(Paris/Rom) Links ist nicht gleich rechts. Was die Linke darf, darf die Rechte noch lange nicht. Der neue französische Ministerpräsident Manuel Valls wird am 27. April in Rom sein und Frankreich offiziell bei der Heiligsprechung von Johannes Paul II. und Johannes XXIII. vertreten. Als François Fillon, der Ministerpräsident von Nicolas Sarkozy, 2011 an der Seligsprechung von Johannes Paul II. teilnahm, sprach die Sozialistische Partei von einem „Attentat auf die Laizität Frankreichs“. Nun, da die Sozialistische Partei den Staatspräsidenten stellt, der auch Ministerpräsident Valls angehört, sieht die Sache mit dem jakobinischen Dogma der „Laizität“ anders aus.
Teilnahme von Premier Fillon an Seligsprechung war für Sozialisten „schockierend“
Als Premier Fillon während der Amtszeit des bürgerlich-konservativen Staatspräsidenten Sarkozy zur Seligsprechung des polnischen Papstes nach Rom reiste, polterten Frankreichs Sozialisten und sprachen von einer „schockierenden“ Entscheidung. Axel Urgin, einer der damaligen Nationalsekretäre der Sozialistischen Partei ließ damals verlauten: „Diese Entscheidung stellt einen Bruch mit der festgelegten diplomatischen Tradition dar, die von allen seinen Vorhängern respektiert wurde und laut der unser Land bei einer solchen Art von Kundgebungen nicht teilnimmt, ausgenommen sie würden einen Franzosen betreffen“.
Das damalige Mitglied des Parteipräsidiums mit dem Zuständigkeitsbereich „Laizität und Diversität“, erklärte weiter: „Daß diese Entscheidung durch Nicolas Sarkozy erfolgt, verwundert zwar nicht, bleibt aber dennoch ausgesprochen schockierend“.
Inzwischen wird Frankreich sozialistisch regiert und aus der Parteizentrale der Sozialisten ist nicht die geringste Kritik an der Teilnahme von Premier Valls in Rom zu hören, wodurch das zweifache Maß, mit dem sie messen, besonders deutlich wird. Manuel Valls, der seine Karriere maßgeblich als „Anti-Sarkozy“ bestritt, will „die Linke mit dem Liberalismus versöhnen“. Er ist ein Verfechter des „Rechts auf Abtreibung“, der „Homo-Ehe“ und der „Leihmutterschaft“.
„No more Pope“ galt unter Benedikt XVI., aber nicht mehr unter Papst Franziskus
Daß Staatspräsident Hollande und seinen Genossen die Katholiken nicht besonders sympathisch sind, ist bekannt. Er und seine Regierung machten die Aktivistin der antichristlichen Femen zum neuen jakobinischen Symbol eines nicht-christlichen Frankreichs. Jene Inna Schewtschenko, die aus „Begeisterung“ über den Rücktritt von Papst Benedikt XVI. halbnackt in die Kathedrale von Paris eindrang und die Parole „No more Pope“ (Nie wieder Papst) brüllte. In Rom sitzt aber nicht mehr Benedikt XVI. auf dem Papstthron, sondern Papst Franziskus, mit dem ein Gruppenphoto für die linksliberalen Herolde kein Problem scheint. Und schließlich wird ja nicht nur der „konservative“ Pole Johannes Paul II. heiliggesprochen, sondern auch der „gute Papst“ Johannes XXIII.
Oder ist Frankreich vielleicht nicht mehr „eine unteilbare, laizistische, demokratische und soziale Republik“, die „die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz ohne Unterschied der Religion“ gewährleistet? Oder ist einfach nur die laizistische Doktrin der Sozialistischen Partei „innerlich faul“ geworden, wie der Wissenschaftler Laurent Lafforgue meinte? Oder hat die Kritik an der rechten Teilnahme zur Seligsprechung Johannes Pauls II. und der kritiklosen linken Teilnahme an der Heiligsprechung Johannes XXIII. und indirekten „Kanonisierung“ des Zweiten Vatikanischen Konzils durchaus ihre linke Logik der Gesten von Ablehnung und Zustimmung?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi
Die ganze Geisterbahn an Gruselgestalten, die bei der kommenden Doppelheiligsprechung in die Kameras grinsen wird, wird doch jedes Bilderberger-Treffen in den Schatten stellen. Da wird ein französischer Sozialist wirklich gar nicht auffallen. Wozu also die ganze Aufregung. Nur ein weiteres Logentreffen, weiter nichts.
@ Sumsum, da will ich Ihnen gar nicht wiedersprechen, aber die Verlogenheit ist zu Recht angesprochen.
Herrn Nardi widerspreche ich in einem Punkt: Sicher hat das depperte Mensch nicht gebrüllt, sondern gekreischt.
Sozialisten nehme ich allerdings nur als Feinde der Vernunft ernst.