(Rom) Ein weiterer Theologe erklärt, daß Kardinal Walter Kasper beim Kardinalskonsistorium Ende Februar die Kirchenväter verzerrt und manipulierend zitierte, um die Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zu rechtfertigen.
Nach dem Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, nach dem ehemaligen Vorsitzenden des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft, Kardinal Walter Brandmüller, nach dem von Johannes Paul II. zu Fragen der Ehe und der Familie am meisten geschätzten Theologen, Kardinal Carlo Caffarra, nach einem der führenden Kirchenrechtler der Römischen Kurie, Kardinal Velasio De Paolis und nach Kardinal Thomas Collins, einem „aufgehenden Stern im Kardinalskollegium“, so der Vatikanist Sandro Magister, nahm nun auch eine der bedeutendsten Stimmen der australischen Theologie Stellung, Adam G. Cooper, Mitglied der Internationalen Vereinigung für patristische Studien.
Patristiker Cooper demontiert Kaspers „Theorem“
Cooper demontierte Kaspers „Theorem“ und widersprach der Behauptung des emeritierten deutschen Kurienkardinals, daß es eine Möglichkeit gebe, wiederverheiratet Geschiedene zum Kommunionempfang zuzulassen. Eine These, die Kasper beim Kardinalskonsistorium aus einer von Papst Franziskus gewährten privilegierten Position heraus mit Blick auf die im Oktober 2014 und 2015 stattfindenden Bischofssynoden über die Familie vorbrachte.
In einem ausführlichen Aufsatz in respektvollem, aber unzweideutigem Ton, der vom Catholic World Report veröffentlicht wurde, untersuchte der Patristik-Experte die von Kardinal Kasper zur Stützung seiner These zitierten Stellen der Kirchenväter: Origenes, Basilius, Gregor von Nazianz und den Canon 8 des Konzils von Nizäa.
„Bedauerlich, daß Kardinal Kasper die Zeugnisse der frühen Kirche verzerrt“
Cooper führt den Nachweis, daß sich aus keiner der von Kasper zitierten Stellen eine Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zur Kommunion ableiten lasse. Die Schlußfolgerung Coopers lautet: „Es ist bedauerlich, daß Kardinal Kasper die Zeugnisse der frühen Kirche soweit verzerrt hat, um daraus eine pastorale Lösung zu stützen, die er zu vertreten scheint“. Zur Gesamtfrage meint der australische Theologe, daß das Thema komplex sei und nicht gesagt sei, daß man für die Antworten auf die Probleme von heute haargenau dem folgen müsse, was in den Schriften der Kirchenväter stehe. Aus diesen lassen sich jedenfalls nicht eine Zulassung der wiederverheiratet Geschiedenen zur Kommunion ableiten. Damit aber bricht die gesamte Argumentation von Kardinal Kasper zusammen, der seine These auf irreführende Weise unter Verweis auf die Kirchenväter rechtfertigte.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Timone
Für Kasper heiligt eben der Zweck die Mittel, um seine persönlichen Steckenpferdchen durchzubringen. Dumm nur, daß der Papst vor lauter Interviews, Pfingstler-Besuchen und interreligiösen Kaffeeklatschen vermutich keine Zeit hat, den Aufsatz von Cooper zu lesen…
Wozu denn komplizierte und reflektierende Gutachten lesen, wenn man die Wahrheit so schön reduzieren kann, um sie zu verdrehen?
Das hebt doch einen knallharten römischen Freimaurerpropheten bestimmt nicht im geringsten an.
„Zur Gesamtfrage meint der australische Theologe, daß das Thema komplex sei und nicht gesagt sei, daß man für die Antworten auf die Probleme von heute haargenau dem folgen müsse, was in den Schriften der Kirchenväter stehe. Aus diesen lassen sich jedenfalls nicht eine Zulassung der wiederverheiratet Geschiedenen zur Kommunion ableiten. Damit aber bricht die gesamte Argumentation von Kardinal Kasper zusammen, der seine These auf irreführende Weise unter Verweis auf die Kirchenväter rechtfertigte.“ –
Ganz gleich, was Kirchenväter im einzelnen gesagt haben – das sind weder dogmatische Aussagen, bloß weil sie von den Vätern stammen, noch stimmen sie in allem überein. So endet man nur in einem Chaos, in dem jeder sich das aus den Vätern pickt, was ihm zupass kommt.
Wenn eine dogmatische Frage geklärt werden muss, bzw. manche behaupten, sie sei nicht geklärt, muss nicht in die Väterliteratur geschaut werden, ob man beim einen oder andern einen kleinen Spalt findet, sondern das, was die Kirche definiert hat als unfehlbare Lehre gilt und muss beachtet werden.
Punkt.
