(Rom) Ein Pfarrer restaurierte mustergültig seine Pfarrkirche aus dem 18. Jahrhundert und entfernte dabei den „Volksaltar“. In architektonischer, ästhetischer und vor allem liturgischer Hinsicht ein zwingender Schritt, wie er begründete. Wegen des kirchlichen Klimas jedoch ein geradezu „revolutionärer“, mutiger Schritt.
Die italienische Erzdiözese Modena in der Poebene wurde 2012 von einem schweren Erdbeben erschüttert. Zwei Priester starben in ihren Kirchen unter den herabstürzenden Trümmern. Der Pfarrer der Pfarrei zum Erzengel Michael von Montale Rangone, Kanonikus Andrea Gianelli, restaurierte seine Pfarrkirche mustergültig und entfernte bei dieser Gelegenheit den Volksaltar. Der Priester, Weihejahrgang 1970, habe sich, angestoßen durch Papst Benedikt XVI., schon seit einiger Zeit mit liturgischen Fragen befaßt. Die Restaurierung der erdbebengeschädigten Kirche sei dann für ihn der Anlaß gewesen, zu handeln.
Gebetsrichtung „zwingend“ coram Deo
Der unerschrockene und in seiner Diözese bekannte Priester übermittelte der Kirchenzeitung seiner Erzdiözese die Begründung für seine Entscheidung, die am 15. Dezember 2013 vollinhaltlich abgedruckt wurde. Darin führte der Pfarrer allgemeinverständlich aus, daß der Priester am Altar „in persona Christi betet und opfert, als würde Jesus selbst Gott Vater das Opfer darbringen. Damit ändert sich die Gebetshaltung auch physisch, weil sie in eine direkte Beziehung zu Gott tritt. Auch das Volk betet, aber nicht direkt, sondern durch den geweihten Priester, der aus diesem Grunde das Eucharistische Hochgebet alleine spricht. Das Volk hört und vereint sich mit ihm am Ende durch das Amen. Das Volk betet und vereint seine Opfer, aber auch seine Freuden mit dem Opfer Christi, doch dieser Teil der Heiligen Messe ist essentiell priesterlich. Daraus ergibt sich zwingend, daß alle zum Herrn hin ausgerichtet sind. Nicht von ungefähr heißt es in der Antwort auf die Aufforderung, die Herzen zu erheben: Wir haben sie beim Herrn.“
Keine Verpflichtung zum „Volksaltar“
Kanonikus Gianelli legte dann unter Berufung auf Papst Benedikt XVI. dar, daß die Gebetsrichtung für die Kirche von Anfang an immer Osten war, „also fast 1950 Jahre lang“, weshalb von einer „authentischen Tradition“ zu sprechen sei. „Es ist ein Irrtum zu meinen, Jesus habe beim Letzten Abendmahl die Apostel angeschaut, so als sei er in ihrer Mitte gesessen. Das berühmte Letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci, dem viele Künstler gefolgt sind, vermittelt, wie Studien eindeutig belegen, ein falsches Bild der damaligen Ereignisse.“ Das Zweite Vatikanische Konzil sage nirgends etwas von einem Volksaltar und einer Gebetsrichtung zum Volk hin, „ebensowenig, daß die lateinische Kirchensprache abzuschaffen sei, vielmehr legte es ausdrücklich fest, daß sie zu erhalten ist“. Die Gottesdienstkongregation stellte in einem Dokument des Jahres 2000 klar, daß es keinerlei Zwang oder Verpflichtung zur Aufstellung eines „Volksaltars“ gibt.
Kirchenzeitung: Ist Praxisänderung „opportun“?
Die Kirchenzeitung fügte jedoch einen Kommentar hinzu. Darin wurde die Entscheidung des Kanonikus, Weihejahrgang 1970, nicht kritisiert, sondern ausdrücklich gelobt. Lobend wurde anerkannt, daß er in seiner Begründung an die drei Orte der Zelebration im Novus Ordo erinnerte (Sitz, Ambo, Altar), aber auch seine Betonung, daß das Eucharistische Gebet eine Gebetsrichtung hat und im doppelten Sinn „orientiert“ ist.
