(Rom) Wenn Papst Franziskus einerseits nicht aufhört, mit seinem Willen nach Dialog und Begegnung mit allen zu überraschen, überrascht er ebenso mit seinen Positionen, die der kirchlichen Orthodoxie entsprechen. Sich zwischen den zahlreichen Signalen des neuen Papsttums zu orientieren, ist nicht leicht.
Es ist nicht viel Zeit vergangen, seit der Papst eine Öffnung gegenüber Geschiedenen und Homosexuellen anzudeuten schien. Zuletzt geschah dies im Interview, das er vergangene Woche dem Chefredakteur der Civiltà Cattolica, Pater Antonio Spadaro gewährte. Die Medien jedenfalls sprachen von „Revolution“ und „Öffnung“ bei den Themen „Homo-Ehe“ und Abtreibung. An der Kommunikationsstrategie des Papstes werden Zweifel geäußert (siehe Interview von Roberto de Mattei). In Wirklichkeit hat sich die Position des Vatikans um keinen Millimeter verändert. Und Papst Franziskus weicht von der kirchlichen Lehre, die seine Vorgänger auszeichnete, keineswegs ab.
Beleg dafür ist die erste Exkommunikation latae sentantiae, die unter Papst Franziskus verhängt wurde. Pater Greg Reynolds, ein australischer Priester hat das Exkommunizierungsdekret des Vatikans erhalten, zugestellt durch Erzbischof Denis Hart von Melbourne. Der Grund? Seine Positionen zu „Homo-Ehe“ und Frauenpriestertum. Positionen in offenem Widerspruch zur Lehre der Kirche.
Die Nachricht wurde vom progressiven National Catholic Reporter mit Sitz in Kansas City verbreitet, der Sympathien für diese abweichenden Positionen hat. Von dort machte die Nachricht dann auch über australische Internetseiten die Runde. Der Vatikan bestätigte. Der Fall wurde von der Glaubenskongregation behandelt. Die Exkommunizierung erfolgte als Tatstrafe aufgrund der von Greg Reynolds vertretenen Positionen automatisch, wurde aber mit römischem Dekret ausdrücklich festgestellt. Der Priester ist damit aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen. Die härteste aller Kirchenstrafen.
Es handelt sich um die erste Exkommunikation unter dem Pontifikat von Papst Franziskus und sie betrifft wesentliche Themen progressiver Abweichungen von der kirchlichen Lehre, die damit verurteilt wurden, angefangen bei „Homo-Ehe“ und Frauenpriestertum.
Das Verfahren gegen Greg Reynolds war bereits unter Benedikt XVI. eingeleitet worden. Abgeschlossen wurde es allerdings erst unter Papst Franziskus mit der Schlußfolgerung, daß der Australier aufgrund seiner Positionen außerhalb der katholischen Gemeinschaft steht.
Das in lateinischer Sprache verfaßte Dekret des Heiligen Stuhls trägt das Datum des 31. Mai 2013. Bereits 2011 war Greg Reynolds vom Erzbischof von Melbourne vom priesterlichen Dienst suspendiert worden. Damit durfte er nicht mehr die Heilige Messe zelebrieren und keine Sakramente spenden.
Der Australier machte dennoch weiter, zelebrierte öffentlich und predigte gegen die katholische Lehre. Er gründete zudem eine Bewegung namens Inclusive Catholics, die sich für die Anerkennung homosexueller Praktiken und der „Homo-Ehe“ einsetzt.
Mit der Feststellung des Zustandes der Exkommunikation durch Papst Franziskus wurde nun eine eindeutige Linie gezogen. Der Australier, der jahrelang aktiv gegen die katholische Kirche gearbeitet hatte, hoffte, wie er selbst erklärte, nur in den Laienstand zurückversetzt zu werden, aber in der Kirche bleiben zu können. Die Exkommunikation und damit die härteste Kirchenstrafe mit allen Konsequenzen für die Sakramente und das Seelenheil hätte er sich nicht erwartet. Der Rest, was Greg Reynolds zum Exkommunikationsdekret von sich gab, war nur verschnupftes Gejammer ohne Einsicht.
Die Exkommunikation erfolgte nicht wegen Verletzung der kirchlichen Disziplin, sondern wegen Häresie gemäß Canon 751 des Kirchenrechts. Anders ausgedrückt, wegen des beharrlichen Leugnens oder Bezweifelns einer Glaubenswahrheit nach erfolgter Taufe.
