Am Dienstag brachte „Catholic Family News“ ein Interview mit dem bekannten Historiker und katholischen Intellektuellen Roberto de Mattei zur bevorstehenden Heiligsprechung zweier Päpste. Wir danken um die Erlaubnis zur Übersetzung und Veröffentlichung.
Professor de Mattei, die bevorstehenden Heiligsprechungen von Johannes XXIII. und Johannes Paul II. rufen aus verschiedenen Gründen Zweifel und Verwirrung hervor. Zu welchem Urteil kommen Sie als Katholik und Historiker?
Roberto de Mattei: Ich kann meiner persönlichen Meinung Ausdruck verleihen, ohne vorzugeben, dieses komplexe Problem zu lösen. Zunächst bin ich, im Großen und Ganzen, verblüfft über die Leichtigkeit, mit der in den letzten Jahren Heiligsprechungsprozesse beginnen und zum Abschluss kommen. Das Erste Vatikanische Konzil definierte den Jurisdiktionsprimat des Papstes und die Unfehlbarkeit seines Lehramtes unter bestimmten Bedingungen, aber sicherlich nicht die persönliche Makellosigkeit der Päpste. In der Kirchengeschichte gab es gute und schlechte Päpste, und die Zahl der zur Ehre der Altäre erhobenen war gering. Heute hat man den Eindruck, dass es das Bestreben gibt, den Grundsatz der Unfehlbarkeit des Papstes durch das seiner persönlichen Makellosigkeit zu ersetzen. Alle Päpste, oder besser, alle Päpste der jüngsten Zeit seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, werden als Heilige präsentiert. Es ist kein Zufall, dass die Heiligsprechungen von Johannes XXIII. und Johannes Paul II. die Heiligsprechung Pius IX. und die Seligsprechung Pius XII. haben vergessen lassen, während das Verfahren Paul VI. vorangetrieben wird. Es scheint beinahe so, als solle die Zeit des Konzils und die Nachkonzilszeit mit einem Nimbus der Heiligkeit umgeben werden, um eine historische Epoche „unfehlbar“ zu machen, die in der Kirche zur Ersetzung des Primats der Lehre durch den Primat einer pastoralen Praxis geführt hat.
Behaupten Sie stattdessen, dass die letzten Päpste keine Heiligen waren?
Roberto de Mattei: Erlauben Sie mir, mich zu einem Papst zu äußern, den ich als Historiker am besten kenne, über Johannes XXIII. Im Zusammenhang mit meinem Studium des Zweiten Vatikanischen Konzils untersuchte ich eingehend seine Biografie und konsultierte die Akten seines Seligsprechungsprozesses. Wenn die Kirche einen Gläubigen kanonisiert, tut sie das nicht, um uns zu versichern, dass der Verstorbene sich in der Herrlichkeit des Himmels befindet, sondern sie stellt ihn vielmehr als Beispiel heroischer Tugend vor. Abhängig vom jeweiligen Fall sind es perfekte Ordensleute, Hirten, Familienväter usw. Im Fall eines Papstes muss er, um als Heiliger angesehen zu werden, heroische Tugend gezeigt haben in der Ausübung seiner Mission als Pontifex, wie es beispielsweise bei St. Pius V. oder St. Pius X. der Fall war. Nun, was Johannes XXIII. betrifft, so bin ich nach sorgfältiger Abwägung sicher, dass sein Pontifikat objektiv ein Schaden für die Kirche war, und es daher unmöglich erscheint, bei ihm von Heiligkeit zu sprechen. Der Dominikaterpater Innocenzo Colosio – jemand, der etwas von Heiligkeit verstand und als einer der größten Historiker für Spiritualität in der Moderne gilt – vertrat dies bereits vor mir in einem berühmten Artikel in der „Rivista di Ascetica e Mistica“.
Wenn, wie Sie glauben, Johannes XXIII. kein heiliger Papst war, und wenn, wie es scheint, Heiligsprechungen ein unfehlbarer päpstlicher Akt sind, sehen wir uns einem großen Widerspruch gegenüber. Besteht hier nicht das Risiko, dem Sedisvakantismus anheimzufallen?
Roberto de Mattei: Die Sedisvakantisten messen der päpstlichen Unfehlbarkeit eine zu übermäßige Bedeutung zu. Ihr Gedankengang ist grob vereinfachend: Wenn der Papst unfehlbar ist und etwas schlechtes tut, so bedeutet dies, dass der Stuhl [Petri] vakant ist. Die Wirklichkeit ist viel komplexer, und die Prämisse, dass jede Handlung – oder beinahe jede Handlung – des Papstes unfehlbar sei, ist falsch. Wenn die bevorstehenden Heiligsprechungen auch für Probleme sorgen, so sorgt der Sedisvakantismus in Wirklichkeit für unendlich größere Probleme vor dem Gewissen.
Nichtsdestotrotz bekräftigt die Mehrheit der Theologen – insbesondere die sichersten, die der sogenannten „Römischen Schule“ – die Unfehlbarkeit von Heiligsprechungen.
Roberto de Mattei: Die Unfehlbarkeit von Heiligsprechungen ist kein Dogma des Glaubens, sie ist die Meinung einer Mehrheit von Theologen, insbesondere seit Benedikt XIV. – der sie obendrein als private Lehrmeinung äußerte und nicht als Papst. Was die „Römische Schule“ betrifft, so ist der angesehenste heute lebende Repräsentant dieser theologischen Schule Msgr. Brunero Gherardini. Und Msgr. Gherardini äußerte in der von ihm geführten Zeitschrift „Divinitas“ all seine Zweifel bezüglich der Unfehlbarkeit von Heiligsprechungen. Ich kenne bedeutende Theologen und Kanonisten in Rom, Schüler eines anderen hervorragenden Repräsentanten der römischen Schule, Msgr. Antonio Piolanti, welche die gleichen Zweifel wie Msgr. Gherardini hegen. Sie behaupten, dass Heiligsprechungen nicht die Bedingungen erfüllen, die vom Ersten Vatikanum festgelegt wurden, um die Unfehlbarkeit eines päpstlichen Aktes zu garantieren. Das Urteil der Heiligsprechung ist nicht unfehlbar an sich, da es ihm an den notwendigen Bedingungen für die Unfehlbarkeit mangelt, beginnend mit der Tatsache, dass die Heiligsprechung als ihr direktes oder ausdrückliches Ziel nicht eine Wahrheit des Glaubens oder der Moral hat, die in der Offenbarung enthalten ist. [Stattdessen ist eine Heiligsprechung] nur eine indirekt mit Dogma verbundene Tatsache, ohne streng genommen eine „dogmatische Tatsache“ zu sein. Das Feld des Glaubens und der Moral ist breit, da es die christliche Lehre vollständig enthält – spekulativ und praktisch, menschlicher Glaube und die Aktion –, doch eine Unterscheidung ist nötig. Eine dogmatische Definition kann nie eine neue Doktrin im Feld von Glauben und Moral einschließen. Der Papst kann lediglich das zum Ausdruck bringen, was in Glauben und Moral implizit enthalten ist, und durch die Tradition der Kirche überliefert wurde. Was die Päpste definieren, muss in der Heiligen Schrift und in der Tradition enthalten sein, und es ist das, was die Unfehlbarkeit des Aktes sicherstellt. Dies ist bei Heiligsprechungen natürlich nicht der Fall. Es ist kein Zufall, dass die Lehre zu Heiligsprechungen weder in den Codices des kanonischen Rechtes von 1917 und 1983 enthalten ist, noch in den Katechismen der katholischen Kirche, alt und neu. Auf dieses Thema bezieht sich neben der zuvor erwähnten Studie von Msgr. Gherardini auch ein exzellenter Artikel von José Antonio Ureta, der im März 2014 im Magazin „Catolicismo“ erschienen ist.
Sind Sie der Auffassung, dass Heiligsprechungen ihren unfehlbaren Charakter im Zuge der Änderungen im Heiligsprechungsprozedere, vorgenommen von Johannes Paul II. im Jahre 1983, verloren haben?
Roberto de Mattei: Diese Position wird im „Le Courrier de Rome“ von einem exzellenten Theologen, P. Jean-Michel Gleize, vertreten. Außerdem besteht eines der Argumente, auf denen Pater [Josef] Löw im Artikel zu Heiligsprechungen in der „Enciclopedia cattolica“ seine These von der Unfehlbarkeit aufbaut, in der Existenz eines massiven Komplexes von Ermittlungen und Erkenntnissen, gefolgt von zwei Wundern, die der Heiligsprechung vorausgehen. Es gibt keinen Zweifel daran, dass – nach der von Johannes Paul II. im Jahr 1983 veranlassten Reform des Prozederes – dieses Verfahren, die Wahrheit festzustellen, viel schwächer geworden ist, und dass es eine Veränderung in der Auffassung von Heiligkeit an sich gegeben hat. Das Argument erscheint mir indes nicht entscheidend, denn das Heiligsprechungsverfahren hat sich im Verlauf der Geschichte stark verändert. Die Proklamation der Heiligkeit des Ulrich von Augsburg durch Papst Johannes XV. im Jahre 993, die als erste Heiligsprechung durch einen Papst angesehen wird, wurde ohne jede Nachforschungen auf Seiten des Heiligen Stuhls vorgenommen. Das Verfahren tiefgehender Ermittlungen geht hauptsächlich zurück auf Benedikt XIV. Er war etwa verantwortlich für die Unterscheidung zwischen formaler Kanonisation, gemäß aller kanonischen Regeln, und der gleichwertigen Kanonisation, wenn ein Diener Gottes zum Heiligen erklärt wird aufgrund allgemeiner Verehrung. St. Hildegard von Bingen erhielt den Titel einer Heiligen nach ihrem Tod, und Papst Gregor IX. begann 1233 die Ermittlungen für eine Heiligsprechung. Allerdings gab es niemals eine formale Kanonisation. Auch wurde St. Katharina von Schweden, Tochter von St. Birgitta, nie kanonisiert. Ihr Prozess fand statt zwischen 1446 und 1489, kam aber nie zum Abschluss. Sie wurde als Heilige verehrt, ohne je kanonisiert worden zu sein.
Was halten Sie von der These des heiligen Thomas, die auch widerklingt im Artikel zu Heiligsprechungen im „Dictionnaire de Théologie catholique“, wonach, wäre der Papst nicht unfehlbar in einer feierlichen Erklärung wie einer Heiligsprechung, er sich selbst und die Kirche täuschen würde?
Roberto de Mattei; Wir müssen zunächst ein semantisches Missverständnis auflösen: Ein nicht-unfehlbarer Akt ist kein falscher Akt der notwendigerweise täuscht, sondern nur ein Akt, der die Möglichkeit des Irrtums beinhaltet. In Wirklichkeit mag dieser Irrtum sehr selten sein – oder überhaupt niemals vorkommen. St. Thomas, wie immer ausgewogen in seinem Urteil, ist nicht unfehlbar bis zum Ende. Er ist zu Recht darum besorgt, die Unfehlbarkeit der Kirche zu verteidigen, und er tut dies doch mit einem theologisch vernünftigen Argument. Sein Argument kann im weiteren Sinne akzeptiert werden, muss aber die Möglichkeit von Ausnahmen erlauben. Ich stimme ihm zu, dass die Kirche als Ganze nicht irren kann. Das heißt nicht, dass jeder Akt der Kirche, wie der Akt einer Heiligsprechung, an sich notwendigerweise unfehlbar ist. Die Zustimmung, die man Akten der Heiligsprechungen entgegenzubringen hat, ist eine kirchlichen, nicht göttlichen, Glaubens. Das bedeutet, dass der Gläubige glaubt, weil er das Prinzip akzeptiert, dass die Kirche normalerweise nicht irrt. Die Ausnahme hebt die Regel nicht auf. Ein einflussreicher deutscher Theologe, [Hw.] Bernhard Bartmann, vergleicht in seinem „Lehrbuch der Dogmatik“ die Verehrung (den Kult) eines falschen Heiligen mit der Huldigung, die dem falschen Botschafter eines Königs entgegengebracht wird. Der Irrtum beeinträchtigt nicht das Prinzip, wonach der König wahre Botschafter hat und die Kirche wahre Heilige kanonisiert.
In welchem Sinne können wir dann von der Unfehlbarkeit der Kirche bei Heiligsprechungen reden?
Roberto de Mattei: Ich bin überzeugt, dass es ein schwerwiegender Fehler wäre, die Unfehlbarkeit der Kirche auf das außerordentliche Lehramt des römischen Papstes zu reduzieren. Die Kirche ist nicht nur unfehlbar, wenn sie auf außerordentliche Weise lehrt, sondern auch in ihrem ordentlichen Lehramt. Aber wie es Bedingungen für die Unfehlbarkeit des außerordentlichen Lehramtes gibt, so existieren auch Bedingungen für die Unfehlbarkeit des ordentlichen Lehramtes. Die erste [dieser Bedingungen] ist die Universalität, die dann bewiesen ist, wenn eine Wahrheit des Glaubens oder der Moral auf beständige Weise im Laufe der Zeit gelehrt wird. Das Magisterium kann eine Doktrin unfehlbar lehren durch den Akt einer Definition durch den Papst, oder durch einen nicht-definitiven Akt des ordentlichen Magisteriums, sofern diese Doktrin beständig anerkannt und überliefert wurde durch die Tradition sowie das ordentliche und universale Lehramt. Die Instruktion „Ad Tuendam Fidem“ der Kongregation für die Glaubenslehre vom 18. Mai 1988 (Nr. 2) bestätigt dies. Analog könnte man argumentieren, dass die Kirche nicht irren kann, wenn sie im Laufe der Zeit mit dem Glauben verbundene Wahrheiten bestätigt, dogmatische Fakten, liturgische Gebräuche. Heiligsprechungen fallen möglicherweise auch in diese Gruppe von verbundenen Wahrheiten. Man kann sicher sein, dass St. Hildegard von Bingen sich in der Herrlichkeit der Heiligen befindet und als Beispiel vorgestellt werden kann, nicht weil sie feierlich durch einen Papst kanonisiert wurde (wie erwähnt gab es in ihrem Fall nie eine formale Kanonisation), sondern weil die Kirche ihren Kult anerkannt hat, ohne Unterbrechung, seit ihrem Tod. Umso mehr gilt für jene Heiligen, die nie formal kanonisiert wurden (wie St. Franziskus oder St. Dominik), dass die unfehlbare Sicherheit bezüglich ihrer Heiligkeit in einem diachronischen Sinn (entwickelt im Laufe der Zeit) von dem universalen Kult stammt, den die Kirche ihnen erwiesen hat, und nicht von einem Urteil zur Kanonisation an sich. Die Kirche täuscht nicht, in ihrem universalen Lehramt, aber man kann einen Irrtum von Seiten kirchlicher Autoritäten, begrenzt auf Zeit und Raum, zulassen.
Wie würden Sie Ihre Position zusammenfassen?
Roberto de Mattei: Die Heiligsprechung von Papst Johannes XXIII. ist ein feierlicher Akt des Papstes, der abgeleitet ist von der obersten Autorität der Kirche – und dem sollte mit Respekt begegnet werden –, aber es ist kein Urteil, das an sich unfehlbar ist. Der Gebrauch der Vernunft, unterstützt durch eine sorgfältige Untersuchung der Fakten zeigt recht deutlich, dass das Pontifikat von Johannes XXIII. nicht zum Wohle der Kirche war. Wenn ich zugeben müsste, dass Papst Roncalli auf heroische Weise Tugend ausübte, als er seine Rolle als Papst ausfüllte, würde ich die rationalen Voraussetzungen meines Glaubens im Innersten untergraben. Im Zweifelsfall halte ich mich an das Dogma des Glaubens, das vom Ersten Vatikanischen Konzil festgesetzt wurde, wonach es keinen Widerspruch zwischen Glaube und Vernunft geben kann. Der Glaube übersteigt die Vernunft und erhöht sie, aber er widerspricht ihr nicht, weil Gott, die Wahrheit selbst, nicht widersprüchlich ist. Ich kann es vor meinem Gewissen verantworten, all meine Vorbehalte bezüglich dieses Aktes der Heiligsprechung aufrechtzuerhalten.
