(Damaskus) Die beiden am 22. April entführten syrischen Bischöfe leben und werden in der Türkei festgehalten. Das sagte der Großmufti von Syrien in Moskau.
Großmufti Ahmad Badreddin Hassoun, geistliches Oberhaupt der sunnitischen Moslems in Syrien erklärte, über Informationen zu verfügen, daß die beiden vor sechs Monaten entführten orthodoxen Bischöfe noch am Leben sind und sich nicht im Land aufhalten. Dies berichtet die russische Nachrichtenagentur Interfax. „Laut den Informationen des Großmufti befinden sich die beiden Bischöfe in der Türkei“, wie Helena Agapowa mitteilte, die stellvertretende Vorsitzende der Kaiserlichen Orthodoxen Gesellschaft von Palästina, einer russisch-orthodoxen Organisation, die an die Zarenzeit anknüpft und eine aktive Rolle zur Unterstützung der orthodoxen Christen im Nahen Osten spielt.
Laut Agapowa traf sich Großmufti Hassoun am 28. Oktober in Moskau mit Vertretern der Kaiserlichen Orthodoxen Gesellschaft. Hassoun ist der Meinung, daß „hinter der Doppelentführung militante Tschetschenen und die türkischen Geheimdienste“ stecken würden. Laut dem Großmufti könnte die Entführung in Zusammenhang mit der Forderung von Ankara stehen, den Sitz des orthodoxen Patriarchats von Antiochien von Syrien in die Türkei zu verlegen.
Beim Besuch der Islamischen Universität von Moskau beklagte Großmufti Hasssoun gestern, daß mindestens 2000 russische Moslems, vorwiegend aus dem Nordkaukasus, in Syrien in den Reihen der Rebellen kämpfen.
Der syrisch-orthdoxe Bischof Gregorios Yohanna Ibrahim und der griechisch-orthodoxe Bischof Boutros Yazigi wurden von Islamisten in der Ortschaft Kafr Dael nahe der syrisch-türkischen Grenze entführt. Die Russisch-orthodoxe Kirche äußerte mehrfach ihre „tiefe Sorge“ um ihr Schicksal. „In dieser ganzen Zeit hatten wir keinen Hinweis über ihren Verbleib oder ob sie überhaupt noch am Leben sind. Es gab verschiedene Meldungen, aber keine bestätigte sich“, hieß es noch Ende August im „Außenamt“ des Moskauer Patriarchats.
Was nun der Umstand mit sich bringen wird, daß die beiden entführten Bischöfe in der Türkei festgehalten werden, muß sich erst noch zeigen. Eine offizielle Note des russischen Außenministeriums liegt nicht vor. Die Angaben seien jedoch weitergeleitet worden, so Helena Agapowa.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews
Seltsam, daß die Türkei, die nicht gerade das beste Verhältnis zu den christlichen Gemeinden im Lande hat, einen orthodoxen Patriarchen aus Syrien haben möchte.