Papst Lämmer für Pallien übergeben – „Banalisierung“ einer uralten Zeremonie?


Hotelhallenflair(Vati­kan) Die uralte Zere­mo­nie der Über­ga­be und Seg­nung der bei­den Läm­mer für die Pal­li­en der Erz­bi­schö­fe ver­leg­te Papst Fran­zis­kus aus der päpst­li­chen Kapel­le in die Ein­gangs­hal­le des vati­ka­ni­schen Gäste­hau­ses. Aus einer der weni­gen, ver­bor­ge­nen, weil beson­ders intim mit der Kir­chen­ver­fas­sung zusam­men­hän­gen­den Zere­mo­nien wur­de ein öffent­li­ches Medienspektakel. 

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Am 21. Janu­ar, dem Gedenk­tag der hei­li­gen Agnes, fin­det eine uralte Tra­di­ti­on der Kir­che statt. Dem Papst wer­den zwei Läm­mer über­ge­ben, deren Wol­le zur Her­stel­lung der Pal­li­en ver­wen­det wird. Die Läm­mer leben natür­lich. Die Pal­li­en sind das schma­le Band aus wei­ßer Wol­le mit sechs schwar­zen Kreu­zen aus Sei­de, die dar­auf gestickt wer­den. Sie stel­len die lit­ur­gi­sche Insi­gnie dar, die geist­li­che und recht­li­che Auto­ri­tät eines Erz­bi­schofs über sei­ne Kir­chen­pro­vinz, die ihm vom Papst ver­lie­hen wur­de. Jenes des Pap­stes ist hin­ge­gen mit fünf roten Kreu­zen bestickt. Das Pal­li­um wird über dem Meß­ge­wand getra­gen. Über die Schul­tern gelegt, ist es auf Brust und Rücken zu sehen.

Die Pal­li­en, aus der Wol­le der bei­den Läm­mer eines Jah­res her­ge­stellt, wer­den jeweils im dar­auf­fol­gen­den Jahr vom Papst am Hoch­fest der Apo­stel­für­sten Petrus und Pau­lus den neu­ernann­ten Metro­po­li­ten übergeben.

Gedenken an die heilige Agnes, Märtyrerin des Glaubens und der Keuschheit

Die Zere­mo­nie erin­nert an das Mar­ty­ri­um der hei­li­gen Agnes. Die klei­ne Agnes, ein Mäd­chen von 12 oder 13 Jah­ren, wur­de am 21. Janu­ar 305 im Sta­di­on des Domi­ti­an (heu­te Piaz­za Navo­na) in Rom hin­ge­rich­tet. Die Chri­sten des Römi­schen Rei­ches erleb­ten unter Kai­ser Domi­ti­an die bis­her bru­tal­ste Ver­fol­gung. Der Kai­ser war ent­schlos­sen, die Chri­sten aus­zu­lö­schen. Am 21. Janu­ar wur­de in Ket­ten gelegt, auch ein jun­ges Mäd­chen in das Sta­di­on gebracht. Ihre Schuld bestand nicht nur dar­in, Chri­stin zu sein. Agnes hat­te ihre Treue zu Jesus mit einem Keusch­heits­ge­lüb­de bekräf­tigt und sich gewei­gert, dem dop­pel­ten Treue­ge­lüb­de abzuschwören.

Übergabe der Agnes-Lämmer für die Metropolitenpallien Benedikt XVI.Nach­dem ihre Hen­ker alles ver­sucht hat­ten, im Tausch für ihr Leben, die Keusch­heit und ihren Glau­ben auf­zu­ge­ben, wur­de sie mit einem geziel­ten Schwert­stoß getö­tet, wie es zu jener Zeit auch für die Läm­mer üblich war. Das ist auch der Grund, war­um die Läm­mer für die Pal­li­en dem Papst am Gedenk­tag der hei­li­gen Mär­ty­re­rin über­ge­ben wer­den und zwar lebend. Auf­ge­zo­gen wer­den die Läm­mer von den Trap­pi­sten­mön­chen der Abtei del­le Tre Fon­ta­ne. Aus deren Wol­le weben die Bene­dik­ti­ne­rin­nen des Klo­sters San­ta Ceci­lia in Tra­ste­ve­re die Pallien.