Wörtlich heißt es im Canon 751:
Häresie nennt man die nach Empfang der Taufe erfolgte beharrliche Leugnung einer kraft göttlichen und katholischen Glaubens zu glaubenden Wahrheit oder einen beharrlichen Zweifel an einer solchen Glaubenswahrheit; Apostasie nennt man die Ablehnung des christlichen Glaubens im ganzen; Schisma nennt man die Verweigerung der Unterordnung unter den Papst oder der Gemeinschaft mit den diesem untergebenen Gliedern der Kirche.
Die Entscheidung des Heiligen Stuhls ist definitiv. Ein Rechtsmittel dagegen ist nicht möglich. „Eine Entscheidung, die zum Wohl der Kirche getroffen wurde“, wie es in der Mitteilung an Greg Reynolds heißt. Ein Signal mit weitreichenden Folgen, das die Glaubenskongregation mit Zustimmung von Papst Franziskus in die Welt hinaussendet und das im progressiven Lager, in dem man gewohnt ist, mehr oder weniger zu tun, was man will und sich um die kirchliche Ordnung und die Glaubenslehre teils wenig schert, wie ein Blitz eingeschlagen hat. Denn die Exkommunikation erfolgt im Zusammenhang mit einigen der vorrangigsten Lieblingsthemen am „linken“ Kirchenrand.
Ein starkes Signal aber auch für alle, die im Handeln des neuen Papstes eine Veränderung des Bruchs mit der bisherigen Glaubenslehre der Kirche sehen. Einen Bruch, den es offensichtlich nicht gibt“, so die Tageszeitung Il Giornale.
Text: Il Giornale/Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons (Ausschnitt)
Sehr gut. Vor allem der letzte Absatz sollte manchen berufsmäßigen Papskritisierern zu denken geben. Zu hoffen bleibt ist, dass es in diesem Stile weitergeht und auch die Rädelsführer der Pfarrerinitiative solcherart bekommen was nur Recht und billig ist.
Was heißt hier „berufsmäßige Papstkritisierer“? Man wird doch angesichts der widersprüchlichen Signale, die seit dem 13. März 2013 aus Rom kommen, noch Fragen stellen dürfen. Leider ist zu befürchten, dass die vollkommen zu Recht vollzogenen Exkommunikation keine Kehrtwende hin zu mehr Eindeutigkeit bedeuten wird. Selbstverständlich wird sich der Papst niemals direkt gegen den katholischen Glauben stellen oder gar offen eine katholische Glaubenswahrheit leugnen. Seine „zweifelhafte Kommunikationsstrategie“ (Roberto de Mattei) könnte aber weitreichende Folgen nach sich ziehen. Den Armen und den Sündern ist damit keineswegs geholfen. Im Gegenteil.
Hier die nächsten Kandidaten: http://www.pfarrer-initiative.at/unge.html aber ich Glaube nicht das im Bezug auf die antikatholisch-häretisch-schismatischen Initiative namens „Pfarrerinitiative“ der Vatikan oder der Papst so wie oben reagieren werden, denn diese werden ja von den Ö‑Bischöfe und den Mietlingen die die „Körperschaft öffentlichen Rechts katholische Kirche Österreichs“ regieren gedeckt und diese Körperschaft wird schon genug Geld nach Rom überweisen, damit dieser nicht reagieren wird. Nur dürfte dann alle klar werden, das auch der Vatikan das macht was in den Augen Gottes unseres Herrn ein Gräuel ist, es wird mit zweierlei Maß gemessen. Also einmal innerhalb und einmal außerhalb der modernen Ablassraumes.
Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen.
Ich denke nicht, dass man aus diesem juristischen Akt schließen darf, dass die Position des Papstes kontinuierlich geblieben ist.
Erstens hat F. hier nur einen Fall, den er übernommen hat, zu Ende geführt.
Zweitens habe ich nun auch allerhand von Bergoglio als Bischof gelesen. Und es ist eindeutig: er schweigt zur sündhaften homosexuellen Privatpraxis, lehnt aber eine juristische Realisation der „Homoehe“ ab.
