
von Andreas Becker
(Buenos Aires) Bei einer französischen Zollkontrolle bei Chambery in Savoyen kurz vor der italienischen Grenze wurden im Auto des argentinischen Kardinals Jorge Maria Mejia Drogen sichergestellt. Der 92 Jahre alte Kardinal befand sich nicht im Auto. Der Wagen war von Spanien nach Italien unterwegs und transportierte vier Kilogramm Marihuana und 200 Gramm Cannabis.
Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bestätigte die Beschlagnahmung des Fahrzeuges, konnte aber nicht Auskunft geben, wie viele und welche Personen sich zum Zeitpunkt der Kontrolle an Bord des Autos befanden. „Ich kann aber sagen, daß es sich nicht um Personen des Heiligen Stuhls oder um den alten und kranken Kardinal handelte. Die Polizei setzt ihre Ermittlungen fort.“
Fahrzeug für Drogentransport mißbraucht?
Radio RTL berichtete unter Berufung auf den Privatsekretär des Kardinals, daß das Auto wenige Tage vorher Italienern für eine Werkstattkontrolle übergeben worden war. Laut inoffiziellen Polizeiangaben seien ein 30jähriger und ein 41jähriger Italiener verhaftet worden. Die beiden Männer scheinen das Fahrzeug des Kardinals kurzerhand für einen Drogentransport aus Spanien mißbraucht zu haben. Unklar war zunächst, ob das Auto als Diplomatenfahrzeug registriert war.
So unklar noch die Details sind, so klar ist, daß der schwerkranke Kardinal Opfer von Zufallstätern wurde oder von schlechten Mitarbeitern. Sein Privatsekretär Luis Duacastella, für Freunde „Padre Lucho“, soll in Rom für seine Beziehungen zu jungen Männern bekannt sein, „sie mit dem Taxi“ unterwegs sind, so Panorama Catolico Internacional.
Kardinal Jorge Maria Mejia
Heute ist Jorge Maria Kardinal Mejia hochbetagt und kaum noch bekannt. Wie aber war er früher?
Wie der in Argentinien noch recht bekannte, antiliberal gesinnte Jesuit Leonardo Castellani (1899–1981) in seinem Buch „16 lecciones sobre el Verbo Encarnado“ (16 Lektionen über das fleischgewordenen Wort) schreibt, habe sein ehemaliger Schüler Mejia sich mit einem Doktortitel geschmückt, den er nicht hatte. Castellani macht Mejia dafür verantwortlich, daß er 1949 wegen einer„Häresie-Denunziation“ aus dem Jesuitenorden entlassen wurde. Konkret ging es um Millenarismus-Thesen des Jesuiten. Eine Zensur, die für Castellani traumatisch war.
40 „Irrtümer“ habe ihm Mejia wenige Jahre danach als bischöflich beauftragter Zensor in seinem Buch „Das Evangelium“ nachgewiesen, für das Castellani um das Imprimatur angesucht hatte. Der zuständige Bischof drohte dem Ex-Jesuiten darauf die Exkommunikation an. Bei einer Überprüfung durch Dritte stellte sich dann heraus, daß 38 „Irrtümer“ von Mejia stammten, weil er „weder Latein noch Griechisch“ beherrschte und die Textstellen einfach falsch gelesen hatte. „Die beiden verbleibenden Irrtümer waren, weil ich Sinedrio statt Sanhedrin geschrieben hatte und die Höhe eines Berges mit 2000 Metern statt 1970 Metern angegeben hatte“, so Castellani.
Erst 1966 durfte Castellani wieder sein Priestertum ausüben. 1971 wurde ihm die Wiederaufnahme in den Jesuitenorden angeboten, was er jedoch ablehnte. Während der Militärdiktatur intervenierte er vergeblich für Schriftstellerfreunde.
Konzils-Peritus und die „richtigen Kreise“
Trotz mangelnder Sprachkenntnisse wurde Mejia als Peritus zum Zweiten Vatikanischen Konzil entsandt. Für seine weitere kirchliche Karriere seien, so die argentinische Internetseite Pagina Catolica, seine „offenen Positionen“ und die Leitung, der sich auf Antonio Gramsci berufenden linksnationalen katholischen Zeitschrift Criterio für eine „universale Religion aller Menschen“. Mejia habe dem damaligen Klima entsprochen und sein einflußreichen Leuten dadurch aufgefallen. Mejia wurde durch die beim Konzil geknüpften Kontakte zu einer Schlüsselfigur der Ökumene in Lateinamerika.
Mit anderen Kirchenvertretern habe Mejia, so Pagina Catolica, dem Kreis von San Isidro (Diözese) angehört, der wegen seiner Sympathien für die Homosexualität bekannt war.Mejia, sowie Bischof Justo Oscar Laguna (1929–2011) und Bischof Emilio Bianchi di Carcano, die auch zu diesem Kreis gehörten, spielten neben Erzbischof Bergoglio eine wichtige Rolle beim interreligiösen Dialog mit dem Judentum, der in Argentinien besondere Intensität erreichte.
Nachem Mejia von 1967 bis 1977 Sekretär des Ökumene-Büros der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz (CELAM) war, wurde er von Papst Paul VI. als Sekretär der Kommission für die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Juden nach Rom berufen. 1986 machte ihn Johannes Paul II. zum stellvertretenden Vorsitzenden der Päpstlichen Kommission Iustitia et Pax und zum Titularerzbischof. 1994 folgte die Berufung zum Sekretär der Bischofskongregation. 1998 wurde er Archivar und Bibliothekar der Katholischen Kirche. 2001 erfolgte die Erhebung in den Kardinalsstand. Da Jahrgang 1923 konnte er altersbedingt weder am Konklave von 2005 noch an jenem von 2013 teilnehmen. Der Kardinal lebt in Rom und befindet sich nach einem Herzinfarkt im vergangenen Jahr in einem sehr angeschlagenen gesundheitlichen Zustand.
Text: Andreas Becker
Bild: Blog Francisco de la Cigoña
Wen wundert es: ein Liberaler! Der Entwicklung seiner häretischen Gedanken dürfte der Drogenkonsum nicht eben hinderlich gewesen sein.
Und dass es ein argentinischer Kardinal ist, wundert uns noch weniger…
Was für ein Niveau!!
Der Artikel und dieser Kommentar sprechen für sich!
Was gibt es bitte an diesem Artikel zu kritisieren?
Ja, die Wahrheit ist für bestimmte Leute manchmal schwer zu ertragen. Da bäumt sich so mancher auf und legt aus Empörung die alte „Platte“ Niveau auf.
Recht haben Sie. im übrigen kommt so was in den besten Familien vor.
Über einige Hintergründe seines „Dialogs mit den Juden“ spricht er selber hier:
http://www.ewtn.com/library/CHISTORY/mejiainterv.htm
Wann ist dieses Foto eigentlich entstanden? Dieses spezielle „Kreuz“ das der Bischof von Rom trägt, scheint demnach schon etwas älter zu sein.