(Vatikan) Zu Ostern ist das Päpstliche Jahrbuch 2014 erschienen. Der dort enthaltene Stand entspricht dem 22. Februar, weshalb sich darin noch kein Hinweis auf das neuerrichtete Wirtschaftssekretariat findet. Ebensowenig weitere Entscheidungen, die Papst Franziskus in jüngster Zeit getroffen hat.
Am 13. Mai 2013, um 10.50 Uhr war Papst Franziskus während einer Audienz für die Führungsspitze des Staatssekretariats das erste Exemplar der Ausgabe des Päpstlichen Jahrbuchs 2013 überreicht worden. Das Jahrbuch ist ein Who’s Who des Heiligen Stuhls und der Katholischen Kirche. Ebenso erhielt der Papst damals die aktuelle Ausgabe des Statistischen Jahrbuches (Stand 2011).
Die Überreichung ist eine alte Gewohnheit, die das Erscheinen der Neuausgabe signalisiert, die ab diesem Tag an die verschiedenen Ämter verteilt wird und in den Handel kommt. Im Vorjahr wurde dazu eigens eine Presseerklärung veröffentlicht, in der es hieß, daß Papst Franziskus „großes Interesse“ zeigte und allen, die daran mitgearbeitet haben, dankte.
In diesem Jahr ist das ganze 2.300 Seiten umfassende Jahrbuch im roten Einband ohne jede öffentliche Erklärung erschienen und auch ohne Audienz und Überreichung an den Papst. „Ein weiteres Zeichen, wie sehr sich Papst Franziskus, trotz des im Vorjahr erklärten „großen Interesses“, gegenüber großen und kleinen kurialen Gewohnheiten und Sitten distanziert und fremd fühlt“, so der Vatikanist Sandro Magister.
Druckfrisch und schon teilweise überholt
Nicht nur das sei „wenig erfreulich“ für das Jahrbuch 2014, so Magister, sondern auch der Umstand, daß das druckfrische Werk in einigen Punkten bereits überholt ist. Was in einem so großen Organismus wie der Katholischen Kirchen unvermeidlich ist.
Da es den Stand vom 22. Februar wiedergibt, sind die neuen Kardinäle bereits enthalten, die Papst Franziskus an eben jenem Tag kreierte. Es enthält aber nicht die zahlreichen Veränderungen, die durch das Motu proprio Fidelis dispensator et prudens erfolgten. Dazu gehört die Errichtung des neuen Wirtschaftsdikasteriums und des neuen Wirtschaftsrat, das neue Amt eines Generalrevisors und die neue Päpstliche Kommission für den Schutz der Minderjährigen, die am 22. März errichtet, aber bereits am 5. Dezember angekündigt worden war.
Im Jahrbuch wird Bischof Giorgio Corbellini als Vorsitzender der Finanzaufsichtsbehörde (AIF) genannt. Es fehlt aber der Zusatz „ad interim“, obwohl dieser am 30. Januar bei der Ernennung erwähnt wurde, als er den Platz des abgesetzten Kardinals Attilio Nicora übernahm.
Msgr. Ricca, der Hausprälat der Vatikanbank nicht mehr nur provisorisch im Amt
Auch der am 15. Juni 2013 von Franziskus ernannte Hausprälat der Vatikanbank IOR, Msgr. Gian Battista Ricca scheint im Jahrbuch ohne den Zusatz „ad interim“ auf. Mit dieser Einschränkung war er vor 10 Monaten ernannt worden. Eine der umstrittensten Ernennungen dieses Pontifikats.
Interessanterweise enthält das Jahrbuch bereits die Ernennung des spanischen Kardinals Santos Abril y Castello zum Vorsitzenden der Kardinalskontrollkommission der Vatikanbank, obwohl diese erst am 4. März bekanntgegeben wurde.
„Ad interim“ wird hingegen noch Bischof Nunzio Galantino als neuer Sekretär der Italienischen Bischofskonferenz angeführt, der am 30. Dezember vom Papst ernannt worden war. Am 26. März wurde seine Ernennung für eine reguläre Amtszeit bestätigt.
Chaouquis Kommission scheint gar nicht auf, ist aber noch im Amt
Im Jahrbuch nicht erwähnt werden die beiden vom Papst am 24. Juni und 18. Juli des Vorjahres errichteten Kommissionen für die Vatikanbank und die wirtschaftlichen und administrativen Angelegenheiten des Vatikans. Mitglied der letzteren Kommission ist die umstrittene PR-Expertin Frencesca Chaouqui. Das deutet an, daß beide Kommissionen nicht dauerhaft errichtet wurden, allerdings weiß niemand, wie lange sie noch im Amt sein werden. Ebensowenig findet sich das Finanzsicherheitskomitee, das ausdrücklich dauerhaft mit einem Motu proprio vom 8. August als zusätzliches Kontrollorgan für die Vatikanbank errichtet worden war.
Consilium Cardinalium Summo Pontifici adiuvando in universali Ecclesia moderando
Erstmals scheint im Jahrbuch der C8-Kardinalsrat auf, der offiziell die erstmals veröffentlichte lateinische Bezeichnung „Consilium Cardinalium Summo Pontifici adiuvando in universali Ecclesia moderando et Constitutione Apostolica Pastor Bonus renovanda“ erhalten hat.
