuchung erliegen, die Worte der gesunden Lehre durch eine wirre und leicht dem Irrtum verfallende Sprache ersetzen.
Aber die Reformatoren behaupten, daß die Liebe für die Kirche darin besteht, der Welt hinterherzulaufen.
Das ist der Angelpunkt in den Überlegungen jener, die die Lehre oder die Disziplin ändern wollen. Das besorgt mich sehr. Man sagt, daß die Zeiten sich so stark verändert haben, daß man nicht mehr von Naturrecht und der Unauflöslichkeit der Ehe sprechen könne … Aber der Mensch hat sich nicht geändert. Er ist weiterhin der, wie Gott ihn erschaffen hat. Sicher, die Welt hat sich säkularisiert, aber das ist nur ein Grund mehr, um klar und laut die Wahrheit zu verkünden. Es ist unsere Pflicht, aber um es tun zu können, muß man, wie Johannes Paul II. in Evangelium vitae lehrt, die Dinge beim Namen nennen. Wir können nicht eine mindestens zweideutige Sprache verwenden, um der Welt zu gefallen.
Klarheit scheint für die Reformatoren keine Priorität zu sein, wenn sie sich zum Beispiel nicht im Widerspruch sehen, obwohl sie sich dafür einsetzen, daß die wiederverheiratet Geschiedenen zur Kommunion zugelassen werden sollen unter der Bedingung, die Unauflöslichkeit der Ehe anzuerkennen.
Wenn jemand ehrlich die Unauflöslichkeit der Ehe vertritt, dann kann er nur den ungeordneten Stand in Ordnung bringen, in dem er sich befindet, oder sich der Kommunion enthalten. Da gibt es keine Mittelwege.
Auch nicht den der sogenannten „orthodoxen Scheidung?“
Die orthodoxe Praxis der oikonomia oder der zweiten oder dritten Bußehe ist sowohl historisch als auch aktuell sehr komplex. Auf jeden Fall hat die Katholische Kirche diese Praxis, die sie seit vielen Jahrhunderten kennt, nie angewandt, Kraft der Herrenworte, an die das Evangelium nach Matthäus erinnert (19,9).
Sollte man diese Öffnung gewähren, werden dann nicht viele andere folgen?
Natürlich. Jetzt sagt man, daß das nur in einigen Fällen gewährt würde. Wer aber die Menschen nur ein wenig kennt, weiß, gibt man in einem Fall nach, gibt man auch in allen anderen nach. Wenn die Verbindung wiederverheiratet Geschiedener als rechtmäßig zugelassen wird, werden die Tore zu allen Verbindungen aufgestoßen, die nicht nach dem Gesetz Gottes sind, weil der konzeptionelle Schutzwall beseitigt sein wird, der die gute Lehre und die gute Pastoral, die sich davon ableiten, beschützte.
Die Reformatoren sprechen häufig von einem Jesus, der bereit sei die Sünde zu tolerieren um den Menschen entgegenkommen zu können. War das wirklich so?
Ein solcher Jesus ist eine Erfindung ohne jede Entsprechung in den Evangelien. Es genügt an den Zusammenprall mit der Welt im Johannesevangelium zu denken. Jesus war der größte Gegner seiner Zeit und ist es auch heute. Ich denke an das, was er zur Frau sagte, die beim Ehebruch erwischt wurde: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr“ (Joh 8,11).
Die wiederverheiratet Geschiedenen zur Kommunion zulassen, untergräbt das Ehesakrament, aber auch das Sakrament der Eucharistie. Ist das nicht eine Abirrung, die das Herz der Kirche trifft?
Im Ersten Brief an die Korinther, im Kapitel 11 lehrt der heilige Paulus, daß der, der die Eucharistie im Stand der Sünde empfängt, sich schuldig am Herrn macht und sich das Gericht zuzieht. Zur Kommunion gehen bedeutet, daß man sich in Gemeinschaft mit Christus befindet, also ihm entspricht. Viele halten dem die Idee entgegen, die Eucharistie sei nicht das Sakrament der Vollkommenen, aber das ist ein falsches Argument. Kein Mensch ist vollkommen und die Eucharistie ist das Sakrament jener, die dafür kämpfen und ringen perfekt zu sein getreu dem, was Jesus selbst verlangt: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Mt 5,48).
Auch wer darum kämpft, die Vollkommenheit zu erlangen, sündigt, gewiß, und wenn er sich im Stand der Todsünde befindet, kann er nicht die Kommunion empfangen. Um es wieder tun zu können, muß er seine Sünde beichten, bereuen und den festen Vorsatz haben, sie nicht mehr zu begehen. Das gilt für alle, einschließlich die wiederverheiratet Geschiedenen.
Heute wird die Teilnahme an der Eucharistie fast nicht mehr als sakramentale Handlung gesehen, sondern wie eine soziale Praxis. Sie bedeutet nicht mehr Gemeinschaft mit Gott, sondern Anerkennung durch eine Gemeinschaft. Liegt darin die Wurzel des Problems?
