(Rom) Ein halbes Jahrhundert nach der Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium wurden erstmals alle Vorbereitungstexte der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das ermöglicht einen direkten Vergleich und auch eine neue Form der kritischen Gegenüberstellung zwischen der Konstitution und dem, wie sie in der Nachkonzilszeit umgesetzt wurde.
Vor genau 50 Jahren stimmte das Zweite Vatikanische Konzil dem ersten von insgesamt 16 Konzilsdokumenten zu. Es handelte sich dabei um die Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium (siehe eigenen Bericht „Bruch im grundlegenden liturgischen Bewußtsein“ – 50 Jahre Sacrosanctum Concilium).
Auf den Tag genau fünfzig Jahre danach wurde die neue Internetseite FONTES Commissionis Liturgicae veröffentlicht. Sie veröffentlicht alle Dokumente, die in Vorbereitung des Konzils und während des Konzils bis zur Verabschiedung der Liturgiekonstitution mit dieser in Zusammenhang stehen.
Die Tatsache, daß das Konzil seine Arbeiten ausgerechnet zum Schema De liturgia begann, hing damit zusammen, daß den Konzilsväter der Text am meisten ausgereift und am wenigsten umstritten schien. Schon bald sprachen jedoch gewichtige Stimmen davon, daß es sich dabei um einen Akt der Vorsehung handelte. Indem beim Thema der Liturgie begonnen wurde, bekräftigte man unmißverständlich den Primat Gottes, seinen absoluten Vorrang vor und über alle anderen Themen, die das Zweite Vatikanische Konzil behandeln sollte, wie Joseph Ratzinger, selbst als junger Theologe Peritus des Konzils, anmerken sollte.
In der Schlußabstimmung erhielt Sacrosanctum Concilium 2158 Stimmen. Lediglich 19 Konzilsväter stimmten dagegen. Dennoch schwoll der Widerstand nach dem Konzil an. Vor allem wegen der Art und Weise, wie die Konstitution und ihre Richtlinien vom Consilium ad exsequendam Constitutionem de sacra liturgia umgesetzt wurden. Der Liturgierat war im Januar 1964 von Papst Paul VI. eingesetzt worden. Erster Präsident wurde Giacomo Kardinal Lercaro, erster Sekretär und Faktotum der Liturgiker Annibale Bugnini (siehe eigenen Bericht Franz von Assisi statt Annibale Bugnini – Benedikt XVI. mahnt Bischöfe Liturgie zu respektieren).
Die Internetseite wurde vom renommierten Liturgiker Don Nicola Bux vorgestellt. Der Priester der Diözese Bari ist Consultor der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung und der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Bis vor kurzem war er auch Consultor des Amtes für die päpstlichen Zelebrationen. Papst Franziskus ersetzte im September sämtliche unter Papst Benedikt XVI. ernannte Consultoren und neue, die seiner liturgischen Sensibilität näher sind (siehe eigenen Bericht Sandro Magister: Wende und Bruch von Papst Franziskus – Distanz zu Johannes Paul II. und Benedikt XVI.).
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Für eine Reform der Reform
von Don Nicola Bux
50 Jahre nach dem 4. Dezember 1963, als die Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanums promulgiert wurde, kommt einem die Feststellung eines Gelehrten in den Sinn, der jenes Konzil erforschte: „Die Konzilsväter wollen keine ‚liturgische Revolution‘“.
Wie kann man das belegen? Eine neue Internetseite kommt uns dabei entgegen. Sie sammelt und veröffentlicht sämtliche Quellen zur Vorbereitung und zur Abfassung der Konstitution Sacrosanctum Concilium bis zur Schlußabstimmung.
