Die Zukunft von Ecclesia Dei in der Kurienreform? Ordens- oder Gottesdienstkongregation


Alter Ritus. Heilige Messe in der Kathedrale Notre Dame de Paris (Internationale Wallfahrt der Tradition, Pfingsten 2014)(Rom) Die bekann­te, eng­lisch­spra­chi­ge Inter­net­sei­te Rora­te Cae­li schrieb, daß die 1988 von Papst Johan­nes Paul II. errich­te­te Päpst­li­che Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei im Zuge der statt­fin­den­den Kuri­en­re­form von Papst Fran­zis­kus auf­ge­löst wer­den könn­te. Eine Nach­richt, die  eini­ge Auf­re­gung im Bereich der Gemein­schaf­ten und Gläu­bi­gen der Tra­di­ti­on aus­lö­ste. Hin­ter­grund bil­det die Distanz des argen­ti­ni­schen Pap­stes zur Tra­di­ti­on. Seit sei­nem Amts­an­tritt sand­te Papst Fran­zis­kus gesten­rei­che Signa­le in ver­schie­den­ste Rich­tun­gen aus, jüngst in den Vati­ka­ni­schen Gär­ten auch Rich­tung Juden­tum und Islam, in sei­nen Gesprä­chen mit Euge­nio Scal­fa­ri auch Rich­tung Athe­isten, Agno­sti­ker und Frei­mau­rer. Ein­zig die katho­li­sche Tra­di­ti­on ließ er bis­her unbeachtet. 

Päpstliches Staunen, daß katholische Jugend vom Alten Ritus angezogen wird

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Man­che kryp­ti­sche For­mu­lie­rung wur­de sogar als Sei­ten­hieb gegen die Tra­di­ti­on inter­pre­tiert. Ein gene­rel­ler Man­gel an lit­ur­gi­scher Sen­si­bi­li­tät scheint Papst Fran­zis­kus den Zugang zum Alten Ritus zusätz­lich zu erschwe­ren. Gegen­über den apu­li­schen Bischö­fen bekräf­tig­te er im ver­gan­ge­nen Jahr jedoch, daß die bei­den For­men des Ritus neben­ein­an­der exi­stie­ren und sich gegen­sei­tig befruch­ten sol­len. Gegen­über den tsche­chi­schen Bischö­fen äußer­te sich das Kir­chen­ober­haupt im Früh­jahr 2014 erstaunt, daß gera­de die katho­li­sche Jugend ver­stärkt zum Alten Ritus findet.

Die Päpst­li­che Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei war 1988 geschaf­fen wor­den, um Tei­le der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. auf­zu­fan­gen, die den „Not­weg“ uner­laub­ter Bischofs­wei­hen nicht mit­ge­hen woll­ten. Seit­her ist die Kom­mis­si­on für alle alt­ri­tu­el­len Gemein­schaf­ten und Orden in der Katho­li­schen Kir­che zustän­dig. Sie ver­fü­gen damit über direk­te Ansprech­part­ner an der Römi­schen Kurie.

Glaubenskongregation: Führt mangelnde Einigung mit FSSPX zu Ausgliederung von Ecclesia Dei?

Papst Bene­dikt XVI. glie­der­te Eccle­sia Dei einem Römi­schen Dik­aste­ri­um ein. 2009 wur­de die Päpst­li­che Kom­mis­si­on Teil der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on und deren Prä­fekt auto­ma­tisch Prä­si­dent der Kom­mis­si­on. Prä­si­dent der Kom­mis­si­on war immer ein Kar­di­nal. Von 1988 bis 2009 ehe­ma­li­ge oder teils noch amtie­ren­de Prä­fek­ten ver­schie­de­ner römi­scher Kon­gre­ga­tio­nen, ohne die­sen inkor­po­riert zu sein. Von 1988–1991 Paul Augu­stin Kar­di­nal May­er OSB, ehe­ma­li­ger Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung. 1991–1995 Anto­nio Kar­di­nal Inno­cen­ti, vor­ma­li­ger Prä­fekt der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on, 1995–2000 Ange­lo Kar­di­nal Feli­ci, ehe­ma­li­ger Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se, 2000–2009, Dario Kar­di­nal Cas­tril­lon Hoyos, der bis 2006 gleich­zei­tig auch Prä­fekt der Kle­rus­kon­gre­ga­ti­on war. Seit 2009 ist der jewei­li­ge Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Kom­mis­si­ons­vor­sit­zen­der. 2009–2012 war das Wil­liam Joseph Kar­di­nal Leva­da, seit­her amtiert der deut­sche Kuri­en­kar­di­nal Ger­hard Lud­wig Müller.

