(Istanbul) Heute vor 99 Jahren, am 24. April 1915 verhafteten die türkischen Behörden in Istanbul die gesamte Führungsschicht des armenischen Volkes in der Hauptstadt des damaligen Osmanischen Reiches. Kulturschaffende, Freiberufler, Unternehmer, Politiker und Priester wurden gefangengenommen und umgebracht. Es sollte der Auftakt zum Völkermord an den Armeniern sein. Zum ersten Genozid des 20. Jahrhunderts, der sich gegen das älteste christliche Volk der Welt richtete.
Die Armenier waren bereits zuvor Opfer kleinerer und größerer Verfolgungen geworden. 1895–1896 wurden bei den Massakern durch den „roten“ Sultan Abdul Hamid II. weit über 100.000 Christen getötet und ebenso viele zwangsislamisiert. Tatsächlich hatte die Verfolgung der Armenier im 20. Jahrhundert bereits mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges begonnen. An der Kaukasusfront waren die armenischen Soldaten der türkischen Armee entwaffnet und unter unmenschlichen Bedingungen zur Zwangsarbeit ins Hinterland deportiert worden. Die osmanische Regierung zweifelte an der Loyalität der Christen im Kampf gegen das christliche Rußland. Der Großteil des armenischen Gebiets gehörte zum Osmanischen Reich, ein kleinerer Teil (Ostarmenien) zum Russischen Reich.
Jungtürken betrieben systematischen Völkermord an Christen
Es waren jedoch die Jungtürken, die eine systematische Vernichtung der Armenier und aller anderen christlichen Völker des Reiches planten. Einen Plan, den sie akribisch vorbereiteten, bis sie am 24. April mit dessen Umsetzung begannen. Der planmäßig bis zum Ende des Ersten Weltkrieges durchgeführte Völkermord einschließlich der nationaltürkischen Verfolgung bis 1923 führte zur Vernichtung von zwei Dritteln aller Armenier im osmanisch-türkischen Einzugsbereich. Das armenische Patriarchat gibt die Vorkriegszahl der Armenier mit 2,1 Millionen an. Selbst die osmanische Regierung gab 1919 zu, daß 800.000 Armeniern den Tod gefunden hatten. Die tatsächliche Zahl der Opfer ist deutlich höher.
Kreuzweg der Armenier
Der Kreuzweg der Armenier, wie auch die Zeugnisse ihres Heldentums, ihrer Beharrlichkeit und ihrer Treue zu ihrem christlichen Glauben wurden in zahlreichen Büchern beschrieben. Die erste systematische Darstellung, die das ganze Ausmaß der Vernichtung sichtbar machte, stammt aus dem Jahr 1916 von Johannes Lepsius, dem damaligen Vorsitzenden der Deutschen Orient-Mission.
Armenische Offiziere und Unteroffiziere, die den Massakern entgangen waren, versuchten in den Bergen den Widerstand zu organisieren. Im April 1915 gelang es einigen tausend Zivilisten in der Stadt Van die türkische Garnison zu entwaffnen. Bis in den Mai hinein konnten die Armenier in der Stadt den nachgerückten türkischen Truppen widerstehen, bis eine russische Kavalleriedivision die Verzweifelten aus der Belagerung befreite.
Erfolgreich war der armenische Widerstand auch im Bergmassiv des Musa Dagh bei Antiochien am Mittelmeer. Mehr als 4.000 Verzweifelte hielten dort 40 Tage den Angriffen der türkischen Armee und der türkischen Milizen stand. Als sie schließlich verloren schienen, wurden sie durch einen französischen Flottenverband gerettet.
In anderen Teilen des armenischen Siedlungsgebiets hatten die Armenier weniger Glück. So in Urfa, wo der Widerstand armenischer Soldaten der osmanischen Armee und armenischer Zivilisten gebrochen und alle Gefangenen einschließlich der Verwundeten sofort hingerichtet wurden.
Kemal Atatürk vollendet Genozid
Die Verfolgung der Armenier sollte mit dem Kriegsende nicht aufhören. Das Ende des Osmanenreiches und der Aufstieg von Kemal Atatürk verbesserte ihre Lage keineswegs. Zwischen 1920 und 1922 brachte die nationaltürkische Regierung mit dem Angriff auf das armenische Kilikien und das Massaker von Smyrna (Izmir) den Völkermord zur Vollendung.
Die Siegermächte des Ersten Weltkrieges, die im Vertrag von Sevres (1920) die Unabhängigkeit der armenischen Nation auf ihrem historischen Siedlungsgebiet anerkannt hatten, vergaßen ihre Zusagen ebenso schnell wieder mit dem Vertrag von Lausanne (1923), nachdem Atatürk im Krieg gegen die Griechen erfolgreich war. Fast 90 Prozent des armenischen Siedlungsgebietes fielen an die Türkei, die es durch ethnische Säuberung, zwischen Genozid und Vertreibung, „armenierfrei“ machte. Die Türkei konnte damit ihre Grenze gegenüber der Vorkriegssituation weiter in den Osten vortreiben und auch Teile Ostarmeniens annektieren.