Die Kirchenzeitung bezeichnete die Entscheidung als „völlig zulässig und rechtmäßig“, da sie keine Bestimmung weder eine kirchenrechtliche noch eine liturgische verletzt. Das Diözesanblatt warf dann jedoch die Frage auf, ob es „opportun“ sei, coram Deo zu zelebrieren, nachdem „50 Jahre lang“ zum Volk hin zelebriert wurde. Als Begründung nennt das Kirchenblatt, daß bei einer Zelebration ad populum die Eucharistie „betrachtet“ werde.
„Haltlose Bergründung“
„Die Begründung ist völlig haltlos“, so Messa in Latino, „weil 50 Jahre für die Kirche keine Zeitspanne sind, um daraus ein liturgisches Gewohnheitsrecht ableiten zu können. Zudem ist der Grund für die Gebetsrichtung nicht die Eucharistie, die auch in der überlieferten Form betrachtet wird, sondern die Hinwendung zu Gott, der Opfercharakter statt ein Mahlcharakter, die symbolische Bedeutung des Altarkreuzes, dem der Priester und das Volk zugewandt sind und nicht sich gegenseitig, um so mehr erst dem aus dem Osten wiederkommenden Christus, der Sonne der Gerechtigkeit.“
Zudem erstaune die plötzliche Verehrung für die Heilige Eucharistie, „da ansonsten keine Kritik dagegen zu vernehmen ist, daß in nicht wenigen Kirchen, neuen und auch alten, der Tabernakel in dunkle, abgelegene Ecken verbannt ist“, so Messa in Latino. „Das lobenswerte Beispiel von Kanonikus Gianelli zeige, daß auch Priester, die im Neuen Ritus geweiht und ein Leben lang im Neuen Ritus zelebriert haben, durch Beschäftigung mit der Liturgie Fehlentwicklungen erkennen und zu einem Umdenken finden können.“
„Wird das Ordinariat den Schritt des Pfarrers akzeptieren?“, fragte Messa in Latino. Die Gläubigen haben ihn akzeptiert. Die Entfernung des Volksaltars habe, so Kanonikus Gianelli, in seiner Pfarrei für einige Diskussion gesorgt. Er habe seine Entscheidung jedoch genau erklärt und die Gläubigen hätten es verstanden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Messa in Latino
Richtig erkläre: Das ist wichtig. In den deutschen Diözesen ist wohl der Grad der Verhetzung zu weit fortgeschritten. Wie wäre es mit einem Wort von Franziskus zum Thema ? Sonst redet er doch viel (zu viel).
Bei uns reicht es, wenn ein Pfarrer zweimal am Hochaltar zelebriert, um ihn aus der Gemeinde zu mobben.
Die Richtung stimmt … 😉
Aufgrund der Ausführungen von Papst Benedikt XVI über die Heilige Eucharistie kam bei mir ein Umdenken zustande und durch die geographische Nähe zu Maria Vesperbild kann ich glücklicherweise dort an der Feier des Heiligen Messopfers teilnehmen. Dort gibt es keinen Volksaltar und die Menschen besuchen in großer Zahl die Messen in dieser wunderbaren Kirche. Ich danke Gott in der Heiligsten Dreifaltigkeit und der Heiligen Jungfrau Maria für diesen gnadenreichen Ort und bete, dass die Angriffe der Modernisten dort und an allen Orten der traditionellen Messfeier immer abprallen werden.
Schön, dass der dortige Pfarrer die Courage aufgebracht hat, den Volksaltar zu entfernen. Er konnte ja nicht im voraus wissen, wie die Gläubigen reagieren würden.
Aber er war zutiefst überzeugt von dem, was er tat und dies haben die Menschen wohl gespürt und deshalb seine Entscheidung auch akzeptiert.
Und das Ordinariat?
Wie wird es reagieren?