Ordenskongregation – „schlechteste der schlechtesten“ Varianten

Seit die Nach­richt bekannt wur­de, Papst Fran­zis­kus wer­de eine Rei­he von päpst­li­chen Räten auf­lö­sen, zusam­men­le­gen oder inkor­po­rie­ren, geht die Sor­ge um, bei die­ser Gele­gen­heit könn­te Hand an jene Ein­rich­tung gelegt wer­den, die der Tra­di­ti­on einen insti­tu­tio­nel­len und daher aner­kann­ten Rah­men in der Kir­che gibt. Dabei macht vor allem die „schlech­te­ste der schlech­te­sten“ Vari­an­ten (Mes­sa in Lati­no) in tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Krei­sen die Run­de, näm­lich die Aus­glie­de­rung von Eccle­sia Dei aus der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on und die Ein­glie­de­rung in die Ordens­kon­gre­ga­ti­on. Eine Auf­lö­sung der Kom­mis­si­on gilt als unwahr­schein­lich. Die Fra­ge der Ein­glie­de­rung wird als Grad­mes­ser des „Wohl­wol­lens“ gewertet.

Die Vor­stel­lung, der Lei­tung von Prä­fekt Joao Kar­di­nal Braz de Aviz, einer Fehl­be­set­zung aus der Zeit Bene­dikts XVI. (2011) und des Sekre­tärs, Kuri­en­erz­bi­schof José Rodrà­guez Car­bal­lo OFM, einer nicht min­der unglück­li­chen Ernen­nung durch Papst Fran­zis­kus (2013) unter­stellt zu wer­den, läßt tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Katho­li­ken, die wahr­lich kei­ne Mimo­sen sind, son­dern eine hohe Schmerz­gren­ze haben, wegen des unsäg­li­chen Umgangs mit dem Orden der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta ziem­lich erschauern.

Der erstaunliche Eifer einer trägen Kongregation

Der von Pater Ste­fa­no Manel­li gegrün­de­te fran­zis­ka­ni­sche Orden brach zwei Tabus. Er wech­sel­te als neu­ri­tu­el­ler Orden, als sol­cher unter­steht er der Ordens­kon­gre­ga­ti­on und nicht Eccle­sia Dei, vom Neu­en zum Alten Ritus. Ein Schritt, den er zudem mit einer ver­tief­ten Beschäf­ti­gung und öffent­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung mit der Kir­chen­kri­se, ihren Ursa­chen und in die­sem Zusam­men­hang auch mit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil ver­knüpf­te. Der männ­li­che Zweig des Ordens wur­de im Juli 2013 unter kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung gestellt, für den weib­li­chen Zweig im Mai 2014 eine Visi­ta­to­rin ernannt und die mit dem Orden ver­bun­de­ne Lai­en­ge­mein­schaft sus­pen­diert. Im Wider­spruch zum gel­ten­den Kir­chen­recht wur­de dem Orden der Alte Ritus ver­bo­ten. Die Prie­ster müs­sen ein­zeln um eine Erlaub­nis ansu­chen, die über­lie­fer­te Mes­se zele­brie­ren zu dür­fen. Damit wur­de auch der weib­li­che Zweig des Ordens schwer beein­träch­tigt, obwohl zunächst von direk­ten Maß­nah­men aus­ge­nom­men, weil die Fran­zis­ka­ner auch für Fran­zis­ka­ne­rin­nen die Hei­li­ge Mes­se nicht mehr im Alten Ritus zele­brie­ren durf­ten. Die Tat­sa­che, daß die Schwe­stern die Bei­be­hal­tung des Alten Ritus wünsch­ten, berühr­te die Lei­tung der Ordens­kon­gre­ga­ti­on nicht.

