Jacques de Molay – Vor 700 Jahren wurde der letzte Großmeister der Templer verbrannt


Jacob von Molay, 23. und letzter Großmeister des Templerordens(Paris) Vor genau 700 Jah­ren, am 18. März 1314, wur­de in Paris Jac­ques de Molay auf dem Schei­ter­hau­fen als Ket­zer ver­brannt. Jacob von Molay war der drei­und­zwan­zig­ste und letz­te Groß­mei­ster des Temp­ler­or­dens. Der Rit­ter­or­den der Pau­pe­res com­mi­li­to­nes Chri­sti templi­que Salo­mo­ni­ci Hie­ro­sal­emi­ta­nis, der „Armen Kampf­ge­fähr­ten Chri­sti und des Salo­mo­ni­schen Tem­pels zu Jeru­sa­lem“ war 1118 im Zuge der Kreuz­zü­ge ent­stan­den und ver­ein­te erst­mals die Idea­le des Rit­ter­tums mit jenen des Mönch­tums. Zum Mot­to erwähl­ten sich die Temp­ler den Psalm­vers „Non nobis Domi­ne, non nobis, sed nomi­ni tuo da glo­ri­am!“ (Nicht uns, o Herr, nicht uns, son­dern Dei­nem Namen gib Ehre).

Anzei­ge

Die Mönchs­rit­ter waren eine der effi­zi­en­te­sten, sagen­um­wo­ben­sten wenn auch bis heu­te umstrit­ten­sten Erschei­nun­gen der Kir­chen­ge­schich­te. Die Mos­lems regier­ten bereits seit Jahr­hun­der­ten über das Hei­li­ge Land. Als die christ­li­chen Pil­ger nicht mehr unge­hin­dert die Hei­li­gen Stät­ten besu­chen konn­ten und von Zer­stö­run­gen an den Hei­li­gen Stät­ten erfuh­ren, rüste­ten sie zur Befrei­ung jenes Gebiets, das bis ins frü­he 7. Jahr­hun­dert zum Ost­rö­mi­schen Reich gehört hat­te. Ost­rom war jedoch zu schwach, sich der andrän­gen­den isla­mi­schen Hee­re zu erweh­ren. Initi­al­zün­dung für die Kreuz­zü­ge war ein Hil­fe­ruf Ost­roms nach der Erobe­rung von Byzanz durch die Sel­dschu­ken. Ein Hil­fe­ruf, der im Westen nicht unge­hört blieb. Zudem war die Bevöl­ke­rung des Hei­li­gen Lan­des damals noch zu einem beträcht­li­chen Teil christlich.

Militärischer Hospitalorden verknüpfte Rittertum und Mönchstum

Der Schutz der Pil­ger war das erste und vor­ran­gi­ge Ziel des Ordens. Bereits vor den Tem­pel­her­ren gab es Hos­pi­tal­or­den, die sich der Pil­ger annah­men. Ihre Schutz­lo­sig­keit vor isla­mi­schen Angrif­fen ließ im Temp­ler­or­den eine ganz neue Orga­ni­sa­ti­ons­form ent­ste­hen, die selbst den eige­nen mili­tä­ri­schen Schutz über­nahm. Eine Orga­ni­sa­ti­ons­form, der dann ande­re Orden folg­ten, wie der älte­re Johan­ni­ter­or­den (Mal­te­ser) und der Deut­sche Orden. Der Orden gewann durch zahl­rei­che Stif­tun­gen und durch eine rit­ter­li­che Aus­rich­tung durch die Samm­lung der christ­li­chen Eli­te Euro­pas rasch an Bedeu­tung. Eige­ne mili­tä­ri­sche Aktio­nen führ­te er mit mehr oder weni­ger For­tü­ne durch.

Rotes TemplerkreuzVon Euro­pa bis ins Hei­li­ge Land errich­te­te er ein wohl­or­ga­ni­sier­tes Netz an Nie­der­las­sun­gen und Hos­pi­zen, um den christ­li­chen Pil­gern von ihrer Abrei­se bis zu den Hei­li­gen Stät­ten Schutz und Ver­sor­gung zu gewähr­lei­sten. Dazu kamen Orga­ni­sa­ti­on­s­truk­tu­ren in Euro­pa, für die Ver­wal­tung der Ordens­be­sit­zun­gen, mit denen maß­geb­lich die Kosten für das Hos­piz­netz und die Nie­der­las­sun­gen im Hei­li­gen Land, ein­schließ­lich des ste­hen­den Hee­res bestrit­ten wer­den muß­ten. Der Haupt­sitz des Ordens befand sich in Paris.