Ziel der Internetseite ist es, diese Dokumente zugänglich und bekannt zu machen, um ein vollständiges und ausgewogeneres Bild der Liturgiereform zu gewinnen. Es geht dabei auch um ein authentisches Verständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils in Kontinuität mit allen anderen ökumenischen Konzilen der Kirchengeschichte, wie sie der Kirchenhistoriker Kurienerzbischof Agostino Marchetto in einer Reihe von bemerkenswerten Veröffentlichungen herausgearbeitet hat:
„In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Frage der korrekten Zelebration der Liturgie immer mehr zu einem zentralen Thema der Auseinandersetzung rund um das Zweite Vatikanische Konzil, oder anders gesagt, darüber, wie dieses Konzil bewertet und im Leben der Kirche aufgenommen werden sollte.“
Neue Internetseite macht Dokumente zugänglich
Die neue Internetseite ist kostenlos und macht endlich allen ein kostbares Quellenmaterial zugänglich. Die Seite ist noch nicht ganz fertiggestellt. Auf der Homepage heißt es:
„In den kommenden Wochen wird die vollständige Dokumentation veröffentlicht, die notwendig ist, um zu verstehen, wie die vorbereitende Liturgiekommission vor dem Konzil zur Abfassung des Schemas gelangte, das dem Ökumenischen Zweiten Vatikanischen Konzil vorgelegt wurde und wie dieses Schema während der beiden Konzilssessionen gemäß den Wünschen der Konzilsväter abgeändert wurde.“
Zunächst ist vor allem zwischen verschiedenen Liturgiekommissionen zu unterscheiden, die in verschiedenen Phasen tätig waren und in der Regel miteinander in keiner direkten Verbindung standen. Konkret lassen sich drei Hauptphasen unterscheiden: die Vorbereitungsphase vor dem Konzil, das Konzil selbst und die Nachkonzilszeit.
Die vorbereitende Liturgiekommission hielt drei Tagungen ab, bei denen die Arbeit der Unterkommissionen vorgestellt und diskutiert wurde. Um dieses Material zu präsentieren, wurde deren Unterteilung auch für die Internetseite beibehalten:
- I Conventus
- II Conventus
- III Conventus
Nach dieser Vorbereitungsphase begann das Konzil und damit die eigentlichen Konzilsarbeiten der Commissio Centralis. Die Liturgiekommission des Konzils versammelte sich während der ersten und der zweiten Session der Kirchenversammlung in den Jahren 1962 und 1963 sowie in der Zeit zwischen den beiden Sessionen. Auch für diese Hauptphase wurde die ursprüngliche Unterteilung beibehalten:
- Sessio I
- Sessio II
Fast das gesamte Material ist heute im Geheimarchiv des Vatikans gesammelt. Dort wurden die Dokumente gesichtet und nun auf der Internetseite zugänglich gemacht. Was andere Dokumente anbelangt, von deren Existenz man durch Nennung oder Hinweisen in anderen Dokumente weiß, die sich aber nicht im Geheimarchiv finden, ist man auf der Suche nach ihnen, um die Originale zu erhalten oder originalgetreue Kopien anfertigen zu können.
Dokumente ermöglichen auf neue Weise Vergleich und kritische Überprüfung der Nachkonzilszeit
Da die Originaldokumente veröffentlicht werden, sind die Texte in der jeweiligen Originalsprache gehalten. Für den größten Teil der Dokumente ist das Latein.
Die Konstitution Sacrosanctum Concilium stellt die Liturgie als Fortsetzung des Heilswerkes Christi in jeder Zeit und an jedem Ort dar. Das Geheimnis Christi ist in ihr gegenwärtig und macht so aus ihr den Höhepunkt und die Quelle des gesamten kirchlichen Lebens.
Richtigerweise fand Pamela E. J. Jackson den Schlüssel zur richtigen Lesart des Dokumentes im Paragraph 7, der folgendermaßen endet:
„Infolgedessen ist jede liturgische Feier als Werk Christi, des Priesters, und seines Leibes, der die Kirche ist, in vorzüglichem Sinn heilige Handlung, deren Wirksamkeit kein anderes Tun der Kirche an Rang und Maß erreicht.“
Ebenso stellte sie fest, daß für die Konstitution die Quellen der Theologie der Liturgie die Heilige Schrift und die liturgische, patristische und theologische Tradition sind, interpretiert durch das Lehramt, ganz konkret durch die Enzykliken Mystici Corporis und Mediator Dei, so daß man sagen kann, daß im liturgischen Bereich das Zweite Vatikanische Konzil „das von Pius XII. begonnene Werk vollendete“.