Übersetzung: M. Benedikt Buerger
Beginnend mit Johannes XXIII haben die Post-Vat-II Papas die Braut Christi so leer gekriegt wie noch nie in ihrer 2000-jährigen Geschichte. Jetzt folgen als Krönung die Heiligsprechungen für die hervorragend erledigte Arbeit. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen, denn an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Punkt.
So ist es !
Joh 23 ! Vat II Kommentar ueberfluessig !
Paul VI ! Liturgiereform (Zerstoerung)
Joh.Paul I ! Gnade des fruehen Todes !
Joh. Paul II Korankuss, Assisi Gräuel, Exkommunizierung Lebfevres
Ein Bild des Jammers und des Versagens, nirgendwo ist da etwas Heiliges !
Sehr interessante Gedankengänge. Doch die Fragen bleiben. Natürlich ist eine Heiligsprechung kein Dogma. Doch sie ist nicht mehr zurückzunehmen. Wenn ein Papst heiliggesprochen wird, der der Kirche nachweislich geschadet hat, dann wird er in der Kirche als „falscher Heiliger“ verehrt. Dann sind seine Fehler, die der Kirche schweren Schaden zugefügt haben, mit heiliggesprochen.
In dem Interview wurde die Heiligkeit von Johannes Paul II. ausgespart. Er ist noch weiter gegangen als Johannes XXIII. Seine Theologie stellt die Erlösung Jesu Chrisi in Frage durch sein Leiden und Sterben am Kreuz. Da alle Menschen durch die Inkarnation schon miterlöst sind, nach Johannes Paul II., ist die Erlösung durch das Leiden und Sterben des Herrn letztlich überflüssig. Das hat Johannes Paul II. nie öffentlich gesagt, doch es folgt zwingend aus wichtigen Enzykliken von ihm.
Die katholische Heiligenverehrung gerät in Gefahr. Pius X., der wahrscheinlich beide „heiligen Nachfolger“ ernsthaft ermahnt und wenn sie nicht gehorcht hätten, exkommuniziert hätte, kann nicht gleichzeitig als Heiliger verehrt werden mit diesen beiden Päpsten. Das ist gegen jede Vernunft.
Es kann nicht sein, dass sich katholische Gläubige in Zukunft ihre Heiligen aussuchen. Nach ihrer Vernunft.
Ich sehe nur eine Möglichkeit: Den heiligsprechenden Bergoglio als Häretiker zu verurteilen. Im deutlichen Gegensatz zu den Sedisvakantisten steht das nur dem Lehramt der Kirche zu, dem Papst und/oder einem dogmatischen Konzil.
Persönliche Überzeugungen, mögen sie noch so gut begründet sein, ersetzen nicht das Lehramt. Das ist der Fehler der Sedisvakantisten.
Ich sehe keine andere Möglichkeit: Dem Glauben, wie er in allen vorkonziliaren Katechismen dokumentiert ist, treu zu bleiben.
Und, wenn möglich, die Messe Paul VI. zu meiden und an der Tridentinischen Messe teilzunehmen.
Ich kann die Heiligsprechungen am 27. April nicht anerkennen. Sie sind gegen jede Vernunft. Doch ich wäre einem Wahn verfallen, wenn ich Bergoglio für abgesetzt erklären würde. Dem Sedisvakantistenwahn.
Die Frage nach der Einordnung und Bewertung der gesamten Konzilsepoche muss der Vorsehung Gottes überlassen bleiben. Bis wir wieder ein Lehramt haben, das sich bruchlos an das vorkonziliare Lehramt anschließt.
nach dem 2ten Vatikanum wurden eine Menge Heiliger „entsorgt“ sprich ihre Feste ersatzlos gestrichen.
Ergo können Heiligsprechungen zurückgenommen werden!
„nach dem 2ten Vatikanum wurden eine Menge Heiliger „entsorgt“ sprich ihre Feste ersatzlos gestrichen.
Ergo können Heiligsprechungen zurückgenommen werden!“
Blödsinn. Sie wollen ihre Verehrung zerstören aber über ihre Heiligkeit haben sie keine Macht mehr.
Per Mariam ad Christum.
Sind Sie sicher, dass Heiligsprechungen nicht mehr zurückzunehmen sind? Könnten Sie das bitte theologisch untermauern?
Danke.
Das ist der Versuch, mit der schlimmen Lage zurechtzukommen…Da de Mattei zum Schluss doch auf Glaube und Vernunft verweist, kann ich nur sagen, dass die Idee, dass bei Heiligsprechungen eben doch Irrtümer möglich sind, mich keinesfalls überzeugt.
Zwar stimmt es, dass das Verfahren zu Heiligsprechungen nicht statisch war und manche Heilige einfach „faktisch“ Heilige sind, wie Hildegard im Beispiel. So wie ja Rom auch faktisch durch die Einführung von Gedenktagen zu Erscheinungen die Erscheinung faktisch anerkennt – das muss nicht noch mal extra kanonisiert werden. Ein Umkehrschluss dürfte sich daraus allerdings aus logischen Gründen kaum ableiten lassen! Weil nicht jeder Heilige formell heiliggesprochen werden musste, wenn auch das formelle Lehramt ihn oder sie wie einen oder eine Heilige behandelte, gilt noch lange nicht, dass solcherart oder auch formell verehrte Heilige tatsächlich Heiligen sind und es ein Va banque-Spiel ist, ob ich nun mal gerade einen echten Heiligen anrufe…
Wenn nun die Kirche annehmen wollte, es sei auch ganz okay, wenn man einem „Heiligen“ huldigt – weil der Papst ihn heiliggesprochen hat – der nicht nur keineswegs ein Heiliger ist, sondern gar nicht „verehrbar“ ist, dann kommt man doch in Probleme.
Im Klartext: Es ist anzunehmen und im übrigen auch durchaus vorstellbar, dass die Kirche uns dazu verleitet, Personen, die der Kirche geschadet haben, als „Heilige“ zu verehren, womöglich noch um Fürsprache anzurufen und somit mental in die Irre geleitet zu werden?! Ist das wirklich mit der Boten-Erzählung vergleichbar?
De Mattei realisiert hier m.E. nicht, dass er erst Argumente für den Sedisvakantismus protestantischer Ausrichtung in toto liefert: einen Papst brauchen wir eigentlich nicht – abgesehen von den ganz seltenen Definitionen für Glauben und Dogma. Ansonsten macht jeder, was ihm nun recht dünkt, da ja die Kirche jederzeit auch ein wenig irren kann. Nur – wann irrt sie ein wenig und wann nicht?
Es hat doch gravierende Folgen für den Glauben der Gläubigen, wenn Unheilige als Heilige verehrt werden!
Ich schätze de Mattei sehr – aber das ist wirklich der hilflose Versuch zu retten, was zu retten ist, damit alles noch irgendwie im Lot bleibt. Dies aber wieder um den Preis schizophrenen Denkens.
Da sind mir doch ein paar Wörter aus dem Ruder gelaufen. Es muss heißen:
„Weil nicht jeder Heilige formell heiliggesprochen werden musste, wenn auch das formelle Lehramt ihn oder sie wie einen oder eine Heilige behandelte, gilt noch lange nicht, dass solcherart oder auch formell verehrte Heilige tatsächlich KEINE Heiligen SEIN KÖNNEN und es ein Va banque-Spiel ist, ob ich nun mal gerade einen echten Heiligen anrufe…“
Verzeihung!
Danke für die Bereitstellung dieses aussagekräftigen Interviews! De Mattei ist wie immer sehr ausgewogen und vernünftig.
Was er über Papst Johannes XXIII. sagt, liegt ohnehin auf der Hand: Der Schaden dieses Pontifikates ist immens. Man bekommt nach umfangreichen Studien immer mehr den Eindruck, daß hier die Apostasie von oben eingeleitet wurde. Volksfrömmigkeit und akademische Theologie haben seitdem einen steilen Absturz erlebt, desgleichen das Ordensleben und die christliche Gestaltung der Politik.
Mit Johannes XXIII. sind m. E. dunkle Geheimnisse verbunden.
Unvergessen ist auch sein Pressecommuniqué über das III. Geheimnis von Fatima. M. E. hat er direkt gegen die Anweisungen von oben gehandelt.
Eine Heiligsprechung wäre für mein Gefühl blasphemisch. Man kann nur hoffen, daß es doch nicht dazu kommt.
Wen meinen Sie mit „von oben“? Der Papst ist auf Erden der Stellvertreter Christi. Schon einmal etwas vom „Dictatus Papae“ gehört. Es gibt keinen Menschen, der auf Erden über dem Papst steht!
Wenn Sie aber meinen, mit „von oben“ sei Unser Herr Jesus Christus, der König des Weltalls gemeint, so schreiben Sie das auch bitte, sonst wird es mißverständlich!
@Christoph Rhein
Ad erster Absatz:
Welcher Papst bitte hat sich zuletzt ausdrücklich auf den Dictatus Papae berufen?
Ad zweiter Absatz:
Stellen Sie sich bitte nicht dumm. Aus dem Zusammenhang geht jeweils klar hervor, wie „von oben“ zu verstehen ist.
Sie schreiben:
„Ich sehe nur eine Möglichkeit: Den heiligsprechenden Bergoglio als Häretiker zu verurteilen. Im deutlichen Gegensatz zu den Sedisvakantisten steht das nur dem Lehramt der Kirche zu, dem Papst und/oder einem dogmatischen Konzil.“
Das ist nicht richtig.
Ein Häretiker ist ipso facto exkommuniziert, nicht erst durch kirchlichen Spruch.
„Persönliche Überzeugungen, mögen sie noch so gut begründet sein, ersetzen nicht das Lehramt. Das ist der Fehler der Sedisvakantisten.“
Nein, das ist die Schwäche in der Position der FSSPX.
Die FSSPX konstituiert sich als Para- oder Super-Lehramt, indem es, von Fall zu Fall, darüber urteilt, ob das, was ein mutmaßlich häretischer Papst sagt oder tut, jeweils katholisch ist oder nicht, um sich ihm dann, je nachdem, zu unterwerfen oder zu widersetzen.
Ein Häretiker k a n n aber nicht Papst sein, er ist ja nicht einmal Katholik.
Danke für dieses Statement – es drückt das Dilemma aus, was ich in den letzten Tagen mit einigen TN hier dikutiert habe.
Der Papst untersteht ja weder einem anderen Papst noch Bischöfen. Das ist eine Erfindung mancher Gläubiger! Er untersteht Jesus direkt. Verfällt er in Häresien – und es ist von der Wirkung her gleich, ob er sich dessen voll bewusst ist oder nicht – verfällt die ganze Kirche in Häresie. Im übrigen kann ich nicht ernsthaft glauben, dass die Päpste reihenweise ganz unbewusst in schwerste Häresien verfallen, wo ihnen doch ausdrücklich – wenn sie bereit sind das Martyrium des Amtes anzunehmen – von Jesus den Hl. Geist als Beistand versprochen bekommen haben!
Dazu noch ein historischer Hinweis: die Problematik der Gültigkeit von Weihen nach der Aufräumarbeit des Konstanzer Konzils („Haec sancta synodus“) ist nicht lösbar! Die Kirche hat darauf verzichtet, hier ein endgültiges Urteil zu sprechen, weil es auf anderen Seiten so viele Risse erzeugt hätte… allein deswegen ist es Wahnsinn, sich vorstellen zu müssen, wie man nach nun mehreren häretischen Päpsten das noch mal kitten will. Allein kirchenrechtlich. Mir graut es förmlich…
Daher meinte ich auch neulich, dass irgendwelche „kritischen“ Statements vonseiten der FSSPX ins Leere gehen. Sie glauben, dass sie Widerstand leisten und glauben, dass sie ohne theologischen Einklang mit dem Papst so etwas wie Tradition nicht nur wahren, sondern auch „erzeugen“ können (denn eine Tradition kann nicht einfach festgefroren werden und dann Jahrzehnte lang „stehenbleiben“ – das wäre eben die Amishisierung, zu der auch viele „Traditionalisten“ neigen).
Für mich ist das, nachdem ich nun so länger auch im harten Geschäftsleben unterwegs bin, eine einzige Illusion. Die FSSPX ist eine Art „Indianer-Reservat“. Innerhalb dieses Reservats lässt man sie krähen und schimpfen. Aber wehe, sie treten aus ihrem Ghetto heraus – dann gibt es Ärger! Es gehört zu bewährten Geschäftsstrategien, dass man dem Gegner stets die Illusion lässt, er habe noch eine Chance, indem man ihm immer wieder mal ein Schrittchen entgegenkommt, ihn mal kräftig schimpfen lässt, dann wieder zwei Schritte zurück geht etc.
wachen aus den Illusionen und in der Realität ankommen, um nicht kassiert zu werden.
Meine Güte, mir rutschen heute dauernd Satzteile davon. Der letzte Satz muss heißen:
„Ich denke, wir sollten aufwachen aus den Illusionen und in der Realität ankommen, um nicht kassiert zu werden.“
Das mit dem Aufwachen und der Realität der Gefahren habe ich ja verstanden.Dann hätten Sie jetzt bitte die Güte, mir und anderen hier zu erklären, wie wir konkret verhindern, dass wir „kassiert“ werden.
Damit meine ich:
Die Lage ist wirklich furchtbar und nach menschlichem Ermessen aussichtslos. Solange hier noch irgendeiner glaubt, er könne die rechte Tradition wahren und häretische Päpste anerkennen, wird er am Ende nur seinen eigenen Hirngespinsten aufsitzen und immer mehr zur folkloristischen Randerscheinung werden.
Eine solche „Strategie“ mag zwar politisch erfolgsversprechend wirken, ist aber aus einer geistlichen Sicht surreal.
Man hält sich am Leben, in dem man in dieser Surrealität seine eigenen „Dogmen“, ein Krypto-Kirchenrecht und Amtserweiterungen herstellt, die alles, nur nicht traditionskonform sind.
Auch das führt zum Verlust des wahren Glaubens. Tut mir leid. Aber es hat noch nie genügt, einfach nur den richtigen Ritus zu feiern bzw. dort hinzugehen und ansonsten Häretikern anzuhängen. Die Welt nennt so etwas „Dopplemoral“..
Damit meine ich nicht, dass nicht die Messe Pius V. die wahre Messe ist. Damit meine ich auch nicht, dass man nicht dorthin gehen darf, wo sie (wenigstens prinzipiell…) gefeiert wird. Ja, ich meine, man sollte da hingehen und tu das ja selbst auch. Aber all die Helden-Legendenbildung drumherum sollte unterbleiben aus den genannten Gründen.
Sie sagten neulich selbst, man müsse aushalten, dass die Kirche derzeit eine Art Karfreitag oder Karsamstag erlebt. Das heißt: man bleibt vielleicht nur aufrecht, wenn man sich an Maria und Johannes (kleine, demütige Priester, die direkt auf Maria bezogen sind) hält, versucht, das, was „immer und überall geglaubt wurde“(und nicht alle möglichen Folkloren!) zu leben, aber ohne Autoritätsanspruch in in absoluter Demut.
Was erleben wir oft: die Autoritätskrise ist die Stunde zwar vieler hervorragender Laien und weniger echter Priester, aber auch extrem kleiner und enger Geister unter Laien und Priestern.
