(Rom) Wie steht es um die Gesundheit von Staatssekretär Kurienerzbischof Parolin? Warum läßt man die Gerüchteküche brodeln? Der spanische Kirchenhistoriker und katholische Blogger Francisco de la Cigoña kritisiert die Geheimniskrämerei des Vatikans rund um den Gesundheitszustand des neuernannten Staatssekretärs Pietro Parolin.
„Was passiert durch Geheimnistuerei? Sicher nichts Gutes“, so de la Cigoña. „Die Kirche lernt nicht aus ihren Fehlern. Und wiederholt sie, trotz des hohen dafür zu zahlenden Preises.“ Ein Fehler der Kirche sei die Geheimniskrämerei, „als würde es sich um eine gnostische Sekte handeln, in der nur die Privilegiertesten die Wahrheit erfahren, oder zumindest das, was sie für die Wahrheit halten.“ Die Kirche aber ist die Kirche Christi und sie bekennt, daß die Wahrheit frei macht, so der Historiker und Blogger.
Msgr. Parolin erschien nicht zur Amtseinführung – Papst konnte ihn nur in absentia begrüßen
Konkret meint er damit den Wechsel an der Spitze des Staatssekretariats. Papst Franziskus hatte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone entlassen und an seiner Stelle den Vatikandiplomaten Erzbischof Pietro Parolin ernannt. Am 15. Oktober sollte die Stabsübergabe stattfinden. Wenige Tage zuvor war Msgr. Parolin aus Caracas eingetroffen, wo er bisher als Apostolischer Nuntius Dienst tat. Der Papst verabschiedete am 15. Oktober feierlich Kardinal Bertone, konnte den neuen Staatssekretär aber nur in absentia begrüßen.
Zunächst hieß es, der neue Staatssekretär habe sich einem „kleinen“ chirurgischen Eingriff unterziehen müssen. Dann hieß es, die Genesung werde einige Wochen dauern. Eine genaue Zeitangabe, wann er ins Amt treten wird, wurde noch nicht genannt. Das führte zu Spekulationen und Gerüchten über den Gesundheitszustand des neuen Staatssekretärs und die Frage, um was für einen Eingriff es sich gehandelt habe.
De la Cigoña stellt die Frage, warum nicht mit der Amtsübergabe gewartet wurde. Kardinal Bertone hätte die Amtsgeschäfte weiterführen können, bis der neue Staatssekretär sein Amt antreten kann. Eine unbestimmte Übergangszeit ohne Staatssekretär sei wohl die denkbar schlechteste Lösung“, so de la Cigoña.
Befindet sich Msgr. Parolin auf der Hepatobilären Abteilung des Krankenhauses Padua?
Die Internet-Tageszeitung Lettera43 berichtete am 17. Oktober, daß Erzbischof Parolin sich in der norditalienischen Stadt Padua im Krankenhaus, Abteilung Hepatobiliäre Chirurgie von Primar Umberto Cillo befindet. „Über den Verlauf der Operation herrscht strikte Nachrichtensperre“, so die Zeitung. „Die Geheimhaltung war von Anfang an streng, vielleicht zu streng. So sehr jedenfalls, daß Zweifel über den wirklichen Gesundheitszustand des 58 Jahre alten ehemaligen Nuntius von Venezuela aufkamen“, so Lettera43.
Die strikte Diskretion war vom Vatikan entschieden worden „auch auf Wunsch des Heiligen Vaters“, wie Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bekanntgab und hinzufügte, daß der Eingriff „nicht schwerwiegendes“ sei. Das Paduaner Krankenhaus ist vor allem als Transplantationszentrum renommiert. Grund genug, daß seither noch mehr davon ausgehen, daß es sich doch um einen größeren Eingriff gehandelt haben könnte.
US-Diplomatie betrachtet Msgr. Parolin seit 10 Jahren als wichtigste Kontaktperson
Erzbischof Parolin gilt in Rom als „Mann der Amerikaner“. In den vergangenen zehn Jahren war der Vatikandiplomat der bevorzugte Gesprächspartner der US-Diplomaten, wann immer sie die Position des Heiligen Stuhls zu bestimmten Fragen in Erfahrung bringen wollten, ob es sich um den Irak, China, Al-Qaida, Syrien, Guantanamo, Hamas, Abtreibung oder „reproduktive Gesundheit“ handelte. Von den fast 900 Dokumenten des US-Außenministeriums, die den Vatikan betrafen und am 26. November 2010 von Wikileaks veröffentlicht wurden, betreffen 124 Msgr. Pietro Parolin. Deutlich mehr als den damals amtierenden Staatssekretär Tarcisio Bertone (86 Dokumente) oder den offiziellen „Außenminister“ des Heiligen Stuhls Kurienerzbischof Dominque Mamberti (48 Dokumente). Aus den Dokumenten geht die hohe Wertschätzung durch die Diplomatie der USA hervor. Seit 2002 gilt er als „wichtiger Ansprechpartner“.
Selbst das spanische Königshaus habe erkennen müssen, so de la Cigoña, daß es besser sei, durch kurze, knappe Pressemitteilungen zu informieren, als durch Nachrichtensperren den Spekulationen Vorschub zu leisten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: La cigüeña de la torre
Hat Msgr. Parolin als Nuntius in Venezuela auch mit dem unsäglichen Hugo Chavez zu tun gehabt?
Sepkulationen über den Gesundheitszustand des Kurienerzbischofs sind nichts als Klatsch. Wenn der Kurienerzbischof seine Arbeit nicht fortsetzen kann wird es der Vatikan schon mitteilen, man muss doch nicht über die Krankheit jeder Person im Vatikan bescheid wissen.