Die Görres-Gesellschaft veranstaltete Ende 2012 im Vatikan eine Tagung zum Thema der römischen Liturgiereformen „von Trient bis zum Vaticanum II“. Inzwischen wurde der fast 400 Seiten starke Tagungsband mit dem Titel „Operation am lebenden Objekt“ von Stefan Heid im „be.bra wissenschaft verlag“ herausgegeben. Ziel des Buches sei es, schreibt Heid, Direktor des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft in seinem Vorwort, „Selbstverklärungen zu hinterfragen und das Zweite Vatikanische Konzil nicht als vom Himmel gefallenen Meteor und überhaupt als erste Liturgiereform, die den Namen verdient, zu sehen. Vielmehr soll das Vatikanische Konzil in seinem Bezug zum Trienter Konzil betrachtet werden, an dessen Liturgiereform es anknüpft und ohne das es nicht zu verstehen ist.“ Nach dem Konzil von Trient habe es eine „Säuberung bisheriger liturgischer Gewohnheiten“ gegeben, während das Zweite Vatikanum „eine beispiellose, tief einschneidende Liturgiereform“ hervorgerufen habe.
Insgesamt für Beiträge sind in „Operation am lebenden Objekt“ aufgenommen worden, die in vier Hauptteile untergliedert sind. Zunächst geht es unter dem Stichwort „Quelle & Höhepunkt“ um „die theologische Herausforderung einer jeden Reform“, angefangen mit einem Aufsatz von Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstliches Rates zur Förderung der Einheit der Christen, mit einer Diskussion der Liturgiereformen aus ökumenischer Sicht. Es sei deutlich, so Koch, daß „die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils noch keineswegs abgeschlossen ist, daß es vielmehr auch heute einer liturgischen Erneuerung bedarf, die heute erst recht in einer ökumenischen Perspektive zu verwirklichen“ sei. Die Liturgie müsse orthodoxer werden, wobei er damit den ursprünglichen Wortsinn meine, wonach „‚doxa‘ in erster Linie nicht ‚Meinung‘, sondern ‚Herrlichkeit‘ bedeutet, so daß unter ‚Orthodoxie‘ die rechte Weise, Gott zu verherrlichen, zu verstehen ist.“ Mit jenem „Lernen der rechten Weise der Anbetung“ stehe und falle jede Liturgie.
Im zweiten Abschnitt, „Barock & Antibarock“, geht es im Prinzip um künstlerische Gesichtspunkte der Liturgiereformen. Hier ist besonders der Beitrag von Christian Hecht zu erwähnen, der wohl von allen Autoren zu dem vernichtendsten Urteil kommt. Denn nach einer Diskussion der nachtridentinischen Entwicklung stellt er fest: „Hier könnte man enden. Jedoch sei noch ein kleiner Ausblick gewagt, denn es drängt sich auf, die nachtridentinischen Verhältnisse mit den Verhältnissen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu vergleichen. […] An dieser Stelle soll nur versucht werden, über den – unübersehbaren – Bruch nachzudenken, den es nach dem Konzil in der katholischen Bild- und Kunstpraxis gab. Dieser Bruch kam nicht unerwartet, er hatte sich spätestens seit der Zeit der Aufklärung vorbereitet.“ Zwar hätten die Konzilsväter den nachkonziliaren „Bildersturm“ nicht explizit gefordert: „Sie haben ihn aber dadurch begünstigt, daß die Liturgiekonstitution kein klares Bekenntnis zur Bewahrung der Tradition der Bilder enthält.“ Es bestehe jedoch Hoffnung, daß der Bruch noch heilbar sei. Rückblickend schließt Hecht, „daß die sakrale Kunst seit den 1960er Jahren vergeblich den jeweils aktuellen Trends nachfolgte, die immer schon vorüber waren, bevor man sich ihnen anpassen konnte“.