Schutz des Heilgen Landes und Reconquista

Neben dem Hei­li­gen Land nahm der Orden auch an der Recon­qui­sta der Ibe­ri­schen Halb­in­sel von den Mos­lems teil. Haupt­län­der des Temp­ler­or­dens waren das heu­ti­ge Frank­reich und Eng­land. Kern­land war dabei der dama­li­ge Grenz­raum zwi­schen fran­zö­si­schen und dem römisch-deut­schen Reich. Auch Jacob von Molay stamm­te aus die­ser Gegend. Gebo­ren wur­de er um 1244 in der Frei­graf­schaft Bur­gund, die damals noch nicht zu Frank­reich gehör­te, son­dern Reichs­ge­biet war. Das Kapi­tel der Kreuz­rit­ter­staa­ten brach nach 200 Jah­ren aus Kosten- und Nach­schub­man­gel unter den Schlä­gen der isla­mi­schen Trup­pen zusam­men. Die Temp­ler hiel­ten bis Sep­tem­ber 1302 ihren letz­ten Stütz­punkt, eine klei­ne Insel vor der syri­schen Küste.

Der Stern der Rit­ter­or­den im Hei­li­gen Land ging Ende des 13. Jahr­hun­derts unter. Die Johan­ni­ter und die Deutsch­or­dens­rit­ter hat­ten inzwi­schen Ter­ri­to­ri­al­herr­schaf­ten ent­wickelt (Zypern, Rho­dos, Preu­ßen, Bal­ti­kum) und dar­in neue Auf­ga­ben gefunden.

Philipp IV.  und der drohende Staatsbankrott Frankreichs

TempelritterDas Ende des mäch­ti­gen Tem­pel­or­dens wur­de ihm letzt­lich zum Ver­häng­nis. Frank­reichs König Phil­ipp IV. der Schö­ne (1285–1314) stand vor dem Staats­bank­rott. Durch die Aus­ru­fung eines Kreuz­zu­ges bei gleich­zei­ti­ger Aus­schal­tung des Tem­pel­or­dens, konn­te er sich ihres Ver­mö­gens bedie­nen und den Staats­haus­halt sanie­ren. Ein System des Raubs, das die sich festi­gen­den Ter­ri­to­ri­al­staa­ten im Lau­fe der Geschich­te immer wie­der anwen­den soll­ten. Im Gegen­satz zur Kir­che war der Orden aller­dings eine bewaff­ne­te Streit­macht. So kampf­erprobt sie gegen die Mos­lems waren, so arg­los waren sie jedoch gegen ihre Geg­ner zu Hau­se. Das Papst­tum war geschwächt und geriet in immer direk­te­re Abhän­gig­keit des fran­zö­si­schen Königs. Seit 1309 leb­ten die Päp­ste für eini­ge Jahr­zehn­te im Avi­gno­ner Exil.

Schwacher Papst und Anklage wegen Ketzerei

König Phil­ipp IV. war es gelun­gen, von Papst Cle­mens V. (1305–1314), einem per­sön­li­chen Freund, die Zustim­mung zu einem Pro­zeß gegen die Temp­ler zu erlan­gen. 1307 ließ Phil­ipp IV. alle Temp­ler Frank­reichs fest­neh­men, die sich ohne Wider­stand abfüh­ren lie­ßen. Der Orden soll­te wegen Ket­ze­rei vor Gericht gestellt wor­den. Noch heu­te mutet es atem­rau­bend an, die kon­stru­ier­te Ankla­ge gegen den Orden zu lesen. Die Geständ­nis­se auf­grund derer die Ver­ur­tei­lung erfolg­te, wur­den durch Fol­ter erpreßt. Groß­mei­ster Molay gestand Ende Okto­ber 1307 nach schwe­rer Fol­ter. Am 24. Dezem­ber des­sel­ben Jah­res wider­rief er jedoch sein Geständ­nis und beschwor sei­ne Unschuld. Eine Posi­ti­on, die er nicht mehr ver­las­sen soll­te. Die Bemü­hun­gen Cle­mens V. den Orden in irgend­ei­ner Form zu ret­ten, miß­lan­gen. Zu schwach, dem König zu wider­ste­hen, berief er schließ­lich ein Kon­zil nach Vien­ne ein, nach­dem 1310 Phil­ipp IV. in Frank­reich mit der demon­stra­ti­ven, öffent­li­chen Ver­bren­nung von Temp­lern begon­nen hat­te. Der Papst ließ in sei­nem welt­li­chen Herr­schafts­be­reich kei­nen Temp­ler hin­rich­ten, was unter­strei­chen soll­te, daß die Bedrän­gung des Ordens vom König von Frank­reich aus­ging. Das Kon­zil ver­ur­teil­te 1312 den Orden in einem auf­se­hen­er­re­gen­den Pro­zeß. Im Rin­gen zwi­schen päpst­li­cher und könig­li­cher Macht unter­lag der Papst und ließ, um die eige­ne Auto­ri­tät eini­ger­ma­ßen zu ret­ten, den Orden „über die Klin­ge sprin­gen“. Dan­te Ali­ghie­ri schrieb ihn dafür in sei­ner „Gött­li­chen Komö­die“ in die Hölle.

