Die Gender-Theologinnen und die Franziskanerinnen der Immakulata


Franziskanerinnen der Immakulata
Fran­zis­ka­ne­rin­nen der Imma­ku­la­ta beka­men „Kom­mis­sa­rin“

(Rom) Der Prä­fekt der Ordens­kon­gre­ga­ti­on Kar­di­nal Joà£o Braz de Aviz ernann­te am ver­gan­ge­nen 19. Mai die Doro­thee­rin Schwe­ster Fer­nan­da Bar­bie­ro zur Apo­sto­li­schen Visi­ta­to­rin der Fran­zis­ka­ne­rin­nen der Imma­ku­la­ta (zur Visi­ta­ti­on sie­he Salus ani­ma­rum supre­ma lex? – Beginnt auch Zer­schla­gung der Fran­zis­ka­ne­rin­nen der Imma­ku­la­ta?). Der männ­li­che Zweig die­ser Ordens­ge­mein­schaft unter­steht bereits seit Juli 2013 kom­mis­sa­ri­scher Ver­wal­tung. „Kom­mis­sa­rin“ Fer­nan­da Bar­bie­ro stammt aus dem­sel­ben kul­tu­rel­len Milieu wie Mari­nella Per­ro­ni, die an der Bene­dik­ti­ner­hoch­schu­le Sant’Anselmo in Rom Neu­es Testa­ment lehrt. Bar­bie­ro und Per­ro­ni sind Mit­glie­der des Coor­di­na­men­to Theo­lo­ge Ita­lia­ne (Koor­di­nie­rungs­stel­le ita­lie­ni­scher Theo­lo­gin­nen, CTI). Per­ro­ni gehört sogar zu den Grün­de­rin­nen und führt seit Jah­ren den Vor­sitz. Bar­bie­ro und Per­ro­ni sind „über­zeug­te Femi­ni­stin­nen“, wie es in einem Arti­kel der Zeit­schrift für pasto­ra­le Fra­gen „Vita Pasto­ra­le“ heißt.

Anzei­ge

 

Pionierin zuerst des „christlichen Sozialismus“ dann der „Gender-Theologie“

Marinella Perroni
Mari­nella Per­ro­ni, Neu­te­sta­ment­le­rin an der Bene­dik­ti­ner­hoch­schu­le San­t’An­sel­mo in Rom, Femi­ni­stin, Gen­der-Theo­lo­gin, und im Lei­tungs­gre­mi­um der abtrei­bungs­be­für­wor­ten­den Frau­en­in­itia­ti­ve SNOQ

In dem Arti­kel bezeich­net Per­ro­ni zustim­mend den Kampf der Chri­sten „für die ‚christ­li­chen Wur­zeln‘“ nur mehr „als Rück­zugs­ge­fecht“ und als „rück­wärts­ge­wand­te Stra­te­gie“. Per­ro­ni ist eine über­zeug­te Ver­fech­te­rin einer „plu­ra­len Welt“ und der „Kon­zils­kir­che“. In den 70er Jah­ren träum­te die Theo­lo­gin von einem neu­en kate­che­ti­schen „Glau­bens-Alpha­be­ti­sie­rungs­kurs“ nach dem in Bra­si­li­en ent­wickel­ten Alpha­be­ti­sie­rungs-Modell von Pau­lo Frei­re und sei­ner „Päd­ago­gik der Unterdrückten“.

Wer aber war Pau­lo Frei­re? Der Päd­ago­ge Frei­re bezeich­ne­te sich selbst als „christ­li­chen Sozia­li­sten“, der sich die Ideen der mar­xi­sti­schen „Befrei­ungs­theo­lo­gie“ zu eigen mach­te und eine syn­kre­ti­sti­sche Form zwi­schen Chri­sten­tum und Gram­sci-Mar­xis­mus schuf. Das war das Modell, auf dem nach Mari­nella Per­ro­ni die neue Kate­che­se beru­hen soll­te. Per­ro­ni, öku­me­nisch geprägt von Tai­zé, war in den 80er Jah­ren eine Pio­nie­rin der Gen­der-Theo­rie. Das Geschlecht pro­pa­gier­te sie als „Inter­pre­ta­ti­ons­schlüs­sel für die histo­ri­sche Ana­ly­se“. Das brach­te ihr in der femi­ni­sti­schen Online-Zeit­schrift inGe­ne­re die Ehrener­wei­sung ein, „eine der wich­tig­sten Ver­tre­te­rin der ‚Gen­der-Theo­lo­gie‘“ zu sein.