Dass in der FSSPX ein großer Erdrutsch passiert, kann nicht übersehen werden. Vor gut genau 2 Jahren schrieben die drei Bischöfe an Msgr. Fellay einen Brief. Darin stand ein Zitat Lefebvres: „Ein großer Bereich des Apostolats, vielleicht, aber in Unklarheit, und in zwei entgegengesetzte Richtungen auf einmal, die uns schließlich verrotten würde. Wie können wir fortfahren zu gehorchen und gleichzeitig die Wahrheit zu predigen? Wie kann man ein Abkommen machen, ohne dass die Bruderschaft verrottet in diesem Widerspruch?â€
Wir wissen, wie der Obere darauf reagierte.
Ja, ich weiß wie Bischof Fellay reagiert hat und was dann gefolgt ist… Aber wenn er zuließe, dass die FSSPX „kassiert“ wird, wäre immer noch die Möglichkeit gegeben, mit den Füßen abzustimmen. Noch hat er es aber nicht getan und ich kann ihm auch nicht unterstellen, dass er das will. Dass es passieren kann, damit rechne ich bereits seit 2005. – Ich setze meine Hoffung nicht auf die Bruderschaft und nicht auf Bischof Fellay, sondern auf Gott. Punkt.
Das ist gut! Denn SEINE Gedanken sind nicht unsere gedanken, und SEINE Wege sind höhrer als unsere.
ER hat versprochen, dass die Kirche nicht überwunden werden wird, – egal ob wir nun alle strategischen Tricks anwenden und nach menschlicher Weise jonglieren und taktieren.
(Ich will damit nicht sagen, man müsse nicht nach bestem Wissen und Gewissen handeln), aber wir Menschen vergessen leider irgendwann, dass ER im Regiment sitzt und nicht wir. Auch ich vergesse das leicht.
Daher: so ist es gut!
Sie mißverstehen den Begriff „ipso facto“:
„ipso facto“ ist ein Rechtsbegriff, der einen aus sich selbst entstehenden Rechtsanspruch beschreibt, der aber noch kein Recht setzt.
Beispiel nichtige Ehe: Eine nichtige Ehe ist ipso facto nichtig, und doch dürfen sich die Beteiligten nicht erneut verheiraten, solange die Nichtigkeit ihrer Ehe nicht vom Kirchengericht festgestellt wurde.
In der Bulle „Cum Ex Apostolatus Officio“ von Papst Paul IV. ist von Amtsverlust „ipso facto“ durch Häresie die Rede – aber diesem Amtsverlust setzt dieselbe Bulle Feststellung der Häresie voraus. Also nichts da mit dem „ipso facto“ als Amtsverlustautomatismus.
Das Ende eines Amtes muß von dazu befugter Autorität festgestellt werden, anders endet kein Amt.
Es sei hier übrigens daran erinnert, daß über einen Papst nach dessen Tod das Anathema verhängt wurde – gegen Honorius I. wegen dessen Monotheletismusnähe. Aber auch diesem Papst sprach die Kirche nie das Amt ab.
Was für das Papstamt gilt, gilt natürlich auch für die Häresie: Kirchenrechtlich ist ein Häretiker erst dann ein Häretiker, wenn die Kirche ihn als Häretiker verurteilt.
Und deswegen gilt auch für die zweitkonziliaristischen Päpste: Solange sie nicht von der Kirche als Häretiker verurteilt wurden, sind sie kirchenrechtlich keine. Man kann natürlich persönlich der Meinung sein, daß sie Häretiker waren, aber eine Privatmeinung schafft kein Recht.
… und das erfüllt den klassischen Tatbestand einer Tautologie:
§ 1 Der Chef hat immer recht.
§ 2 Und wenn mal nicht recht haben sollte, ist auf § 1 zu verweisen..
§ 3 Es sei denn ein Chef in weiter Zukunft behauptet, dass der Chef von damals nicht recht hatte.
Nun ist das Recht aber für sich selbst etwas, auch die Lehre der Kirche ist für sich selbst etwas. Wer ihr widerspricht ist ein Häretiker. das muss ja nicht noch blumig erklärt werden, wenn es ein Faktum ist.
Es ist allenfalls die Frage, wer dann „Ordnung schaffen kann“. Und das ist eine ganz andere Frage. Das muss tatsächlich einem anderen, rechtgläubigen Papst überlassen werden.
Es ist höchst fraglich, dass Ihre Ausführung so die komplexe Problematik erfasst, zumal auch das Beispiel von Honorius so nicht stimmt. Ich habe auf die Schnelle nicht alle Quellen zusammen, zitiere aber kurz wikipedia. Vor dem Vat. I. wurde von den Gegnern des Unfehlbarkeitsdogmas, außerdem durch alle Häretiker, vom Protestantismus über Gallikaner und Jansenisten zum Beweis gegen die Unfehlbarkeit die angebliche Häresie des Honorius aufgefahren.
Dennoch hat das Vat. I. die Unfehlbarkeit des Papstes festgestellt. Warum? Weil er eben nicht häretisch war!
„Dieses Anathema war ein Hauptargument gegen das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes in den Diskussionen rund um das Erste Vatikanische Konzil von 1870. Katholische Quellen stellen heraus, dass Honorius I. persönlich rechtgläubig dachte, geschweige denn ex cathedra monotheletisch gelehrt habe, und dass Leo II. den Häresievorwurf ausdrücklich von seiner Zustimmung zum Dritten Konzil von Konstantinopel ausnahm und die Begründung für das Anathema auf „Nachgiebigkeit gegenüber der Häresie“ umänderte.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Honorius_I.)
Gerade weil gerade dieses Beispiel eingehend während des Vat. I. durch das Konzil selbst geprüft und anders gesehen wurde, als Sie es darstellen, kann es hier leider nicht dienen.
Es geht bei einem Häresievorwurf gegen den Papst auch nie nur um eine rechtliche Seite, denn damit käme man der Häresie überhaupt nie mehr bei (s.o. Tautologie). Da der Papst ist eben nicht nur nur ein „Amtsinhaber“. Und selbst bei einer Häresie-Verurteilung posthum kann jeder kommen und sagen: es steht Papstwort gegen Papstwort. Was soll das also?
zu dieser „Tautologie“:
Ich behaupte ja gerade nicht, daß der Chef immer recht hat.
Aber ich weise darauf hin, daß der Chef auch dann der Chef bleibt, wenn er unrecht hat.
Wenn der Chef der Unternehmer ist, läßt sich ohnehin nichts machen (ich könnte allenfalls das Unternehmen wechseln).
Wenn der Chef dagegen ein leitender Angestellter ist, kann man immer noch hoffen, daß die Unternehmensleitung diesen Chef entweder versetzt oder entläßt.
Was ich an Ihrem Argument an sich – natürlich ungewollt von Ihrer Seite aus – häersieverdächtig finde, ist, dass wenn man zugestehen würde, dass ein Papst Häretiker sein kann, solange er will, wenn dies niemand feststellt, er aber, selbst wenn einer je „juristisch“ dies festzustellen befugt wäre, nicht einmal als Nicht-Papst betrachtet würde, dann würden Sie in logischer Folge behaupten, dass ein Papst i m A m t eben doch fehlbar sein kann.
Damit widersprächen Sie aber eben doch dem Unfehlbarkeitsdogma…
Sie kennen offenbar das erstvatikanische Unfehlbarkeitsdogma nicht.
Das grenzt die päpstliche Unfehlbarkeit nämlich ein, auf Verkündigungen unter folgenden Bedingungen:
1) Berufung auf das Papstamt
2) Lehre über Glauben oder Sitten
3) als endgültig entschieden
4) von der ganzen Kirche verbindlich zu glauben
Nur dann ist ein Papst unfehlbar. Und kein zweitvatikanistischer Papst hat bisher eine Lehre unter den genannten Bedingungen verkündet.
Übrigens kann auch ein Pfarrer Häresien verkünden – solange ihm nicht sein zuständiger Oberhirte, in diesem Falle also sein Bischof auf die Finger klopft. Und was für den Pfarrer gilt, gilt entsprechend für alle anderen Amtsträger der Kirche.
Und es haben nun einmal Päpste geirrt. Einen ‑Honorius I.- nannte ich bereits. Hinzugefügt seien hier noch Liberius und Felix (II.). Selbst der heilige Petrus verirrte sich in seiner Haltung zu den Heidenchristen.
Und nochmals: Eine Häresie muß kirchenrechtlich als Häresie festgestellt werden. Eine Privatmeinung macht niemanden zum Häretiker. Sonst könnte ja jeder daherkommen und behaupten, der oder der sei ein Häretiker …
Sie erwähnen im Zusammenhang mit Honorius I. Papst Leo II. Dann sollten Sie doch eigentlich wissen, daß Leo II. zwar die Begründung für das Anathema gegen Honorius I. änderte, aber keineswegs das Anathema widerrief. Und gerade dieser Honorius I. dürfte zu den Unfehlbarkeitseinschränkungen des Ersten Vatikanischen Konzils beigetragen haben.
Vielen Dank für Ihre Antwort. Machen Sie sich keine Sorgen um meine Kenntnisse. Ich habe hier selbst schon öfters aus beiden Konzilsdekreten des Vat. I zitiert.
Ihre Auffassung ist jedoch auch in der allgemeinen Forschung umstritten. Es ist nun mal etwas anderes, ob ich einen Papst wegen seiner Weichlichkeit verfluche oder wegen einer von ihm aktiv vertretenen Häresie.
Wie ich unten sagte, sind viele Positionen sowohl des Vat. II als auch der Päpste danach eindeutig zuvor einmal irgendwann verworfen worden. Und zwar zentrale Positionen.
Die Häresien wurden nach der Methode, die bereits Gregor XVI. und Pius X., aber auch Pius XI. genau charakterisiert haben, verkündet.
Das heißt: Sie unterschätzen den Adversarius, wenn Sie glauben, er würde ex cathedra ausdrücklich einer vorigen Lehrdefinition widersprechen.
Selbst ein kluger menschlicher Stratege würde das doch nie so – mit Verlaub – dämlich anpacken! man streut heir ein wenig ein und dort, immer unter der Messlatte des Vat. I. durch und durchseucht so das gesamt Denken.
Was nützen Ihre Subtilitäten, wenn darüber die ganze Kirche den Bach hinunter geht – das ist ja gerade das, was mir soviel Unbehagen bereitet.
Während wir hier unser Wissensgefieder aufplustern und uns gegenseitig darin überbieten, den Mann/die Männer zu schützen, der uns den Wölfen überantwortet hat, anstatt zu sagen: da stimmt was nicht, der ruiniert uns doch – das kann nicht der Hl. Geist sein, der diesen Niedergang wirkt, also kann es nur der Gegenspieler sein. Wenn aber der Gegenspieler den Papst geistig bestimmt, ist das nicht der Papst, der die Qualifoikation und das Charisma hätte, Fels zu sein.
Papstsein ist nicht vergleichbar mit einem weltlichen Amt. Sie erwähnen auch den häretischen Priester. Natürlich tummelt er sich weiterhin im Amt, weil die Hierarchie alles tut, um die Gemeinden flächendeckend mit Häretikern, Doppelköpfen oder Feiglingen zu besetzen. Womit sich der Kreis wieder schließt…
Jeder muss entscheiden, ob er solche Leute noch als „Amtsinhaber“ vor unserm Herrn betrachtet. Denn letztendlich kann ich das nicht tun, ohne IHN z lästern und sein Erlösungswrk.
Das – nur das ist das eigentliche Problem. Es tut mir leid, aber ich kann aufgrund einer klaren Denkweise diesem Problem nicht mit Rhetorik ausweichen.
@ zeitschnur:
Wenn Sie schon die päpstliche Unfehlbarkeit ansprechen, sollten Sie auch wissen, daß das erstvatikanische Unfehlbarkeitsdogma die päpstliche Unfehlbarkeit einschränkt. Die von mir genannten Bedingungen stehen nun einmal da.
Anathema ist Anathema, aus welchem Grunde auch immer das Anathema verhängt wurde.
Wir traditionsgläubigen Katholiken sagen doch, daß vieles in der Kirche nicht stimmt, also was wollen Sie?
„Jeder muss entscheiden, ob er solche Leute noch als „Amtsinhaber“ vor unserm Herrn betrachtet.“
Sie können ja betrachten wie Sie wollen, aber durch Ihr Betrachten ändern Sie nichts daran, wer den Stuhl Petri besetzt. Das bestimmt nämlich immer noch die Kirche, nicht Sie.
@ zeitschnur:
Im übrigen erinnere ich Sie daran, daß Sie selbst den Vergleich von Papstamt und weltlichem Amt ins Spiel brachten (der Chef …) .
Die Bedingungen des Vat I habe ich an keiner Stelle bestritten – es geht doch um eine ganz andere Frage – nicht ob und inwieweit ein Papst sich irgendwie als „menschlich“ zu schwach oder zu dumm oder zu feige erweisen könnte, sondern ob er ganz offensichtlich Häresien glaubt und auch verbreitet. Es ist dabei völlig gleich, ob er das ex cathedra tut oder anders. Häresien verbreiten ist Häresien verbreiten.
Und dass ein einigermaßen intelligenter Mann das nicht ex cathedra machen wird, dürfte jedem auch unmittelbar einleuchten. Es wäre andernfalls so, als wolle der Räuber, der gleich in mein Haus einbricht, vorher laut „Achtung!“ rufen.
Wie ich schon sagte, IST bereits bei sehr vielem festgestellt, DASS es häretisch ist.
Wenn also moderne Päpste Dinge „einfließen“ lassen, immer wieder, immer wieder, natürlich nicht ex cathedra, am besten „verschanzt“ hinter anderen (das ist F.s Spezialität), die zuvor irgendwann einmal ausdrücklich verworfen wurden, dann sind die definitiv Häretiker. Nicht, weil ich das entscheiden würde, sondern weil es bereits entschieden IST.
Jede andere Debatte, wer das dann noch mal extra entscheiden müsse, ist albern. Es kann dabei auch nicht um willkürliche Urteile willkürlicher Menschen gehen. Es kann nur um harte Fakten gehen.
Dass ein Gläubiger in den Päpsten der letzten Jahrzehnte jeweils klar Häretiker erkennen kann, sofern er Glaubenssinn (sensus fidei) hat, was nicht dasselbe wie irgendwelches Wissen ist, iliegt auf der Hand. Es ist x‑fach bezeugt, kann man förmlich sagen, auch schriftlich.
Die Behauptung, nur ein anderer Papst könne „beurteilen“, ob ein voriger überhaupt Häretiker war, ist Unsinn. Beurteilen kann das jeder, der diesen sensus fidei hat. Feststellen in einem rechtlichen Sinn…auch das ist sehr schwieirg, weil Sie völlig ausblenden, dass bei einem Anathem des einen über den anderen Papst die bloße Autorität eben gerade nicht klärt, ob nicht derjenige, der das Anathem verhängt, irrt.
Endlose Kriege sind i.d.R. die Folge. Wir hatten Zeitalter, die so verliefen, wie Sie sich das vorstellen: einer verwarf den anderen und am Ende hatten wir sogar mal drei Päpste.
Davor möge uns Gott behüten! Denn kein Häretiker gibt freiwillig den Sitz Petri her, und posthum dürfte es nicht viel nützen, ihn zu bannen, nach getanem Werk sozusagen…und das Problem, dass der, der ihn verurteilt irrt, wäre dann immer noch nicht aufgehoben.
Und noch eine Differenzierung, die Ihre Argumentation verwischt:
„Anathema ist Anathema, aus welchem Grunde auch immer das Anathema verhängt wurde.“
…die Diskussion hat ihren Ausgangspunkt verloren. Es ging darum, ob Päpste Häretiker sein können.