Zitat aus „Über Himmel und Erde“ mit A. Skorka/Jorge M. Bergoglio:
„Aber in dieser Epoche wird zum ersten Mal die juristische Frage aufgeworfen, diese Art der Beziehung der Ehe anzugleichen, was ich für eine Abwertung und einen anthropologischen Rückschritt ansehe. Ich sage das, weil es über die Frage der Religion hinausgeht, es ist anthropologisch. Wenn es eine Verbindung privater Natur ist, sind kein Dritter oder eine Gemeinschaft davon betroffen. (…)“ Kurz danach bekräftigt er, er habe deshalb niemals etwas Abwertendes über Homosexuelle gesagt.
Dass die Sodomie, egal ob privat oder verrechtlicht, immer als schwere Sünde gilt, interessiert ihn nicht.
Die Kirche hat die Sachlage immer so beurteilt, dass es im Bereich der Sexualität keine „privaten Beziehungen“ gibt. Jede sexuelle Betätigung hat Auswirkungen in die Gemeinschaft!
Im selben Buch hat Bergoglio im übrigen auch eine Öffnung zur Zulassung wiederverheiratet-geschiedener Menschen angedeutet:
„Als ich ein Kind war, betrat man normalerweise nicht das Haus von Geschiedenen, schon gar nicht, wenn sie wieder geheiratet hatten. Heute ruft der Papst selbst diejenigen, die eine neue Bindung eingegangen sind, dazu auf, am kirchlichen Leben teilzunehmen. Er bittet sie zu beten, in den Pfarrgemeinden und bei karitativen Werken mitzuarbeiten. Ihre Taufe wird nicht, weil sie am Rande des Gebots stehen, aufgehoben. Ich gebe zu, dass der Rhythmus vielleicht nicht dem Tempo der gesellschaftlichen Veränderungen entspricht, doch die geistlichen Führer, die auf die Stimme Gottes hören sollen, müssen sich die erforderliche Zeit nehmen, um die Antworten allmählich zu finden.“
Die Sache hier erlaubt uns eigentlich gar keinen Schluss.
Denn in der Tat hat F. – wie es im Artikel ja auch steht – erst letzte Woche und davor auf dem Rückflug aus Rio bekräftigt, dass er Homosexuelle, die homosexuell leben, nicht verurteilen will. Punkt. Das ist doch eindeutig. Oder?
Es wäre aber aufschlussreich, den genauen Inhalt des Verfahrens in diesem Einzelfall zu kennen und zu analysieren, bevor man jubelt (als konservativer Papstanhänger) oder schimpft (als Progressist). Weiß da jemand Genaueres?
Ist dies seit Joh. XXIII., also seit 55 Jahren, die erste ausgesprochene Exkommunikation wegen Häresie?
Hans Küng wurde von Joh. Paul II. lediglich die Lehrerlaubnis entzogen, er gilt weiter als „katholischer“ Priester, andere wurden höchstens suspendiert, exkommuniziert wegen Häresie wurde eigentlich niemand mehr.
Insofern schon eine kleine Sensation, auch wenn man die genaueren Umstände noch genauer ansehen sollte.
Wenn man die Häresie wieder ernst nehmen will, sollte man aber nicht nur die kleinen Fische herausgreifen, sondern auch untersuchen, was es bedeutet, wenn z.B. Joh. Paul II. beim „Friedensgebet“ 1986 in Assisi öffentlich zu heidnischen Kulten aufgefordert und eingeladen hat (in kath. Kirchen!), wenn er davor auf Bekehrung zu Christus ausdrücklich verzichtet hat, indem er vor dem Treffen sagte:
„Jede Religion lehrt die Überwindung des Bösen, den Einsatz für die Gerechtigkeit und die Annahme des anderen. Diese gemeinsame radikale Treue zu den jeweiligen religiösen Überlieferungen ist heute mehr denn je ein Erfordernis des Friedens“ (Oggi, questa comune, radicale fedeltà alle rispettive tradizioni religiose è piu che mai un’esigenza della pace; Joh. Paul II. beim „Angelus“ am 21. September 1986, vgl. Osserv. Romano, deutsch, 26. September 1986, S.1).
Sind dies nicht auch Häresien? Kann und soll einfach jeder seiner Religion treu bleiben? Dient jeder Rel. wirklich dem Frieden? Es erscheint providentiell, dass nach diesem Aufruf immer mehr hervorgetreten ist, dass eben nicht jede „religiöse Tradition“ dem Frieden dient!
