(Rom) Zu einem Eklat kam es in Rom bei der Vorstellung des Tagungsbandes über das Motu proprio Summorum Pontificum. Am vergangenen 10. Oktober wurden an der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin (Angelicum) der Tagungsband mit den gesammelten Referaten der Dritten Tagung zu Summorum Pontificum vorgestellt, die 2011 stattgefunden hatte. Mit Raymond Kardinal Burke, Professor Giovanni Turco und dem Vatikanisten Sandro Magister waren drei Referenten vorgesehen.
Kardinal Burke erinnerte in seinem Referat an die „wirklichen Gründe“, weshalb Papst Benedikt XVI. 2007 das Motu proprio Summorum Pontificum erließ: „um das Recht aller Gläubigen auf diesen Ritus zu garantieren, und für die gegenseitige Bereicherung zwischen dem Neuen und dem Alten.“ Man konnte die Ausführungen als Kritik an Papst Franziskus verstehen, der in seinem Civiltà Cattolica-Interview die Beweggründe Benedikts XVI. zur Gewährung von Summorum Pontificum herunterzuspielen und umzuinterpretieren versuchte.
Der Kardinal erinnerte auch an das Leiden Benedikts, das er auch in seinem Brief an alle Bischöfe zum Ausdruck brachte, mit der den Sinn und die Bedeutung des Motu proprio erklärte. Ein Leiden, das mit der Liturgie zusammenhing und mit den Veränderungen. Ein Leiden, das der Kardinal selbst im kleinen und am großen Seminar miterlebt und verspürt habe.
Kardinal Burke erinnerte an die „wirklichen Gründe“ für Summorum Pontificum
Giovanni Turco, Ordinarius für Politische Philosophie sprach über die Bedeutung von Summorum Pontificum für das Recht eines jeden Gläubigen „auf Nicht-Abschaffung des überlieferten Ritus“. Zudem ging er auf die schlampig-schnelle Abschaffung des Lateins und seine Übersetzung durch die Landessprachen ein und zeigte Übersetzungsfehler auf, die regelrechten dogmatischen Irrtümern entsprechen.
Magister übte höfliche, aber harte Kritik an Entscheidungen von Papst Franziskus zur Liturgie
Schließlich hielt Sandro Magister jenen Beitrag als Vortrag, über den Katholisches.info bereits berichtete (siehe eigenen Bericht Papst Franziskus und die Liturgie – „Rein funktionaler Zugang“, Vorbehalte gegen Tradition, Knieschwäche vor dem Herrn). Dabei analysierte Magister auf kritische Weise die bisherigen Entscheidungen von Papst Franziskus im Bereich der Liturgie: Das Zelebrationsverbot im alten Ritus für die Franziskaner der Immakulata, die Entlassung aller fünf Consultoren des Amtes für die päpstlichen liturgischen Feiern, die dem liturgischen Verständnis Benedikts XVI. nahestanden, die Weigerung, in der Heiligen Messe nach den Wandlungsworten anbetend die Kniebeuge zu machen, obwohl es Zeremonienmeister Guido Marini von Papstmesse zu Papstmesse immer neu an den beiden betreffenen Stellen hineinschreibt und schließlich das Stopp für die Glaubenskongregation, die nicht weiter sonderbare Sonderformen in der Heiligen Messe des Neokatechumenalen Wegs überprüfen darf, wie es Benedikt XVI. angeordnet hatte. Magister äußerte zudem die Meinung, daß der Papst mit allen „freundlich“ sei, „außer mit den Traditionalisten“.
„Eklat bezeichnend für derzeit in Rom herrschendes Klima“
Während des Referats kam es zum Eklat. Als Magister so offen seine Kritik an Papst Franziskus äußerte, standen Kardinal Burke und Kurienerzbischof Pozzo auf und verließen den Saal. „Die Reaktion von Kardinal Burke und Msgr. Pozzo ist bezeichnend für das derzeit in Rom herrschende Klima“, so die Internetseite Chiesa e Postconcilio (Kirche und Nachkonzilszeit). „War es für die beiden einfach Zeit oder gingen sie vorsichtshalber, wegen der höflichen, aber harten Kritik Magisters an Papst Franziskus? Der Rückzug eines Kardinals während eines wichtigen Ereignisses ist etwas eklatantes. Alle Interpretationen sind erlaubt“, so der spanischer katholische Blogger Francisco de la Cigoña.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Giovani e Tradizione