Der ganze Wust an Versuchen, die Dogmen umzustürzen mithilfe der Kirchenväter ist an sich selbst schon ein bösartiges Unterfangen. Kasper weiß genau, dass nur das als unfehlbar gelten kann, was auch als solches definiert wurde.Es sind hoch angesiedelte Lehrschreiben der Päpste. Wenn sie aber im bloß normativen Bereich der Gebräuche und Sitten liegen, die darin erhobenen Forderungen sich nicht unsetzen lassen und Nachfolgepäpste die versuchten Normen nicht beachten oder sogar anders gestalten, dann ist das, was zuvor gedacht wurde, nicht mehr relevant. Da aber die Unauflöslichkeit der Ehe eine sehr hoch angesetzte und dogmatisch definierte sakramentale Wirklichkeit ist, ist daran wirklich nicht ernsthaft zu rütteln.
Kasper tut methodisch das, was auch viele Traditionalisten tun: sie kramen irgendwelche Schreiben von Päpsten aus den ersten Jahrhunderten heraus und wollen darin vorgebrachte, oft sehr dunkle Inhalte plötzlich zur „Tradition“ erklären.
Jeder Katholik weiß, dass das nicht angeht!
Aber es ist für mich immer wieder schockierend, wenn ich erkennen muss, dass der Modernismus mit denselben Methoden versucht, seine Interessen durchzusetzen, wie teilweise der Traditionalismus, der sich auch zu abenteuerlichen und eigenmächtigen, oft sehr unseriösen Bibelinterpretationen im Amish-Style versteigt.
Wenn wir doch nur einen echten Felsen hätten, dann wäre sehr schnell Schluss mit diesem geistigen Chaos!
Im Moment hängt das reale geistliche Leben an den Priestern, die hier noch normal „ticken“ und weder in die eine noch die andere Richtung untreu geworden sind.
Da muss ich Ihnen etwas widersprechen:
- Die Aussagen der Kirchenväter sind für die Dogmatik sehr wohl maßgeblich, sind diese ja Teil der Überlieferung. Klar, ich muss bei einer dogmatischen Frage nicht bei den Vätern nachschauen, sondern in der Dogmatik (z. B. Ott, Diekamp-Jüssen), jedoch wird dort das Dogma auch mit Väteraussagen begründet.
- Zur Tradition gehören nicht nur die dogmatischen Lehrsätze der Kirche, sondern auch das ordentliche Lehramt der Päpste (Enzykliken), solange diese in Kontinuität mit der Vergangenheit stehen. Wenn also Papst N. dieses und jenes gesagt hat, dann genießt das solange eine quasi „ordentliche Unfehlbarkeit“ bis ich nachweisen kann, dass sich diese Aussage nicht auf die schriftliche oder mündliche Tradition stützen kann.
- Traditionalisten sind keine Kreationisten, die an eine Schöpfung in 6 x 24 Stunden glauben. Glaube und Vernunft schließen sich nicht aus (I. Vatikanum). Mit diesem „Traditionalismus“, der die natürliche Erkennbarkeit Gottes ausschließt (und als Häresie verurteilt wurde), haben die Gläubigen, die der Überlieferung treu sein wollen, nichts zu tun.
Es stimmt, dass der Felsen Petri momentan etwas porös erscheint und dass man sich zurzeit „nur“ auf einfache glaubenstreue Priester verlassen kann. Ich kenne z. B. in der FSSPX keinen Priester, der irgendwie nicht normal „ticken“ würde. Das sind fromme vernünftige Leute, ohne irgendwie auch zu übertreiben.
„Die“ Aussagen der Kirchenväter sind nicht pauschal maßgeblich. Wir haben das Problem, dass die Orthodoxie z.B. mit ihrer falschen Ehelehre ebenfalls auf Väterstellen bezieht. Benedikt XVI. hat das einmal ausgesprochen – es gab bei den Vätern teilweise auch „Häretisches“ oder so sehr Schiefes, dass es Häresien nach sich zog, so z.B. bei Tertullian.
Ich habe geschrieben, dass Väteraussagen nur dann maßgeblich sind, wenn sie auch übereinstimmen mit den definierten Dogmen und Lehrausagen. dem können Sie kaum im Ernst widerpsrechen wollen.
Sie schreiben weiter: „Zur Tradition gehören nicht nur die dogmatischen Lehrsätze der Kirche, sondern auch das ordentliche Lehramt der Päpste (Enzykliken) …“ – Ich schrieb ausrücklich von der lehramtlichen Verbindlichkeit der päpstlichen Lehrschreiben. Haben Sie das nicht gelesen?