Teil drei von „Operation am lebenden Objekt“ steht unter dem Motto „Rubriken & höhere Prinzipien“ und beschäftigt sich mit der „Reformdynamik“ im Umfeld des Zweiten Vatikanums. Dort findet sich auch ein Beitrag des legendären Alcuin Reid, der in traditionalistischen Kreisen sehr geschätzt ist und die Rubriken kennt wie kaum jemand sonst. Reid schreibt über zwei zentrale Punkte in der Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“, jenen nämlich der Teilnahme und jenen der Bildung: „Wenn wir nun 50 Jahre nach dem Konzil zu den Wurzeln der liturgischen Reform zurückkehren, tun wir gut daran, weiter die Geschichte der liturgischen Teilnahme zu erforschen und zu untersuchen, wie die zur aktiven Teilnahme notwendige Bildung im Lauf der Geschichte gewährleistet wurde. Daraus könnten sich hilfreiche Hinweise auf Wege ergeben, die sich für die Kirche des beginnenden 21. Jahrhunderts zu beschreiten lohnten; oder auch Hinweise auf Wege, die man besser nicht gegangen wäre und die man in Zukunft vermeiden sollte.“
Schließlich wird innerhalb des Abschnitts „Erneuerung & Entsorgung“ ein kritischer Blick auf exemplarische Baustellen von Liturgiereformen geworfen, sei es auf die Entwicklung der Ostervigil oder auf das Offertorium. Der letzte Beitrag stammt vom Herausgeber des Buches, Stefan Heid, und beschäftigt sich mit der Frage, ob die heilige Messe in der Frühkirche auf einem Tisch oder einem Altar zelebriert wurde und welche Auswirkungen dies auf die heutige Liturgie hat oder haben sollte. Sogenannten modernen Theologen müsse man häufig eine „Minimalisierung des kultischen Charakters des Christentums“ vorwerfen: „Das Christentum sei ursprünglich eine religiöse Bewegung ohne Kult gewesen. Entsprechend habe der eucharistische Tisch genauso wenig wie der Abendmahlstisch einen sakralen Charakter besessen. Erst als man einen bestimmten Tisch dauernd für die Eucharistie benutzte, sei er sakralisiert worden.“ Demgegenüber ist Heid in der Lage, sogar mit der Heiligen Schrift auf eine Sakralität des „eucharistischen Tischs“ hinzudeuten. Auch die vor einigen Jahrzehnten als wissenschaftlich angesehene Behauptung, die frühen Christen hätten einen Volksalter verwendet, kann Heid mit neuesten archäologischen Erkenntnissen widerlegen. Entsprechend urteilt er: „Man hätte zuweilen mehr auf die gesunde Tradition […] als auf den letzten Schrei der Wissenschaft hören sollen.“
Andere bekannte Autoren, die zu „Operation am lebenden Objekt“ beigetragen haben, sind etwa Manfred Hauke, Helmut Hoping, Harm Klueting und Uwe Michael Lang. Es bleibt zu erwähnen, daß einige Beiträge nicht so leicht zu lesen sind wie etwa jener von Stefan Heid. Nichtsdestotrotz sind sie allesamt lesenswert, auch wenn nicht jeder, der sich als Traditionalist betrachtet, allen Thesen und Schlussfolgerung zustimmen wird.
Heid, Stefan: Operation am lebenden Objekt. Roms Liturgiereformen von Trient bis zum Vaticanum II, 392 Seiten, 32,- €
Prof. Christian Hecht legt den Finger in die offene Wunde: die Kirche, die für Jahrhunderte den Zeitgeist prägte, ist zu einer Institution verkommen, die nurmehr dem Zeitgeist hinterherhechelt und sich der Welt andient. Furchtbar!
So sehe ich das auch. Offenbar eine verdienstvolle Arbeit.
Als Laie glaube ich zu dieser Thematik immerhin folgendes beitragen zu können: Die Liturgiereform nach dem 2. Vatikanum war in diesem selbst eben nicht so angelegt. Ich habe die Konstitution über die Liturgie „Sacrosanctum Concilium“ gelesen. Ihr großer Fehler bestand darin keine konkreten inhaltlichen Vorgaben für die Reform gemacht zu haben, insofern vage geblieben zu sein. Dies erklärt, weshalb sie relativ schnell angenommen wurde. M. W. hat selbst Bischof Lefevbre ihr zugestimmt. Das hätte er niemals getan, wenn er auch nur geahnt hätte, was sich aus der Konstitution hinterher entwickeln würde. Die so häufig zu hörende Redensart von der Liturgiereform des Konzils ist deshalb einfach nicht richtig. Es handelte sich um eine Liturgiereform Pauls VI. ! Im Unterschied zu vermutlich vielen Forumsteilnehmern hier bei Katholisches.info bin ich allerdings der Ansicht, dass der Novus Ordo kein Desaster darstellt, insofern er würdig gefeiert wird. Zugleich liegt genau hier das Problem. Er lädt ‑wie wir heute vielfach sehen und hören müssen- zu Missbräuchen ein, wie es der alte Messritus eben nicht getan hat.
Wer gründlich die Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium liest, muss feststellen, dass dieses Konzilsdokument die Grundlage bildet für die Messe Paul VI. Auch wenn Paul VI. mit „seiner Messe“ darüber hinausging.