Das stimmt mit dem überein, was Benedikt XVI. bei der Generalaudienz vom 10. Oktober 2012 sagte: „Sacrosanctum Concilium erinnert an die Zentralität des Geheimnisses der Gegenwart Christi“. Ebenso sagte er in seiner Ansprache vom 18. Februar 2013 an den römischen Klerus und im Vorwort zu seinen liturgischen Schriften:
„Die erste, ursprüngliche, einfache – scheinbar einfache – Absicht des Konzils war die Reform der Liturgie, die bereits mit Pius XII. begonnen hatte, der bereits die Karwoche reformiert hatte. […] Jetzt, rückblickend, finde ich, daß es sehr gut war, mit der Liturgie zu beginnen. So erscheint der Primat Gottes, der Primat der Anbetung. ‚Operi Dei nihil praeponatur‘: nichts darf dem Gottesdienst vorgezogen werden. Diese Worte aus der Regel des Heiligen Benedikt, erscheinen so als oberste Regel des Konzils.“
Liturgiekonstitution wurde teils „sakrilegisch verfälscht“
Wenn man schon nicht auf Benedikt XVI. hören möchte, tut man es vielleicht bei Henri De Lubac. Auch für diesen großen Theologen ist die Liturgiekonstitution „oft mißverstanden und teils sogar auf sakrilegische Weise verfälscht worden“. Denn nach dem Konzil machte sich die Überzeugung breit, die Liturgiekonstitution hätte eine Reform im Sinn eines Bruchs mit der Tradition der katholischen Liturgie postuliert. Dies in mindestens vier Punkten: die Eucharistie als Mahl statt als Opfer; die Versammlung als Subjekt der Liturgie statt des Priesters; die participatio actuosa als Alternative zur Anbetung; die zentrale Bedeutung der Gemeinschaft statt der kosmischen Tragweite des eucharistischen Opfers.
Auch deshalb ist es wichtig zu den Quellen zurückzukehren. Die Vorbereitungsdokumente für das Konzil erlauben es, mit größerer Objektivität auf die Konstitution Sacrosanctum Concilium zu blicken und liefern umso wertvollere Hilfsmittel und Maßstäbe um einen Vergleich mit ihrer nachkonziliaren Umsetzung anzustellen und diese einer Prüfung zu unterziehen.
Konzilsväter wollten keine „grundlegende Veränderung der katholischen Liturgie“
Aus den Wortmeldungen der Konzilsväter in der Kirchenversammlung geht ebenso hervor, daß sie wohl ein Rahmengesetz sein sollte, aber keineswegs eine grundlegende Veränderung der katholischen Liturgie wollte. In diesem Sinn sei zu „prüfen“, so Joseph Ratzinger, „wo zu drastische Einschnitte ausgeführt wurden, um auf klare und organische Weise die Verbindung mit der vergangenen Geschichte wiederherzustellen. Ich selbst habe in diesem Sinn von einer „Reform der Reform gesprochen“. Meines Erachtens muß dem aber ein Erziehungsprozeß vorausgehen, der die Tendenz zur Tötung der Liturgie durch persönliche Erfindungen ausschließt“.
Die neue Internetseite mit ihren Dokumenten kann bei diesem Prozeß helfen.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Fontis (Screenshot)
Bez. der hl. Messe hat sich das Vaticanum II. mit keiner Silbe für folgende „Neuerungen“ ausgesprochen;
nicht für den sog. „Volksaltar“,
nicht für die Feier „versus populum“ ,
nicht für die quasi „Abschaffung“ der Liturgiesprache Latein und nicht für die „Handkommunion“ oder das „Laiendiktat“.