Aller­dings ist in Rom nicht nur die­se Vari­an­te der Ein­glie­de­rung im Gespräch. Die Ein­glie­de­rung in die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, die von Papst Bene­dikt XVI. aus­drück­lich mit Blick auf eine Rück­kehr der Pius­bru­der­schaft in die Ein­heit mit Rom erfolg­te, scheint sich mit den ergeb­nis­los geblie­be­nen Gesprä­chen zwi­schen dem Hei­li­gen Stuhl und der Pius­bru­der­schaft erschöpft zu haben.

Die Gottesdienstkongregation – „liturgische Sensibilität“

Neben der denk­bar „schlech­te­sten“ Vari­an­te, der Ein­glie­de­rung in die Ordens­kon­gre­ga­ti­on, ist auch die Ein­glie­de­rung in die Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on im Gespräch. Dort amtiert seit 2008 Kuri­en­kar­di­nal Anto­nio Cañi­zares Llove­ra. Ein Amt, das der 68 Jah­re alte Spa­ni­er noch etli­che Jah­re aus­üben könn­te. Aller­dings hal­ten sich seit der Wahl von Papst Fran­zis­kus hart­näcki­ge Gerüch­te sei­ner Abbe­ru­fung. Tat­säch­lich ist Kar­di­nal Cañi­zares der ein­zi­ge der neun Prä­fek­ten einer Kon­gre­ga­ti­on, zu dem Fran­zis­kus noch kei­ne Ent­schei­dung getrof­fen hat. Ursprüng­lich soll­te er nach Spa­ni­en zurück­ge­schickt wer­den, was sei­nem Rang nach nur durch eine Ernen­nung zum Erz­bi­schof von Madrid mög­lich wäre. Dage­gen gibt es wie­der­um in Spa­ni­en eini­ge Vor­be­hal­te, wo mit einer sol­chen Opti­on nie­mand gerech­net hat­te und inter­ne Nach­fol­ge­lö­sun­gen vor Ort im Gespräch sind.

Unab­hän­gig von der unge­lö­sten Fra­ge des Prä­fek­ten wäre die Anglie­de­rung der Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei an die Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on eine denk­ba­re und in tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Krei­sen akzep­ta­ble Lösung. Die Kon­gre­ga­ti­on ver­fügt über sehr gut vor­be­rei­te­tes Per­so­nal mit „hoher lit­ur­gi­scher Sen­si­bi­li­tät“ (Mes­sa in Lati­no) und zeich­ne­te sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren vor allem durch die fun­dier­te und schnel­le Ant­wort auf anste­hen­de Fra­gen aus. Im Ver­gleich zur Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on wir­ken alle ande­ren Kon­gre­ga­tio­nen eini­ger­ma­ßen schwer­fäl­lig. Der beson­de­re Eifer der Ordens­kon­gre­ga­ti­on bei der Schä­di­gung des Ordens der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta stellt eine aus­ge­spro­che­ne Aus­nah­me dar, was die Sache noch erschwert.

Wie wird Papst Franziskus entscheiden?

Wie wird Papst Fran­zis­kus ent­schei­den? Was wird ihm der C8-Kar­di­nals­rat emp­feh­len? Papst Bene­dikt XVI. ziel­te dar­auf ab, die bei­den For­men des Römi­schen Ritus zu tat­säch­li­cher Gleich­be­rech­ti­gung in der Kir­che zu füh­ren. Ein kon­ter-revo­lu­tio­nä­rer Akt erster Güte, des­sen Trag­wei­te noch heu­te weni­gen in der Kir­che bewußt ist, aller­dings eini­gen hoch­ran­gi­ge Geg­ner bewußt wur­de, der durch Papst Fran­zis­kus per­sön­lich kon­ter­ka­riert wird. In sei­nem Ver­ständ­nis steht Sum­morum Pon­ti­fi­cum und die fol­gen­de Instruk­ti­on Uni­ver­sae Eccle­siae nur als Geste väter­li­chen Ent­ge­gen­kom­mens für eine klei­ne Min­der­heit in der Kir­che. Nicht weni­ger, aber auch nicht mehr. Als sol­che sieht und akzep­tiert er den Schritt Bene­dikts XVI. Die Fra­ge, ob er selbst einen sol­chen Schritt je gesetzt hät­te, ist letzt­lich eine über­flüs­si­ge Gedankenspielerei.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Acci­on Liturgica

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