Vatikanbank: Ernst von Freyberg wollte zum Abschied etwas loswerden


Ernst von Freyberg
Ernst von Freyberg

(Vati­kan) In der lan­gen und detail­lier­ten Abschieds­er­klä­rung des bis­he­ri­gen Prä­si­den­ten der Vatik­an­bank IOR, Ernst von Frey­berg, die am 8. Juli im Vor­feld des erwar­te­ten Füh­rungs­wech­sels an der Bank­spit­ze ver­öf­fent­licht wur­de, fin­den sich „nicht weni­ge Kurio­si­tä­ten“, so der Vati­ka­nist San­dro Magister.

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Die Auf­fäl­lig­ste ist der „mage­re Rein­ge­winn“ in der Jah­res­bi­lanz 2013. Nur mehr 2,9 Mil­lio­nen Euro statt der 86,6 Mil­lio­nen des Vor­jah­res. Als Grun­de für den Ein­bruch wer­den unter ande­ren der Rück­gang des Gold­be­sit­zes der IOR (Minus 11,5 Mil­lio­nen Euro) genannt und der schlech­te Ver­lauf der Invest­ment­fonds (Minus 28,5 Mil­lio­nen). Ernst von Frey­berg ließ auch durch­blicken, wofür die Vatik­an­bank sonst noch gera­de­ste­hen muß. Wie es scheint auch für „Gefäl­lig­kei­ten“.

8,3 Millionen für Beraterfirma Promontory

Dann sind da aber noch die Kosten für das Per­so­nal von Pro­mon­to­ry, jener inter­na­tio­na­len Finanz­be­ra­ter­fir­ma, die zur Über­prü­fung des Bank­in­sti­tuts geru­fen wur­de, die die Aus­ga­ben­sei­te um 33 Pro­zent anstei­gen lie­ßen. Anders aus­ge­drückt. Die Pro­mon­to­ry-Bera­tung koste­te die Vatik­an­bank 8,3 Mil­lio­nen Euro. Von Pro­mon­to­ry kommt zudem der neue Gene­ral­di­rek­tor Rober­to Mar­ran­ci (Novem­ber 2013). Für Pro­mo­to­ry arbei­tet auch der älte­ste Sohn des neu­en IOR-Prä­si­den­ten, Jean-Bap­ti­ste Dou­ville de Frans­su. Man könn­te fast sagen, Pro­mon­to­ry hat die Vatik­an­bank bera­ten und „über­nom­men“.

Schuldentilgung für Bischof der Gemeinschaft Sant‘Egidio

In der Erklä­rung von Ernst von Frey­berg liest man zudem, daß 3,2 Mil­lio­nen Euro an „Finanz­hil­fe an die Diö­ze­se Ter­ni“ bezahlt wur­den. Die Zah­lung bezieht sich auf den finan­zi­el­len Zusam­men­bruch der umbri­schen Diö­ze­se, als Msgr. Vin­cen­zo Paglia dort Bischof war. Paglia, füh­ren­der Ver­tre­ter der Gemein­schaft Sant’Egidio, ist heu­te Vor­sit­zen­der des Päpst­li­chen Rats für die Fami­lie. Die Diö­ze­se muß­te kom­mis­sa­risch ver­wal­tet wer­den und die Vatik­an­bank muß­te gut die Hälf­te der mehr als 20 Mil­lio­nen Schul­den übernehmen.

15 Millionen-Anteile an Filmproduktionsfirma verschenkt

„Als wür­de das nicht genü­gen“, so Magi­ster, scheint unter den Ver­lu­sten der Vatik­an­bank auch die freie „Abtre­tung“ von Antei­len im Wert von 15,1 Mil­lio­nen Euro an eine „Stif­tung des Hei­li­gen Stuhls“ auf. Dabei han­delt es sich um einen Akti­en­an­teil von 17 Pro­zent an der Film­pro­duk­ti­ons­fir­ma Lux Vide von Etto­re Ber­nabei und Söh­nen, die von der IOR um teu­res Geld erwor­ben, aber dann an eine nicht näher benann­te „Stif­tung“ des Hei­li­gen Stuhls wei­ter­ver­schenkt wur­de. Laut nicht demen­tier­ten Medi­en­be­rich­ten soll es sich dabei um die Stif­tung Sci­en­za e Fede (Wis­sen­schaft und Glau­ben) han­deln, die mit dem Päpst­li­chen Kul­tur­rat zusam­men­hängt, der von Kar­di­nal Gian­fran­co Rava­si gelei­tet wird.

Im Win­ter 2011/​2012 hat­te der dama­li­ge Prä­si­dent der Vatik­an­bank, Etto­re Got­ti-Tede­schi, den Antrag auf Finanz­hil­fe der Lux Vide abge­lehnt. Nach sei­ner undurch­sich­ti­gen Ent­fer­nung im Herbst 2012 wur­de der Antrag hin­ge­gen genehmigt.

Das Minus des Heiligen Stuhls

Wäh­rend die Vatik­an­bank knapp schwar­ze Zah­len schreibt, schrieb der Hei­li­ge Stuhl 2013 rote Zah­len. Obwohl die Vatik­an­bank 150 Mil­lio­nen Euro an den Hei­li­gen Stuhl bei­steu­er­te, ende­te das erste Jahr des Pon­ti­fi­kats von Papst Fran­zis­kus mit einem Ver­lust von 24,5 Mil­lio­nen Euro.

Dabei brach­te der Peters­pfen­nig für das Jahr 2013 78 Mil­lio­nen Dol­lar an Spen­den für den Hei­li­gen Stuhl ein, wäh­rend es im letz­ten Jahr von Papst Bene­dikt XVI. nur 65,9 Mil­lio­nen waren. Das beste Ergeb­nis wur­de bis­her 2009 mit 82,5 Mil­lio­nen erzielt. Dies gab Msgr. Ange­lo Becciu, Sub­sti­tut des Kar­di­nal­staats­se­kre­tärs am 28. Juni in einem Inter­view für die Tages­zei­tung Avve­ni­re bekannt.

Text: Set­ti­mo Cielo/​Giuseppe Nardi
Bild: Set­ti­mo Cielo

 

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