Und Joh. Paul II. soll nach solch bedenklichen Aussagen und Handlungen nun „heilig“ gesprochen werden??
Auch die Frage, ob Joh. XXIII. mit der Erklärung, auf jede Exkommunikation verzichten zu wollen, nicht auch letztlich auf das Hirtenamt selbst verzichtet hat, das ja darin besteht, die Wahrheit vom Irrtum zu scheiden, steht im Raum.
Durch diese Praxis konnte ja nun jeder lehren und tun, was er wollte, er blieb offiziell immer „katholisch“!? Ist das nicht die Wurzel der inneren Vergiftung der Kirche heute?
Und auch er soll heilig gesprochen werden??
Dass Franziskus bekräftigt hätte, er wolle Homosexuelle, die homosexuell leben wollen, nicht verurteilen ist meines Wissens eine glatte Unwahrheit. Ganz im Gegenteil: er spricht von homosexueller Orientierung und gutem Willen sowie der Suche nach Gott. Es ist dieser Unterschied zwischen sexueller Veranlagung und sexueller Praxis die viele nicht verstehen wollen (oder können?). Es gibt eine Reihe solcher Äußerungen in denen Bergoglio/Franziskus diesbezüglich überdeutlich die Lehre der Kirche vertritt. Dies zu erkennen bedarf es keiner intellektueller Verrenkungen, es ist wiederrum mehr eine Frage des guten Willens.
Zitieren wir doch einfach wieder F. selbst:
„Der geistliche Amtsträger lenkt manchmal die Aufmerksamkeit auf gewisse Punkte des Privat-oder öffentlichen Lebens, denn er ist der Leiter der Gemeinde. Wozu er kein Recht hat, ist, das Privatleben von irgendwem in irgendeine Richtung zu zwingen. Wenn Gott mit der Schöpfung das Risiko eingign, uns frei zu erschaffen, wer bin ich, um mich einzumischen? Wir verurteilen die geistliche Bedrängung, die stattfindet, wenn ein Priester Anweisungen, Verhaltensweisen, Forderungend erart aufzwingt, dass sie dem anderen die Freiheit nehmen. Gott ließ selbst die Freiheit zu sündigen, in unseren Händen. Man muss sehr klar von den Werten, Grenzen und Geboten sprechen, aber eine geistliche, pastorale Bedrängung ist nicht gestattet.“
F. hat ja nun erklärt letzte Woche, dass er nicht zu dem Thema sprechen will – auch nicht zu den Werten, Grenzen und Geboten, weil die ja eh klar seien (was nicht stimmt – fragen Sie mal einen auf der Straße).
„Es hat immer Homosexuelle gegeben.(…) Doch in der Geschichte hat es nie einen Versuch gegeben, dem denselben Stellenwert wie der Ehe zu geben. (…) Wir wissen, dass in Momenten epochaler Veränderungen das Phänomen der Homosexualität anstieg. Aber in dieser Epoche wird zum ersten Mal die juristische Frage aufgeworfen, diese Art der Beziehung der Ehe anzugleichen, was ich als Abwertung und einen anthropologischen Rückschritt ansehe. Ich sage das, weil es über die Frage der Religion hinausgeht, es ist anthropologisch. Wenn es eine Verbindung privater Natur ist, sind kein Dritter oder eine Gesellschaft davon betroffen. (..) Ich sage es noch einmal, unsere Meinung über die Heirat zwischen Personen des gleichen Geschlechts hat keine religiöse, sondern eine anthropologische Grundlage.(…) Wenn man sich die beiden von mir formulierten Erklärungen ansieht, habe ich in keinem Moment von Homsexuellen gesprochen oder mich in irgendeiner Weise abschätzig ihnen gegenüber geäußert..“
(Zitate aus „Über Himmel und Erde“ – leider hab ich das als E‑Book, daher keine Seitenzahlen.)
Dass diese privat gelebte Homosexualität aber eine schwere Sünde ist, scheint ihn nicht zu interessieren. So lehrt aber die Kirche. Ist eine solche pastorale Haltung vertretbar? Außerdem – wenn gelebte Homosexualität eine schwere Sünde ist, kann man nicht sagen, die Ablehnugn der Homehe habe keine religiöse Grundlage.
Das muss jeder Betroffene so verstehen, dass F. es im „privaten Rahmen“ akzeptiert, aber halt nicht verrechtlicht.