Ich würde gerne das Thema gleichgeschlechtlicher „Ehen“ anschneiden. Erzbischof Fulton Sheen sagt: „Eine Religion, die nicht in die weltliche Ordnung eingreift, wird bald feststellen, dass die weltliche Ordnung nicht davor zurückschreckt, in sie einzugreifen.“ Was das angeht, unterstützen die liberalen Medien eifrig die weltliche Ordnung. Wie kann die öffentliche Meinung auf die Tatsache aufmerksam gemacht werden, dass der Grund, weshalb die Kirche in diese neuen Methoden eingreift, darin besteht, dass die Politik mehr und mehr in das Naturrecht eingegriffen hat? Kann, Eminenz, die jüngste Reaktion der französischen Gesellschaft auf die arrogante Einführung eines „Rechtes“ auf das Eingehen einer gleichgeschlechtlichen „Ehe“ uns Hoffnung geben auf ein katholisches Erwachen in Europa?
Das zur Debatte stehende Thema ist gerade das Naturrecht, das die unersetzliche Grundlage aller Gesetze ist. Das Naturrecht, das in jedes menschliche Herz eingeschrieben ist, wie der heilige Paulus im Brief an die Römer (Röm 2,15) bemerkt, lehrt jene nicht verhandelbaren Prinzipien des Rechtes, ohne die es keinen Sinn macht, von Gerechtigkeit und Liebe zu sprechen. Ich verweise auf den Respekt für die Würde des menschlichen Lebens, für die Unversehrtheit von Ehe und Familie sowie für die Ausübung der Religion. Regierungen, welche Gesetze einführen, welche die Beziehung zweier Personen des gleichen Geschlechts als ehelich anerkennen, verletzen das Naturrecht, das lehrt, dass die Ehe die Verbindung eines Mannes und einer Frau ist und dass die sexuelle Vereinigung korrekterweise zur Ehe gehört. Die jüngste Antwort der Bürger Frankreichs auf eine derartige Gesetzgebung weist hin auf die Wahrheit des Naturrechts und ruft die Regierung auf, ein ungerechtes Gesetz zu reformieren. Das Logo von La Manif Pour Tous ist beeindruckend. Es deutet hin auf die Wahrheit, dass – gemäß der Natur, gemäß Gottes Plan für uns und unsere Welt – ein Kind von einem Vater und einer Mutter kommt und einen Vater und eine Mutter braucht für seine oder ihre gesunde Entwicklung und Entfaltung. Das Handeln der Franzosen ist zum Modell geworden für andere Nationen, die sich vergleichbaren staatlichen Aktionen gegenüber sehen werden. Wenn solche ernsthaft ungerechten Gesetze korrigiert werden sollen, müssen die Bürger gewarnt werden und bereit sein, aktiv zu werden, indem sie ihrem festen Widerspruch dagegen Ausdruck verleihen.
Besteht Hoffnung, dass der schlimme Trend in der Gesetzgebung der USA, was den Lebensschutz betrifft, umgekehrt werden kann? Können Pro-life-Aktivisten in dieser Angelegenheit wirksam handeln? Warum war die Strategie der Abtreiber so wirksam, und wie kann man ihr erfolgreich entgegentreten?
Es besteht Hoffnung, dass die üblen, gegen das Leben gerichteten Gesetze der Vereinigten Staaten umgestürzt werden können und dass der Anti-life-Bewegung, die noch mehr solcher Gesetze fordert, Widerstand geleistet werden kann. Die Pro-life-Bewegung in den Vereinigten Staaten arbeitet seit 1973 daran, die ungerechte Entscheidung des Obersten Gerichtshofs umzukehren, welche die Gesetze der Bundesstaaten, die Abtreibung verbieten, aufhob. Es stimmt, dass die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs steht, aber es stimmt auch, dass die Pro-life-Bewegung in den Vereinigten Staaten noch stärker geworden ist, das heißt, dass mehr und mehr Bürger, besonders junge Bürger, aufgeweckt wurden für die Wahrheit über das schwerwiegende Übel der Abtreibung.
Es gibt eine Reihe von Gründen, warum lebensfeindliche Gesetze und Entscheidungen der Gerichte in den Vereinigten Staaten bis heute maßgebend sind. Die Mächte der Säkularisierung waren und bleiben einflussreich und werden unterstützt vom größten Teil der Massenmedien. Es gab in den Vereinigten Staaten für einige Jahrzehnte eine schwerwiegend mangelhafte Katechese, die Erwachsene und junge Leute nur schlecht gerüstet hat, die Wahrheit des Sittengesetzes zu verteidigen. Es gab auch die Neigung in der Kirche, furchtsam zu sein hinsichtlich der ernsten Pflicht, die Wahrheit in der Öffentlichkeit zu verteidigen, verbunden mit einer falschen Interpretation der „non-establishment clause“ der Verfassung der Vereinigten Staaten. Die „non-establishment clause“ verbietet eine feststehende Religion oder eine Staatsreligion in den USA, aber sie verbietet der Kirche nicht, öffentlich Zeugnis für die Wahrheit abzulegen. Die falsche Interpretation wird zumeist „Trennung von Kirche und Staat“ genannt und würde das Wirken der Kirche ausschließlich auf kirchliche Angelegenheiten beschränken. Dies sind einige der Faktoren, die gegen das Leben und die Familie gerichtete Bewegungen in den USA befördert haben.