Die uralte und eben­so schlich­te Zere­mo­nie berührt eine mit der Hir­ten­ge­walt ver­bun­de­ne Tra­di­ti­on von ganz beson­de­rer Bedeu­tung. Sie betrifft die Apo­sto­li­sche Suk­zes­si­on und die beson­de­re Ver­fas­sung der Kir­che, wonach alle Auto­ri­tät vom Papst aus­geht. Sie fand daher unter Aus­schluß der Öffent­lich­keit statt. Eine der weni­gen, fei­er­li­chen Zere­mo­nien der Hei­li­gen Kir­che, die im Ver­bor­ge­nen statt­fand, weil es um einen inner­sten Vor­gang der Kir­chen­ver­fas­sung ging. Zugang zur Kapel­le des Apo­sto­li­schen Pala­stes hat­ten nur gott­ge­weih­te Per­so­nen und der offi­zi­el­le Pho­to­graph des Osser­va­to­re Roma­no.

Papst Fran­zis­kus „öff­ne­te“ nun die Türen „und die Zere­mo­nie wur­de der Bana­li­sie­rung preis­ge­ge­ben“, so Tra­di­tio Catho­li­ca. Jour­na­li­sten, Pho­to­gra­phen und Schau­lu­sti­ge durf­ten teil­neh­men. Die Zere­mo­nie fand nicht mehr in der Kapel­le des Apo­sto­li­schen Pala­stes, son­dern um 12.30 Uhr in der Ein­gangs­hal­le des vati­ka­ni­schen Gäste­hau­ses San­ta Mar­ta statt, in dem der Papst wohnt. „Aus einer reli­giö­se Zere­mo­nie an einem sakra­len Ort wur­de ein Hotel­hal­le­n­er­eig­nis“, so Tra­di­tio Catho­li­ca. „Einem Lamm wur­de für die Pho­tos eine ‚Frie­dens­fah­ne‘ umge­legt, die eben­so­gut eine Homo-Fah­ne sein hät­te kön­nen. Die bei­den Läm­mer wur­den dem Medi­en­spek­ta­kel zum Fraß vorgeworfen.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: News​.va/​P​apa Ratz­in­ger Blog

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13 Kommentare

  1. Er liebt es eben, alles anders zu machen … 

    Nach die­sem Pon­ti­fi­kat wer­den sich vie­le nach der alten Kir­che seh­nen und erken­nen, daß die­se gut war.

    • Rich­tig, die­se ‚Neue Kir­che‚, die unter dem neu­en Ober­hir­ten völ­lig unver­hoh­len erkenn­bar wird, zeigt deren Makel deut­lich auf.
      Die Rage mit der die Pro­fa­nie­rung der einen Hei­li­gen, Katho­li­schen und Apo­sto­li­schen Kir­che in Rom durch­ge­zo­gen wird, lässt wirk­lich nichts Gutes erwarten.
      Eine Bana­li­sie­rung jagt die näch­ste, immer vor den Augen der Welt als Spek­ta­kel präsentiert.

      Viel­leicht ist dies Aus­druck der End­pha­se des selbstszer­stö­re­ri­schen Kur­ses der mit dem zwei­ten vati­ka­ni­schen, nicht dog­ma­ti­schen Kon­zil los­ge­tre­ten wurde.
      Karl Rah­ner beschrieb das Kon­zil als Zeit der Geburt der ‚WELTKIRCHE‚ nach zwei­tau­send ‚hel­le­ni­sti­schen‚ Jah­ren und nach einer ‚juda­isti­schen Kirche‚.
      Bei sei­ner Abschluß­re­de des VKII pro­kla­mier­te Papst Paul VI am 7. Dezem­ber 1967 den ‚neu­en Huma­nis­mus‚. „Mehr als irgend­je­mand ande­res haben wir den ‚Men­schen­kult‚.“

      Das vom Seli­gen Papst Johan­nes XXIII gewünscht ‚update‚ der Kir­che hat offen­bar das Magi­steri­um von 260 Päp­sten zu löschen ver­sucht und so eini­ges durch­ein­an­der gebracht.

  2. Gibt es etwas, was er bis­her noch nicht bana­li­siert hat?
    Schon allein, dass noch nie­mand, weder in Deutsch­land und auch nicht inter­na­tio­nal auf­ge­regt hat, dass fast alle sei­ne lit­ur­gi­schen Hand­lun­gen ent­we­der statt im Peters­dom auf dem Peters­platz statt­fin­den und sei­ne täg­li­che hl. Mes­sen in der häss­li­chen Kapel­le sei­nes Gäste­hau­ses statt­fin­den (selbst bei Aldi ist es schö­ner) statt in sei­ner eige­nen Bischofs­kir­che, dem Late­ran oder auch im Peters­dom, zeigt doch wie weit wir schon sind.

    • Berg­o­glio ist eben nur Gast im Vati­kan. Haus­herr ist immer noch Papst Bene­dikt XVI.
      Per Mari­am ad Christum.