Aufhebung des Ordens – Molays Schlußworte „vor Gott und der Welt“

Verbrennung von Großmeister de Molay in ParisMit der Bul­le Vox in excel­so hob Cle­mens V. den Orden am 22. März 1312 auf. Nach dem Kon­zil zogen vie­le Ordens­rit­ter mutig ihre erzwun­ge­nen Geständ­nis­se zurück und beteu­er­ten ihre Unschuld. So konn­ten sie als reu­lo­se Ket­zer ver­brannt wer­den. Am 18. März 1314 wur­de auch über Groß­mei­ster Jacob von Molay das Urteil gespro­chen. Am Ende des Pro­zes­ses stand von Molay auf und bekräf­tig­te noch ein­mal mit lau­ter Stim­me „vor Gott und der Welt“ sei­ne Unschuld und sei­ne unge­bro­che­ne Treue zum katho­li­schen Glau­ben: „Auf der Schwel­le des Todes, wo auch die lei­se­ste Lüge schwer wiegt, geste­he ich im Ange­sicht des Him­mels und der Erde, daß ich gro­ße Sün­de gegen mich und die Mei­ni­gen began­gen und mich des bit­te­ren Todes schul­dig gemacht habe, weil ich mich, um mein Leben zu ret­ten und dem Über­ma­ße an Mar­tern zu ent­ge­hen, vor allem durch Schmei­chel­wor­te des Königs und des Pap­stes ver­lockt, gegen mei­nen Orden und mich erho­ben habe. Jetzt aber, wie­wohl ich weiß, wel­ches Los mei­ner harrt, will ich kei­ne Lüge zu den alten häu­fen und, indem ich erklä­re, daß der Orden stets recht­gläu­big und rein von Schand­ta­ten war, ver­zich­te ich freu­dig auf mein Leben.“ [1]Micha­el Hese­mann: Die Dun­kel­män­ner. Mythen, Lügen und Legen­den um die Kir­chen­ge­schich­te, 2. unver­änd. Aufl.,Augsburg 2008, S. 151 Noch am Abend des­sel­ben Tages wur­de Jacob de Molay und der Ordens­mei­ster der Nor­man­die auf der àŽle de la Cité in Paris, der klei­nen Insel in der Sei­ne, auf der auch die Kathe­dra­le Not­re-Dame du Paris steht, ver­brannt. Eine klei­ne Gedenk­ta­fel erin­nert an den skan­da­lö­sen Justizmord.

Der Makel und das ungeklärte Erbe der Templer

Ande­re Ordens­mei­ster blie­ben bis zu ihrem Tod ein­ge­ker­kert. Allein auf der Ibe­ri­schen Halb­in­sel, wo der Orden bei der Recon­qui­sta treue Dien­ste gelei­stet hat­te, erfolg­ten Frei­sprü­che. In Ara­gon 1316 und in Por­tu­gal 1319 grün­de­ten die Köni­ge den Orden von Mon­te­sa und den Orden der Chri­stus­rit­ter, in denen Tem­pel­rit­ter aus ganz Euro­pa, soweit sie sich der Ver­fol­gung ent­zie­hen konn­ten, Auf­nah­me fan­den und auch in der Sym­bo­lik, so im roten Ordens­kreuz das Erbe der Temp­ler erken­nen lie­ßen. Bei­de Orden exi­stie­ren heu­te nicht mehr.

