(Colombo) Die Regierung von Sri Lanka hat eine Sondereinheit der Polizei für Religionsfragen geschaffen. Die neue „Religionspolizei“ soll in Konflikten mit religiösem Hintergrund ermitteln. Christliche Religionsvertreter sehen in der Maßnahme hingegen „einen Versuch, radikalen buddhistischen Gruppen des Landes offiziellen Schutz zu verschaffen“ bei ihren Angriffe gegen religiöse Minderheiten.
Als eine „unnötige und in die Irre führende“ Maßnahme bezeichnen christliche Vertreter die Entscheidung der Regierung, eine Sondereinheit der Polizei zu bilden, die religiöse Konflikte untersuchen und lösen soll. Die neue Polizeitruppe wurde von Staatspräsident Mahinda Rajapaksa gewollt. Die Entscheidung wurde vergangene Woche bekanntgegeben.
„Religionspolizei“ untersteht Ministerium für Buddha Sasana und religiöse Angelegenheiten
Laut Regierungsangaben sei es Aufgabe der neuen Polizeieinheit, auf die zunehmende religiöse Intoleranz zu reagieren, die von buddhistischen Extremistengruppen ausgeht. Die neue Einheit ist dem erst 2010 errichteten Ministerium für Buddha Sasana und religiöse Angelegenheiten unterstellt.
Seit 2013 wurde die christliche Minderheit Sri Lankas zur Zielscheibe radikaler buddhistisch-singalesischer Organisationen wie der Bodu Bala Sena und der Sinhala Ravaya. Ziel dieser buddhistischen Extremisten ist nach eigenen Angaben der „Schutz der buddhistischen und singalesischen Bevölkerung und ihrer Religion“.
„Es gibt ein Problem des Buddhismus mit den anderen Religionen“
Mit gewalttätigen Aktionen wenden sich die singalesischen Buddhisten in einem ethnisch motivierten Kampf gegen die Tamilen und in einem religiös motivierten Kampf gegen die Christen, aber auch die Moslems. Besonders betroffen sind christliche Tamilen. Pater Emmanuel Sebamalai, ein katholischer Priester tamilischer Herkunft sagte gegenüber Asianews, daß die Errichtung der Einheit offiziell bestätige, daß es „ein Problem zwischen dem Buddhismus und den anderen Religionen“ gibt. Die Regierung beruhige nicht die Lage, sondern unterstütze offen die Buddhisten. Sie erlaube es den „extremistischen Gruppen, die Christen straffrei angreifen zu können“, so Pater Sebamalai.
Eine Einschätzung, die der anglikanische Pastor Marimuttu Sathivel teilt. „Die große Frage ist, auf welcher rechtlichen Grundlage diese neue Polizeieinheit geschaffen wurde. In Wirklichkeit stellt sie den Versuch dar, extremistischen Gruppen wie der Bodu Bala Sena und anderen Gruppen staatlichen Schutz zu verschaffen“, so Sathivel.
„Religiöse Gewalt geht von Bodu Bala Sena im Schutz des Verteidigungsministeriums aus“
Für Pater Oswald Firth, den ehemaligen Direktor der Caritas Sri Lanka, der heute in Australien lebt, ist die neue „Religionspolizei“, der „Gipfel der Ironie, aus dem einfachen Grund, weil die religiöse Intoleranz, von der die Regierung spricht, von der Bodu Bala Sena ausgeht, die im Schutz des Verteidigungsministeriums handelt“. Verteidigungsminister ist Staatspräsident Mahinda Rajapaksa selbst. Die eigentlichen Amtsgeschäfte führt sein Bruder Gotabhaya Rajapaksa als Staatssekretär im Verteidigungsministerium.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews
Nun, wie Politik funktioniert, auftritt und redet – das wissen wir doch. Das ist ein kulturübergreifendes Übel. Beten wir für diese Opfer von Politik in Sri Lanka.