Ein neues Grundprinzip wurde eingeführt: Das „Pascha-Mysterium“, das bis dahin als Grundprinzip der hl. Messe unbekannt war. Dieses „Pascha-Mysterium“ verdrängt geradezu den Sühnecharakter, die unblutige Erneuerung des Kreuzesopfers von Kalvaria. Sie wird noch erwähnt in der Konstitution, aber wie es typisch ist für Konzilsdokumente, nur noch am Rande. Dieser typische Synkretismus wird deutlich gerade in Sacrosanctum Concilium. Zwei unvereinbare Grundprinzipien stehen nebeneinander, jeder kann sich „bedienen.“ Nur wird das Pascha-Mysterium eindeutig bevorzugt.
Wie es der Name sagt: Dieses Grundprinzip orientiert sich fast ausschließlich am jüdischen Paschafest.
Hierzu gibt es eine kleine, hervorragende Studie der Priesterbruderschaft S. Pius X:
Das Problem der Liturgiereform.“ Bischof Fellay hat sie an Johannes Paul II. gerichtet. Die Studie bezieht sich zwar auf die Messe Paul VI., aber sie erklärt hervorragend das Grundprinzip „Pascha-Mysterium“, das bereits in der Liturgiekonstitution zu finden ist.
Ein Wechseln der Prinzipien bedeutet unweigerlich eine tiefgreifende Veränderung. Auch wenn sie nicht sofort sichtbar ist.
Ich sehe darin ein nicht zu unterschätzendes Problem der Ecclesia-Dei-Gemeinschaften, weil sie die Dokumente des 2. Vatikanischen Konzils nicht kritisieren dürfen. Die Treue zum katholischen Priestertum ist bei ihnen unbestritten, aber dieses „Pascha-Mysterium“ ist ein gefährlicher Keim. Wenn er wächst und sich ausbreitet, zerstört er das katholische Priestertum. „Vom Opfer zum Gedächtnismahl“, lautet die Überschrift des ersten Kapitels des genannten Buches. Auch wenn sie sich auf die Liturgiereform von 1969 bezieht, grundgelegt ist dieses Gedächtnismahl bereits in der Liturgiekonstitution. Die übrigens begeistert auch von den Progressisten übernommen wurde.
Zu Erzbischof Lefebvre: Er hat alle Konzilsdokumente unterschrieben, behauptet sein Biograph Tissier de Mallerais. Auch diejenigen, die er am heftigsten bekämpfte. Weil er absolut papsttreu war. Unterschrieb der Papst, verweigerte er auch nicht seine Unterschrift. Auch wenn sie ihm Schmerzen bereitete.
Die papsttreuen Konzilsväter standen unter einem unglaublichen Druck: Der Gehorsam dem Papst gegenüber war für alle praktizierenden Katholiken selbstverständlich, besonders jedoch für die sehr glaubenstreuen Bischöfe und Kardinäle.
Ich kann allen, für die die tridentinische Messe „das Herz des Glaubens“ ist und die sich für theologische Hintergründe interessieren, nur sehr empfehlen: Bitte, lesen Sie die Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium.“ kritisch. Man erkennt zwar nur die Wurzeln, den Baum erst ab 1969, die Messe Paul VI.
Auf A. Bugnini geht vor allem das Konzilsdokument zurück. Er war der Architekt der Messe Paul VI.
.….„Ihr großer Fehler bestand darin keine konkreten inhaltlichen Vorgaben für die Reform gemacht zu haben, insofern vage geblieben zu sein“.
Ihr großer „Fehler“ – Lieber Aventin, Sie verstehen nicht – das war geplant!
Noch nicht gelesen?
Das Zweite Vatikanische Konzil von Roberto de Mattei;
Der Rhein fließt in den Tiber von P. M. Ralph Wiltgen.
Trotz einiger Unklarheiten dürften in der Unbestimmtheit gerade eben die Auswachsungen zu sehen sein. Da hat man nicht aufgepaßt oder den Mißbrauch gewollt oder was auch immer. Die Reform ging gründlich in die Hosen, weil es auch hier keine Reform geben kann. die Liturgie kann nämlich nicht beliebig beschlossen werden oder gar von einem Papst im Alleingang konstruiert werden.
Ich denke, wenn man den Novus Ordo katholisch feiert, ist er total okay.
Nur hatte man nach dem Konzil die Idee, dass man all das lästige sich mühen, all diese Selbstdiziplin, all das ringen um und mit Gott, und den Skandalon des Kreuzes nicht mehr bräuchte.