All diese sog. „Neuerungen“ basieren auf Ungehorsam seitens progressivistich liberaler Kreise, die Papst Paul „vor vollendete Tatsachen“ gestellt haben ( sprich die Verunstaltung der hl. Messe ! ) und erst nachträglich ein „Indult“ – die Befreiung von geltender Norm – gleichsam erzwungen haben.
Papst Paul VI. soll angesichts der verprotestantisierten Form der hl. Messe geweint haben.…dennoch ist es leider er gewesen, der die sog. „Neue Messe“ zur „ordentlichen Form“ ausgerufen hat und damit mit zur an den völligen Randdrängung ( ja bis zur Ächtung ) der Alten Messe beigetragen hat.
Auszug aus der Liturgiekonstitution „Sacrosanctum concilium“ vom 4. Dezember 1963:
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§ 1. Der Gebrauch der lateinischen Sprache soll in den lateinischen Riten erhalten bleiben, soweit nicht Sonderrecht entgegensteht.
4. Der Muttersprache darf im Sinne von Art. 36 dieser Konstitution in den mit dem Volk gefeierten Messen ein gebührender Raum zugeteilt werden, besonders in den Lesungen und im „Allgemeinen Gebet“ sowie je nach den örtlichen Verhältnissen in den Teilen, die dem Volk zukommen.
Es soll jedoch Vorsorge getroffen werden, daß die Christgläubigen die ihnen zukommenden Teile des Meß-Ordinariums auch lateinisch miteinander sprechen oder singen können. Wenn indes darüber hinaus irgendwo der Gebrauch der Muttersprache bei der Messe in weiterem Umfang angebracht zu sein scheint, so ist die Vorschrift des Artikels 40 dieser Konstitution einzuhalten.
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Das Vaticanum II. hat denn auch in derselben Liturgiekonstitution Sacrosanctum concilium vom 4. Dezember 1963 weder von einer Zelebration „versus populum“ noch von der Errichtung „neuer Volksaltäre“ gesprochen.
In Nr. 128 der Liturgiekonstitution steht lediglich:
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„Die Canones und kirchlichen Statuten,
die sich auf die Gestaltung der äußeren zur Liturgie gehörigen Dinge beziehen,
sind zugleich mit den liturgischen Büchern im Sinne von Art. 25 unverzüglich zu revidieren. Das gilt besonders von den Bestimmungen über würdigen und zweckentsprechenden Bau der Gotteshäuser, Gestalt und Errichtung der Altäre, edle Form des eucharistischen Tabernakels, seinen Ort und seine Sicherheit.…
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Erst mit den nachkonziliären Willkürakten hat der sog. „Volksaltar“ mit dem ihn begleitenden liturgischen Wildwuchs Einzug gehalten !
Als Grundlage diente die „Instruktion „Inter oecumenici“ vom September 1964, in der die eigentliche Absicht der Liturgiekonstitiution durch „freie Interpretation“ völlig entstellt worden ist !
Vor dem Vaticanum II.galt die Weisung des Dekretes “ Sanctissimam eucharistiam maximo“ der Ritenkongregation vom 1. Juni 1957:
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„In Kirchen, wo sich nur ein einziger Altar befindet, darf er NICHT so angeordnet werden, dass der Priester zum Volk hin zelebriert.“
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In der bereits oben erwähnten „Instruktion Inter oecumenici“ vom September 1964 liegt nun die Wurzel der beginnenden „freien Interpretation“ der eigentlichen Konzilskonstitution.…gleichsam eine schleichende Verdrehung:
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„Es ist wünschenswert / es ist besser , dass der Hochaltar von der Rückwand getrennt errichtet wird, so dass man leicht um ihn herumgehen und an ihm zum Volk hin zelebrieren kann.
Er soll in den heiligen Raum hineingestellt sein, dass er wirklich die Mitte ist,
der sich von selbst die Aufmerksamkeit der ganzen versammelten Gemeinde zuwendet.
Bei der Auswahl des Materials für den Aufbau und die Ausstattung des Altars müssen die Rechtsvorschriften eingehalten werden.