Das Ver­sa­gen der welt­li­chen und kirch­li­chen Auto­ri­tät fand in der Hin­rich­tung Molays ihren sicht­ba­ren Höhe­punkt. Er steht bis heu­te als unge­tilg­ter Makel in der Kir­chen­ge­schich­te. Mit ein Grund, wes­halb die Kir­che die Wie­der­her­stel­lung des Temp­ler­or­dens nie gestat­te­te. Wäh­rend der Mal­te­ser­or­den und der Deut­sche Orden, um die bekann­te­sten zu nen­nen, unun­ter­bro­chen fort­be­stan­den und des­halb auch heu­te in der Kir­che ihren Platz haben, lehnt die Kir­che eine Neu- oder Wie­der­grün­dung der Tem­pel­her­ren ab. Völ­lig zu Unrecht ver­such­te die Frei­mau­re­rei das Erbe der Temp­ler im anti­kirch­li­chen Sinn anzu­tre­ten. Ein Grund mehr, wes­halb das Wort Temp­ler in katho­li­schen Krei­sen lan­ge nega­tiv besetzt war. 2007 mach­te der Hei­li­ge Stuhl die Akten des Pro­zes­ses gegen die Temp­ler zugäng­lich. Das Akten­stu­di­um bestä­tig­te die Annah­me, daß es sich um einen Justiz­skan­dal größ­ten Aus­ma­ßes handelte.

Heu­te gibt es in der Katho­li­schen Kir­che eine Rei­he von aner­kann­ten Lai­en­or­ga­ni­sa­tio­nen, die sich auf die Tra­di­ti­on der Tem­pel­rit­ter beru­fen, ohne jedoch die direk­te Nach­fol­ge bean­spru­chen zu kön­nen. Dane­ben exi­stie­ren aller­dings auch eine Viel­zahl nicht aner­kann­ter Ver­ei­ni­gun­gen, die zum Teil sogar anti­ka­tho­lisch, maso­nisch oder sogar sata­ni­stisch aus­ge­rich­tet sind.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

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1 Micha­el Hese­mann: Die Dun­kel­män­ner. Mythen, Lügen und Legen­den um die Kir­chen­ge­schich­te, 2. unver­änd. Aufl.,Augsburg 2008, S. 151
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2 Kommentare

  1. Die „Ver­ur­tei­lung“ des Rit­ter-Ordens der Temp­ler anfangs des 14. Jahrhunderts 
    – insze­niert durch König Phil­ip IV: von Frankreich -
    wegen angebl. „Häre­sie“ und „Sodo­mie“ wur­de im Jah­re 2005 vom Vati­can in der 
    „Docu­men­ta Vati­ca­na“ als Intri­ge offengelegt…
    Der im
    „Chi­non-Doku­ment“ 
    gefun­de­ne Frei­spruch der Temp­ler durch Papst Cle­mens V. vom 17. August 1308…
    ist die Grund­la­ge für fol­gen­de Rehabilitierung
    des Rit­ter-Ordens der „Temp­ler“ durch den Vatican…Auszug aus der 
    „Docu­men­ta Vati­ca­na“ aus dem Jah­re 2005:
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    „Trotz aller vom König Phil­ipp IV. erson­ne­nen Behinderungen 
    konn­te Cle­mens V. den arg­li­sti­gen Ankla­ge­vor­wurf der könig­li­chen Anwäl­te aufdecken.
    Die Anschul­di­gun­gen der Ket­ze­rei und Sodo­mie bestanden 
    aus Intri­gen durch vom König in dem Orden ein­ge­schleu­sten Spionen.Nicht zuletzt han­delt es sich um den Kampf Phil­ipps IV. Gegen die Auto­ri­tät des Pap­stes. Nach Mona­ten kräf­te­zeh­ren­der Kämp­fe begriff Papst Cle­mens V., dass er die Kir­che nur ret­ten konn­te, wenn er in der Sache der Temp­ler nachgab. 
    Fiel der Orden auch durch die Bul­le „Vox in excel­so“ des Pap­stes im Jah­re 1312 der Auf­lö­sung defi­ni­tiv anheim, 
    so konn­te Cle­mens V. doch wenig­stens die Unschuld der Tem­pel­rit­ter behaup­ten, die so viel für das Wohl der Kir­che getan hatten“
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