In diesem Zusammenhang (!) ist nicht Anathem gleich Anathem.
Honorius hat selbst keine Häresie verkündet. Der Vorwurf ihm gegenüber ist, dass er zu nachgiebig mit den Häretikern umging.
Ergo war er kein Häretiker, sondern ein Schwächling.
Ich versteh nicht, wo das Problem ist, dass ein Papst im Amt durchaus fehlbar sein, kann!
Soweit ich weiß gibt es durchaus von Päpsten selber unterschiedliche Definitionen, darüber was das Pasptamt alles so beinhaltet.
Ein Renaissancepapst hat die Sache mit der weltlichen Kompetenz sicher anders gesehen, als einer der Verfolgungszeit.
Es ist doch absolut illusorisch anzunehmen, dass alles was die Päpste von Petrus bis Pius XI so von sich gegeben haben, in Predigten, Ansprachen und bei Tisch, absolut widerspruchsfrei und aus einem Guß gewesen ist.
Die UNfehlbarkeit bezieht sich auf die Excathedra Aussagen, und nicht auf alles andere.
Es wäre schon wunderbar, wenn man in allen Fragen, die sich so stellen, nur nach Rom schauen müsste, aber dem ist so nicht.
Das heißt, Sie sind der Meinung, daß eine Häresie nicht nach objektiven Kriterien gegeben sein kann, sondern nur nach formalen?
Ein Beispiel zum Vergleich:
Wenn also eine Frau einen Mann in Stücke schneidet und unbemerkt die moderne Toilette herunterspült, dann ist dies kein Mord/keine Tötung, weil die Behörden ihn nach 50 Jahren in ihren Unterlagen immer noch nur als vermißt führen und kein Gericht davon gesprochen hat, dass hier ein Mord geschah?
Die Tradition der Kirche hat die Heiligsprechungen seit Jahrhunderten als Ausdruck der päpstlichen Infallibilität bekannt. Daran ändert auch nichts, dass es immer wieder Theologen gab und gibt, die das anders sehen.
Wie kommen Sie darauf zu schreiben: „Umso mehr gilt für jene Heiligen, die nie formal kanonisiert wurden (wie St. Franziskus oder St. Dominik), …“
Der Heilige Franziskus wurde 1228 von Papst Gregor IX heiliggesprochen, der Heilige Dominikus 1234, ebenfalls von Papst Gregor.
@Leo Lämmlein
Zunächst verweise ich auf die Kommentare von @ Seefeldt.
Und dann zusätzlich auf ein Dogma der katholischen Kirche: Es gibt die lehrende und die hörende Kirche. Die lehrende Kirche ist a) der Papst, b) der Bischof in Einheit mit dem Papst c) der Papst und alle Bischöfe gemeinsam. Die lehrende Kirche entscheidet, wer Häretiker ist, und zwar offiziell. Ein Häretiker ist natürlich auch vor seiner Verurteilung häretisch. Aber es muss in der Kirche rechtlich festgestellt werden.
Und der hörenden Kirche, zu der wir gehören, steht das in keiner Weise zu. Das anzunehmen wäre die nächste, faustdicke Häresie. Wir haben der lehrenden Kirche zu gehorchen. Wenn wir mit unserer Vernunft feststellen, die lehrende Kirche widerspricht dem 2000jährigen Lehramt, sie verkündet einen veränderten Glauben (ab 1962), dann ist Gehorsam nicht mehr möglich. Weil er Ungehorsam bedeutet gegenüber dem ca. 2000jährigen Lehramt vorher.
Und damit sind wir bei dem undifferenzierten Vorwurf, die FSSPX lehre was sie wolle. Stets hat Erzbischof Lefebvre auf den Katechismus verwiesen. Auf den nachtridentinischen römischen Katechismus. Mit keiner Silbe hat er jemals gesagt, die Priesterbruderschaft könne sich aus diesem Katechismus aussuchen, was sie wolle.
Sie nimmt kein Quasi-Lehramt in Anspruch, sie bezieht sich auf das vorkonziliare, fast 2000jährige Lehramt.
Man kann sich hier die Finger wundtippen, es ist umsonst: Dieser Glaube ist dokumentiert. Er ist da. Wir müssen uns lediglich die Mühe machen, den Katechismus aufzuschlagen.
Ich bleibe erst Mal beim Grundprinzip: Der hörenden Kirche steht es nicht zu, Päpste oder Bischöfe für abgesetzt zu erklären. Das zu tun, ist eine Häresie, die es in der 2000jährigen Kirche nicht gegeben hat.
Und jetzt konkret zu den Sedisvakantisten: Sie sind untereinander total zerstritten. Die einzelnen Kapellen finden seit über 40 Jahren zu keiner Einheit. Jeder Priester ist sein eigener Bischof bzw. Papst. Sie sind sich noch nicht mal einig, ab wann die Sedisvakanz gilt. Mit welchem Papst sie angefangen hat. Das heißt, dort herrscht die reine Anarchie.
Nur in einem Punkt sind sie sich ein einig: Die FSSPX anzugreifen. Diese ist auch zu kritisieren. Doch für die Sedisvakantisten ist dies der einzige Punkt, in dem sie sich einig sind. Ein zweiter Punkt kommt hinzu: Die „Konzilskirche“ wird als „V – 2 Sekte“ beschimpft.
Sie nehmen in der Regel nicht mehr am kirchlichen Leben teil. Sie gehen – in der Regel – nicht mehr zur heiligen Messe und empfangen keine Sakramente mehr. Und das über Jahrzehnte. Weil die Sedisvakantistenkapellen so weit auseinanderliegen, dass ein kirchliches Leben nicht mehr möglich ist. Ohne hl. Kommunion, ohne Beichte, ohne Schriftauslegung durch einen geweihten Priester. Das „katholisch“ zu nennen, finde ich wahnhaft.
Wobei ich darauf hinweise: Wenn Katholiken keinen anderen Ausweg mehr sehen in dieser verworrenen Konzilskirche, steht mir kein Urteil zu. Solange sie andere nicht verunglimpfen.
Zeitlos
Danke für Ihre Antwort.
Nur dass Sie zum Teil Behauptungen widerlegen, die ich nicht erhoben habe oder erhebe.
Natürlich ist der Glaube der Kirche da und objektiv dokumentiert.
Aber ist es denn einfach, zu beurteilen, welchen Gewissheitsgrad (theologische Zensur) ein bestimmter Glaubenssatz hat, zu dem ein Papst sich eventuell in Widerspruch setzt, oder ob eine Vorschrift, die er missachtet, göttlichen oder menschlichen Rechts ist?
Dazu sind doch breite und tiefe theologische Kenntnisse und Fähigkeiten nötig!
Über diese verfügen die meisten Katholiken nicht.
Solche sind von ihnen auch nicht zu erwarten und zu verlangen.
Andererseits: Was sollen sie denn tun, wenn sie seit Jahrzehnten dem, was Priester, Bischöfe und ja, auch Päpste sagen und tun (Stichwörter: Änderung der Sakramente, Assisi 1 bis 3, Korankuss, Hymne an den Götzen Olokun, Blasphemien gegen die Sündlosigkeit Jesu Christi, gegen die Gottesmutter unter dem Kreuz …), nicht mehr trauen können?
Auch der einzelne Katholik hat das Recht und die Pflicht, darüber zu urteilen, ob ein Hierarch, unter Umständen sogar ein Papst, Häretiker ist oder nicht –so schwierig die Urteilsfindung sein mag–, und Konsequenzen daraus zu ziehen.
Der Papst wird von niemandem gerichtet. Man muss hinzufügen: wenn er denn ein echter Papst und kein Häretiker oder Gegenpapst ist.
Sollte einmal ein Häretiker auf den Stuhl des hl. Petrus gelangen (was durch einen illegalen Akt geschehen würde, durch eine Wahl, die null und nichtig wäre), so würde ein solcher „papa“ haeriticus sich höchstwahrscheinlich nicht selbst stellen. Würden Bischöfe oder Kardinäle sich ermannen, ihn als Häretiker zu überführen, so müssten sie das in einem Akt tun, der nach dem äußerlichen Schein illegal wäre (da gegen die Autorität und den Willen des machthabenden Petrusstuhlinhabers), dem Wesen nach aber höchst legitim. Auch dann bliebe dem Katholik, ob Kleriker oder Laie, die Gewissensentscheidung nicht erspart, ob er dem Scheinpapst in der weißen Soutane oder seinen rechtgläubigen Widersachern Glauben schenkt.
Bischof Fellay hat vor einigen Wochen ein sehr schwerwiegendes Wort gesagt, als er Papst Franziskus als Modernisten bezeichnete.
Wenn Franziskus ein Modernist ist, kann er kein Papst sein.
Ist Franziskus aber Papst, dann darf man ihn nicht als Modernisten verunglimpfen.
Das ist das Problem.
@ Zeitschnur
Mit Verlaub, das fast 2000jährige Lehramt der katholischen Kirche ist maßgeblich. Ich tippe mir weiterhin die Finger wund: Dieser Glaube ist dokumentiert. Und zwar so gut, dass ich jeden vorkonziliaren Katechismus nehmen kann, der approbiert ist: Es gibt keinen wesentlichen Unterschied. Und diese Katechismen sind von einem Bischof approbiert worden, der in Einheit mit einem rechtgläubigen Papst stand. Der Katechismus des hl Pius X. ist von ihm, dem heiligen Papst, approbiert. Sein Kompendium der christlichen Lehre ist von ihm selbst verfasst.
Die Gottesmutter ist für das Frömmigkeitsleben von unschätzbarer Bedeutung. Auch die großen Heiligen, doch sie reichen an die Verehrung der Gottesmutter nicht heran.
Nach der Lehre der katholischen Kirche ersetzen sie keinesfalls das Lehramt. Das von Jesus Christus eingesetzt wurde.
Wir würden dann weit unter den Protestanten stehen, wären reine Individualisten bzw. Anarchisten.
Die gläubigen Protestanten richten sich an Jesus Christus aus, sie ersetzen ihn nicht durch Maria oder andere Heilige. Sie bemühen sich, aus der Hl. Schrift zu leben, sie ist ihre Norm.
Ihr Irrtum, ihre Häresie ist nicht, die Heilige Schrift in das Zentrum zu stellen. Sondern es aus den Händen des Lehramtes zu nehmen, das Lehramt zu leugnen, und das eigene Gewissen, das eigene Urteil als höchste Norm zu setzen.
Dieser Subjektivismus ist die Häresie des Protestantismus.
Die Marienfrömmigkeit befruchtet das geistliche Leben. Sie kann aber nicht das von Jesus Christus eingesetzte Lehramt ersetzen. Sorry, aber das ist nie Gegenstand der katholischen Diskussion gewesen. Mit dem katholischen Glauben hat das nichts mehr zu tun.
@T. de Ahumeda und ein besorgter Christ
Ein Heiliger, eine Heilige, die zu Überspanntheiten neigten, können vergessen werden, da muss nichts zurückgenommen werden. Da stimme ich zu.
Das trifft keinesfalls auf zwei Päpste zu, die den Glauben der Kirche veränderten in der Form, dass er mit dem vorherigen Lehramt nicht mehr übereinstimmt. Denn damit werden die Irrtümer mit „heiliggesprochen.“
Bei diesen „heiligen Päpsten“ steht der katholische Glaube in Frage. Wenn diese Heiligsprechungen nicht offiziell zurückgenommen werden und der heiligsprechende Papst eines Irrtums angeklagt wird, haben wir einen Pluralismus, wie die Protestanten. Diese katholische Variante ist sogar noch schlimmer: Wir haben jedem Papst zu gehorchen, der frei schalten und walten darf, der über den Glauben bestimmen darf. Das heißt, Katholiken werden zu vernunftlosen Wesen degradiert.
Wenn der Papst nicht den wahren Glauben verteidigt, sondern zerstört, ist ihm nicht zu gehorchen.
Dann wäre die Kirche Jesu Christi die Kirche des jeweiligen Papstes. Gerade das ist sie nicht. Sie ist und bleibt Seine Kirche. Dafür hat in ganz besonderer Weise der Papst einzustehen. nach dem Willen Jesu Christi.
Johannes XXIII. und Johannes Paul II. haben eine Entwicklung eingeleitet, die die Kirche nach menschlichem Ermessen ruiniert. Eine solche Heiligsprechung muss zurückgenommen werden, wenn die Zeit reif ist. Vom unfehlbaren Lehramt, das sich am ca. 2000jährigen Lehramt der Kirche orientiert.
Die „regula fidei proxima“ war jedoch stets das Lehramt selbst als Ausleger der Tradition und Lehre und nicht die Lehre an sich selbst. Daher ja „proxima“. Die „regula fidei remota“ (also die in Büchern dokumentierte Lehre) kann nur als Notbehelf angesehen werden, wenn man andererseits mit Gewissheit sagen kann: das Lehramt fällt derzeit aus (was man aber dann wieder nicht sagen will!?). Man muss sich schon entscheiden, welcher „regula“ man nun folgt. Der Wackelkurs der FSSPX ist der, dass sie mal dem einen, mal dem anderen Kurs folgen will. Lefebvre war darin selbst gespalten und inkonsequent.
Es ist eine Frage der Aufrichtigkeit, ob man diese – rein prinzipielle Problematik – zugibt oder sich in Illusionen stürzt, die dieses „runde Quadrat“ so verwischen, dass man nur noch einen undeutlichen geometrischen Körper sehen kann. Und wer verwischt, fährt in der Regel auch gewaltige Argumente und gewaltige Rhetorik auf, sobald ein kleines Kind sagt: Seht, da ist doch gar kein Kreis und auch kein Quadrat, und der Kaiser ist außerdem nackt.
Diese prinzipielle Problematik besteht aber. Und die Logik hat niemals die Absicht, irgendjemanden zu verunglimpfen. Sie steht ehern im Raume und ist erhaben. Es gibt für mich als Gläubigen keine zwei Möglichkeiten, die ich nach Gusto einsetzen könnte, denn – gleich was in Dogmatiklehrbüchern steht – bin doch niemals ich selbst das Lehramt und habe zwar die Berechtigung, die Tradition zu kontemplieren, darüber zu reden und zu schreiben. Ob das aber anerkannt werden kann für die ganze Kirche, muss wiederum das Lehramt entscheiden. Wenn das Lehramt jedoch ausfällt, weil es häretisch geworden ist, sieht es düster aus, ob nun ganz sedisvakatistisch oder illusionär-noch-kirchlich wie die FSSPX.
Die Diskussion ist nicht lösbar. Der, der das alles angezettelt hat, hat dafür gesorgt, dass man es weder logisch noch auf der Basis der Tradition lösen kann. Denn es ist und bleibt eine Tatsache – egal, was manche hier schreibenderweise behaupten – dass die Kirche für den Fall, dass ein Papst häretisch werden könnte, niemals eine Regel entwickelt hat.
Morgen sitzen wir wieder alle in unseren Hl. Messen, es ist Ostern, unsere Priester werden wieder sagen „una cum“ im Messkanon. Una cum Francisco, una cum einem unserer häretischen Bischöfe, ja auch in der tridentininischen Messe. Damit mich keiner falsch versteht: auch ich gehe hin, auch ich werde morgen wieder in einer tridentinischen Messe sitzen, aber sind wir wirklich una cum?
Ich will mir nichts vorlügen: nein, wir sind nicht una cum! F. lehnt das, was wir da tun, als Folklore ab. B16 hat das zwar wieder erlaubt, aber mit der ausdrücklichen Absicht, der alte und neue Ritus mögen sich befruchten für eine weitere Reform! Deshalb hat auch er die „Messe aller Zeiten“ nie für eine solche gehalten, weil er ja schon das Sühneopfer ablehnt. Also auch mit ihm war man nicht una cum, wenn man sich aus seinen schlauen Büchern die anderslautende Lehre der Kirche selbst erschloss.