Weil. warum auch immer, darauf verzichtet wurde, das katholische einzuschärfen, weil man davon ausging, das sei eh selbstverständlich, also der Ansicht war, das Wasser bliebe brav auf seiner Seite, wenn man in den Deich ein Loch mache, deshalb haben wir den Untergang nach dem Konzil.
Diese merkwürdigen Eventmessen sind m.E eher Sympton denn Ursache.
Ob die beteiligten Bischöfe einfach sträflich naiv, einfach zu bequen selber zu denken, oder diesen Untergang aus böser Absicht forciert haben, das weiß Gott allein.
Dem schließe ich mich an, auch wenn ich hier damit in der Minderheit bin. Novus Ordo streng am Meßbuch, nix weglassen, keine privaten lyrischen Ergüsse hinzufügen, dann kann ich mich nicht beschweren, auch wenn’s an die „alte“ Messe nicht rankommt.
Das Problem ist. dass die Exzesse und Auswüchse in Novus Ordo Messen, die auch klar gegen Instruktionen verstossen, einfach geduldet werden. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen: Anhänger der „alten“ Messe werden von der Vatikan-„Polizei“ kritisch beäugt, manchmal gar unter Administration gestellt, aber mit dem Novus Ordo kann man machen, was man will und die Polizei schaut weg…
„Operation am lebenden Objekt“ -
Operation gelungen, Patient tot?
Die sog. „Neuerungen“ in der Liturgie basieren auf progressivistich liberale Kreise, die Papst Paul „vor vollendete Tatsachen“ gestellt haben ( sprich die Verunstaltung der hl. Messe ! ) .
Papst Paul VI. soll angesichts der verprotestantisierten Form der hl. Messe geweint haben….dennoch ist es leider er gewesen, der die sog. „Neue Messe“ zur „ordentlichen Form“ ausgerufen hat und damit mit zur an den völligen Randdrängung ( ja bis zur Ächtung ) der Alten Messe beigetragen hat.
Auszug aus der Liturgiekonstitution „Sacrosanctum concilium“ vom 4. Dezember 1963:
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§ 1. Der Gebrauch der lateinischen Sprache soll in den lateinischen Riten erhalten bleiben, soweit nicht Sonderrecht entgegensteht.
4. Der Muttersprache darf im Sinne von Art. 36 dieser Konstitution in den mit dem Volk gefeierten Messen ein gebührender Raum zugeteilt werden, besonders in den Lesungen und im „Allgemeinen Gebet“ sowie je nach den örtlichen Verhältnissen in den Teilen, die dem Volk zukommen.
Es soll jedoch Vorsorge getroffen werden, daß die Christgläubigen die ihnen zukommenden Teile des Meß-Ordinariums auch lateinisch miteinander sprechen oder singen können. Wenn indes darüber hinaus irgendwo der Gebrauch der Muttersprache bei der Messe in weiterem Umfang angebracht zu sein scheint, so ist die Vorschrift des Artikels 40 dieser Konstitution einzuhalten.
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Das Vaticanum II. hat denn auch in derselben Liturgiekonstitution Sacrosanctum concilium vom 4. Dezember 1963 weder von einer Zelebration „versus populum“ noch von der Errichtung „neuer Volksaltäre“ gesprochen.
In Nr. 128 der Liturgiekonstitution steht lediglich:
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[….]
„Die Canones und kirchlichen Statuten,
die sich auf die Gestaltung der äußeren zur Liturgie gehörigen Dinge beziehen,
sind zugleich mit den liturgischen Büchern im Sinne von Art. 25 unverzüglich zu revidieren. Das gilt besonders von den Bestimmungen über würdigen und zweckentsprechenden Bau der Gotteshäuser, Gestalt und Errichtung der Altäre, edle Form des eucharistischen Tabernakels, seinen Ort und seine Sicherheit….
[….]
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Erst mit den nachkonziliären Willkürakten hat der sog. „Volksaltar“ mit dem ihn begleitenden liturgischen Wildwuchs Einzug gehalten !
Als Grundlage diente die „Instruktion „Inter oecumenici“ vom September 1964, in der die eigentliche Absicht der Liturgiekonstitiution durch „freie Interpretation“ völlig entstellt worden ist !
Vor dem Vaticanum II.galt die Weisung des Dekretes “ Sanctissimam eucharistiam maximo“ der Ritenkongregation vom 1. Juni 1957:
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„In Kirchen, wo sich nur ein einziger Altar befindet, darf er NICHT so angeordnet werden, dass der Priester zum Volk hin zelebriert.“
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In der bereits oben erwähnten „Instruktion Inter oecumenici“ vom September 1964 liegt nun die Wurzel der beginnenden „freien Interpretation“ der eigentlichen Konzilskonstitution….gleichsam eine schleichende Verdrehung:
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„Es ist wünschenswert / es ist besser , dass der Hochaltar von der Rückwand getrennt errichtet wird, so dass man leicht um ihn herumgehen und an ihm zum Volk hin zelebrieren kann.
