
(Rom) Der Friedensgruß im Römischen Ritus verursacht im Neuen Ritus ein ziemliches Durcheinander. Beschränkt er sich im Alten Ritus nur auf den Altarraum und wird in würdiger, unauffälliger Weise ausgetauscht, wurde er im Neuen Ritus auf alle Meßteilnehmer ausgeweitet. Mit dem richtigen Maß haben einige Gläubige und Priester ihre liebe Not. Der Friedensgruß bleibt auch mit den neuen Bestimmungen an derselben Stelle in der Heiligen Messe wie bisher, nämlich kurz vor der Kommunion. Allerdings sollen Mißbräuche korrigiert werden, die sich seit der Liturgiereform eingeschlichen haben.
In manchen Pfarreien herrscht beim Friedensgruß große Konfusion bis hin zu jahrmarktähnlichen Szenen. Manche Gläubige, aber auch Priester verwechseln den liturgischen Friedensgruß mit der bürgerlichen Grußgewohnheit und meinen, möglichst viele Anwesende begrüßen zu müssen. Manche Priester verlassen dazu sogar den Altarraum, um in das Kirchenschiff zu gehen und viele Hände zu schütteln. Dabei wird an manchen Orten Small Talk gepflegt, was zur Banalisierung der gerade stattfindenden heiligen Handlung führt. Der Friedensgruß sollte als symbolische Geste unaufgeregt dem in der Kirchenbank Nebenstehenden entboten werden, nicht aber ringsherum allen seitlich, vorne und hinten erreichbaren. Bei der Papstmesse in Betlehem am vergangenen 25. Mai ging der anwesende moslemische Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas eigenmächtig beim Friedensgruß zum Papst auf die Altarerhebung, um mit ihm in demonstrativer Sichtbarkeit den Friedensgruß zu tauschen.

Dagegen ist nun die Gottesdienstkongregation unter ihrem Präfekten Antonio Kardinal Cañizares Llovera eingeschritten. Sie richtete ein Rundschreiben an alle Bischofskonferenzen der Welt. Das Rundschreiben ist von Kardinal Cañizares und dem Sekretär der Kongregation, Kurienerzbischof Arthur Roche unterzeichnet und erinnert an die Studie zum Thema, die im Zuge der Bischofssynode über die Eucharistie von 2005 erstellt wurde.
Im Rundschreiben zitiert die Gottesdienstkongregation, was Papst Benedikt XVI. im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Sacramentum Caritatis über die Eucharistie als „Quelle und Höhepunkt von Leben und Sendung der Kirche“ schrieb. Die Nummer 49 des Schreibens ist dem „Austausch des Friedensgrußes“ gewidmet.
Der Austausch des Friedensgrußes
49. Die Eucharistie ist von Natur aus ein Sakrament des Friedens. Diese Dimension des eucharistischen Mysteriums findet in der liturgischen Feier seinen besonderen Ausdruck im Austausch des Friedensgrußes. Zweifellos handelt es sich um ein Zeichen von großem Wert (vgl. Joh 14,27). In unserer so erschreckend konfliktbeladenen Zeit bekommt diese Geste auch unter dem Gesichtspunkt des allgemeinen Empfindens eine besondere Bedeutung, insofern die Kirche die Aufgabe, vom Herrn das Geschenk des Friedens und der Einheit für sich und für die gesamte Menschheitsfamilie zu erflehen, immer mehr als eigenen Auftrag wahrnimmt. Der Friede ist sicherlich eine nicht zu unterdrückende Sehnsucht im Herzen eines jeden. Die Kirche macht sich zur Wortführerin dieser Bitte um Frieden und Versöhnung, die aus dem Innern jedes Menschen guten Willens aufsteigt, und richtet sie an den, der „unser Friede“ ist (Eph 2,14) und der auch Völker und Einzelpersonen miteinander versöhnen kann, wo menschliche Versuche scheitern. Aus all dem wird die Intensität verständlich, mit der in der liturgischen Feier der Ritus des Friedens häufig empfunden wird. Dennoch wurde in diesem Zusammenhang auf der Bischofssynode betont, daß es zweckmäßig ist, diese Geste, die übertriebene Formen annehmen und ausgerechnet unmittelbar vor der Kommunion Verwirrung stiften kann, in Grenzen zu halten. Es ist gut, daran zu erinnern, daß der große Wert der Geste mitnichten geschmälert wird durch die Nüchternheit, die notwendig ist, um ein der Feier angemessenes Klima zu wahren; man könnte zum Beispiel den Friedensgruß auf die beschränken, die in der Nähe stehen.