Ich möchte noch kurz darauf hinweisen, dass es ein Unterscheid ist, ob in der alten Kirche bestimmte Lehrentfaltungen überhaupt erst einmals entwickelt und definiert wurden. Ob etwas eine Häresie ist, wurde hier konziliar festgestellt, allerdings unter der endgültigen Entscheidung des Papstes.
Die Feststellung einer Häresie i.d.S. bedeutet eine erste klare Formulierung, die vorher noch nicht existierte (so zum Beispiel beim „Filioque“).
Wenn nun aber die Lehrentscheide längst getroffen wurden und in klaren Sätzen vorliegen, kann jeder Gläubige aufgrund dieser Sätze mit Gewissheit nachweisen, ob jemand eine Häresie vertritt.
Es ist hier weder eine Ungewissheit im Raume noch eine offene Frage. Längst ist alles entschieden, und es wärmt nur jemand alte Häresien auf.
In dieser Lage sind wir heute: nichts von all den Häresien, die unser Lehramt vertritt, ist nicht längst durchdiskutiert und verworfen worden. Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Die derzeitige Häresie ist eine Kompilation aller Häresien zuvor. Pius X. sagte: der Modernismus ist das Sammelbecken aller Häresien. Und genau das vertritt der Papst seit 50 Jahren. Das wurde schon festgestellt, sogar in der Zuspitzung durch Pius X.
Das muss nicht noch mal extra verworfen werden.
Zur Lehre der Kirche über Maria als „Schutzherrin der Kirche“ und der Lehre, lateinisch „sedes sapientiae“:
„Gaude, Maria virgo, cunctas haereses interemisti in universo mundo“ singt die Liturgie – bis zur Liturgiereform. Dass auch Traditonsverbundenen dies nicht mehr wissen, ist Ergebnis des häretischen Kurses seit 1965. Diese Antiphon wurde nämlich nach der Liturgiereform sowohl aus dem Messformular als auch aus dem Brevier gestrichen, zuvor betete man sie mittwochs und samstags:
Maria ist nach der Tradition und nach der Schrift die Überwinderin aller Häresien.
Auf höchsten theologischem Niveau, das aber auch „Herz“ hat, kann man das nachlesen bei M.J. Scheeben in der Dogmatik oder in „Die Dogmen von der unbefleckten Empfängnis Mariä und von der Unfehlbakeit des Papstes als Manifestation der Übernatürlichkeit des Christentums“.
Scheeben ist überhaupt sehr zu empfehlenaus.
Kein Papst nach dem Konzil ist heilig. Was sind denn ihre Früchte vor Christus?
Nur Schrott vor dem Herrn haben sie produziert. (Johannes Paul I) nehme ich aus. Der eine ruft ein Konzil ein was sich dieser Welt öffnet, der andere zerstört die Liturgie und erlaubt die Verbrennung von Katholiken nach ihrem Tod, der nächste tanzt mit allen Religionen in Assisi um das goldenen Friedenskalb und der vorletzte tritt als Papst zurück weil er angeblich gesundheitlich zu schwach ist und der jetzige (der Liebling der Medien dieser Welt) will nach seinen eigenen Worten alles „durcheinanderbringen.“(Was er auch gemacht hat). Nun muß ich als Katholik meinen Weg zu Christus alleine gehen denn die Päpste nach dem Konzil erscheinen mir alle als nicht als besonders vertrauenswürdig.
Per Mariam ad Christum.
Ich sehe, daß hier vom eigentlichen Thema abgewichen wird! Es wäre gut, hier wieder die Unterscheidung von „formal“ und „materiell“ zu kennen. Nach meiner Ansicht, eröffnet Roberto de Matteis Interview doch die Augen. Eine Heiligsprechung ist ein Akt des „munus sanctificandi“ der Kirche. also eine Sakramentalie, die zum Gegenstand der Liturgie werden KANN, aber nicht MUß! Hier dient ein Hinweis auf die beiden, in der Römischen Liturgie GÜLTIGEN Martyrologien, das von 1856 und jenes von 2004, die NIE verändert wurden, in die NIE neue Heilige eingefügt worden sind. Nun wird man mir aber sagen, daß die Martyrologien „pars liturgiae Horae Primae“ sind, also Teil der Prim, die nach SC. 89 d abgeschafft (besser „unterdrückt“) worden ist. Galt dieses je für die Liturgie des Karthäuserorden? Nein! Also bleibt die Prim integraler Bestandteil der Römischen Liturgie!
Nun, warum verweise ich auf die Liturgie? Nur, und ausschließlich in ihr werden der Kirche Glieder jene Gnadenmittel verliehen, die sie zum Bestehen brauchen und die Kirche aufgebaut! Dieses ist keine Lehre des Konzils, sondern sie geht mindestens bis auf Thomas von Aquin zurück. Und nun tritt ein zweites Prinzip hinzu: „Legem credendi statuat lex supplicand“ -„Das Gesetz des Betens (die Liturgie!) sollte das Gesetz des Glaubens aufrichten! Diese Lehre der Väter ist nun gewiß schon seit Papst Pius XII „Mediator Dei“ § 36 zumindest in Zweifel gezogen worden (daher die Karwochenreform!). SICHTBAR (für den Leser des Martyrologiums) und HÖRBAR (für den an der Prim teilnehmenden Christgläubigen) ist der Name dieser „Problempäpste“ also in der Tat (IPSO FACTO!!!) nicht im „Canon Martyrum“ also derjenigen, durch deren Bitten die Kirche gestärkt wird, die SICHTBARER oder HÖRBARER Teil der „Ecclesia supranaturale“, der „Ecclesia Aeterna“ sind. Also geht von ihnen nicht jene spezifische Gnade aus, die von den Heiligen der BEZEUGENDEN ausgeht, für die gilt eben nicht „per sanguinem huius martyris ecclesia crescat et floreat“
Also, erst wenn durch ein FORMELLES Dekret, die Aufnahme der neuen Heiligen in das Martyrologium angeordnet wird, dann würde es kritisch werden. Dieses ist aber m. E. nur möglich, wenn eine Neuauflage des Martyrologiums angeordnet würde. So bleibt die Heiligsprechung zwar ein Feierlicher Akt „proxima fidei“ aber kein Akt des „dogmatischen Lehramtes“, also jenes Unfehlbaren, EX KATHEDRA verkündeten Lehramtes.
Hier – und damit korrigiere ich mich auch selbst – liegt also kein Grund für eine Erklärung des „papa haereticus“ und damit für die Erklärung der Sedisvakanz des Römischen Stuhles vor.
So gesehen ist dieser Akt, den man im Sinne von DV 9 auslegen muß, nicht absolut unfehlbar!
Was heißt das denn im Ergebnis für den normalen Gläubigen? Und für die Welt?
Es heißt ganz einfach, dass der Papst sich beim Heiligsprechen von Leuten irren kann. Es heißt, dass man aus Versehen einen Heiligen anruft, der womöglich in der Hölle sitzt. Und wenn sich die Herren Päpste heute dabei irren können – wer sagt uns, dass sie nicht schon immer irrten? Und wenn die Verunsicherung über diesen Sachverhalt, Sophisterei hin oder her, einmal soweit fortgeschritten ist, wird man dem Papst auch sonst nichts mehr glauben, überhaupt den Glauben an Himmel, Hölle, Heilige, Fürsprecher etc. verlieren. Es ist dann alles nur noch Hokuspokus, der sein kann oder auch nicht.
Wozu wohl hat man ausgerechnet, bevor diese quasi-Überflüssigkeit des Papstamtes offenbar wurde, unfehlbar die Unfehlbarkeit des Papstes festgestellt? Der Kopf schwirrt… Ist das Dogma vielleicht fehlbar? Und damit alle Dogmen? Haben die Protestanten, die Orthodoxen, die Albigenser, die Muslime und Juden, haben sie vielleicht alle rechtgehabt?
Kollegen – welch ein lästerliches Schauspiel gibt unser Papst vor der Welt ab?! Die Welt wird sich nicht die Gehirnzellen selbst ausblasen, um diesen Unsinn aus Rom zu rechtfertigen und sich vielmehr erleichtert bestätigen, dass sie immer auf der sicheren Seite standen, wenn sie diese Kirche für eine Ansammlung von Unsinn ansahen…
Fazit: man lässt es ganz. Wozu Heilige verehren, wenn es fraglich ist, ob sie heilig sind? Sich etwa nur auf Märtyrer beschränken?
Ja, so einen Unsinn hat die Kirche nie gelehrt – man hat sich an den Heiligen gewandt, der zu einem selbst passt (aus welchen Gründen auch immer).
Wir hebeln unseren Glauben mittels haarpalterischster Differenzierungen aus, um den Papst immer noch zu schützen. Es ist doch wurstegal, ob einer nun ins Martyrologium aufgenommen wird oder nicht: beim Heiligsprechen wird in jedem Fall darauf vertraut, dass der oder die Betreffende bereits bei Gott vollendet ist. Wenn die Kirche sich darin nun alle naslang irren kann, bedeutet das einen enormen Glaubwürdigkeitsverlust hinsichtlich des übernatürlichen Charakters der Hierarchie.
Jeder muss wissen, was er tut – aber der Glaube wird durch solche Argumentationen in der schnöden Realität der doofen Gläubigen, die einem Kommentar, in dem es nur so schwirrt von argumentatorischen Winkelzügen, nicht folgen können (was vielleicht auch eine Immun-Reaktion ist!), noch mehr schwinden.
„Ich, der Stellvertreter Christi, spreche heute einen Mann heilig, der aber vielleicht in der Hölle schmort – keine Ahnung. Aber wir feiern trotzdem schön. Vergessen wirs danach gleich und halten uns an die paar altkirchlichen, „sicheren“ Märtyrer.“
April. April.
Sie haben schon recht mit ihrem Zorn, werte zeitschnur,
nur ist es leider so, dass die Kunst der Differenzierung in den Jahren nach dem Konzil schwer gelitten hat, was auch so eine Art Hintertreppenwitz der Weltgeschichte ist.
Weil es doch genau das Konzil war,. dass jede Autorität innerkirchlich aufgeweicht hat und dem Gewissen und dem Ergebnis eigener Überlegungen, die auch durchaus aus der Lektüre antikirchlicher Schriftsteller gewonnen werden konnte (Abschaffung des Index) einen sehr starken Vorrang eingeräumt hat.
Die unbewusste Reaktion, des Desasters vor Ort, (Liturgiemissbräuche merkwürdige unkatholische Aussagen zu Fragen rund ums 6. Gebot u.s.w.) führte dazu, dass die Gläubigen sich mehr an Rom orientierten, (die Gläubigen, nicht die anderen) und jetzt führt der Papst in Rom sich auf, wie der „Pfarrer vor Ort“ wo man schon lange nur noch im äußersten Notfall hingeht.
So nun ist es jedoch keineswegs so, dass alles was es theologisch zu klären gibt bereits geklärt worden ist und aus der Vewechslung von legitimen theologischen Fragestellungen udn der Leugnung von Dingen die längst geklärt sind, kommt ein großer Teil des Chaos.
Um es auf den Punkt zu bringen, Unfehlbar ist der Papst nur dann, wenn er ex cathedra spricht.
Das er sich ansonsten, seinem Amt schwer unangemessen, sehr schlampig ausdrückt, von der falschen Seite Beifall erhält, u.s.w. ist schlimm und keineswegs gut, aber er ist der Papst.
Wenn es nur Schlamperei wäre! Ich redete davon, dass die Päpste seit jahrzehnten niederschwellige Häresien vertreten, die sie eigentlich eo ipso aus der Gemeinschaft der Kirche ausschließen. Als Beispiel zitierte ich die Verleugnung des Sühneopfers durch Joseph Ratzinger, der das Buch auch noch nach seiner Papstwahl unkorrigiert wieder auflegen ließ!
Wie ich nun schon öfters sagte, wird jeder „Papst“ einen Teufel tun, seine Irrlehren ex cathedra zu verkünden. Es gehört nur ein wenig Bauernschläue dazu, um zu erfassen, dass die „cathedra“ für jeden Häretiker auf dem Stuhl Petri natürlich ein „Nogo“, eine Tabuzone ist.
Er wird natürlich gar nichts mehr ex cathedra sagen. Dafür aber kräftig „niederschwellig“ seine Irrlehren verkünden.
Es entsetzt mich am meisten die Naivität der treuen Katholiken. Als ob sie nicht mit der Intelligenz der Schlange rechneten, der schon Eva auf den Leim ging. Eva verlor die Diskussion. Adam war offenbar zu unbedarft, um zu dikutieren – er griff ohne Frage zu, als ein anderer Mensch, hinter dem er sich verschanzen konnte, ihm das Verbotene empfahl.
Man kann in diesem Bild unsere derzeitige Kirchenmisere erkennen.
Gott hat indessen sowohl den sophistischen Diskutanten namens Eva, der sich Illusionen ergab, wie den feigen Kerl, der andere beim Sündigen vorausgehen lässt und sich dahinter verschanzt namens Adam hinausgeworfen.
Zum Thema niederschwelliger Irrlehren: Mich juckt es ja, auf diese „befreiungstheologischen“* Lehrrelativierer die marxistische Lehre vom Umschwung der Quantität in die Qualität anzuwenden. Dann würden die vielen kleinen Nochnichtganzhäresien ganz schnell als Häresie gewertet werden müssen, schon aufgrund ihrer Quantität.
Diese Lehrrelativierer sind aber raffinierter und es stellt sich wahrscheinlich so dar: Als Marxisten bauen sie darauf, daß auch viele kleine Nochnichtganzhäresien ja nicht verurteilt werden können (Zwickmühle des Formalen) und bauen – nicht ganz zu unrecht darauf, daß diese, aufgrund ihrer Quantität, den angestrebten Umschwung der Qualität doch bewirken.
Damit dürften Sie allerdings die Rechnung ohne den Heiligen Geist machen, an den sie womöglich auch gar nicht glauben, denn dann würden sie nicht so weltlich kalkulieren.
*Im weitesten Sinne soll ja von aller möglichen (angeblichen) finsteren und erstarrten sowie beengenden Praxis der bösen alten Kirche theologisch befreit werden …
„Und wenn die Verunsicherung über diesen Sachverhalt, Sophisterei hin oder her, einmal soweit fortgeschritten ist, wird man dem Papst auch sonst nichts mehr glauben, überhaupt den Glauben an Himmel, Hölle, Heilige, Fürsprecher etc. verlieren.“
Sie kommen allzu schnell vom Hundertsten ins Tausendste. Den Glauben an Hölle, Heilige, Fürsprecher haben im übrigen die Mehrzahl der „Katholiken“ hierzulande ohnehin nicht mehr, zumindest nicht in einer entfalteten Form. Und die ihn haben, die wahrhaftig Gläubigen, werden ihn nicht aufgeben, nur weil Heiligsprechungen nicht unfehlbar sind. (Zumal „nicht unfehlbar“ ja eben nicht bedeutet, gut und gern falsch, sondern nur die seltene Möglichkeit eines allfälligen Irrtums nicht von vornherein ausschließt.) Und zudem: Wenn die Gläubigen einen gesunden Sinn haben, verehren sie einen Heiligen, der ihnen am Herzen liegt, ohnehin aus liebender Inbrunst, es ist ihnen eine Herzenstatsache, dass er heilig sei, und sie halten sich nicht auf mit Gedankenspielen wie: nun gut, aber er ist nicht unfehlbar heiliggesprochen, lohnt es sich also, zu ihm zu beten? Ganz zu schweigen von den weiteren „logischen Schlüssen“, die Sie in Ihrem Kommentar ziehen: wenn der Papst hier nicht unfehlbar ist, dann nirgends, also glauben wir ihm prinzipiell kein Wort. „Es ist dann alles nur noch Hokuspokus, der sein kann oder auch nicht“: Das mag die Haltung „katholischer“ Agnostiker sein, die mit dem Kirchenaustritt liebäugeln, sicher aber ist es nicht die Überzeugung derer, die mit Glaubenstiefe zu Heiligen beten.