Er soll in den heiligen Raum hineingestellt sein, dass er wirklich die Mitte ist,
der sich von selbst die Aufmerksamkeit der ganzen versammelten Gemeinde zuwendet.
Bei der Auswahl des Materials für den Aufbau und die Ausstattung des Altars müssen die Rechtsvorschriften eingehalten werden.
Auch sei das Presbyterium um den Altar herum so weiträumig,
dass die heiligen Handlungen bequem vollzogen werden können.“
[….]
Es ist erlaubt, die Messe zum Volk hin zu feiern,
auch dann, wenn ein kleiner, passender Tabernakel auf dem Altar steht“
-
In einer nun nachkonziliären weiteren Instruktion „Eucharisticum mysterium“ 1967 steht erneut zu lesen:
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„Es ist erlaubt, die Messe zum Volk hin zu feiern, auch dann, wenn ein kleiner, passender Tabernakel auf dem Altar steht“
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In der darauffolgenden Einführung in das neue Römische Messbuch von 1969 wird dann weiter der Eindruck erweckt, als wäre der „Volksaltar mit Ausrichtung versus populum“ die „Norm“:
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„Der Hauptaltar soll von der Wand getrennt gebaut werden, so dass er leicht umschritten werden und auf ihm die Zelebration versus populum (zum Volk hin) ausgeführt werden kann …
-
In der Neuauflage des Missales im Jahre 2002 schliesslich findet sich der folgenschwere Zusatz:
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„Dies sollte der Fall sein, wo immer es möglich ist.“
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Dies war denn auch für Manche ein „Freibrief“, den „Volksaltar“ und die Ausrichtung „versus populum“ nun gar als „verpflichtende Forderung“ aufzutischen.
Schließlich noch zwei Zitate.
Zunächst eines vom damaligen Kardinal Ratzinger aus „Der Geist der Liturgie“
-
[….]
Die Verdrehung der Gebetsrichtung erfolgt auf Grund einer modernen Anthropozentrik, statt der Theozentrik in der Liturgie und der aktiveren Teilnahme an ihr.
Dies zeigt nicht nur die liturgische Gebetsrichtung, sondern auch die Ersetzung des Tabernakels in der Mitte des Presbyteriums, durch den Sitz des Priesters. “
… die Zelebrationsrichtung versus populum erscheint heute geradezu als die eigentliche Frucht der liturgischen Erneuerung durch das II. Vaticanum.
In der Tat ist sie die sichtbarste Folge der Neugestaltung, die nicht nur eine äußere Anordnung liturgischer Orte bedeutet, sondern auch eine neue Idee vom Wesen der Liturgie als gemeinschaftlichem Mahl einschließt. (…) und „Immer weniger steht Gott im Blickfeld,
immer wichtiger wird alles, was die Menschen tun, die sich hier treffen und schon gar nicht sich einem „vorgegebenen Schema“unterwerfen wollen.
Die Wendung des Priesters zum Volk formt nun die Gemeinde zu einem in sich geschlossenen Kreis. Sie ist – von der Gestalt her – nicht mehr nach vorne und oben aufgebrochen, sondern schließt sich in sich selber.“
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Und noch ein Zitat des Liturgikers Pater Josef Andreas Jungmann, der selber an der Ausarbeitung der ursprünglichen Liturgiekonstitution des Vaticanum II. mitbeteiligt war:
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„Wenn sich der Liturge zusammen mit den Gläubigen beim Gebet dem Altar zukehrt, so ist er der sichtbare Anführer des pilgernden Gottesvolkes im gemeinsamen Aufbruch zum wiederkommenden Herrn.
Die gemeinsame Gebetsrichtung ist ein Ausschauen nach dem Ort des Herrn und hält den eschatologischen Charakter der Eucharistiefeier lebendig, die ausgerichtet ist auf eine künftige Vollendung in der Gegenwart des lebendigen Gottes.
So ist die liturgische Versammlung als Ecclesia peregrinans offen auf die Versammlung der Heiligen in der himmlischen Stadt, wie der Hebräerbrief in Erinnerung ruft:
„Ihr seid vielmehr zum Berg Zion hingetreten, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu Tausenden von Engeln, zu einer festlichen Versammlung und zur Gemeinschaft der Erstgeborenen, die im Himmel verzeichnet sind; zu Gott, dem Richter aller, zu den Geistern der schon vollendeten Gerechten, zum Mittler eines neuen Bundes,
Jesus, und zum Blut der Besprengung, das mächtiger ruft als das Blut Abels“ (Hebr 12,22–24 EU).
