(Brüssel) Die Kultur des Todes breitet sich in Belgien rapide aus. Trotz sich häufender Schockberichte und Skandale rund um das Euthanasiegesetz macht das Belgische Parlament mit der Ausweitung der Euthanasie weiter. Am vergangenen 12. Dezember beschloß der Senat mit einem abstrusen Gesetz die Euthanasierung von Minderjährigen. Nun sprach sich auch der zuständige Ausschuß des Abgeordnetenhauses für das Gesetz aus. Innerhalb von 15 Tagen wird sich nun das Plenum damit befassen. Die Proteste der Lebensrechtler und der Opposition verhallen ungehört. Für die linksgrünliberale Regierung ist die Sache bereits beschlossen: „Der Gesundheitsminister nahm nicht einmal an der Sitzung des Ausschusses teil.“
Der Justizausschuß des Abgeordnetenhauses genehmigte die Ausweitung der Euthanasie auf Minderjährige. Bisher untersagte das Euthanasiegesetz ausdrücklich die Tötung von psychisch Kranken und von Minderjährigen. Das Gesetz sieht einen Antrag des Betroffenen um Euthanasierung vor. Diese setzt voraus, daß der Antragsteller in vollem Bewußtsein handelt und damit zurechnungsfähig ist. Die gilt mit gutem Grund weder für Minderjährige noch für psychisch Kranke.
Sozialisten, Grüne, Liberale und die Nieuw-Vlaamse Alliantie, eine separatistische Partei Flanderns, die sich einem „humanistischen Nationalismus“ verpflichtet fühlt, stimmten für die Ausweitung der Euthanasie auf Kinder. Die Christdemokraten der Wallonie und Flanderns stimmten gegen das Tötungsgesetz.
Galt bisher die Volljährigkeit als Altersgrenze für einen Euthanasieantrag, sieht die Neufassung des Gesetzes keine Altersgrenze mehr vor. Wenn das Abgeordnetenhaus dem Gesetz zustimmt, kehrt es zur zweiten Lesung in den Senat zurück. Sollte es in Kraft treten, wäre es das liberalste Tötungsgesetz der Welt. Auch ein fünfjähriges Kind könnte morgen in Belgien einen Antrag auf Euthanasierung stellen, wenn es nach der Parlamentsmehrheit geht.
Die Opposition verwies auf sich häufende Berichte über Mißbräuche des geltenden Euthanasiegesetzes. Die Ausweitung werde das Leben in Belgien zum „Lotteriespiel“ machen. Kritik übte sie auch an der Abwesenheit des Gesundheitsministers, der es nicht der Mühe wert befand, an der Ausschußsitzung teilzunehmen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons