(Treviso) Am 20. August 1914 vor hundert Jahren starb der Heilige Pius X., jener Papst, der dem Modernismus standhielt und ihn bekämpfte. Pius X. definierte den Modernismus in seiner Enzyklika Pascendi Dominici gregis von 1907 als „Synthese aller Häresien“. Heute ist es der tonangebend gewordene Modernismus, der sogar den heiligen Papst für seine Zwecke mißbraucht, das ewiggültige Lehramt der Kirche zu verraten. Jenem Lehramt, dem der heilige Pius X. in Treue zu Christus und seinen Lehren sein ganzes außergewöhnliches Leben gewidmet hat.
Die Diözese Treviso traf eine eigenwillige Entscheidung. Auf ihrer Interneseite heißt es: „Am 20. August 1914 starb um 1.16 Uhr im Vatikan Papst Pius X. Die Welt erlebte gerade den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Die Diözese Treviso will diesen Jahrestag in der dritten Augustwoche mit einer Reihe von Initiativen ehren“. Ausgerechnet am dies natalis des Heiligen wurden die Kirchen nicht dazu geöffnet, um im Sinne des heiligen Papstes den Menschen zu erklären, daß Sünde Sünde bleibt, sondern unter dem Motto „Gott ist Liebe“ eine eucharistische Anbetung durchgeführt, bei der Pius X. um seine Fürsprache angerufen wurde, damit die bevorstehende außerordentliche Bischofssynode über die Familie (5.–19. Oktober) der Kirche ein „aggiornamento“ bringe und „allen Bedürfnissen aller Paare“ entgegenkomme. Kurzum, selbst der 100. Todestag eines so großen und heiligen Papstes, wie Pius X. wird mißbraucht, um das genaue Gegenteil dessen zu propagieren, was die Lehre der Kirche in 2000 Jahren gelehrt hat. „Das ist Lüge in Reinform, die selbst für nicht Eingeweihte erkennbar ist“, schreibt der italienische Distrikt der Piusbruderschaft, der den Skandal publik machte.
Diözese betet dafür, daß Kirche die Sünde anerkennt?
„Heute geht man soweit, dafür zu „beten“ (zu wem betet man?), daß die Kirche die Sünde anerkennt. Die Sünde als solche anerkennt und die Sünder zu ihren Aktionen legitimiert, ohne Reue und ohne Umkehr. Waren alle früheren Generationen, die die Ehe nach den Geboten der Heiligen Kirche lebten, von Sinnen? Oder ist der Sinn heute verdunkelt?“, heißt es im Bericht der Piusbruderschaft.
Die Tageszeitung La Tribuna di Treviso warb in der Ausgabe vom 19. August unter dem Titel „Revolution Bergoglio: Die Kurie öffnete die Türen für die Geschiedenen“ mit einem wohlwollenden Artikel für die Gebetsinitiative der Diözese:
„Eine ganze Nacht in der Kirche zum Gebet und zur Anbetung, um immer zu zweit den heiligen Papst aus Treviso anzurufen. Die einen vereint in der religiösen Ehe und andere mit dem Ehering am Finger, aber ohne einen heiligen Bund. Und wieder andere die zusammenleben ohne ein Versprechen vor dem Priester oder dem Bürgermeister. Oder auch die mit einer Scheidung auf dem Buckel, die aber auf andere Weise noch einmal Ja gesagt haben. Nie zuvor fanden sich alle gemeinsam zusammen, um zu beten. Am Tag des hundertsten Todestages des Heiligen Pius X., der in der Nacht des 20. August 1914 gestorben ist, öffnet die Kirche von Treviso erstmals die Arme für alle Paare, verheiratet oder nicht. Und lädt sie zum gemeinsamen Gebet ohne jeden Unterschied: christliche Familien, verheiratete Paare, Verlobte, Paare, die nur standesamtlich verheiratet sind, zusammenlebende Paare, Getrennte oder Geschiedene. Niemand ist ausgeschlossen. Fünf Kirchen der Diözese werden die Türen für die Ruhe und die Stille eines besonderen Gebetsmomentes öffnen. Von der Kirche von Riese Pio X, dem Geburtsort von Papst Giuseppe Sarto, über die Pfarrkirche von Salzano, die Klosterkirche der Heimsuchung von Treviso, dem Piccolo Rifugio von San Donà del Piave bis zur Anbetungskapelle von Ciano del Montello. Eine Nacht der Anbetung, die allen Paaren zur Verfügung steht, die die Schwelle der Kirche übertreten und Seite an Seite vor dem Altar sitzen möchten.“ Ebenso titelete der Corriere delle Alpi im Internet: „Die Kurie von Treviso öffnet die Tore den Geschiedenen“.