Benedikt XVI. fügte in der Fußnote 150 hinzu:
Unter Berücksichtigung der alten und ehrwürdigen Gepflogenheiten und der von den Synodenvätern ausgedrückten Wünsche habe ich die zuständigen Dikasterien aufgefordert, die Möglichkeit zu untersuchen, den Friedensgruß auf einen anderen Zeitpunkt zu verlegen, zum Beispiel vor den Gabengang. Eine solche Wahl wäre zudem mit Sicherheit ein bedeutungsvoller Hinweis auf die Mahnung des Herrn, daß jedem Opfer notwendig die Versöhnung vorausgehen muß (vgl. Mt 5,23f); vgl. Propositio 23.
Vor dem Offertorium ist auch der Moment, in dem der Friedensgruß im Ambrosianischen Ritus erfolgt, der in der Kirchenprovinz von Mailand gilt.
Die neuen Richtlinien der Gottesdienstkongregation

Das Rundschreiben der Gottesdienstkongregation mit Datum vom 8. Juni ist von Papst Franziskus genehmigt. Am 7. Juni empfing der Papst Kardinal Cañizares in Audienz und approbierte den Text an die Bischofskonferenzen. Darin heißt es, daß nach Anhörung der Bischofskonferenzen der Friedengruß an der bisherigen Stelle vor der Kommunion bleibt, um keine strukturellen Veränderungen am römischen Missale vorzunehmen.
Gleichzeitig werden jedoch eine Reihe von praktischen Richtlinien erlassen, um die eingerissenen Mißbräuche abzustellen.
1.) Wird daran erinnert, daß es nicht notwendig ist, mechanisch jedes Mal die Gläubigen einzuladen, sich den Friedensgruß auszutauschen. Wenn es angebracht scheint, soll man darauf verzichten.
2.) Es wird empfohlen, bei einer Neuausgabe des Missale durch die Bischofskonferenzen, die empfohlenen Modalitäten für den Friedensgruß zu verbessern. Ausdrücklich empfohlen wird dabei zum Beispiel, von zu vertrauten und profanen Gesten des Grußes zu angemesseneren überzugehen.
3.) Die Gottesdienstkongregation verweist auf die Notwendigkeit, daß beim Friedensgruß folgendes vermieden werden soll: die Einführung eines im Römischen Ritus nicht vorhandenen Friedensgesanges; daß die Gläubigen ihren Platz verlassen; daß der Priester den Altar verläßt, um einigen Gläubigen den Friedensgruß zu entbieten. Zudem wird nahegelegt, zu vermeiden, daß bei besonderen Anlässen wie die Hochfeste Ostern oder Weihnachten, Taufen, Erstkommunionen, Firmungen, Hochzeiten, Priesterweihen, Ordensprofessen, Totenmessen der Friedensgruß dazu mißbraucht wird, andere zu beglückwünschen oder ihnen Beileid auszudrücken.
4.) Die Bischofskonferenzen werden aufgefordert, liturgische Katechesen über die Bedeutung des Friedensritus in der Römischen Liturgie und über den korrekten Ablauf in der Heiligen Messe auszuarbeiten.
Das bereits mit 8. Juni datierte Rundschreiben wurde über Spanien bekannt, wo es mit einem Begleitschreiben vom 28. Juli allen Bischöfen übermittelt wurde. „Man wird nun sehen, ob und wie es angewandt wird: in Spanien und anderswo“, so der Vatikanist Sandro Magister, der die Sache bekanntmachte.
Text: Settimo Cielo/Giuseppe Nardi
Bild: Katholisches.info