Gender-Theorie „die große Wende“ – Abtreibung als „Frauenrecht“

Schwester Fernanda Barbiero
Schwe­ster Fer­nan­da Bar­bie­ro, „Kom­mis­sa­rin“ der Fran­zis­ka­ne­rin­nen der Imma­ku­la­ta, mit Per­ro­ni CTI-Mitglied

Es geht um die­sel­be Gen­der-Theo­rie, die nach der Vier­ten Welt­frau­en­kon­fe­renz von Peking 1995 einen poli­tisch-ideo­lo­gi­schen Sie­ges­zug erleb­te, jener UNO-Kon­fe­renz, die Schwe­ster Bar­bie­ro als „die gro­ße Wen­de“ beju­belt. Es ist daher kein Zufall, daß Mari­nella Per­ro­ni für Papst Bene­dikt XVI. wenig Sym­pa­thien zeig­te. Der deut­sche Papst hat­te sich laut der Theo­lo­gin „schul­dig“ gemacht, sich „mit Nach­druck gegen die Gen­der-Theo­rie gestellt“ und „die Homo­se­xu­el­len als Fein­de des Frie­dens benannt“ zu haben. Per­ro­ni gehört zum Lei­tungs­gre­mi­um der 2011 ent­stan­de­nen Frau­en­in­itia­ti­ve SNOQ, die als lin­ke Pro­test­be­we­gung gegen den dama­li­gen ita­lie­ni­schen Mini­ster­prä­si­den­ten Sil­vio Ber­lus­co­ni ent­stand, dem „Sexis­mus“ vor­ge­wor­fen wur­de. SNOQ ver­tei­digt die lega­le Tötung unge­bo­re­ner Kin­der als „Frau­en­recht“. Für die Gen­der-Theo­lo­gin Per­ro­ni kein Problem.

Freimaurer-Provokation: Symbiose aus Kirche und Loge im Zeichen der „Menschenrechte“

Freimaurer versammelten sich 2009 in der Kirchenruine von San Galgano
Frei­mau­rer ver­sam­mel­ten sich 2009 in der Kir­chen­rui­ne von San Gal­ga­no in Mittelitalien

Vor weni­gen Tagen trat Per­ro­ni in Gesell­schaft eines ande­ren gro­ßen „Pro­phe­ten“ der Kon­zils­kir­che auf, mit Alber­to Mel­lo­ni, dem unum­strit­te­nen Kopf der „Schu­le von Bolo­gna“. Bei­de waren Red­ner bei einer Tagung des frei­mau­re­ri­schen Groß­ori­ents von Ita­li­en (GOI) über das „gehei­me Kon­zil“ (sie­he den Bericht Das gehei­me Kon­zil – Zwei­tes Vati­ka­num und Frei­mau­re­rei). Groß­mei­ster Ste­fa­no Bisi ging dabei soweit, im Zei­chen von „Begeg­nung und Dia­log“ eine Ver­schmel­zung der Katho­li­schen Kir­che und der Frei­mau­re­rei im Namen der „Men­schen- und Frei­heits­rech­te“ anzuregen.

Cor­ri­spon­den­za Roma­na schreibt dazu: „Es ist die ewi­ge Ver­su­chung, die immer wie­der­kehrt, die­ses Mal in Form einer offe­nen Pro­vo­ka­ti­on“. Groß­mei­ster Ste­fa­no Bisi sag­te auf der Tagung: „Es wür­de mich wirk­lich freu­en, zu wis­sen, was Papst Fran­zis­kus von der Frei­mau­re­rei denkt“ und nann­te gleich ein kei­nes­wegs zufäl­li­ges Datum, für das sich der Groß­mei­ster des Groß­ori­ents ein päpst­li­ches Signal wün­schen wür­de, den Jah­res­tag, an dem 1870 eine Bre­sche in die Por­ta Pia der römi­schen Stadt­mau­ern geschla­gen wur­de, die für das Ende des Kir­chen­staa­tes steht und von den Frei­mau­rern noch heu­te all­jähr­lich als Fest­tag began­gen wird. „Der näch­ste 20. Sep­tem­ber soll­te wegen einer ande­ren Bre­sche began­gen wer­den, einer Bre­sche, die dazu dient, Mau­ern ein­zu­rei­ßen, die ver­schie­de­ne Wel­ten tren­nen, die sich begeg­nen möch­ten. Es besteht eine gro­ße Not­wen­dig­keit nach Ver­bin­dun­gen. Das war auch die Bot­schaft des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils“, so der Großmeister.

