(Khartum) Der Leidensweg der sudanesischen Christin Meriam nimmt kein Ende. Zum Tode verurteilt, weil Christin, von einem Berufsgericht enthaftet, befindet sich die Frau erneut in Haft. Sie habe mit „gefälschten“ Papieren versucht, den Sudan zu verlassen.
Die 27jährige Meriam Yehya Ibrahim Ishag wurde als Tochter einer Christin und eines Moslems geboren. Der moslemische Vater ließ die Familie nach ihrer Geburt im Stich. Die Tochter wurde von ihrer Mutter, einer äthiopisch-orthodoxen Christin christlich erzogen. Meriam heiratete einen katholischen Christen aus dem Südsudan und wurde selbst vor ihrer Eheschließung katholisch, wie das römisch-katholische Erzbistum von Khartum bestätigte.
Seit 1983 gilt im Sudan die Scharia, das islamische Gesetz. Am 15. Mai wurde Meriam von einem sudanesischen Gericht zum Tod durch den Strang verurteilt, weil sie vom Islam abgefallen sei. Laut islamischem Recht gilt sie als Tochter eines Moslems als Moslemin. Da Meriam im achten Monat schwanger ist, erfolgt automatisch ein Aufschub der Hinrichtung, bis das Kind geboren und zwei Jahre alt ist. Die junge Christin wurde zudem zu 100 Peitschenhieben verurteilt, weil sie wegen „Ehebruchs“ verurteilt wurde. Da eine Moslemin, laut Scharia, keine Christen heiraten darf, gilt ihre Ehe als null und nichtig, weshalb sie mit ihrem christlichen Ehemann, immer laut islamischem Recht, da schwanger, offensichtlich Ehebruch begangen habe.
Das Urteil war bereits am 11. Mai ergangen. Die Richter räumten Meriam jedoch vier Tage Bedenkzeit ein, um zum Islam „zurückzukehren“. Da die junge Christin das ablehnte, wurde das Urteil am 15. Mai rechtskräftig.
Meriam war im August 2013 wegen einer außerehelichen Beziehung verhaftet worden. Als sich die junge Frau für nicht schuldig erklärte, sondern darauf hinwies, als Christin ordnungsgemäß mit einem Christen verheiratet zu sein, wurde sie auch wegen Apostasie unter Anklage gestellt.
Meriams südsudanesischer Ehemann, Daniel Wani, ist Staatsbürger der USA, was die Situation nicht unbedingt erleichtert. Allerdings kümmern sich die USA um ihre Staatsbürger. Hinter den Kulissen kam es zu intensiven diplomatischen Aktivitäten, in die auch der Vatikan involviert war. Am 22. Juni wurde Meriam schließlich enthaftet, nachdem ein Berufungsgericht das Todesurteil aufgehoben hatte. Die gemeinsamen Bilder mit ihrem Ehemann und ihrem vor zwei Monaten im Gefängnis geborenen Kind gingen um die Welt. Daniel Wani gab gegenüber der Presse bekannt, daß die ganze Familie den Sudan so schnell als möglich verlassen werden.
Doch die Freiheit für Meriam war nur von kurzer Dauer. Noch am 23. Juni wurde sie erneut verhaftet. Mehrere Dutzend Beamte der Flughafenpolizei und des Geheimdienstes griffen am Flughafen von Khartum zu, als die Familie den Sudan verlassen wollte. Die neuerliche Festnahme wurde mit „Dokumentenfälschung“ begründet. Wie ein Anwalt der Familie bekanntgab, wirft Khartum der jungen Christin nun vor, sie wollte „mit einem Sonderreisedokument, ausgestellt von der südsudanesischen Botschaft, und einem Visum für die USA“, die aber gefälscht seien, ausreisen. Sowohl der Südsudan als auch die USA bestätigen inzwischen, daß die Reisedokumente echt sind.
Meriam drohen bis zu fünf Jahre Haft. Gegenüber den USA bestritten die sudanesischen Behörden eine Festnahme. Meriam sei „lediglich zu Kontrollen“ angehalten worden.
[Update] Laut sudanesischen Angaben wurde Meriam ein zweites Mal freigelassen. Sie befinde sich nun an einem „sicheren Ort“, der ihr vom sudanesischen Geheimdienst zugewiesen wurde. Man habe sie dort hingebracht, um ihre Ausreisedokumente vorzubereiten.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews
UPDATE:
Beide wurden mittlerweile aus dem Gefängnis entlassen und befinden sich in der Botschaft. Ich hoffe, dass die baldige Ausreise ansteht.