(Vatikan) Die „arme“ Kirche von Papst Franziskus und die Millionenhonorare für umstrittene externe Unternehmensberater. Wie paßt das zusammen? Mit dem Pontifikat von Papst Franziskus bedient sich der Heilige Stuhl der großen internationalen Beratungsunternehmen, die mehr oder weniger alle westlichen Regierungen, öffentlichen Verwaltung und großen Unternehmen beraten. Die neuen Aufträge des Vatikans gehen von McKinsey, Promontory, Ernst&Young über KPMG und PricewaterhouseCooper bis Deloitte. Darüber berichtete auch der Vatikanist Sandro Magister. Ein ehemaliger Vorgesetzter Magisters, Marco Benedetto, bis 2008 Geschäftsführer der Espresso-Verlagsgruppe und nun Herausgeber der Internettageszeitung Blitz, griff die Berichterstattung Magisters auf und veröffentlichte einige eigene Anmerkungen dazu. Anmerkungen mit denen der Unternehmensmanager das Staunen Magisters über den Rückgriff des Vatikans auf sündteure externe Berater mit Honoraren in Millionenhöhe teilt. „Worte eines großen Kenners und Unternehmensfachmanns. Ob man seine Lektion im Vatikan zur Kenntnis nehmen wird?“, fragt sich Sandro Magister. Hier der Kommentar von Marco Benedetto:
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Die „arme“ Kirche von Franziskus und die Millionen für US-Berater
Es klingt seltsam, daß die Kirche nach zweitausend Jahren die Notwendigkeit verspürt, auf andere Berater zurückzugreifen als den Heiligen Geist. Die Beratungsagenturen florieren in der großen Welt der Unternehmen aus einer Reihe von Gründen. Sie sind der weltliche Arm der Firmenchefs, die Veränderungen durchsetzen wollen, aber die Verantwortung dafür externen, autonomen und unabhängigen Beratern zuschieben wollen. Sie werden von Managern eingesetzt, die bei Strukturanalysen ihren Untergebenen nicht vertrauen.
Die fähigen Manager mißtrauen in Wirklichkeit den Beratungsagenturen, die selten das Thema kennen, das Firmen-Know how ausnützen und dann gesalzene Rechnungen stellen für Ideen, die ein guter Firmenchef selbst erarbeiten können sollte.
Die Beratungsagenturen, aus denen ohne Zweifel wertvolle Persönlichkeiten hervorgegangen sind, bilden aber auch ein sehr mächtiges Netzwerk für die Unterbringung und Auffangbecken von Managern.
Es gab Manager der mittleren Ebene, die unter Ausnutzung der Ergebnisse eines Beraters ihre direkten Vorgesetzen zu verleumden versuchten und dann, mit den auf diese Weise gewonnenen Pluspunkten versuchten sie sich bei der Suche nach besseren Stellen helfen zu lassen.
Das alles steht nicht in dem Artikel von Sandro Magister, aber es findet sich das Staunen über das potentielle Risiko von Interessenkonflikten, in die zum Beispiel Francesca Chaouqui kommen kann, die PR-Beauftragte von Ernst&Young und gleichzeitig Mitglied der Päpstlichen Kommission für die Wirtschaftsangelegenheiten des Heiligen Stuhls ist, die sich der Dienste von Ernst&Young bedient. Aber man weiß, daß die Wege des Herrn unergründlich sind.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Radio Vatikan/Fotomontage