(Rom) Die derzeit im Vatikan versammelte außerordentliche Bischofssynode schließt am 19. Oktober mit der Seligsprechung von Paul VI., dem Papst der Enzyklika Humanae vitae. Kein Dokument des päpstlichen Lehramtes der jüngeren Zeit wurde mehr angefeindet und stieß innerkirchlich auf offeneren Widerstand und Ungehorsam als diese Enzyklika. Sie stellt die Antwort der Kirche auf die sexuelle Revolution dar und war daher antizyklisch in offenem Widerspruch zum herrschenden Zeitgeist.
Die sexuelle Revolution hatte die Enthemmung sexueller Triebe zum Ziel, die gezielt zur Enttabuisierung sexueller Verhaltensweisen, Perversionen und Identitätsstörungen führen sollte. Die ideologischen Strömungen dahinte, die das theoretische Gerüst lieferten und die Durchsetzung vorantrieben lassen sich genau benennen. Sie sind im politisch linken Spektrum angesiedelt, ob links-libertär oder marxistisch, gestützt von „Sexualwissenschaftlern“, die an perversen sexuellen Pathologien litten.
Enzyklika Humanae vitae Antwort auf sexuelle Revolution
Das Kernstück der sexuellen Revolution bildete jedoch die Antibabypille, die den Geschlechtsakt zwischen Mann und Frau von der Empfängnis trennte und auf einschneidende Weise das Verhältnis der Geschlechter zueinander, der Ehe und der Familie erschütterte. Ihre größte Förderung erlebte sie durch die häufig rassistisch motivierten Überbevölkerungsideologen. Papst Paul VI. bekräftigte dagegen die Offenheit des Geschlechtsaktes für die Weitergabe des Lebens und damit das Verbot der Kontrazeptiva.
Die Enzyklika wird häufig als „prophetisch“ bezeichnet. Zum einen weil sie im Widerspruch zum Zeitgeist entstand. Zum anderen, weil sie auch im Widerspruch zur weiterverbreiteten Haltung in der Kirche geschrieben wurde, die ein Arrangement mit dem vorherrschenden Zeitgeist suchte und künstliche Verhütungsmittel erlauben wollte. Eine entsprechende Empfehlung war sowohl von einer von Johannes XXIII. eingesetzten Studienkommission als auch einer von Paul VI. berufenen Bischofskommission ausgesprochen worden.
Der Episkopat des deutschen Sprachraumes trat nach Veröffentlichung der Enzyklika noch 1968 in offene Rebellion und verweigerte in der Königsteiner (Deutschland), Mariatroster (Österreich) und Solothurner (Schweiz) Erklärung den Gehorsam. Die genannten Erklärungen sind bis heute nicht aufgehoben worden. Die Argumentation dahinter erinnert verblüffend an jene von Kardinal Kasper zur Aufweichung des Ehesakraments: die Kluft zwischen „Lebenspraxis“ der Menschen und kirchlicher Lehre, die durch Anpassung der Lehre an die Praxis überwunden werden solle. Und der deutsche Episkopat findet sich erneut in den Fußstapfen des Ungehorsams wie bereits 1968. Ungehorsam bringt neuen Ungehorsam hervor?
Benedikt XVI. nimmt an Seligsprechung des Papstes teil, der ihn zum Kardinal kreierte
Unterdessen gab der emeritierte Papst Benedikt XVI. bekannt, daß er an der Seligsprechung Pauls VI. teilnehmen werde. Ende April hatte er bereits an der Heiligsprechung seines Vorgängers Johannes Paul II. und Johannes XXIII. teilgenommen.
Paul VI. kreierte Jospeh Ratzinger, damals Erzbischof von München-Freising zum Kardinal. Das anerkannte Wunder, mit dem der Seligsprechungsprozeß positiv abgeschlossen wurde, betrifft die Heilung eines ungeborenen Kindes Anfang der 90er Jahre in Kalifornien. Die Ärzte, die ein schwerwiegendes gesundheitliches Problem am Fötus entdeckten, empfahlen der jungen Mutter als einzig verbleibende Lösung die Tötung des Kindes durch Abtreibung.
Die Mutter weigerte sich und vertraute statt dessen auf die göttliche Vorsehung. Als Fürsprecher wandte sie sich an Paul VI. wegen dessen Enzyklika Humanae vitae zum Schutz des menschlichen Lebens.
Anerkanntes Wunder bekräftigt Verteidigung des Lebens
Das Kind kam ohne Probleme und völlig gesund zur Welt. Inzwischen ist das Kind ohne gesundheitliche Beschwerden ins Erwachsenenalter getreten. Der Postulator im Seligsprechungsverfahren bezeichnete die Heilung in „Übereinstimmung mit dem Lehramt“ des Papstes. Ein Wunder in der „Verteidigung des Lebens, der Familie und der Ehe“, der die Enzyklika gewidmet ist. Kardinal Antonio Cañizares, der soeben von Papst Franziskus als Erzbischof von Valencia nach Spanien zurückgeschickte bisherige Präfekt der Gottesdienstkongregation, sagte zu InfoVaticana, daß die Positio Pauls VI. die beeindruckendste sei, die er in seinem Leben gelesen habe.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: InfoVaticana