„Wir hebeln unseren Glauben mittels haarspalterischster Differenzierungen aus, um den Papst immer noch zu schützen.“
Nein, das Gegenteil ist der Fall. Mit de Mattei differenzieren wir, um den Glauben zu schützen, und attestieren, theologisch fundiert, dem Papst deshalb, dass er sich in dieser Sache auch irren kann. Denn eben um den Glauben in seinem überweltlichen Glanz, veritatis splendor, zu erhalten, ist es notwendig, dass unser Bild von Heiligkeit unversehrt bleibe. Und wenn Personen heilig gesprochen werden, die dem nicht entsprechen, wie Escrivà und Johannes XXIII., ist es ganz und gar keine Haarspalterei, wenn Gläubige ihre Stimme dagegen erheben, sondern ein Herzensruf, der sich theologische Durchdringung verschafft und sich so der Rechtgläubigkeit versichert.
De Mattei steht mit diesen höchst wichtigen Äußerungen wahrhaft im Dienst des Glaubens.
Dies lasterhaften Modernisten, die zwar nicht das Steuer der Kirche übernehmen konnten, doch die Segel einholten und die meisten Ruder übernahmen, suchen in ihrer diebischen Schläue nun den Glauben in eine Zwickmühle zu bringen. Derart motivierte Handlungen sind nicht rechtmäßig – und so schlau, wie sich die Kirchendiebe wähnen, sind sie nicht.
Ausgezeichnet, was Roberto de Mattei hier sagt. Ich bin überrascht, dass sich dies in den Kommentaren nicht weiter spiegelt. Nein, @zeitschnur, das ist nicht „der hilflose Versuch zu retten, was zu retten ist, damit alles noch irgendwie im Lot bleibt“, das ist ganz und gar kein „schizophrenes Denken“, das ist vielmehr sehr präzis und der Sachlage entsprechend gedacht – wie von de Mattei gewohnt. Und die von ihm erwähnten Artikel/Autoren zeigen, dass er damit nicht alleine steht. Diesen Stellungnahmen kommt höchstes Interesse zu, und es wäre sehr erfreulich, die eine oder andere hier auf katholisches.info in Übersetzung lesen zu können!
Meines Wissens ist dies übrigens auch die Position der FSSPX-Leitung – die sie schon vor längerem, und zwar aufgrund der Heiligsprechung von Escrivá, eingenommen hat. Sicher wäre es ihnen lieber gewesen, weiter an die Unfehlbarkeit der Heiligsprechungen zu glauben. Aber sie konnten vor den Realitäten nicht den Kopf verschließen. Dieser Realitätssinn nötigt Respekt ab, denn damit sind sie gerade auch im Fall Escrivá allein auf weiter katholischer Flur.
Dass Escrivá keineswegs ein Heiliger war, ist mir, abgesehen vom persönlichen Eindruck, den ich immer schon von ihm hatte, durch die Lektüre verschiedener gut dokumentierter, glaubwürdiger Schriften über ihn und das Opus Dei sehr deutlich geworden (um nur die bekannteste zu nennen: „Hinter der Schwelle“ von Maria del Carmen Tapia.)
Die so bedauernswerte Verwässerung des Heiligsprechungsverfahrens 1983 stand im übrigen wohl mit dem vom Opus Dei mit allen Mitteln durchgesetzten Plan, ihren Gründer eilends heilig zu sprechen, in direkter Verbindung.
Es bleibt einem die Wahl zwischen den von de Mattei angeführten Positionen: entweder, Heiligsprechungen sind an sich nicht unfehlbar. Oder sie sind es seit der Änderung des Verfahrens nicht mehr.
Oder man denkt sich: Vielleicht waren sie es vor der Änderung, heute jedenfalls sind sie es nicht mehr.
Im übrigen weigere ich mich, die „Milchmädchen-Rechnungen“ mitzumachen, wie sie hier im Forum in letzter Zeit mit großem argumentativem Aufwand angestellt werden: Haben wir recht eigentlich noch einen Papst, haben wir zwei Päpste (?!), und angenommen, wir haben keinen, Sedisvakantisten wollen wir ja aber auch nicht sein, was bleibt uns dann, etc., etc.? Das führt doch alles zu nichts. Außer, dass einem der Kopf raucht vor unfruchtbaren Gedankenspielen.
„Wenn das Lehramt jedoch ausfällt, weil es häretisch geworden ist, sieht es düster aus, ob nun ganz sedisvakantistisch oder illusionär-noch-kirchlich wie die FSSPX.“ Ja, verehrte @zeitschnur, was bleibt denn zwischen sedisvakantistisch und noch-kirchlich, wenn auch dies letztere eine „Illusion“ sein soll? In welches Niemandsland zeigen Sie da?
Kyrillus – wir sind bereits seit Jahrzehnten im Niemandsland! Lesen Sie doch mal die ganzen Ergüsse von J23 bis zu F in Form von Konzilsdekreten, Enzykliken und sonstigen Schreiben! Es gibt nichts zu beschönigen – unsere Päpste sind nicht rechtgläubig. Wie Keulenschläge müssen doch viele dieser Schreiben das Herz eines wirklich Gläubigen treffen! Wie lösen Sie die Schizophrenie denn auf, dass dieselben Gedankengänge, die uns seit 50 Jahren päpstlich verordnet werden, in der Zeit davor zu Exkommunikationen, Lehrverboten und Bannflüchen geführt haben?
Wir können uns in einen frommen, argumentatorisch gut abgesicherten, sehr sehr, sehr sophistischen Kokon einspinnen und fühllos werden für die katastrophale Gesamtlage. Wir wissen, dass unter jeder Rechnung unten herauskommen muss: „Gott sei Dank – wir haben es gerade noch mal geschafft, mit Haarspalterei den Papst als doch nicht häretisch zu retten!“ Puh! Uff! Jetzt erst mal durchgeatmet bis zum nächsten mal.
Das ist doch eine Katastrophe – der, auf dem die Kirche stehen soll, muss unter enormem rhetorischem Aufwand von denen, die er weiden sollte, gestützt werden, damit sie nicht unter dem zerstörten Gebäude der Kirche begraben werden (als ob wir keinen Herrn hätten, der der wahre Fels ist!) – ist das das Bild des Unfehlbarkeitsdogmas?
Ja, es stimmt, was de Saint Exupéry sagte: Man kann nur mit dem Herzen recht verstehen. Alles andere ist kalt.
Wieso sträuben wir uns, das Leiden Christi auch in Form eines „Niemandslandes“ anzunehmen, wo doch auch ER selbst bereit war, ins Niemandsland zu gehen – für drei Tage. Glauben Sie etwa nicht, dass dennoch die Hölle die Kirche niemals überwinden wird?
Nur: ER tut das – nicht wir. Die Kirche überlebt nicht aus dem „Willen des Mannes“ oder aufgrund unserer Rhetorik und Pseudowissenschaft, sondern aus dem Willen ihres Herrn.
Und hier ist der neuralgische Punkt.
Sie überlebt nicht, weil wir uns etwas über die Situation zurechtlügen, damit die Rechnung nach menschlichem Ermessen noch irgendwie stimmen kann. Sie überlebt einzig und allein deswegen, weil ER es versprochen hat.
Das Unfehlbarkeitsdogma kam rechtzeitig: um uns vor Augen zu führen, dass ein Papst niemals niederschwellige Häresien verkünden darf, solange er es nicht ex cathedra tut. Genau das nicht!
(Fortsetzung)
Nein, Treue in Liebe zur Kirche bei scharfer Kritik der zeitbedingten Mängel – das ist schon die richtige Haltung. Es geht da auch gar nicht um die „logischen Lösungen“ erhitzter Schreibtisch-Debatten. Vertrauen wir darauf, dass Gott dem katholischen Sinn derer, die ihn im Geist und der Wahrheit anbeten, gerade in diesen Krisenzeiten besonders beisteht.
„Zeitbedingte Mängel“??? Also mit Verlaub Kyrillus. Wir wissen beide, dass es derzeit nicht um „zeitbedingte Mängel“ der Kirche geht!
Führen Sie Schreibtischdebatten? Ich nicht – leider entspringt das meiste, wovon ich schreibe, ganz konkreten und realen Erfahrungen. Vielleicht liegt darin auch Ihr Unverständnis für meine Gedankengänge.
Ihrem letzten Satz stimme ich jedoch vorbehaltlos zu!
Ein wertvoller Beitrag, auch wenn mir die Problematisierungen zum Papststatus nachvollziehbar sind. Die Zweifel kommen ja nicht von ungefähr.
Was Ihren Ausdruck „Verwässerung des Heiligsprechungsverfahrens 1983“ angeht, so steht dieser Vorgang ja auch nicht allein. Die „zeitbedingten Mängel“ haben eine erschreckende Breite und Tiefe, ja eine oft schon krasse Quantität und auch Qualität erreicht. Und warum läßt man sich gerade auf diese Zeit so sehr ein, warum ist sie so wirksam? Egal, ob in Form einer offen modernistisch-liberalen wie bei WiSiKi oder einer etwas konservativeren Spielart wie beim Opus Dei. Die Kirche ersäuft in (Kirchen)politik. Wenn ich mir ansehe, wer heute in die Kirche geht und dort aktiv ist, da finde ich wenig Glauben und viel weltliches Engagement und noch mehr politische Normalität. Das erscheint mir nur noch als ein Channel, ein soziales Angebot unter vielen für noch restreligiös motivierte Menschen, die sich an der Welt allenfalls im Rahmen gesonderter Parteiprogramme stören. Und es hat sehr viele Selbstgerechte dort; es hat viele Menschen dort, die ohne Unrechtsbewußtsein anderen schaden und sich selbst und ihresgleichen beweihräuchern. Und die Kirche fungiert einmal mehr als Gewissensentlastungsinstitution für die weltlichen Macher. Mit der Lehre der Kirche (auch mit der Morallehre) habe ich – offensichtlich im Gegensatz zu vielen praktizierenden Katholiken – nie Probleme gehabt. Doch die sinkende intellektuelle Redlichkeit und Schärfe, die hilflose Unklarheit und mangelnde Bestimmtheit im Reden, lassen bei mir erstmals Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit aufkommen. Es ist doch kein Zufall, daß ein Franziskus (sich Papst zu nennen, scheut er ja selber) redet wie die Welt redet. Es ist sicher auch kein Zufall, daß die Rezeption seiner Worte ins Puzzlespiel der weltlichen Politagenden paßt, die die Welt-Nomenklatura für die Menschheit geplant hat und umzusetzen im Begriff ist.
Meine Liebe zur Kirche und meine Treue zur ganzen Kirche (aller Zeiten, dies sei für europäisches Denken dazugesagt) ist einfach da. Doch in diesen doch sehr großen Rahmen passen die aktuellen Bilder und Reden zu oft nicht. Sie, Kyrillus, nennen das wenigstens eine Krisenzeit. Wenn diese mangelnde Passung, diese dysfunktionale Toleranz dann allerdings als Aufbruch und Zukunft verkauft wird – und Kritik daran zunehmend auch mit harten kirchenrechtlichen Sanktionen versehen wird, dann stellt die Vernunft nun einmal Fragen und auch der Glaube blickt auf einmal in ein Zerrbild.
Und da kann eine Frage auch die sein, ob es sich um eine zeitige Krise oder bereits um die Endzeit handelt. Und es werden dann die Mittel des Glaubens und der Vernunft zur Einschätzung bemüht. Nicht zuletzt bietet die Vorstellung, daß es sich um endzeitliche Erscheinungen handelt, den seelischen Trost naher Erlösung. Und die Seelen sind bedrängt, es dürstet sie nach Erlösung.
Das heißt: Auch hier ist der Glaube, sind Liebe und Treue wirksam, eingedenk, daß die Kirche vergeht.
@MisterX: Ich danke Ihnen für Ihren außergewöhnlich gedankenreichen und differenzierten Beitrag.
Ich unterlasse es, einzelne Sätze herauszugreifen, weil ich jeden unterstreichen könnte; Sie haben gleichsam ein Panorama der Krise entworfen, das Sie in der Balance Ihrer Worte sehr präzise zeichnen und dem ich vorbehaltlos zustimme.
Ja, der Gedanke an die Endzeit kann einen heute schon fast unweigerlich zumindest streifen. Und es ist abzusehen, dass es noch schlimmer kommen wird. Damit beschönige ich nichts von den beängstigenden Zuständen heute; doch die Talsohle der gegenwärtigen Krise ist noch nicht erreicht.
Dennoch glaube ich nicht, dass wir in der Endzeit leben. Ich glaube und hoffe, dass mit Gottes Hilfe die Kirche nach Durchschreiten der Krise wieder einen neuen Aufschwung erleben wird. Die kircheninterne Möglichkeit ehrlicher, scheuklappenfreier Kritik am 2. Vatikanum und die Rückkehr zur Messe aller Zeiten werden dazu die wichtigsten Voraussetzungen sein.
Wenn Gott die Entstellung der Kirche zulässt, dann vielleicht auch, um die alte Wahrheit in einer von uns noch nicht abschätzbaren Zukunft in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. In der geistigen Durchdringung und Vertiefung des unveränderlichen Glaubensgutes kann jede Zeit das ihre beitragen, in dieser Hinsicht ist noch nicht alles gesagt.
Ich möchte mich gegen den Gedanken der Endzeit gerade auch deshalb erwehren, um nicht illegitim, gleichsam als psychisches Entlastungsventil den „seelischen Trost naher Erlösung“ in Anspruch zu nehmen. Eine kämpferische Haltung ist heute notwendig, um die Not zu wenden.
Zudem: Man braucht nur etwa beim Hl. Athanasius nachzulesen, welch verheerendem Bild der Christenheit er schon im 4. Jh. (in seinem Kampf gegen den Arianismus) entgegenzutreten hatte. Bedrohliche Krisen der Kirche sind nichts Neues, wenngleich auch ich glaube, dass wir zur Zeit die erschütterndste der Kirchengeschichte durchmachen.
Für Johannes XXIII schließe ich die Rechtmäßigkeit des Verfahrens aus, da Angelo Guiseppe Roncalli in seinem Leben KEINE Heroische Tugend gezeigt hat, ganz im Gegenteil – er war ein politischer Opportunist reinster Güteklasse. Aber bei Johannes Paul II wird es schon kritisch. Es kommt darauf an, unter welchem Namen er heiliggesprochen wird. Unter dem Papstnamen ist diese Heiligsprechung ein Ärgernis, haeresim inducens, schisma provocans, apostasim favens und damit Grund für die MATERIELLE SEDISVAKANZ. Aber, bei Betrachtung seines Lebens, ist Karol Wojtila schon ein Kandidat für die Heiligsprechung zumindest als Confessor! „Ja, was ist dann in Christoph Rhein gefahren??!!“ werden einige sicherlich schon fragen, „er war doch als Erzbischof von Krakau an den Konzilsverbrechen beteiligt!“, „seine Theologie ist haarsträubend, er war schon damals nicht rechtgläubig!“ Alles richtig werde ich Ihnen dann sagen, aber eine Tatsache haben wir vergessen, die historisch belegt ist und seinen Heroischen Tugendgrad belegt, die Bereitschaft, sich unter absoluter (!) Lebensgefahr für eine Priesteramtskandidatur zu entscheiden, die ihn zum sicheren Todeskandidaten der NS-Mordmaschinerie gemacht hat, gerade ihn, der auch damit seine Intellektualität geoffenbart hätte, aber noch mehr, da er „bereit war, Makxsymilian (Kolbe, Anm.) zu folgen.“ Und es waren aus verschiedenen Quellen die Schicksale von Dutzenden von Priestern bekannt, die AUFGRUND DES GLAUBENS (!!) ermordet wurden, nicht weil sie Polen waren! Würde Marcel Lefebrve noch leben, würde er dieses ohne weiteres unterschreiben, ebenso ein Pfarrer Milch und ein Bischof Antonio de Castro-Mayer! Die Bereitschaft zum Martyrium war damals da, es ist ein historisches Faktum.