[….]
Bei der Zelebrationsrichtung versus populum kann die Gemeinde, gleichsam in sich gekehrt, dazu neigen, dass sie die transzendente Dimension der Eucharistiefeier nicht mehr wahrnimmt.
Die Überbetonung des kommunitären Aspekts führt sozusagen zu einer geschlossenen Gesellschaft,die nicht offen ist auf die unsichtbare Versammlung der Heiligen im Himmel
und auf die anderen irdischen Versammlungen der Christen.
Gewissermaßen dialogisiert die Gemeinde mit sich selbst.
Garriga sieht eine weitgehende Desakralisierung und Säkularisierung der Liturgie, die mit einer nahezu ausschließlich horizontalen Vision des christlichen Lebens einhergeht und letztlich ihren Grund in einer defizienten Christologie hat.
Bouyer fordert:
«Die sakramentale Welt darf nie zu einer von der realen Welt getrennten Welt werden».
Zum Herrn hin zelebrieren, ist die wirkliche, der Liturgie angemessen Zelebrationsrichtung.“
Dieser Buchtipp klingt interessant! Beim Lesen des Artikels dachte ich an die scheußlichen Betonklotzkirchen, an denen gemessen die Entlüftungsschächte am Gotthardtunnel romantisch wirken, an die grobschlächtige und gleichermaßen kitschige „kirchliche Kunst“, die Radaumessen und die kahl-spießigen Reformkircheninnenräume. Ich dachte an die musikalisch und kompositorisch so peinlichen „Neuen Kirchenlieder“, an die Menschen, die alleine schon auf der Ebene des bloßen Informiertseins total ignorant sind und auch nicht wissen, warum man überhaupt zur Hl. Kommunion geht, außer dass hier alle das gleiche sozialgerechte Stück Brot bekommen…
Wie soll man das – nach inzwischen einem halben Jahrhundert – wieder heilen können?
Für mich ist der zentrale Punkt, dass es ohne Lehramt, ohne rechtgläubige Bischöfe und ohne einen rechtgläubigen Papst keine Tradition, die praktikabel wäre, geben kann, jedenfalls nicht auf Dauer. Wir haben aber seit 50 Jahren ein „Lehramt“, das nicht das traditionelle Lehramt darstellt oder ausfüllen will, sondern das krasse Gegenteil zum alten Papstamt eingeführt hat. Das objektive Papstamt, das ursprünglich die größtmögliche Sklaverei zum depositum fidei und keineswegs dieses selbstherrlich-charismatische Amt war, zu dem es die Herren in Weiß seither umfunktioniert haben – vor allem anderen müsste das Hirtenamt wieder instandgesetzt werden. Es ist irrgläubig, von den Laien oder Priestern hier etwas zu erwarten – auch hier hat sich die „Tradition“ an den irrglauben der Progressisten angenähert. Der Fels ist Petrus. Dass Gott im Falle unzureichend verwalteter ordentlicher Gnaden außerordentliche Gnaden an Heilige verschenkt, ist zwar wahr, aber eben ein Gnadengeschenk, auf das man nicht einfach bauen kann.
Es erscheint mir wesentlich, dass man die regula fidei remota, die ja eigentlich untergeordnet ist, nicht über Jahrzehnte inmitten der Apostasie unbeschadet erhalten kann. Das modernistische „Lehramt“ hat die Tradition ja nicht einfach fahrenlassen, sondern schleichend transformiert. Das vielfache irrgläubige Verständnis der einzelnen Aspekte der Tradition hat sich daher auch bei denen, die an der Tradition festhalten wollen, massiv breitgemacht.
Nicht dass ich das als Vorwurf formulieren wollte, sondern das ist der normale psychologische Prozess bei solchen Dingen.
Die Entfaltung der wahren Traditon gehört jedoch akzidenziell zur Tradition und kann nicht einfach durch Schockfrosten des „Bestandes“ für einen späteren Tag „aufgehoben“ werden, an dem es dann wieder „wahrhaft traditionell“ weitergeht.
Was bleibt uns? Auf die regula fidei remota zurückgreifen, allerdings im vollen Bewusstsein, dass wir keine Autorität haben ohne echten Papst und im steigen Gebet um Rettung aus dieser großen Not.