Was sollten Länder wie Polen tun, um nicht die Fehler der westlichen Länder zu wiederholen?
Erwachsene, junge Leute und Kinder müssen in Bezug auf die zentralen moralischen Fragen der Gegenwart gebildet werden. Bildung bezüglich des Naturrechts und seiner Anwendung auf aktuelle Fragen ist grundlegend. Innerhalb der Kirche findet solche Bildung statt während der Sonntagspredigt und katechetischer Unterweisung, in katholischen Schulen und Universitäten sowie auf Veranstaltungen, die dazu dienen, das Verständnis des christlichen Zeugnisses zu vertiefen, das in unserer Zeit von uns verlangt wird. In Ergänzung zur Bildung sollten die Medien oft genutzt werden, um die Lehre der Kirche zu präsentieren. Wir sollten nicht zögern, die Lehre der grundlegenden Wahrheiten zu wiederholen. Heute kann man nichts voraussetzen, was moralische Bildung betrifft. Öffentliche Kundgebungen zugunsten vernünftiger Gesetze, in Übereinstimmung mit dem Sittengesetz, sind gleichfalls wichtig. Wir müssen öffentlich die Festigkeit unserer Überzeugungen demonstrieren.
Sofern wir Gott nicht wahrhaft lieben, können wir nicht unsere Nächsten lieben. Wie kann unsere Gottesverehrung uns dabei helfen, für die Verteidung des menschlichen Lebens einzutreten?
Gemäß der klassischen Weisheit der Kirche ist das Gesetz des Betens wesensmäßig verbunden mit dem Gesetz des Glaubens und dem Gesetz der Praxis. Christus kommt durch die heilige Liturgie in unsere Mitte, besonders in den Sakramenten der allerheiligsten Eucharistie und der Buße, um unsere Herzen von der Sünde zu reinigen und unsere Herzen mit seiner eigenen Liebe durch die Ausgießung des Heiligen Geistes zu entzünden. Nur wenn wir einen festen Sinn für die Realität der Begegnung mit Christus in der heiligen Liturgie haben, verstehen wir die Wahrheiten des Glaubens und des moralischen Lebens, und was sie für unser tägliches Leben bedeuten. Dieser Sinn wird genährt durch eine Weise, die heilige Liturgie zu feiern, in der unsere Augen auf Christus gerichtet sind und nicht auf uns selbst. Es sollte uns nicht überraschen, dass die Zeit der nachkonziliaren Experimente mit der heiligen Liturgie – eine Zeit, die gekennzeichnet war von so vielen liturgischen Missbräuchen – begleitet war von einem Verlust des Glaubens und einem moralischen Niedergang. Wenn die heilige Liturgie nur als rein menschliche Aktivität betrachtet wird, eine menschliche Erfindung, ist sie nicht länger wahre Gemeinschaft mit Gott und nährt daher nicht länger den Glauben und seine Praxis im täglichen Leben.
Zum Abschluss, Eminenz, möchte ich Sie gerne fragen, was Ihre Definition eines heiligmäßigen Priesters ist …
Ein heiligmäßiger Priester lebt jeden Tag die vollkommene Hingabe seiner Person, jeder Faser seines Wesens, an Christus, der Haupt und Hirte der Herde ist, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Das ist der Kern der Konsekration, die durch die Weihe eines Priesters erwirkt wird. Er strebt danach, all seine Einstellungen, Worte und Taten der Wirklichkeit seiner Seele anzupassen, die, durch seine Weihe zum Priester zur Ausübung der pastoralen Liebe Christi, des Hauptes und Hirten, unauslöschlich gekennzeichnet ist. Ein guter und heiligmäßiger Priester widmet jeden Tag den ersten und besten Teil seiner Zeit dem Gebet und, vor allem, der Feier der heiligen Messe sowie dem regelmäßigen Bekenntnis seiner Sünden im Sakrament der Beichte. Die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu, des allerheiligsten Sakraments und der seligen Jungfrau Maria, Mutter Christi und Mutter der Priester, veranlasst den Priester zur würdigen Feier der Sakramente und hilft ihm, die verschiedenen Aspekte seines priesterlichen Dienstes nach dem Herzen Jesu, des Hohenpriesters, zu vollziehen. Aus der Vereinigung seines Herzens mit dem priesterlichen Herzen Jesu zieht er die Inspiration und Stärke, um die pastorale Sorge für die Herde auszuüben, die ihm entsprechend dem Herzen Jesu anvertraut wurde. Die Vereinigung des Herzens Jesu mit dem Herz des Priesters führt den Priester dazu, sich besonders dem Studium des Wortes Gottes zu widmen, wie es uns in der Heiligen Schrift und in der Heiligen Tradition überliefert wurde. Darüber hinaus widmet er sich der sorgfältigen Vorbereitung seiner Lehrtätigkeit in Bezug auf den Glauben und seiner sakramentalen Dienste, sowie einer aktiven Sorge für die Bedürfnisse, vor allem die geistlichen Bedürfnisse, der Herde, die ihm anvertraut wurde. Schließlich ist ein heiliger Priester in vollständiger Gemeinschaft mit dem Papst und den mit ihm durch das apostolischen Amt, das in der Kirche von der Zeit des heiligen Petrus und der anderen Apostel an weitergegeben wurde, in Gemeinschaft stehenden Bischöfen. Er ist ebenfalls in Gemeinschaft mit seinen Mitbrüdern im Priesteramt, indem er ihnen ein gutes Beispiel gibt sowie sie ermuntert und unterstützt mit brüderlicher Wertschätzung und Zuneigung.