Und hier kommt zugleich die Tragik des Konzils zum Vorschein! Das Konzil hat aus Priestern, die VORHER bereit waren, für den Glauben in den Tod zu gehen, Mitläufer und Opportunisten gemacht! Das Martyrium ist seit dem Konzil faktisch nicht mehr vorhanden, es gibt keine Zeugen mehr – außer den Großen Bischöfen, Erzbischof Marcel Lefebrve und Antonio de Castro-Mayer..
Also: Es sind keine Haarspaltereien, sondern das im besten scholastischen Sinne disputare in utramque partem und die argumentative Leiter des Hermagoras vom „ens ad elementum!“, die bei der „Summa de Theologia“ von Thomas von Aquin GRUNDPRINZIP der Argumentation gewesen ist und auf dem Konzil von Trient angewendet wurde und von den Päpsten verwendet wurde, siehe Papst Pius IX „Quanta Cura“ und Papst Pius X „Pascendi“! Schlechte Theologie haben wir auf dem Konzil erlebt, wir von der Tradition sollten diesem Beispiel nicht folgen!
O PAPA, CONVERTERE AD DOMINUM DEUM TUUM, O VOS PASTORES GREGIS APPREHENDITE DISCIPLINAM,
SANCTA MARIA, INTERCEDERE DIGNERIS PRO NOBIS!
@zeitschnur:
Ich kann Ihren Widerwillen gegen den „sophistischen Kokon“, in den sich konservative Katholiken gerne einspinnen, um alles, was von Rom kommt, mit Freuden entgegenzunehmen, sehr gut verstehen. Ich teile ihn! Und glauben Sie mir, ich bin mir der nachkonziliaren Krise in ihrer Tragweite bewusst und es steht mir fern, sie zu verharmlosen.
Aber es geht auch nicht an, in die andere Richtung zu übertreiben. Ihnen geht es um die Sache, und ich bin sehr dankbar für viele Ihrer von wahrem Glauben und großer Sachkenntnis zeugenden Artikel. Aber im Eifer des Gefechts scheinen Sie mir – verzeihen Sie mir meine Offenheit, zumal ich Sie durchaus verstehen kann – mitunter zu Überspitzungen und emotionalen Breitschlägen zu neigen (die nolens volens manchmal auch Grobheiten gegenüber Ihren Mitdiskutanten beinhalten).
Meines Erachtens ist es wenig sinnvoll, alle Päpste seit dem Konzil gleichsam mit dem argumentativen Holzhammer als häretisch abzustempeln und lange darüber zu spekulieren, ob wir überhaupt noch einen legitimen Papst hätten. Denn die Verrottung der Kirche heute beruht gar nicht so sehr auf einer Krise des Papsttums, vielmehr und dem vorgelagert auf einer Krise der Lehre, in die durch das 2. Vatikanum zersetzendes Gift eingedrungen ist, und, damit zusammenhängend, auf einem breiten Versagen der Bischöfe – die, wie wir wissen, sich häufig nur mehr sehr bedingt darum kümmern, was aus Rom kommt.
Auch die Päpste sind seit 50 Jahren gewissermaßen „Gefangene“ der Folgen des 2. Vatikanums, was nicht heißen soll, dass dessen Umsetzung in vielem nicht ihrem persönlichen Willen entsprach. Aber aufgrund der Eigendynamik der Entwicklung nach dem Konzil, das ungeachtet der Tatsache, dass es nicht dogmatisch sein wollte, zum „Superdogma“ wurde (u. a. zeitbedingt und der „Demokratisierung“ der Kirche geschuldet), führt die Diskussion um die Legitimität der Päpste, um „Exkommunikation, Lehrverbot und Bannflüche“, die deren Gedankengängen früher entgegengetönt hätten, m. E. zu wenig mehr als erhitzten Backen.
Wir sitzen nun einmal alle bis zum Papst im selben leckgeschlagenen Boot.
Das ist ja gerade das Neue, das Beängstigende dieser Kirchenkrise, dass sie wie keine zuvor das Mark der Kirche betrifft, dass die Unwahrheit in die Lehre selbst eingedrungen ist und nicht mehr nur deren (stets mit menschlichen Fehlern behaftete) Umsetzung betrifft.
(Dass Franziskus, was die Umsetzung des 2. Vatikanums betrifft, die „Demut und den Ehrgeiz“ besitzt, darin besonders zu exzellieren, wissen wir.)
(Fortsetzung)
Wir sind dennoch nicht, wie Sie sagen, seit 50 Jahren im „Niemandsland“. Wir sind Teil der katholischen Kirche, deren Lehre trotz des Gifts des 2. Vatikanums in der Großzahl der Wahrheiten weiter besteht, und die deshalb als „Niemandsland“ zu bezeichnen freche Hybris wäre. Aber natürlich, das Bild der Kirche ist das einer Karstlandschaft. Weil das Ganze nicht mehr „aus einem Guss“ ist, weil zentrale Wahrheiten nicht mehr gelten und die Quelle des wahren Messopfers fehlt, kommen nach und nach alle Dogmen ins Wanken, hat die Wahrheit ihren Glanz, ihre Durchschlagskraft verloren.
In ein wahres Niemandsland aber würden Sie verweisen, wenn Sie aus Ihren Erwägungen gegen die Päpste sich dem Sedisvakantismus verschreiben, oder, um ihm nicht zu verfallen, sich in einer selbstgezimmerten Nische „zwischen“ Sedisvakantismus und, nach Ihrer Aussage, eben „illusionärer“ Kirchentreue einrichten wollten. Es gibt keine solche Nische! „Wo“ sollte sie sein?
Aber Sie haben recht: Die Kirche „überlebt nicht, weil wir uns etwas über die Situation zurechtlügen, damit die Rechnung nach menschlichem Ermessen noch irgendwie stimmen kann. Sie überlebt einzig und allein deswegen, weil ER es versprochen hat.“
Das entbindet uns aber nicht von unserer Treue zur Kirche. Sie wird überleben aufgrund derer, die in Christo die Spannung zwischen der verborgenen wahren Kirche und deren zerrüttetem Zeitbild in extremis aushalten und die Not dadurch wenden, dass sie vor der Wahrheit keine Kompromisse machen.
Es geht mir beileibe nicht ums Zurechtlügen. Roberto de Mattei hat in seiner Stellungnahme nichts zurechtgelogen. Zurechtgelogen wäre es, heute noch an die Unfehlbarkeit von Heiligsprechungen zu glauben.
@ kyrillus
Was Sie schreiben, überzeugt mich nicht. „Zurechtgelogen wäre es, heute noch an die Unfehlbarkeit von Heiligsprechungen zu glauben.“
Na denn. Was soll man denn heute noch alles nicht mehr glauben, was einmal geglaubt wurde? Immer wie die alte Fasnet hinterher hinter unseren häretischen Päpsten? Gute Reise, das wird noch heiter!
In Ihren Argumenten wird deutlich, dass Sie schon vorher wissen, von welchen ideologischen Koordinaten bezgl. des Papstes Sie ausgehen wollen. Nun wird die Realität in dieses Schema gepresst wie der Schuh des Aschenbrödels an die falschen Füße ihrer bösen Schwestern gepresst wurde.
Ruckediku, Blut ist im Schuh…
Das ist der Eindruck, den ich hier habe: Blut ist im Spiel. Ohne blanke philosophische Gewaltsamkeit können Sie Ihr System nicht aufrechthalten. Nun soll man Heiligsprechungen nicht mehr für unfehlbar halten! Wir wissen beide, dass man das in der Kirche nie so gesehen hat, wie die Piusbruderschaft sich das nun zurechtbiegt. Blut ist im Schuh.
Wir haben eine Papstkrise. Ich empfehle einmal alle päpstlichen Lehrschreiben seit J23 zu lesen – dann werden Sie mich erst verstehen! Und Sie werden die Kirchenkrise verstehen!
Und noch etwas: Ich sagte, dass es KEINE Nische gibt. Der aktive Sedisvakantismus steht gewöhnlich in der selben „Tradition“ wie die FSSPX. Die Versuchung, sich selbst zum Superdogma zu erheben, ist einfach zu groß.
Lesen noch mal mein Posting. Ich will mich nicht wiederholen. Manchmal muss man mehrmals lesen, bevor man jemanden versteht.
Ich verstehe, dass meine Gedanken ärgerlich sind, aber ich will mich einfach nicht – ideologisch voreingenommmen – der Realität nicht mehr stellen.
Denken Sie in einer ruhigen Stunde drüber nach, zu welchem monströsen Esel die FSSPX das unfehlbare Papsttum zurechtgestutzt hat:
„Er verbreitet Irrtümer über Irrtümer, er ist „Gefangener des Vaticanum 2, er ist aber der Oberhirte, Hauptsache er sagt die Irrtümer nicht ex cathedra, man muss ihm nicht gehorchen, solange er ex cathedra schweigt. Der papst weiß es nicht besser als eben falsch, dafür leisten wir heldenhaft Widerstand. Wir halten die wahre Lehre aufrecht (!) und hoffen, dass eines Tages wieder ein rechter Papst da sein wird, der das alles zurechtrückt.“
Das ist zwar ein wenig karikiert, trifft aber den Widerspruch, in dem wir uns befinden.
Die Vorstellung, dass Päpste nur noch machtlose und geistesschwache Männchen sein sollen, die heldenhaft von ein paar Traditionsexperten vertreten werden, bis endlich ein Superhero kommt, der das alles wieder mit Zauberhand ordnet, scheint mir doch sehr weit weg zu sein vom Vat. I., ex cathedra hin ex cathedra her…
Und überhaupt, bevor wir hier ohne genaue Kenntnisse weiterspekulieren:
Warum eigentlich werden dann Heiligsprechungen ausdrücklich mit der Bezugnahme des heiligsprechenden Papstes auf seine Unfehlbarkeit vorgenommen ?
Und warum hat Katholisches.info vor zwei Jahren einen Artikel veröffentlicht, in dem über Veränderungen im Heiligsprechungsritus sprachen, die die Unfehlbarkeit des Aktes sogar noch stärker betonen sollen, als dies eine Zeitlang der Fall war?
Ich darf mal zitieren:
„Die Heiligsprechung „ist ein endgültiges Urteil, mit dem der Papst feststellt, daß ein bereits zu den Seligen gerechneter Diener Gottes in den Heiligenkalender aufgenommen wird und durch die Weltkirche mit dem entsprechenden Kultus verehrt wird. Es handelt sich daher um einen universalen, sichtbaren Kult. Die dabei vom Papst ausgeübte Autorität wird nun durch einige rituelle Elemente noch deutlicher sichtbar.“
Zu den Neuerungen gehört „vor allem die dreifache Petitio, während der sich der Kardinalpräfekt der Kongregration für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse sich an den Heiligen Vater wendet mit dem Ersuchen, die Heiligsprechung der sieben Seligen vorzunehmen“.
Zudem wird die alte Tradition wiederaufgegriffen, „indem der Papst mit Nachdruck die Hilfe des Herrn bei der Vollendung dieses wichtigen Aktes erbittet. Vor allem als Antwort auf die zweite Petitio wird er den Heiligen Geist anrufen und nach dieser Anrufung wird der Hymnus Veni creator angestimmt.â€
(https://www.katholisches.info/2012/10/19/neuerungen-beim-heiligsprechungsritus-ruckkehr-zur-kontinuitat-anna-schaffer-und-sechs-weitere-neue-heilige/)
Und hier noch ein Zitat von Benedikt XIV:
„“.….wer immer es wagt zu behaupten, der Papst habe sich in dieser oder jener Heiligsprechung geirrt, bzw. dieser oder jener vom Papst kanonisierte Heilige dürfe/müsse nicht mit dem Kult der Dulia verehrt werden, der muß – sagen wir es! – wenn nicht als Häretiker, so doch (wenigstens) als temerär angesehen werden, als einer, welcher der ganzen Kirche Ärgernis gibt, die Heiligen beleidigt, die Häretiker begünstigt, welche die Autorität der Kirche in der Heiligsprechung leugnen, nach Häresie schmeckt, da er den Ungläubigen Gelegenheit gibt, sich über die Gläubigen lustig zu machen, eine irrige These vertritt und die schwersten Zensuren verdient wie auch jene zugeben, welche lehren, es sei nicht de fide, daß dieser oder jener Kanonisierte heilig seiâ€. (Benedikt XIV., De servorum Dei beatificatione et beatorum canonizatione. Buch I c. 45 n. 28)
Was wollen wir noch?
Verehrte @zeitschnur, ist Ihnen entgangen oder entfallen, was Roberto de Mattei im Interview, das zu unserer Diskussion den Anlass gibt, gerade auch in Hinsicht auf Benedikt XIV. sagt? „Die Unfehlbarkeit von Heiligsprechungen ist kein Dogma des Glaubens, sie ist die Meinung einer Mehrheit von Theologen, insbesondere seit Benedikt XIV. – der sie obendrein als private Lehrmeinung äußerte und nicht als Papst.“
Des weiteren führt de Mattei Msgr. Gherardini an, einen der klügsten Köpfe der Kirche und angesehensten Repräsentanten der (leider aussterbenden) „römischen Schule“ der Theologie. Ich würde mich glücklich schätzen, zumindest Auszüge aus dessen Artikel über seine Zweifel an der Unfehlbarkeit hier auf katholisches.info in Übersetzung lesen zu können, zumal Gherardini auch der Autor eines höchst wertvollen Buchs über das 2. Vat. Konzil ist, worin er, einsam auf weiter Flur, die Notwendigkeit einer kritischen Überprüfung betont und dazu wichtige Impulse gibt. Aber darauf brauche ich Sie ja nicht hinzuweisen, so belesen, wie Sie sind.
Ich gebe zu, Schwierigkeiten zu haben, Ihre Intention in dieser Sache zu verstehen. Da sind nun einmal Heiligsprechungen, wie diejenige des Opus-Dei-Gründers und die in wenigen Tagen erfolgende von Johannes XXIII., von denen man sehr begründeter Weise annehmen kann, dass sie nicht rechtmäßig sind. (Was Johannes Paul II. anbetrifft, so gehe ich mit Ihren profunden Überlegungen, @Christoph Rhein, einig, allerdings mit dem Unterschied, dass ich die Rechtmäßigkeit nicht davon abhängig sehe, unter welchem Namen er heilig gesprochen wird. Bei aller berechtigten Kritik an seinem Pontifikat: Der heroische Bekennermut und die Glaubenstiefe, welche er in jungen Jahren bewiesen hat, waren doch auch Teil seines Charismas als Papst und „Menschenfischer“, als den ihn schon Padre Pio vorausgesehen hatte. Die menschliche Wirklichkeit ist derart weit, dass ein Papst im Banne falscher doktrineller Weichenstellungen sein und selber solche treffen kann – bei tiefster, bis zur Heiligkeit reichender Glaubenskraft.)