Auch sei das Presbyterium um den Altar herum so weiträumig,
dass die heiligen Handlungen bequem vollzogen werden können.“
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Es ist erlaubt, die Messe zum Volk hin zu feiern,
auch dann, wenn ein kleiner, passender Tabernakel auf dem Altar steht“
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In einer nun nachkonziliären weiteren Instruktion „Eucharisticum mysterium“ 1967 steht erneut zu lesen:
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„Es ist erlaubt, die Messe zum Volk hin zu feiern, auch dann, wenn ein kleiner, passender Tabernakel auf dem Altar steht“
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In der darauffolgenden Einführung in das neue Römische Messbuch von 1969 wird dann weiter der Eindruck erweckt, als wäre der „Volksaltar mit Ausrichtung versus populum“ die „Norm“:
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„Der Hauptaltar soll von der Wand getrennt gebaut werden, so dass er leicht umschritten werden und auf ihm die Zelebration versus populum (zum Volk hin) ausgeführt werden kann …
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In der Neuauflage des Missales im Jahre 2002 schliesslich findet sich der folgenschwere Zusatz:
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„Dies sollte der Fall sein, wo immer es möglich ist.“
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Dies war denn auch für Manche ein „Freibrief“, den „Volksaltar“ und die Ausrichtung „versus populum“ nun gar als „verpflichtende Forderung“ aufzutischen.
Schließlich noch zwei Zitate.
Zunächst eines vom damaligen Kardinal Ratzinger aus „Der Geist der Liturgie“
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[.…]
Die Verdrehung der Gebetsrichtung erfolgt auf Grund einer modernen Anthropozentrik, statt der Theozentrik in der Liturgie und der aktiveren Teilnahme an ihr.
Dies zeigt nicht nur die liturgische Gebetsrichtung, sondern auch die Ersetzung des Tabernakels in der Mitte des Presbyteriums, durch den Sitz des Priesters. “
… die Zelebrationsrichtung versus populum erscheint heute geradezu als die eigentliche Frucht der liturgischen Erneuerung durch das II. Vaticanum.
In der Tat ist sie die sichtbarste Folge der Neugestaltung, die nicht nur eine äußere Anordnung liturgischer Orte bedeutet, sondern auch eine neue Idee vom Wesen der Liturgie als gemeinschaftlichem Mahl einschließt. (…) und „Immer weniger steht Gott im Blickfeld,
immer wichtiger wird alles, was die Menschen tun, die sich hier treffen und schon gar nicht sich einem „vorgegebenen Schema„unterwerfen wollen.
Die Wendung des Priesters zum Volk formt nun die Gemeinde zu einem in sich geschlossenen Kreis. Sie ist – von der Gestalt her – nicht mehr nach vorne und oben aufgebrochen, sondern schließt sich in sich selber.“
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Und noch ein Zitat des Liturgikers Pater Josef Andreas Jungmann, der selber an der Ausarbeitung der ursprünglichen Liturgiekonstitution des Vaticanum II. mitbeteiligt war:
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„Wenn sich der Liturge zusammen mit den Gläubigen beim Gebet dem Altar zukehrt, so ist er der sichtbare Anführer des pilgernden Gottesvolkes im gemeinsamen Aufbruch zum wiederkommenden Herrn.
Die gemeinsame Gebetsrichtung ist ein Ausschauen nach dem Ort des Herrn und hält den eschatologischen Charakter der Eucharistiefeier lebendig, die ausgerichtet ist auf eine künftige Vollendung in der Gegenwart des lebendigen Gottes.
So ist die liturgische Versammlung als Ecclesia peregrinans offen auf die Versammlung der Heiligen in der himmlischen Stadt, wie der Hebräerbrief in Erinnerung ruft:
„Ihr seid vielmehr zum Berg Zion hingetreten, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu Tausenden von Engeln, zu einer festlichen Versammlung und zur Gemeinschaft der Erstgeborenen, die im Himmel verzeichnet sind; zu Gott, dem Richter aller, zu den Geistern der schon vollendeten Gerechten, zum Mittler eines neuen Bundes,
Jesus, und zum Blut der Besprengung, das mächtiger ruft als das Blut Abels“ (Hebr 12,22–24 EU).