  3. Einst gab es eine Arkan­dis­zi­plin, eine Dis­kre­ti­on gegen­über dem Hei­li­gen. Das Her­ren­wort, nicht die Per­len vor die Säue zu wer­fen, ist in Zei­ten einer all­ge­gen­wär­ti­gen „Öff­nung“ irgend­wie aus der Mode gekommen.

    Der Kom­men­ta­tor hat durch­aus den Nagel auf den Kopf getrof­fen. Bana­li­sie­rung und Tri­via­li­sie­rung sind gro­ße Übel.

    Im übri­gen kann sich der hl. Vater hier nicht auf sei­nen Ordens­stif­ter berufen.

  4. Nach die­sem Pon­ti­fi­kat wird nichts mehr sein wie vor­her. Berg­o­glio argu­men­tiert nicht nur gegen die Tra­di­ti­on der Kir­che, er bana­li­siert sie, er macht sie lächerlich.
    Und die tra­di­tio­nel­len Prie­ster­bru­der­schaf­ten sind in sei­ner Hand. Die einen sind von ihm und den Bischö­fen völ­lig abhän­gig, die ande­re kann er mit der Exkom­mu­ni­ka­ti­on bedrohen.
    Einen Erz­bi­schof Lefeb­v­re gibt es unter den Bischö­fen der Welt­kir­che nicht.

    • zeit­los:
      Wäre denn eine Exkom­mu­ni­ka­ti­on z. B. bei einer nicht „wei­sungs­ge­mä­ßen“ Prie­ster­wei­he oder Bischofs­wei­he nicht unwirk­sam, weil auf­grund des zum Him­mel schrei­en­den Miß­brau­ches der ewi­gen Leh­re der Hei­li­gen Katho­li­schen Kir­che und ange­sichts der immer unver­schäm­te­ren, mas­si­ve­ren und offen­sicht­li­che­ren Über­tre­tun­gen aller Nor­men, die über 2000 Jah­re selbst­ver­ständ­lich waren und inner­halb der Kir­che unan­ge­foch­ten gal­ten, nicht vom Vor­lie­gen eines N O T S T A N D ES gespro­chen wer­den kann?

      • Austria, ich hät­te rein theo­lo­gisch kei­ne Angst. Aber die sozia­len Fol­gen sind zu beden­ken. Ich möch­te den Teu­fel nicht an die Wand malen, aber das Gan­ze wäre beglei­tet von einem gehäs­si­gen, ver­lo­ge­nen Medi­en­feld­zug, der sehr schwer durch­zu­ste­hen wäre. Ande­rer­seits geht es um die Wahr­heit. Wahr­lich kei­ne leich­te Entscheidung

        • Ich bin Ihrer Mei­nung, Zeit­los. Eine furcht­ba­re Schmutz­kü­bel­kam­pa­gne wür­de sich über FSSPX ergie­ßen. Das wäre eine gigan­ti­sche Bewäh­rungs­pro­be, aber der allein der Gedan­ke, wie­viel in der Bru­der­schaft dadurch zer­stört wer­den könn­te, wie­vie­le See­len wie­der ver­lo­ren wer­den könn­ten macht mich sehr trau­rig. Die Lage ist wirk­lich trist und die Zukunfts­aus­sicht ist rea­li­stisch ein­ge­schätzt alles ande­re als ruhig.
          Beten wir für die Tra­di­ti­on aus gan­zem Her­zen und fle­hen wir unse­re aller­se­lig­ste Jung­frau Maria an!

  5. Die Ent­schei­dung Berg­o­gli­os, die Zere­mo­nie aus einem sakra­len in einen pro­fa­nen Raum zu ver­le­gen, ist ein „schö­nes“ Zei­chen für die Ver­welt­li­chung des Bischofs­am­tes. Herr ste­he dei­ner Kir­che bei.
    Per Mari­am ad Christum.

  6. Wie vul­gär kann es denn noch wer­den. Näch­stes Jahr sind dann wohl die Toi­let­ten des Gäste­hau­ses dran.

  7. Der Greu­el der Ver­wü­stung hat mit der Beschä­di­gung der Sakra­men­te durch die Refor­men Papst Pauls VI. begon­nen und steu­ert unter die­sem Pon­ti­fex wohl sei­nem biblisch pro­phe­zei­ten Höhe­punkt zu.

  8. lei­der hat SH Papst Fran­zis­kus gar kein Gespür ‚kei­ne Sen­si­bi­li­tät für die zar­te­sten reli­giö­sen Gefüh­le der Gläu­bi­gen – wo bleibt da Zärt­lich­keit. Lie­be zu Gott und sei­nen Men­schen. Gehen wir dar­über hinweg.

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