Großorient macht Papst Franziskus und Konzilskirche den Hof

„Man kann dem Groß­mei­ster nicht vor­wer­fen, nicht klar gespro­chen zu haben“, so Cor­ri­spon­den­za Roma­na. „Von extre­mer Klar­heit ist auch die Bot­schaft, die der Groß­ori­ent mit der Tagung aus­ge­sen­det und auf sei­ner Inter­net­sei­te ver­öf­fent­licht hat.“ Dort heißt es zum Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil: “Die­ser Sprung vor­wärts der Kir­che hin­ein in die moder­ne Gesell­schaft gefällt der Frei­mau­re­rei, heu­te wie damals, die heu­te erneut, genau wie damals wäh­rend jener hei­ßen Jah­re, mit Inter­es­se die Ver­än­de­run­gen ver­folgt, die sich jen­seits des Tibers [im Vati­kan] abzeich­nen.“ Das Zwei­te Vati­ka­num „stell­te ohne Zwei­fel eine ein­zig­ar­ti­ge Zeit des Dia­logs und des gegen­sei­ti­gen Ken­nen­ler­nens dar, die in die­ser Pha­se, in der ein neu­es kon­zi­lia­res Zeit­al­ter begon­nen zu haben scheint, alle Mög­lich­kei­ten hat wie­der dar­an anzu­knüp­fen“. Groß­mei­ster Bisi und der Groß­ori­ent zie­hen alle Regi­ster, um Papst Fran­zis­kus und der „Kir­che des Zwei­ten Vati­ka­nums“ den Hof zu machen

Franziskanerinnen der Immakulata an Gender-Theologin ausgeliefert?

Franziskanerinnen der Immakulata
Fran­zis­ka­ne­rin­nen der Imma­ku­la­ta des Alten Ritus und der Ordens­lei­tung beraubt: Ordens­kon­gre­ga­ti­on führt sich als Ele­fant im Por­zel­lan­la­den auf.

Ange­sichts die­ser Tat­sa­chen stellt sich die Fra­ge, wor­auf sich Mari­nella Per­ro­ni genau bezog, wenn sie in einem Inter­view jüngst mein­te, daß in der Kir­che „heu­te gro­ße Neu­ig­kei­ten mög­lich sind, es aber einer ernst­haf­ten Regie bedarf“? Tat­sa­che ist, daß der kul­tu­rel­le Humus, auf dem Per­ro­ni und die neue „Kom­mis­sa­rin“ der Fran­zis­ka­ne­rin­nen der Imma­ku­la­ta gedei­hen, „eine gan­ze ande­re Geschich­te, ganz ande­re Wur­zeln, ein ganz ande­res Cha­ris­ma und ganz ande­re Ziel­set­zun­gen“ hat, als die der katho­li­schen Tra­di­ti­on ver­bun­de­nen Fran­zis­ka­ne­rin­nen der Imma­ku­la­ta, denen man bereits die Alte Mes­se geraubt hat und denen man nun eine „Neu­aus­rich­tung“ im Sin­ne einer Umer­zie­hung ange­dei­hen las­sen will. Die Gen­der-Theo­lo­gin­nen haben eine mar­kant ideo­lo­gi­sche Schlag­sei­te, die ange­sichts einer von ihnen so ver­schie­de­nen Rea­li­tät wie der Fran­zis­ka­ne­rin­nen der Imma­ku­la­ta nur Unver­ständ­nis und Lei­den her­vor­brin­gen kann. Die Fran­zis­ka­ne­rin­nen der Imma­ku­la­ta mit ihrem mis­sio­na­ri­schen und ihrem kon­tem­pla­ti­ven Zweig sind dem über­lie­fer­ten Ritus, der katho­li­schen Tra­di­ti­on und nicht zuletzt auch dem unver­äu­ßer­li­chen Lebens­recht der unge­bo­re­nen Kin­der verpflichtet.

Die Ver­ant­wor­tung dafür liegt bei der Ordens­kon­gre­ga­ti­on, die im Namen der „pasto­ra­len Obsor­ge“ mit dem Fein­ge­fühl eines Ele­fan­ten im Por­zel­lan­la­den vor­geht und sich dabei ein­deu­tig auf einer bestimm­ten Sei­te positioniert.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana/​CTI/​GOI/​Cronache laiche

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!