[.…]
Bei der Zelebrationsrichtung versus populum kann die Gemeinde, gleichsam in sich gekehrt, dazu neigen, dass sie die transzendente Dimension der Eucharistiefeier nicht mehr wahrnimmt.
Die Überbetonung des kommunitären Aspekts führt sozusagen zu einer geschlossenen Gesellschaft,die nicht offen ist auf die unsichtbare Versammlung der Heiligen im Himmel
und auf die anderen irdischen Versammlungen der Christen.
Gewissermaßen dialogisiert die Gemeinde mit sich selbst.
Garriga sieht eine weitgehende Desakralisierung und Säkularisierung der Liturgie, die mit einer nahezu ausschließlich horizontalen Vision des christlichen Lebens einhergeht und letztlich ihren Grund in einer defizienten Christologie hat.
Bouyer fordert:
«Die sakramentale Welt darf nie zu einer von der realen Welt getrennten Welt werden».
Zum Herrn hin zelebrieren, ist die wirkliche, der Liturgie angemessen Zelebrationsrichtung.“
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Wer ist der Autor dieses Beitrages, möchte ich gern wissen. Guiseppe Nardi übersetzt nur.
Ich frage mich, was dieser Beitrag soll. Liturgiefachleute mögen sich für die Vorgeschichte eines Konzilsdokumentes, in diesem Fall für Sacrosanctum Concilium, interessieren, für uns ist allein die Liturgiekonstitution selbst maßgeblich. Und diese wird leider viel zu wenig gelesen, ganz offensichtlich auch zu wenig von den Priestern der traditionellen Priestergemeinschaften.
Die Liturgiekonstitution Sacrosamctum Concilium hat eine neue Erlösungstheologie zur Grundlage, die Theologie des Pascha-Mysterium. Joseph Kardinal Ratzinger – Papst Benedikt XVI. war stets ihr Anhänger.
Wenn sich die Priester der traditionellen Priesterbruderschaften nicht kritisch mit dieser Theologie auseinandersetzen, dann ist die Messe aller Zeiten nach wie vor bedroht. Sie bleibt dann eine Messe für Nostalgiker, für Ästheten, für Liebhaber alter, wertvoller Gegenstände. Oder für Katholiken, die sich einfach nicht umstellen können.
Die Grundlage der katholischen Frömmigkeit, die sie seit Jahrhunderten war, seit Jahrhunderten, die große Heilige hervorbrachten und eine tiefe Frömmigkeit im Volk, wird sie dann nie wieder. Es reicht nicht, dass Priester diese Messe zelebrieren, so sehr das zu begrüßen ist. Sie müssen den überlieferten römischen Ritus verteidigen gegen die Mysterientheologie Odo Casels, gegen die Theologie des Pascha-Mysteriums. Und zwar theologisch verteidigen, nicht nur emotional.
Die Priester tun es nicht. Leider.
so ganz kann ich Ihnen da nicht recht geben. Haben wir nicht die Sühneprozessionen? Und von der Sühne und der Wiedergutmachung wegen der Sünden, die wir alle gegen Gott tun, mit denen wir Gott und die Gottesmutter (Fulda-Wallfahrt) beleidigen, ist doch oft die Rede. Oder verstehe ich hier etwas völlig falsch?
Sicher verstehen Sie „hier nicht etwas völlig falsch“, obwohl ein Missverständnis vorliegt. Ich würde mir solch ein Urteil auch nicht anmaßen. Ich sprach jedoch ausdrücklich in der Mehrzahl. Und die Ecclesia-Dei-Priesterbruderschaften erkennen Sacrosanctum Consilium leider an.