„Öffnung ohne Einschränkung“
In der Auflistung der Diözese ist nicht die Rede von wiederverheiratet Geschiedenen oder Homosexuellen. Die Medien verstanden die „Öffnung ohen Einschränkung“ jedenfalls wörtlich und vermittelten den Eindruck, daß die Kirche jede Form des „Zusammenlebens“ akzeptiere. Das Kirchenrecht von 1917, das Papst Pius X. vorbereitete, und der Große Katechismus, den er selbst verfaßte, nehmen zum Ehesakrament jedoch eindeutig Stellung. Aus diesem Grund könne die Initiative der Diözese Treviso nur als offenkundiger Verstoß gegen das Kirchenrecht und den Katechismus bezeichnet werden. Nicht minder handle es sich dabei um eine Beleidigung des heiligen Papstes, dessen Namen für das Gegenteil dessen mißbraucht werde, was er gelehrt und wofür er gekämpft hatte, so die Piusbruderschaft.
Im selben Tageszeitungartikel wird Msgr. Giuliano Brugnotto, der Kanzler der Diözese und Sekretär des Diözesankomitees für die Hundertjahrfeiern des Heiligen Pius X. mit folgender Aussage zitiert: „Der Papst [Franziskus] hat es mehrfach ausdrücklich gefordert, er hat gefordert, zu beten, damit ein kirchliches Ereignis wie die kommende Bischofssynode über die Familie Antworten auch auf schwierige Situationen oder eheliche Verwundungen geben könne. In Treviso geschieht das zu einem besonderen Anlaß: wenn des hundertsten Todestag von Papst Pius X. gedacht wird. Wir haben dazu eingeladen, diesen Moment des Gebets zu leben, jeden mit der Erfahrung und im Zeichen seiner eigenen Liebe.“
„Eine Liebe wie Gott sie will oder wie Satan?“
„Eine Liebe wie Gott sie will oder wie Satan?“ fragt die Piusbruderschaft. Es fällt zudem auf, daß es in der Diözese schwerfällt, Papst Pius X. als Heiligen anzusprechen.
Bischof der Diözese Treviso ist der Franziskaner-Minorit Erzbischof Gianfranco Agostino Gardin. Gardin war von 1995–2001 Generalminister des Minoritenordens und von 2000–2006 Vorsitzender der Vereinigung der Generaloberen der religiösen Orden (USG). 2006 erhob ihn Papst Benedikt XVI. zum Titularerzibischof und machte ihn zum Sekretär der Ordenskongregation. Nach Ablauf seiner dreijährigen Amtszeit wurde er 2009 von Benedikt XVI. zum Bischof von Treviso mit dem Rang eines Erzbischofs ad personam ernannt. Mit der Ernennung des amtierenden Präfekten Kardinal Joao Braz de Aviz und zumindest der drei letzten Sekretäre der Ordenskongregation, zeigten die Päpste keine besonders glückliche Hand.