Denn wir selbst sind aus rein logischen Gründen nicht in der Lage, das Desaster zu lösen.
Das wäre der Albtraum schlechthin: Nicht mehr Theologen unterschiedlichster Couleur finden sich zusammen, sondern auf päpstliche Anordnung bildet die Gottesdienstkongregation eine Kommission zur Reform des überlieferten Ritus. Die Liturgiekonstitution fordert kategorisch eine Reform. Alle, denen der überlieferte römische Ritus unentbehrlich ist, sind nämlich vorkonziliar. Auch die Mitglieder der Summorum-Pontifikum-Gruppen, die überhaupt nicht vorkonziliar sein wollen, sind es. Die letzte Ausgabe unseres Schotts ist von 1962, natürlich erst recht das Missale.
Wir sind beim Jahr 1962 stehen geblieben, daran ist nichts zu ändern.
Und das ist gut so. In fast 2000 Jahren hat sich der überlieferte römische Ritus organisch entfaltet, so wie ein Baum wächst. Er wächst, und er wird auch hier und da beschnitten.
Aber nicht bürokratisch, nicht durch eine Kommission weder unter Herrn Bergoglio noch unter einem anderen Papst. Das gab es nie in der Kirchen- oder Liturgiegeschichte, und das darf es auch nie geben. Wie gesagt, das wäre der Albtraum schlechthin.
Und er könnte Realität werden. Eine grauenhafte Realität. Ich will nicht den Teufel an die Wand malen. Aber niemand möge sich einbilden, der überlieferte römische Ritus, die Messe aller Zeiten, sei gerettet.
Bis zur Messe Paul VI. gab es keine Kommissionen, die in die hl. Messe eingriffen, sie deformierten. Hoffentlich nimmt sich kein Papst an ihm ein Beispiel.
Das war noch nicht mal eine Kommission oder nur aufm Papier eine solche. Das war Paul VI privat im Arbeitszimmer von Herrn Bunigni
„Die Liturgie müsse orthodoxer werden, wobei er damit den ursprünglichen Wortsinn meine, wonach „‚doxa‘ in erster Linie nicht ‚Meinung‘, sondern ‚Herrlichkeit‘ bedeutet, so daß unter ‚Orthodoxie‘ die rechte Weise, Gott zu verherrlichen, zu verstehen ist.“ Mit jenem „Lernen der rechten Weise der Anbetung“ stehe und falle jede Liturgie.“
Das hat die Kirche durch die Jahrhunderte ja gelernt. Aber die Revoluzzer des 20. Jahrhunderts mußten ja alles nach ihrem Gusto „gestalten“. Welche konstruktivistische Anmaßung, die auch im hier besprochenem „Projekt“ noch nachklingt, auch wenn sich die Richtung allmählich rechtens zu drehen beginnt.
Anbetung und Ehre gebührt dem Dreieinigem Gott. Für die gräßliche Volksverherrlichung gibt es in der Kirche keinen Platz. Aber wem die Welt und deren moderner Demoskult das Maß ist, der versammelt eben sich und seinesgleichen um einen Volksaltar und betet sich selbst an, nein, vielmehr das „Große Ganze“, dessen bloßer Teil man ist: Wahlweise Volk oder Menschheit bilden – in gnostischer Manier – den entscheidenden Bezug.
Doch es gibt einen Gott und Ihm allein gebührt die Ehre. Wird sie Ihm gegeben, ist es gut. Und der Priester gehe seiner Gemeinde voran, Ihn zu verherrlichen. Er kann unmöglich angesichts da stehen, wo der Herr steht. Dort wo einst der Blick auf den Altar zu Ihm hinging erscheint das Angesicht des Priesters. Er ist nicht Gott, er ist nicht allmächtig und nicht unfehlbar. Auch das konnte nicht gutgehen. Eben, weil es keine Theo-Logie der Gottesverherrlichung ist, sondern Demos-Logie der Volksverherrlichung.
Zwei Weltkriege haben nicht gereicht, dem Demoswahn und der Kratieanmaßung zu entsagen. Selbst die Kirche ist tief gefallen. Heiliger Erzengel Michael, bitte für uns! Möge Seine Kirche die Kraft finden, der verkommenen Welt wieder den Weg zu weisen. Gott zur Ehre und den Menschen zum Heil.
Schön gesagt und wahr.
Der sog. Novus Ordo ist m.Er. (aber ich zähle nicht) das Ergebnis von relativistischem Denken, das sich insbesondere im alten christlichen Abendland breit gemacht hatte. Die Feier der hl. Messe war folgerichtig ein Stück weit nur noch wie Ideologie und nicht mehr Ausdruck lebendigen Glaubens und Liebe. Vieles hatte schon nicht mehr gestimmt.