Da sind also Heiligsprechungen, welche unser Bild von Heiligkeit verletzen. Worauf zielen Sie ab, verehrte @zeitschnur? Möchten Sie in dieser Situation weiter an der Unfehlbarkeit festhalten, obgleich diese nie ein Dogma war und der Glaube daran der Realität in der nachkonziliaren Kirche schlicht nicht mehr standhält?
Ja, es scheint so. Sie möchten an der Unfehlbarkeit der Heiligsprechungen seltsamer Weise festhalten – angesichts der Realität, die das Gegenteil nahelegt – just um den „häretischen Päpsten“ nicht „hinterher“ zu laufen, sie nicht zu „schützen“. Verzeihen Sie, aber der Verdacht drängt sich mir auf, dass Sie auf der Unfehlbarkeit bestehen, eben um die „häretischen Päpste“ gleichsam „ins Messer“ laufen zu sehen, d.h. fehlbar zu sehen, wo sie unfehlbar zu sein hätten?!
(Fortsetzung)
Sie möchten lieber auf der Unfehlbarkeit der Heiligsprechung beharren, welche nie ein Dogma war, als die betroffenen Päpste nicht dabei zu ertappen, wie sie ihre Unfehlbarkeit unrechtmäßig in Anspruch nehmen?!
Ist es da nicht besser und weit natürlicher, sachlich zu konstatieren, dass diese Frage zumindest seit der Änderung der Verfahrens anders gesehen werden muss, als es die Mehrzahl der Theologen früher tat?
Ich frage Sie: In welcher der beiden Haltungen steckt denn mehr „Gewaltsamkeit“? Wo ist, um in Ihrem (mir nicht eben sympathischen) Bilde zu bleiben, mehr „Blut im Schuh“?
Und weiter: Was hält Sie dann vor dem Sedisvakantismus zurück? Oder ist Ihnen auch diese Position zu „systematisch“?
Wer die Konzilskonstitutionen/-dekrete und einige Lehrschreiben der jüngeren Vergangenheit kennt (ich glaube Ihnen gerne, dass Sie alle gelesen haben), kann doch klar erkennen, inwiefern die nachkonziliaren Päpste eben den Weichenstellungen entsprochen haben, die durch das 2. Vatikanum geschehen sind. Es geht mir beileibe nicht darum, Kritik an den Päpsten auszusparen, ihre Entscheidungen und Lehren schönzureden (zuerst denke ich dabei immer an Paul VI. katastrophale Messreform, seine Ostpolitik, etc.). Aber eben die Tatsache, dass sie im Zug einer Gesamtdynamik handelten, der auch sie – in unterschiedlicher Weise (Paul VI. trifft wohl die größte persönliche Schuld) – unterworfen waren, aus der sie nicht einfach „heraustreten“ konnten, lässt einen zu kurz greifen, wollte man die Kirchenkrise nur anhand päpstlichen „Versagens“ deuten bzw. dieses totalisieren – wie Sie es tun, wenn Sie meinen, aufgrund eben einer „Papstkrise“ lebten wir seit 50 Jahren im „Niemandsland“.
(Sie fühlen sich von den Päpsten seit 50 Jahren vollkommen verlassen. Achten Sie dabei auf die Tatsache, dass auch diese Päpste nicht selten Grund hatten, sich von ihren Bischöfen verlassen zu fühlen?)
Natürlich haben Sie recht, wenn Sie die Problematik ansprechen, nach der prinzipiell das Lehramt bestimmt, was rechtgläubig ist, und wir gewissermaßen „in Teufels Küche“ kommen, wenn die Lehre in ihrer Reinheit nicht mehr vertreten wird – wie es heute der Fall ist! Sie teilen jedoch, wie Sie sagen, mein Vertrauen, dass in dieser Ausnahmesituation Gott denen besonders beisteht, die ihn im Geist und der Wahrheit anbeten. Weshalb leuchtet Ihnen die Position eines Roberto de Mattei, eines Msgr. Gherardini, der weiter angeführten Theologen, der FSSPX nicht ein, die es, mit de Matteis Worten, „vor ihrem Gewissen“ – und verankert in der Tradition der Kirche – verantworten können, all ihre „Vorbehalte bezüglich dieses Aktes der Heiligsprechung aufrechtzuerhalten“ – und daraus die realistische Konsequenz zu ziehen?
Welche Konsequenz ziehen Sie stattdessen?
@ Kyrillus
Sie schreiben viel, viel, viel, aber es überzeugt mich weiterhin nicht. Weil der Kaiser schlicht nackt ist. Man kann mit vielen Worten und Winkelzügen diese Not nicht verdecken.
Sie fragen, was meine Intention ist? Mir geht es darum, nicht an der Wahrheit vorbeizuschlittern aus lauter politischer Korrektheit und aus lauter Pragmatismus.
Heiligsprechungen galten bis vor ein paar Jahren immer als unfehlbar und endgültig. An dieser Tatsache kommen Sie nicht vorbei.
Auch ist dieser Text Benedikt XIV. – sagen wir es mal prägnant: nach der Meinung de Matteis bloß eine päpstliche Meinung. Da aber das besagte Werk Benedikts maßgeblich für Heiligsprechungen und die Kriterien zur Beurteilung von Wundern, Offenbarungen und Erscheinungen war, ist das natürlich mehr als nur eine „Meinung“.
Offebar hat die „Tradition“ inzwischen überhaupt keinen Respekt mehr vor der lehramtlichen Tätigkeit der Päpste mehr… ich frage Sie: was hindert denn Sie dann noch am Sedisvakantismus?
Es galt in der Kirche stets nicht nur das, was Dogma ist, wenn es so flächendeckend geglaubt wurde und auch bezeugt ist, sondern eben auch das, was „immer und überall geglaubt wurde“. Sehe Sie sich doch mal die Formeln bei konkreten Heiligsprechungen an: immer beruft sich der Heiligsprechende dabei auf seine päpstliche Autorität. dass Heiligsprechungen unfehlbar sind, wurde sichtlich immer und überall geglaubt – bis auf die desaströsen Jahre nach dem Konzil.
EIch begreife rein emotional, dass die Not der Stunde dem Kleingläubigen eine solche gedankliche Versteigung nahelegt. Und je kompetenter er fachlich ist, desto grandioser wird es sich lesen. Was aber nichts dran ändert, dass es falsch ist.
Wenn Sie nun darauf zurücksetzen, dass diese Meinung vielleicht erst seit dem veränderten verfahren durch JPII gilt – dann kommen Sie automatisch in meine argumentatorische Nähe, die nämlich sagt, dass hier etwas nicht mehr stimmt. Und es gibt nur wenige Deutungsmöglichkeiten: entweder ist der Papst nicht der Papst. Oder der Papst ist überflüssig geworden. Suchen Sie sich was aus – es ist beides gleich schlecht.
Wie Sie es drehen oder wenden – es geht nur mit Blut im Schuh.
Sie benötigen Argumente, die die traditionsbewusste Kirche den Modernisten vorwarf, ich denke, Sie wissen das selbst ganz genau.
Für eines aber will ich Ihnen ausdrücklich danken: für Ihre Bereitschaft nachzudenken und zu argumentieren und Rhetorik und psychologisch subtile Niedermache weitgehend draußen zu lassen.
Lassen wir den Gegensatz so stehen. Ich sagte ja oft, es gibt hier keine klare Lösung von uns her.
Ich habe vohin in einer sehr schönen tridentinischen Messe sehr intensiv F. vor Augen stehen gehabt und für ihn gebetet.
O wenn doch ER an seinem Gewissen rütteln würde, wie ein Kriegsbote am Tor rüttelt, um den Kämpfen eine Wendung zu verschaffen“.
„Klopfe, rüttle an seiner Seelentür, solange, bis er aufmacht!“
Ja, wir werden uns in dieser Sache wohl nicht einig, geschätzte @zeitschnur.
Wenn ich heute, wo ich die Zeit erst dazu finde, nochmals darauf zurückkomme, dann nicht, um mich gegen Ihren Vorwurf einer „modernistischen“ Argumentation zu verteidigen, den ich, um ehrlich zu sein, für an den Haaren herbeigezogen halte, und schon gar nicht, um Ihre Überzeugung zu korrigieren, dass ich mit de Mattei und den von ihm Genannten offenbar zu den „Kleingläubigen“ zähle. Lieber möchte ich Ihnen so etwas wie meine Grundhaltung ein wenig deutlicher skizzieren.
Ich habe Sie nach Ihrer Intention gefragt, und Sie haben geantwortet: „Mir geht es darum, nicht an der Wahrheit vorbeizuschlittern aus lauter politischer Korrektheit und aus lauter Pragmatismus.“
Sie mögen es mir glauben oder nicht – darum geht es mir auch.
Ich habe Sie nach den konkreten Konsequenzen gefragt, die Sie aus unrechtmäßigen Heiligsprechungen ziehen. Ihre Antwort: „Entweder ist der Papst nicht der Papst. Oder der Papst ist überflüssig geworden. Suchen Sie sich was aus – es ist beides gleich schlecht.“
Das erste: Sedisvakantismus. Das zweite, wenn Sie mich fragen: Verkappter Sedisvakantismus, der kein solcher sein will. Beides lässt sich argumentativ untermauern. Aber – und darum geht es mir: beides sind letztlich Haltungen der Resignation, der Verzweiflung (desperatio, Tochter der acedia).
Wir müssen inmitten des Zerrbildes ausharren, welches die postkonziliare Kirche bietet, inmitten der zahllosen Wunden, die dem mystischen Leib Christi auf furchtbare Weise – durch Kirchenleute – zugefügt werden. Wenn die Aussagen, die Franziskus dieser Argentinierin am Telefon mitgeteilt haben soll, stimmen („a little bread and wine does no harm“!): eine Katastrophe!
Und dennoch: Es gilt, die Spannung in extremis auszuhalten, in der Realität zu verbleiben und sich nicht zu flüchten in eine theologisch-logische Scheinwelt, in ein Reservat der selbsternannten „Radikal- und Klardenker“. Ganz und gar nicht aus kirchenpolitischer correctness oder schalem, kleingläubigem Pragmatismus, als dem Gegenteil von Hochherzigkeit. Gerade aus Hochherzigkeit, aus der Spannkraft eines liebenden Herzens!
Sie betonen wiederholt, dass die Lage ausweglos, von uns her kein Überwinden der Krise mehr möglich sei, wenn das Lehramt „ausfalle“. (Nun denn, ein Totalausfall ist es noch nicht.) Aber – wenn Gott doch dem katholischen Sinn derer beisteht, die ihn in dieser schweren Zeit im Geist und der Wahrheit anbeten (und Sie glauben doch daran?), weshalb soll die Lage derart hoffnungslos sein? Weshalb sollen die glaubenstreuen Priester, Gelehrten, Laien, weshalb soll die FSSPX dann einer Kirchlichkeit anhangen, die „Illusion“ zu nennen Sie sich nicht scheuen? Warum dies mangelnde Vertrauen, dass Gott deren katholischem Sinn – und sei es „gegen“ das Lehramt ‑beisteht? Und gerade damit Wege weiß, die von Ihnen gezeichnete Ausweglosigkeit zu vermeiden?
(Fortsetzung)
Sie warten darauf, Sie beten darum, dass unser Herr eingreifen möge, um die Lage zu wenden. Aber Gott handelt am liebsten durch Menschen, die sich frei zu Ihm bekennen. Weshalb soll „von uns her“ nichts mehr zu tun möglich sein? Mit Gottes Hilfe ist das der Weg, wie die Kirche aus dem dunklen Tal herauskommen wird.
Deshalb sollten wir auch all jenen, die, wie wir, dem echten Glauben treu bleiben wollen, mit großzügiger Liebe begegnen und nicht pedantisch an ihnen herumzerren. Ich kann beispielsweise die gebetsmühlenartig wiederholte, seltsam argumentfreie Kritik an der Piusbruderschaft, sie hätte ihren Kurs verloren und sei auf den Weg der Ecclesia-Dei-Gemeinschaften eingeschwenkt, nicht mehr hören. Dieselben, die das behauptet haben, zeigen sich nun plötzlich hocherfreut über die neue Stellungnahme von Bischof Fellay. Mehr Geduld, mehr Großzügigkeit! Dieses Hick-Hack innerhalb der sog. Kreise der Tradition schadet der Sache ungemein.
Es geht nicht darum, das Dilemma – dass Papst und Lehramt nicht mehr zu trauen ist, dieses Vertrauen aber zur Katholizität gehört – aufzulösen. Ein solches Dilemma besteht. Es argumentativ jedoch zur Aporie und Ausweglosigkeit zu steigern und auf dieser Position zu beharren, das ist eine Überspitzung und vorschnelle Fixierung. All jene, welche diese Fixierung nicht teilen, der „Kompromittierung der Wahrheit“ zu zeihen: das nenne ich Argumentieren mit dem Holzhammer.
Sehen Sie, auch in der spezifischen Frage der Heiligsprechungen ist mir eine Haltung lieber, die sich um eine vernunftgemäße theologische Einordnung des Problems bemüht, als vorschnell die Waffen zu strecken und dessen Unlösbarkeit zu postulieren. (Sie sind Musikerin? Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber ich ziehe gefügte Form und Substanz dem Formlosen und Inhaltsarmen, ich ziehe Beethoven einem John Cage bei weitem vor.)
Aber Sie vertreten die „Unlösbarkeit“ ja letztlich auch nicht konsequent. Während Sie die Aporie festhalten, zieht es Sie auch hin zu ihrer Auflösung, die da hieße: die nachkonziliaren Päpste sind es nicht rechtmäßig. Womit wir wieder beim Sedisvakantismus wären, dessen verkappte Spielart – „der Papst ist überflüssig geworden“ – wohl diesem gedanklichen Pendeln entspricht.
Die Heiligen, welche der Kirche in ihrer Geschichte neue Schubkraft verliehen, Sie wieder ins Geleise der Wahrheit zwangen, haben sich aber auch nie damit abgegeben, eine vermeintliche „Ausweglosigkeit theologisch/logisch/geistig anzuerkennen“ (ich zitiere aus einem Ihrer Kommentare zum Artikel über Franziskus‘ neustes Telefonat); sie haben im Vertrauen auf Gott konkret für die Kirche gehandelt. Und selbst, wenn unsere jetzige Krise die schwerwiegendste der bisherigen 2000 Jahre Kirchengeschichte sein sollte (wofür vieles spricht), ja selbst, wenn wir auf den Karfreitag des mystischen Leibes Christi zugingen: Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, tragen uns über alle vermeintliche „Ausweglosigkeit“ hinweg.
(Fortsetzung)
Das ist es, was uns der Herr verheissen hat, wenn er von den Pforten der Hölle spricht, die die Kirche nicht überwältigen werden, und keinen „deus ex machina“, der rettend eingriffe, wenn alle verzweifelt nur mehr „Ausweglosigkeit anerkennen“.
Deshalb: Allem, was aus Rom kommt, mit Offenheit klaren Geistes begegnen, trotz so vieler Enttäuschungen, stets von neuem, entgegen aller scheinbaren Lächerlichkeit und Redundanz eines solchen Unterfangens. Sich im Denken üben, auch man selbst könnte sich täuschen, selbst wenn alles dagegen spricht. Und, wenn derart „gefiltert“, hochherzig, ohne Scheuklappen, mit dem Salz des Geistes Kritik üben. Von selbst wird sie so auch respektvoll sein.
Alles andere wäre, ob bewusst oder unbewusst, Resignation, Verzweiflung, Groll (rancor) und letztlich Kleinmut (pusillanimitas).