Die Feierlichkeiten zum 100. Todestag des heiligen Papstes finden ihren Höhepunkt am kommenden Samstag mit einer Heiligen Messe in Riese Pio X., die von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zelebriert wird.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons
„Kurzum, selbst der 100. Todestag eines so großen und heiligen Papstes, wie Pius X. wird mißbraucht, um das genaue Gegenteil dessen zu propagieren, was die Lehre der Kirche in 2000 Jahren gelehrt hat.“
Wenn wir in der Endzeit leben ist das völlig normal. Die werden auf allen Fronten durchknallen das uns Hören und Sehen vergehen werden. „Maria breit den Mantel aus, mach Schirm und Schild für uns daraus“. Wir sollten das alles mit einer gewissen Gelassenheit sehen. Wir wissen doch, alles hat seine Zeit.
Per Mariam ad Christum.
Das ist ungeheuerlich. Weil auch noch die eucharistische Anbetung missbraucht wird. Jeder, jede, hat das Recht, vorm Tabernakel zu beten, egal in welch innerer Verfassung sich der oder die Betende befindet.
Doch es ist vollkommen anders, wenn offiziell zur eucharistischen Anbetung eingeladen wird und das Gebet die Sünde legitimieren soll.
Es ist eine Beleidigung unseres Herrn Jesus Christus im allerheiligsten Sakrament des Altares.
Ich möchte weiter anmerken: Pius X. ist mehr bekannt als Papst, der die hl. Messe für die Gläubigen „öffnete“ , der dafür wirkte, dass sie verstanden wurde, dass die Gläubigen innerlich an ihr teilnehmen konnten.
Doch er war auch der „Papst der eucharistischen Anbetung.“ Es ist zu lesen, dass Menschen zum Glauben gekommen sind, wenn er als Priester nicht nur den sakramentalen Segen erteilte, sondern vorher betete, zum sakramentalen Segen als dem Höhepunkt durch das Gebet hinführte. Den Blick nur auf das heiligste Sakrament in der Monstranz gerichtet.
(Dass Laien den Rosenkranz beten zur Aussetzung und der Priester kommt fast zum Schluss zur Kurzanbetung und dann zum sakramentalen Segen, war für Pius X. undenkbar. Es zeigt schon die Verflachung auch in traditionalistischen Kreisen.)
Pius X., der heilige Papst, der als Kaplan, als Pfarrer, durch seinen Glauben und seine Liebe zum allerheiligsten Sakrament, allein durch seine Ausstrahlung das Herz von Menschen so ergriff, dass ihr Glaube sich erneuerte, wird auf diese furchtbare Weise beleidigt, das allerheiligste Altarssakrament wird nur noch missbraucht.
„Die Pforten der Hölle haben sich geöffnet,“ sagte ein Oberhaupt der verfolgten Christen im Irak.
Wir bleiben bis jetzt körperlich verschont. Man soll das nicht gering achten.
Doch der Blick auf die zweitvatikanische Kirche ist auch eine Pein.
Danke!
Zusätzlich zu obigem Bericht haben Ihre erklärenden Ausführungen über Papst Pius X. mir geholfen, die gestaltete Anbetung „für alle“ besser einzuordnen.
Es ist also möglich, etwas an sich Gutes sich in das Gegenteil verkehren zu lassen – und dies mit vollster Absicht!
Ein Sturm im Wasserglas.
„Ein Sturm im Wasserglas.“
Wirklich?
Wie würde es Ihnen gefallen, wenn jemand Ihren Namen in den Mund nähme, um damit eigene Interessen durchzusetzen?
Wenn Ihre Person, Ihr Lebenswerk dazu missbraucht würde, „Werte“ zu vermitteln, die Sie nicht teilen, sie vielleicht sogar ablehnen?
Wäre das nicht eine „Umbiegung“ und Verfälschung all´ dessen, was Ihnen wichtig ist?
Zu Ihren Lebzeiten könnten Sie sich dagegen wehren, Papst Pius X. indessen kann es nicht!
„Ein Sturm im Wasserglas.“ – Immer noch?
Den Bedürfnissen will man entgegenkommen. Klingt wie bei den kommunistischen Versprechungen „jedem nach seinem Bedürfnis“. Da liegt die Spur schon derart falsch, dass aus dem ganzen Treffen nur Ungutes werden kann.