Nur zehn Prozent des armenischen Gebiets erhalten
Den Armeniern blieb ein kümmerlicher Rest, des zum Zarenreich gehörenden Ostarmenien. Dort konstituierten sie 1918 eine unabhängige Republik Armenien. Eine Unabhängigkeit, die nur von kurzer Dauer war. Bolschewistischer Verbände besetzten das wehrlose Land und gliederten es der Sowjetunion an. Lenin verkleinerte das Gebiet noch einmal, indem er eine der historischen, armenischen Landschaften, Bergkarabach, Aserbaidschan einverleibte. Bald tobten die stalinistischen Säuberungen auch im armenischen Gebiet.
Haben Armenier 700 Jahre das Grabtuch Jesu in Edessa verwahrt und verehrt?
Im September 1991 erlangte die Sowjetrepublik Armenien ihre Unabhängigkeit zurück und konnte Bergkarabach zurückerobern. Jenseits der Grenze zur Türkei, wo der Großteil des armenischen Landes liegt, gibt es nur noch die Erinnerung. Heute werden die Armenier in Syrien verfolgt, wo die Islamisten alle Christen vertreiben wollen. Das Leid und die Verfolgung der Armenier scheint kein Ende finden zu wollen. Sie waren das erste Volk, das christlich wurde, sie wirkten an der Christianisierung der Ostslawen mit, sie waren die treuesten Verbündeten der Kreuzfahrer und sie waren es, wie jüngste Studien zu belegen scheinen, die in Kleinarmenien für 700 Jahre in Edessa in Kilikien das Grabtuch Jesu (Sindone), die wahrscheinlich außergewöhnlichste Reliquie der Christenheit, die Zeuge der Auferstehung Christi ist, bewachten und verehrten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Armenisch-katholisches Patriarchat von Jerusalem/Wikicommons
Ich möchte der Redaktion ein grosses Danke aussprechen für diesen erschütternden und aufrüttelnden Bericht.Wie schnell ist doch der Mensch bereit solche schwerlastenden Tragödien zu verdrängen und vergessen, da ist es wichtig an diese Dinge zu erinnern, dass doch ein bisschen Gerechtigkeit über das vergossene Blut dieser Zeugen komme.Vor Jahrzehnten habe ich naiver Weise Amnesty International unterstützt und glaubte den bedrängten Christen zu helfen-das tue ich nicht mehr-alle Heiligen und Seligen in Ost und West,der unendliche Chor der Verstorbenen eines jeden Tages sind jetzt meine Fürbitter und starken Helfer all derer, die Verfolgung leiden.Ihr Heiligen besonders ihr Blutzeugen steht unsern Brüdern bei in solch grosser Bedrängnis-schenke o Gott ihnen schnelle,Hilfe zur rechten Zeit.fiat fiat!
Die osmanischen Türken haben eine lange und schreckliche Tradition in dieser Hinsicht.
Als sie 1393 die bulgarische Hauptstadt Veliko Târnovo eroberten, brachten sie alle Bojaren um.
Bitte diesen Bericht unbedingt lesen:
http://wwwg.uni-klu.ac.at/eeo/Tarnovo_Osmanen
Danke fuer den Bericht.
Im zukuenften EU-Land Tuerkei kommt man dafuer in das Gefaengnis.
Es ging a priori um die Ausrottung des Christentums, was im Islam bis zum heutigen Tage praktiziert wird.
Ich habe grosse Symphatie fuer die Kreuzfahrer, denn sie waren entschlossen, diesem Spuk ein Ende zu setzen.
Schlimmerweise ist gerade aus Reihen der kath. Kirche eine voellig unverstaendliche Appeasement Politik zu erkennen.
Und Joh.Paul II als Korankuesser (faktische Unterwerfung unter den Islam) wird auch noch heiliggesprochen.
Sind wir verrueckt geworden ?
Lassen Sie mich Ihre letzte Frage so beantworten: Wir sind verrückt worden.
Manche nennen dies euphemistisch Wandel, andere ideologisch Fortschritt.
Tatsächlich rückt man den Stuhl vom Tische ab und fordert, nun den „Standpunkt“ des Tischs „verändern“ zu müssen. Und es wird getan.
Wer nicht nur denkt, sondern öffentlich sagt, der grausame Mord an den Armeniern war ein Vorspiel zum grauenhaften Mord an den Juden durch die NS-Verbrecher, wird nicht nur von offiziellen Vertretern des Judentums, sondern von allen Gutmenschen dieser Welt des Antisemitismus bezichtigt.
Das Unrecht an den Armeniern geht ständig weiter. Auch bei uns, obwohl wir ihnen materiell nicht schaden.