„Die revolutionärste unter den von Papst Franziskus im ersten Jahr seines Pontifikats geschaffenen Einrichtungen“, so Sandro Magister. Sie scheint im Jahrbuch gleich nach der Bischofssynode auf, was ihre hierarchische Bedeutung in der Kirche verdeutlicht. Sie steht gleich neben dem inzwischen allerdings abgeschafften „Rat der Fünfzehn“, dem Kardinalsrat für die organisatorischen und wirtschaftlichen Probleme des Heiligen Stuhls. An seine Stelle ist der neue Wirtschaftsrat getreten.
„Ironie der Geschichte“, so Magister: Der C15-Rat wurde genau in dem Jahr abgeschafft, in dem erstmals im Jahrbuch schwarz auf weiß verzeichnet steht, daß der Kardinalstaatssekretär den Vorsitz führt. Vorsitzender des neuen Wirtschaftsrats ist hingegen der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx.
Kardinal Pell, nun Kuriale, vertritt noch Ozeanien im C8-Rat
Als Mitglied des C8-Kardinalsrat scheint nach wie vor der Australier George Kardinal Pell als Vertreter Ozeaniens auf. Pell wurde allerdings mit dem Motu proprio Fidelis dispensator et prudens zum „Sekretär“ (Präfekt) des neuen Wirtschaftssekretariats ernannt. Als Erzbischof von Sydney ist er bereits emeritiert, weshalb mit seiner Ersetzung im C8-Rat zu rechnen sein dürfte, da inzwischen zwei Kurienvertreter im neuen Kardinalsrat sitzen, aber Ozeanien nicht mehr vertreten ist. Pell ist der einzige Kardinal dieses Erdteils. Mit seiner Beförderung nach Rom kann der Papst für Australien einen neuen Erzbischof und Kardinal ernennen und damit auch eine Umbesetzung des C8-Rats vornehmen. Dort ist Kardinal Pell der traditionsverbundenste Vertreter.
In der Abteilung der Präfektur des Päpstlichen Hauses, dem Kurienerzbischof Georg Gänswein vorsteht, sind die Konsistorialadvokaten verschwunden. Im neuen Jahrbuch wird hingegen Pier Giorgio Zanetti als zweiter Kammerdiener an der Seite von Sandro Margotti genannt. Zanetti übernahm die Funktion des verurteilten, untreuen Kammerdieners Paolo Gabriele, der mit journalistischer Hilfe den sogenannten Vatileaks-Skandal verursachte. Ein Dokumentenklau, der zu einer Diskreditierungskampagne gegen Papst Benedikt XVI. wurde. Der Papst, obwohl das Opfer der üblen Aktion, wurde von den Medien zum Jahreswechsel 2012/2013 geprügelt bis zur Behauptung, er sei als Kirchenoberhaupt „nicht mehr tragbar.“
Palästina als Staat anerkannt
Im Verzeichnis des beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomatischen Corps scheint erstmals der „Staat von Palästina“ auf, der bisher nur als „Repräsentant der PLO“ geführt worden war. Die Änderung erfolgte nach der UNO-Resolution vom November 2012, mit der Palästina mit Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen zugelassen wurde.
Aus dem Jahrbuch verschwunden ist Vincenzo Scarano, der Priester, der als ehemaliger Buchhalter in Italien wegen des Verdachts des Devisenschmuggels und der Beihilfe zur Steuerhinterziehung verhaftet wurde. Er scheint auch nicht mehr in der Liste der Kapläne Seiner Heiligkeit auf, was auf eine Aberkennung des Ehrentitels hinzuweisen scheint.
Päpstliche Akademie der Unbefleckten Empfängnis spurlos verschwunden
Die Funktion des Vizesekretärs des Governatorats der Vatikanstadt scheint als vakant auf. Diese Stelle hatte Kurienerzbischof Viganò inne, der unter Benedikt XVI. als Nuntius für die USA nach Washington „abgeschoben“ wurde. Als vollständig unbesetzt scheint hingegen die Disziplinarkommission auf, die 2012 eine wichtige Rolle bei der Untersuchung des Falls Viganò gespielt hatte.
Unter den Päpstlichen Akademien, die unter der Jurisdiktion des Päpstlichen Kulturrats stehen, der von Kardinal Gianfranco Ravasi geleitet wird, „ist die Päpstliche Akademie der Unbefleckten Empfängnis spurlos verschwunden. Die bereits 1835 gegründete Akademie ließ man still und leise sterben und verfaßte zu ihrer Ehre nicht einmal einen Nachruf“, so Magister. Am 4. Dezember 2012 wurde die Accademia dell’Immaculata mit der Internationalen Marianischen Päpstlichen Kommission zusammengelegt. Ihre Aufgabe war die Erforschung und die Förderung von Studien zu den marianischen Dogmen.
Text: Settimo Cielo/Giuseppe Nardi
Bild: Settimo Cielo
Bei den vielen Räten und Institutionen im Vatikan die für alles und nichts verantwortlich sind fehlt nur noch der Schnitter der mit der Sense das ganze freimaurerische Unkraut die Köpfe abmäht.
Aber das ist Chefsache und geht mir nichts an. Aber ich kann die „allerseligste Jungfrau“ bitten ob es nicht beschleunigt werden kann, denn auch ich brauche meinen Seelenfrieden. Stimmts Bergoglio?
„Unter den Päpstlichen Akademien, die unter der Jurisdiktion des Päpstlichen Kulturrats stehen, der von Kardinal Gianfranco Ravasi geleitet wird, „ist die Päpstliche Akademie der Unbefleckten Empfängnis spurlos verschwunden.“
Und ich habe gedacht das ich mit meiner Kritik zu weit gehe.
Per Mariam ad Christum.