Was „unsere“ FSSPX-Priester anbetrifft, wünschte ich mir, ich wäre eine gute Fee und könnte zaubern, ab und zu. Dann würde ich ihnen nämlich S. 624, S. 625 aus der Biografie von Bischof Tissier „Marcel Lefebvre“ auf den Schreibtisch zaubern. „.…Seine Predigt zielte folglich darauf ab, die Grundlagen des Glaubens darzulegen. Er zeigte seinen künftigen Priestern die Gefahr, auf mehr oder weniger unglaubwürdigen Privatoffenbarungen aufzubauen:
‚Das ist sehr gefährlich! Der Teufel macht sich das gewiss zunutze, um die Seelen von den Grundlagen des Glaubens abzuwenden und sie zur Gefühlsschwelgerei hinzuziehen, einer Frömmigkeit, die nicht mehr wahrhaft auf dem Glauben und unserem Herrn beruht.…Eine Predigt, in der unser Herr Jesus Christus nicht seinen festen Platz hat, ist unnütz. Es fehlt entweder das Ziel oder der Weg zum Ziel. …Jesus Christus muss in unseren Predigten immer eine Rolle spielen, weil sich alles auf ihn bezieht. Er ist die Wahrheit, der Weg und das Leben. Folglich hieße es die Gläubigen täuschen, wenn man von ihnen verlangte, vollkommener zu werden, sich zu bekehren, ohne von unserem Herrn zu sprechen, es bedeutet, ihnen nicht den Weg zu zeigen, auf dem sie dorthin gelangen können.‘ … “
Mir nehmen, ehrlich gesagt, Privatoffenbarungen einen zu großen Raum ein. Und der Erzbischof hat davor gewarnt. Doch in bin keine Fee und vielleicht sehe ich die Situation nicht richtig. Wäre ich eine Fee, würde ich noch mehr Lebebvre-Seiten auf die Schreibtische zaubern: Mehr Lefebvre, weniger Spirago, wäre mein Motto.
Ob der Kommentar veröffentlicht wird, bezweifle ich fast. Und Sacrosanctum-Consilium hat damit nichts zu tun.
@zeitlos
Völlig richtig: „Wenn sich die Priester der traditionellen Priesterbruderschaften nicht kritisch mit dieser Theologie auseinandersetzen, dann ist die Messe aller Zeiten nach wie vor bedroht. Sie bleibt dann eine Messe für Nostalgiker, für Ästheten, für Liebhaber alter, wertvoller Gegenstände …“ Und sie ist in Gefahr, von der rosa Szene unterwandert zu werden, der es nicht so auf die unverkürzte Lehre ankommt.
Letzteres ist vielleicht weniger bei den Ecclesia Dei Gemeinschaften der Fall, aber es besteht gerade bei ihnen die Gefahr, daß sie nicht aus der Kraftquelle der Theologie, die in der alten Messe liegt, ausreichend schöpfen können. Mit anderen Worten: wenn sich diese Gemeinschaften nicht klar von einigen nachkonziliären Ansichten distanzieren und ganz die alte Theologie vertreten, indem sie offen dem neuen Denken widersprechen, dann kommen diese Priester nicht weiter. Man kann auf Dauer nicht zwei Wege gehen. Einmal muß man sich entscheiden. Sonst wird die Meßfeier unmerklich ein äußerlich schönes Ereignis, dem die Tiefe abgeht. Ungewollt, unbemerkt. Es ist nicht möglich, die neue Theologie mit dem Mahlgedanken unwidersprochen zu lassen und gleichzeitig die alte Meßform zu praktizieren.
Egal was nun in diesen Papier steht, und egal ob nun die Kozilsväter etwas anderes wollten als herausgekommen ist, sie haben es zugelassen das aus dem „Heiligen Messopfer“ vielfach eine Verhöhnung, Verspottung und Neue Geißelung und Kreuzigung Gottes unseres Herrn wurde siehe http://www.gloria.tv/?media=539455 und https://www.facebook.com/media/set/?set=a.549988751695267.87433090.544137242280418&type=1
. Oder was in meinen Augen sogar noch schlimmer ist, haben diese den „allerniedrigsten“ und seine Helfershelfer Unterschätzt? Und ja Gott dem Herrn sei es gedankt, dass es nach der Einführung des NOM einige Kleriker und Episkopaten gab die nur das „Heilige Opfermesse aller Zeiten“ zelebrierten, seine Eminenz Kardinal Stickler, seine Exzellenz Erzbischof Lefebvre, seine Hochwürden Pfarrer Milch usw. und vor die Wahl gestellt nur im Sinne Gottes unseres Herrn und seiner Kirche entschieden haben.
Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen
Korrektur: wollte schreiben das „HEILIGE MESSOPFER ALLER ZEITEN“
Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen
Nachtrag. zur Verdeutlichung:
Bischof Fellay ruft einen neuen Rosenkranzkreuzzug aus. Im Vergleich zu allen anderen Würdenträgern der Kirche spricht er ausdrücklich mehrfach vom Opfer, vom Messopfer, er betont es als Zentrum. Hier hebt sich die FSSPX eindeutig unübersehbar vom Mainstream in der Kirche ab. Gegen die Pascha-Mysterium-Theologie von Sacrosanctum-Concilium ist sie gewappnet.
Doch ich bin auch enttäuscht. Wieder wird die Weihe Russlands an die Gottesmutter gefordert. Doch Russland hat sich vom Kommunismus bekehrt. Nicht bekehrt hat sich Rom von den Häresien, die besonders die Gottheit unseres Herrn Jesus Christus relativieren. Es reicht nicht, nur für die Rückkehr der Tradition in die Kirche zu beten. Wir brauchen dringend die Bekehrung Roms!
wenn die Tradition in die Kirche zurückkehrt, dann könnte Rom von der Basis, von unten her bekehrt werden?
@ Zeitlos:
Der Autor des Artikels ist doch Don Nicola Bux – oder wollten Sie die Frage nach dem Autor nicht wörtlich verstanden wissen?
Ich bin etwas verwirrt: warum sollten die Vorarbeiten zu einer Konstitution nicht manches zurechtrücken können?
Ich bin es gewohnt, dass die Progressiven und die Modernisten und die Blabla-Katholiken sich auf irgendweclhe historischen Singulärereignisse und Notsituationen in der Kirche beziehen, um nahezu jedwedes Sakrileg zu begründen.
Wenn man die Geschichte der Liturgiekonstitution neu schreiben müsste, und es würden alle wichtigen theologischen Fragen einfließen, auch die nach dem Messopfer-Mysterium vs. Pascha-Mysterium, dann wäre das zumindest von der fachlichen Debatte her ein Gewinn…
Warum sind Sie enttäuscht von der Forderung nach der Russlandweihe? Sie ist weder eingelöst, noch hat sich Russland bekehrt. Und im übrigen kann die derzeitige „Ruhe“ dort ein trügerischer Schein sein. Vergessen Sie nicht: der Adversarius kann auch mit Putin einen auf Anti-homo und Anti-gender machen und daneben klammheimlich durch dieselbe Person und ihre Helfer seine bösen Absichten einträufeln… Mir ist nicht wohl bei der ganzen Geschichte: Putin als Verteidiger der Christenheit im Orient, Putin als Fähnlein der sieben „homophoben“ Aufrechten, und dies nach seiner grauenhaften Vergangenheit als Ober-Spion ohne sichtbare Reue oder Buße, so wie das ganze Land Russland im Spagat zwischen abscheulichster Unmenschlichkeit und einem Wiedererstarken der Orthodoxie vorwärtshinkt und ‑humpelt, vielleicht sogar aufrüstet, während wir schlafen und immer noch glauben, die USA seien die einzig Starken, die böse sind … nein Zeitlos: die Gottesmutter hat in Fatima die Russlandweihe gefordert und sie ist nicht geschehen. Wir wissen nicht, welche neuen Irrtümer von Russland kommen, ob der Kommunismus noch mal aufersteht in einer polierten, geübteren Form…
Und Ihre Beziehung auf die „Privatoffenbarungen“ verstehe ich nicht – wovon sprechen Sie dennn ganz konkret – doch nicht von Fatima, oder? Oder von noch anderem?