Es ist logisch, daß der verwässerte Glaube dann auch Axt an die Tridentinische Messe gelegt hat.
Aber mit dem Neuen Ritus hat sich an der Situation der weitgehenden Glaubensferne, die wie gesagt schon vorhanden war, ja nichts geändert; ganz im gegenteil. Das Volk und die einfachen Priester und Ordensleute mußten sich aber fügen.
Der NO verlangt ja immerzu Neues- das wohnt ihm inne. Er überfordert gleichermaßen die Priester wie das Volk. Beide müssen sein wer sie nicht sind: so eine Art Übermensch, aber nicht mehr Kinder Gottes. Nicht wohnt dem „NO“ inne eine Hinwendung zu den Glaubensinhalten.
Daß Papst Franziskus die überlieferte Messe nunmehr sukzessive verbietet, ist ein (ungewolltes) Eingeständnis des Scheiterns der durchgedrückten Veränderungen seit 45 Jahren und länger.
ja das stimmt wohl so.
Der NOM setzt voraus, dass alle Beteiligten fest,. superfest im Glauben verwurzelt sind.
Er erzieht nicht zum sich verwurzeln in Christus, und stärkt auch den Glauben nicht, weil er wie eine Art Präsentation in der Schule ist, wo die Auseinandersetzung mit dem Stoff eben vorher stattfand.
Man ist einfach während des Konzils und wohl auch davor und erstrecht hinterher, stillschweigend davon ausgegangen, das Katholiken einfach die besseren Menschen seine und alle anderen die guten.
Sprich man hat so getan, als seien alle Menschen schon erlöst und die Prophezeiung aus Jesaja “ Man tut nichts Böses mehr /
und begeht kein Verbrechen / auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, / so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist.….….……“ schon Realität geworden.
Leider erfordert es mehr wie Demut in so einem geistigen Klima festzustellen „der Mensch, ich selber bin ein verlorener Sünder!“ sprich die Notwendigkeit des Sühneopfers Christi anzunehmen.
Ein ganz interessantes Phänomen fiel mir auf die wichtigsten bücherantiquarischen Internetseiten auf:
Das Graduale Romanum (Graduale …Ecclesiae Romanae) in den vorkonziliären Ausgaben ist fast immer 2‑, wenn nicht 3- bis 7‑fach teurer als die postkonziliäre Ausgaben v. 1972 und ff.
Die Gläubigen stimmen mit den Füßen (bzw. über dem Bücherkatalog) ab.
Ähnliches auch beim „Liber usualis“, das (darüber hinaus auch noch von Wikipedia ausdrücklich bemerkt) wohl durch die Konzilsreformen etc. nicht mehr mit dem neuen Heiligenkalender korrespondiert und wovon die Texten nicht immer dem „Geist des Konzils“ entsprechen, anderseits- und das scheint mir wohl sehr wichtig- besonders begehrt ist und deshalb nicht selten sehr teuer im Verkauf steht.
Das liber usualis wurde übrigens vor wenigen Jahren neu aufgelegt in den USA, und wohl ganz genau von de Canons of St. John Cantius in Chicago (eine de ecclesia-Gesellschaft mit starker Betonung und Didaktik der Liturgie.
Das gregorianische Renouveau ist kein „moda“, keine vorübergehende Mode, sondern ein breite und zugleich sehr tiefgehende Bewegung, die gewaltige Auswirkungen auf die Frömmigkeit und die liturgische Sensibilität von vielen hat.
Auf sehr vielen Aufnahmen von gregorianischem Gesang, besonders in monastischen Gesellschaften, sieht man übrigens deutlich daß aus dem liber usualis gesungen wird.
Dies hätte dem Hl. Papst Pius X sehr gefallen.
Zugleicherzeit läßt es einem erschaudern, wieviel Geld und Vermögenswerte damals mit den bildersturmähnlichen Aktivitäten am Ende des Konzils vernichtet worden sind oder als veraltet und ungültig billigst entfernt wurden.
Zusammen mit den riesigen Summen die durch die Pädo-und anderen Mißbrauchsskandalen gezahlt werden müssen, dürften mehrere Milliarden zusammenkommen.
Eine Schande, eine tiefste Beleidigung der Armen und für das ganze Gottesvolk.
Diese tiefrote Ziffern bilden zusammen mit dem gewaltigen Glaubenschwund in der Kirche im Westen die säuerlichsten Früchten des Konzils.
Omnia instaurare in Christo!