Das Interview führte Izabella Parowicz (Polonia Christiana) und wurde von M. Benedikt Buerger (Katholisches.info) ins Deutsche übertragen. Im Auftrag von Kardinal Burke wurde die deutsche Übersetzung von Kanon Karl W. Lenhardt vom Institut Christus König und Hoherpriester geprüft und für Katholisches.info autorisiert.
Bild: Archiv
“ … Kanon Karl W. Lenhardt vom Institut Christus König und Hoherpriester …“
Ihr wißt nicht einmal mehr, was ein Kanonikus (englisch: canon) ist. Ein Blick in ein englisch-deutsches Wörterbuch hätte Euch aufgeholfen.
Diese Anweisungen sollte ich unseren Priestern einmal zeigen, danke Eure Eminenz!
Wenn bloss mehr Kardinäle derartigen Klartext reden würden !
Der Gründer des „Opus Dei“, der hl. Josef Maria Escriva, unterstreicht gleichsam
die Ausführungen von Kardinal Burke, indem er hervorhebt:
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„Ich verstehe nicht den Eifer einiger Priester, unter den anderen Christen aufgehen zu wollen und ihre besondere Aufgabe in der Kirche, jene Aufgabe, wozu sie geweiht wurden, beiseite zu schieben oder hintanzusetzen. Sie lassen sich von dem Gedanken leiten, die Christen möchten im Priester einen Menschen wie jeden anderen sehen. Doch das stimmt nicht. Sie suchen im Priester die Tugenden, die jeden Christen, ja, jeden guten Menschen kennzeichnen müssen: Verständnis, Gerechtigkeitssinn, Arbeitsamkeit – die im Falle des Priesters spezifisch priesterliche Arbeit bedeutet -, Nächstenliebe, Anstand, Höflichkeit. Aber außerdem erwarten die Gläubigen, daß der priesterliche Charakter deutlich hervortritt: daß der Priester betet, daß er sich nicht weigert, die Sakramente zu spenden, daß er bereit ist, sich aller anzunehmen und sich nicht dazu verführen läßt, leitender oder militanter Verfechter irgendwelcher menschlicher Parteiinteressen zu sein (Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dekr. Presbyterorum Ordinis, 6) sie erwarten vom Priester, daß er in Liebe und Andacht die heilige Messe feiert, Beichte hört, Kranke und Bedrängte tröstet, Bedürftigen mit seinem Rat und seiner Liebe beisteht, Kinder und Erwachsene im Glauben unterweist, das Wort Gottes predigt; nicht aber, daß er einer profanen Wissenschaft nachgeht, die – mag er sie auch noch so gut beherrschen – nicht die Wissenschaft vom Heil und vom ewigen Leben ist.“
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Ach so. Ein heiligmäßiger Priester lebt .…in Gemeinschaft mit dem Papst und den Bischöfen.
Egal, was diese lehren.
Dann muss ich in die Messe Paul VI. zurück. Denn unser Diözesanbischof erlaubt keine Personalpfarreien, geleitet von Ecclesia-Dei-Priestern. Bei uns gibt es nur die FSSPX, die sich zwar auch gern unterordnen würde, aber Papst Bergoglio hat kein Interesse, er gestattet keine Gemeinschaft.
Was nun?
Was zeichnet einen „heiligen Kardinal“ aus? Dass er den Glauben verteidigt. Auch gegen innere Feinde. Aber man kann von Kardinal Burke nicht verlangen, dass er über das Format eines heiligen Athanasius oder eines heiligen Hilarius von Poitiers verfügt.
Was zeichnete diese beiden Bischöfe aus? Sie kämpften im 4. Jahrhundert fast allein gegen den Arianismus, für die Gottheit Jesu Christi, gegen die behauptete „Gottähnlichkeit.“
Der katholische Glaube wird seit dem II. Vatikanischen Konzil von Häresien geradezu erstickt. Kardinal Burkes „Rezept“ ist selbstmörderisch. Denjenigen zu gehorchen, die dafür die Verantwortung tragen ist sein „Heilmittel.“ Das kommt mir vor wie Selbstmord. „Glaubensselbstmord.“
Sehen Sie, @ zeitlos, diesmal muss ich Ihnen unumwunden und vollständig rechtgeben. ja, so ist es! Es ist schizophren. Mir würden zwei Köpfe wachsen, wenn ich Burke so folgen sollte.