Was der Traditionalismus heutzutage alles treibt, das können Sie bequem im Internet verfolgen. Da finden Sie sehr wohl auch Kreationisten, Orthodoxieschwärmer, die das FILIOQUE für einen vernachlässigbaren „Zusatz“ halten, Frauenverächter, Rein-Ästheten, Holocaustleugner, Monarchisten, Diktaturliebhaber à la Donoso Cortes, Personen, die im Faschismus ein „Bollwerk“ gegen den Liberalismus sehen und sonstige Verirrungen…und es ist auch nur logisch: Ohne Petrus gibt es keine Lehr-Mitte mehr, jeder macht, was er will und jeder legitimiert sich selbst zu dem Ungehorsam und den Meinungen, die ihm selbst reinlaufen.
Die menschliche Neigung zu schnellen „Lösungen“ feiert ihr rauschendes Fest, eben nicht nur bei den Liberalen.
Die geistige Methode und der Horizont der Selbstrechtfertigungen weichen eben zwischen Modernismus und Tradition nicht so weit voneinander ab, wie man – betriebsblind – denkt.
Dass unser Herr ein Lamm war, das sich zur Schlachtbank führen ließ – wer stellt das ins Zentrum seines Glaubens? Welcher Priester stellt das dar?
Ich meine nicht: wer redet davon, handelt aber dann doch strategisch, sondern wer redet davon und lebt das ganz konsequent?
Ohne Petrus und ohne legitime Bischöfe, die dem Petrus unterstehen, kann niemand „die“ Tradition aufrechterhalten, ohne selbst auszurutschen. Das ist aber unsere Lage seit 50 Jahren.
„Ich habe geschrieben, dass Väteraussagen nur dann maßgeblich sind, wenn sie auch übereinstimmen mit den definierten Dogmen und Lehrausagen.“ -> Tut mir leid, aber so steht das in Ihrem Kommentar nicht drin.
„Kasper weiß genau, dass nur das als unfehlbar gelten kann, was auch als solches definiert wurde.Es sind hoch angesiedelte Lehrschreiben der Päpste.“ -> Daraus habe ich den Schluss gezogen, dass nur die Dogmen als unfehlbar gelten. Wenn Sie das nicht meinten, bitte ich um Entschuldigung für das Missverständnis.
Ich kenne nicht alle Internetforen, wo sich manche Leute austoben. Warum es Katholiken gibt das das „Filioque“ geringschätzen ist mir schleierhaft. Und manchen Kreationisten, die an eine Schöpfung in 6 x 24 Stunden glauben, sollte man etwas Nachhilfe geben. Eine Holocaustlegnung ist ein Ärgernis und ich verstehe auch nicht, was das mit der katholischen Lehre zu tun haben soll. Als Katholiken wollen wir die Juden doch bekehren. Wir haben keinen Grund den Massenmord an ihnen zu relativieren oder zu leugnen. Eine kanonische Strafe deswegen aber zu verhängen ist auch Schwachsinn. Auch Frauen dürfen keinesfalls verachtet werden. „Viri, diligite uxores sicut et Christus dilexit Ecclesiam et se ipsum tradidit pro ea.“ (Eph 5,25)
Was verstehen Sie unter „Rein-Ästheten“? Und eine Verbundenheit zur Monarchie halten ich nicht für schlimm. Ich persönlich würde mich auch als heimlichen Monarchisten bezeichnen, aber dennoch anerkenne ich das gegenwärtige politische System der Bundesrepublik Deutschland, trotz mancher Mängel.
Es gibt sicher in traditionalistischen Kreisen manche Übertreibungen und Verwirrungen. Da sind dann die Priester gefordert manchen Wildwuchs zurechtzustutzen.
Eine sakramental geschlossene und nicht annulierte, also als gültig anzusehende Ehe kann nicht durch eine staatliche Vereinbarung einer Zweitehe außer Kraft gesetzt werden. Und damit ist verbunden die Unmöglichkeit, das Sakrament der hl. Eucharistie zu empfangen.
Wäre es anders, dann würde der Staat über die Gültigkeit und Ungültigkeit einer kirchlichen, christlichen Ehe bestimmen.
Damit würden gleich 2 Sakramente ihren sakramentalen Charakter verlieren: die Ehe wie auch die hl. Eucharistie.
Es bleibt zu hoffen und zu beten, daß Bischöfe und Priester wie Herr Kardinal Kasper die Worte Christi sich zu eigen machen und den Mut haben, sie in einer vöm Bösen heimgesuchten Welt mit Biß zu verkündigen.
Ich bin selbst geschieden und kann Kardinal Kasper nur sagen.
„Hau hab du Vogel ich brauch dich nicht vor Christus“.
Habe ich jetzt ein klares Ja oder Nein gesagt“?
Per Mariam ad Christum.