(Rom) „Es braucht eine Genehmigung.“ Der Brief eines Franziskaners der Immakulata beschreibt das genehmigungspflichtige Leben, das die Ordensbrüder führen müssen, seit sie kommissarischer Verwaltung unterstellt sind.
Der 1990 auf diözesaner Ebene und 1998 durch Rom anerkannte Orden, der ordensintern unter Papst Benedikt XVI. vom Neuen Ritus zum Alten Ritus wechselte und in der Seelsorge nach Vorgabe des Papstes birituell war, steht seit dem 11. Juli 2013 unter kommissarischer Verwaltung durch die Ordenskongregation. Kommissarischer Verwalter ist der Kapuziner Pater Fidenzio Volpi, „ein geschickter und erprobter Machtmensch (der sich zwischen den internen Gleichgewichten der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Italien – CISM zu bewegen weiß), mit mephistophelischem Lächeln und schneidender Schlagfertigkeit“, so Messa in Latino.
„Wir dürfen unsere eigenen Bücher nicht mehr haben und verbreiten“
In seinem Brief beschreibt der Franziskaner der Immakulata, daß er vor kurzem am Sitz des ordensinternen Verlags Casa Mariana in Frigento vorbeikam. „Mir klopfte das Herz. Ich spürte in mir eine ungewöhnliche Leere und Bestürzung beim Gedanken, daß wir nicht mehr für unseren eigenen Verlag schreiben dürfen, und nicht einmal mehr die Bücher unseres eigenen Verlages in unseren Konventen verteilen dürfen.
Ich schaue auf das Haus. Dort drinnen sind unsere Bücher. Viele davon haben wir selbst geschrieben, und noch viel mehr Beiträge für unsere Ordenszeitschriften: Fides Catholica, Annales Franciscani, Immculata Mediatrix … Viele Bücher wurden von uns aus dem Lateinischen übersetzt, andere haben wir aus dem Italienischen, der am meisten im Orden gebrauchten Sprache, in andere Sprachen übersetzt.
Da ist unser Leben drinnen, Jahre des Studiums, von Schweiß und Opfern. Der Apostolische Kommissar hat angeordnet, daß wir sie nicht mehr verwenden dürfen. Welche Sünde sollen sie denn darstellen?
„Es braucht aber eine Genehmigung“
Ich mache mir Mut und klingle an der Tür. Eine Schwester öffnet und ich bitte sie um den neuen liturgischen Kalender des Ordens, weil wir im Kloster keinen erhalten haben.
„Ich darf Ihnen keinen geben, Pater, Sie wissen das. Es braucht eine Genehmigung“, antwortet mir die Schwester freundlich und verständnisvoll.
Was soll denn so Sündhaftes am liturgischen Kalender sein?
„Es braucht aber eine Genehmigung.“
Genau, die Genehmigung.
Von wem?
„Vom Apostolischen Kommissar natürlich!“
„Unser Leben besteht aus Anträgen um ‚Sondergenehmigungen‘ “
Seit wir unter kommissarischer Verwaltung stehen, besteht unser Leben aus Anträgen um „Sondergenehmigungen“ an den Kommissar. Sie sind persönlich zu stellen in schriftlicher Ausfertigung und haben bei Gewährung ausdrücklich nur persönliche Geltung.
Es braucht eine Genehmigung, um die Bücher des ordenseigenen Verlages ordensintern gebrauchen und weitergeben zu können. Eine „öffentliche Verbreitung“ ist verboten.
Es braucht eine Genehmigung, um die Heilige Messe im überlieferten Ritus zelebrieren zu dürfen.
Es braucht eine Genehmigung, um das Rituale Romanum im Alten Ritus gebrauchen zu dürfen.
Es braucht eine Genehmigung, um das Stundengebet im Vetus Ordo feiern zu können.
Es braucht eine Genehmigung, um bei den Schwestern des Ordens die Heilige Messe zelebrieren zu dürfen, sowohl für den Alten als auch für den Neuen Ritus.
Es braucht eine Genehmigung, um Treffen der Laiengemeinschaft des Ordens oder des Dritten Ordens durchzuführen.
Es braucht eine Genehmigung, um einen „Tag für Maria“ durchzuführen (ein Tag des Gebets, der vom Orden an Wallfahrts- oder Pfarrkirchen durchgeführt wird und der allen offensteht).
Es braucht eine Genehmigung, um unseren Ordensgründer aufsuchen zu können. Es wird dringend abgeraten, einen solchen Antrag überhaupt zu stellen, der faktisch ohnehin nicht genehmigt wird.
Es braucht eine Genehmigung, für jedwede Initiative im Orden.“
Noch mehr Genehmigungen braucht der Ordensgründer:
„Unser Ordensgründer braucht sogar eine ausdrückliche Genehmigung, um sich im Krankenhaus behandeln lassen zu können. Er braucht eine ausdrückliche Genehmigung, um sich von einem Konvent in einen anderen zu begeben. Er wurde auf der offiziellen Internetseite des Ordens öffentlich dafür getadelt, daß er anfangs es gewagt hatte, den Konvent von Teramo aufzusuchen. In Wirklichkeit hatte der Apostolische Kommissar sogar die Genehmigung dazu erteilt.“ Ein zermürbender Kleinkrieg.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: A Catholic Life/Phatmass