Es ist wahr, es breitet sich immer mehr diese protestantische Idee aus. Und das gilt nicht nur für die wiederverheiratet Geschiedenen. Man hört häufig sagen, daß in besonderen Momenten wie der Erstkommunion, der Firmung der Kinder oder Hochzeiten auch die Nicht-Katholiken die Heilige Eucharistie empfangen können. Das aber, und ich wiederhole mich, ist gegen den Glauben, es widerspricht direkt der Wahrheit über die Eucharistie.
Statt über diese Themen zu diskutieren, was sollte das Synode tun?
Die Synode ist keine demokratische Versammlung, zu der die Bischöfe zusammenkommen, um die katholische Lehre je nach Mehrheitslage zu ändern. Ich möchte, daß sie eine Gelegenheit wird, um allen Familien, die die Absicht haben und sich bemühen, ihren Glauben und ihre Berufung so gut als möglich zu leben, die Unterstützung der Hirten erhalten; daß sie eine Gelegenheit wird, um jene Männer und Frauen zu unterstützen, die trotz vieler Schwierigkeiten sich nicht von dem lossagen wollen, was das Evangelium lehrt. Das sollte die Synode über die Familie tun, statt sich in sinnlosen Diskussionen über Argumente zu verlieren, die mit der Absicht die Wahrheit zu ändern, die nicht geändert werden kann, gar nicht diskutiert werden können. Meines Erachtens wäre es besser gewesen, diese Themen vom Tisch zu nehmen, weil sie nicht zur Disposition stehen. Man sollte statt dessen darüber reden, wie man den Gläubigen helfen kann, die Wahrheit der Ehe zu leben. Man sollte über die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen reden, die zur Ehe kommen, ohne die elementarsten Dinge des Glaubens zu kennen und dann bei den ersten Schwierigkeiten zu Fall kommen.
Die Reformatoren denken nicht an jene Katholiken, die ihre Familie auch in dramatischen Situationen und unter Opfern zusammengehalten haben, anstatt sich ein „neues Leben“ zu machen?
Viele Menschen, die diese Mühe auf sich genommen haben, fragen nun, ob sie etwas falsch verstanden haben. Sie fragen sich, ob sie ihr Leben für sinnlose Opfer weggeworfen haben. Das alles ist nicht akzeptabel, das ist Verrat!
Denken Sie nicht, daß die Krise der Moral mit der Krise der Liturgie zusammenhängt?
Natürlich. In der Nachkonzilszeit hat sich ein Absturz des Glaubenslebens und der kirchlichen Disziplin ereignet, der besonders durch die Krise der Liturgie sichtbar wurde. Die Liturgie ist zur anthropozentrischen Aktivität geworden. Sie spiegelt heute die Ideen des Menschen wider anstatt das Recht Gottes, angebetet zu werden, wie Er es selbst verlangt. Daher rührt auch, daß die Aufmerksamkeit im moralischen Bereich fast ausschließlich auf die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen ausgerichtet ist, anstatt auf das, was der Schöpfer in die Herzen der Geschöpfe eingeschrieben hat. Die Lex orandi ist immer an die Lex credendi gebunden. Wenn der Mensch nicht richtig betet, dann glaubt er auch nicht richtig und verhält sich daher auch nicht richtig.
Wenn ich zum Beispiel eine überlieferte Messe zelebriere, sehe ich viele schöne junge Familien mit vielen Kindern. Ich meine nicht, daß diese Familie nicht auch Probleme haben, aber es ist offensichtlich, daß sie mehr Kraft haben, ihnen zu begegnen. Das alles sagt doch etwas aus. Die Liturgie ist der vollkommenste Ausdruck, der vollständigste Ausdruck unseres Lebens in Christus und wenn das alles nachläßt oder verraten wird, wird jeder Aspekt im Leben der Gläubigen verletzt.
Was kann ein Hirte einem Katholiken sagen, der sich angesichts der Wendewinde verloren fühlt?
Die Gläubigen sollen nur Mut haben, weil der Herr Seine Kirche nie im Stich lassen wird. Denken wir daran, wie der Herr der stürmischen See Einhalt geboten hat und an Seine Worte an die Jünger: „Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen?“ (Mt 8,26). Wenn diese Zeit der Verwirrung ihren Glauben zu gefährden scheint, müssen sie sich mit noch größerer Anstrengung um ein wirklich katholisches Leben bemühen. Mir ist aber bewußt, daß in dieser Zeit zu leben, großes Leiden verursacht.
Es fällt schwer, nicht an eine Strafe zu denken.
Das denke ich vor allem für mich selbst. Wenn ich jetzt wegen der Lage der Kirche leide, dann denke ich, daß der Herr mir sagt, daß ich einer Reinigung bedarf. Und ich denke auch: wenn das Leiden so verbreitet ist, dann bedeutet das, daß es eine Reinigung gibt, der die ganze Kirche bedarf. Das aber hängt nicht von einem Gott ab, der nur darauf wartet, uns zu strafen, sondern von unseren Sünden. Wenn wir auf irgendeine Weise die Lehre, die Moral oder die Liturgie verraten haben, folgt unweigerlich ein Leiden, das uns reinigt, um uns auf den schmalen Pfad zurückzuführen.
Erstveröffentlichung: Il Foglio, 14. Oktober 2014
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana