(Bologna) Der Erzbischof von Bologna, Carlo Kardinal Caffarra hielt eine Lectio magistralis, die es einmal mehr in sich hat. Der Kardinal ist bekannt für seine klaren Worte und seine unverkürzte Verkündigung der katholischen Glaubenslehre. Aus diesem Grund eckte er bereits mehrfach bei den zeitgeistigen Homophilen an. Eine Konfrontation, die der Erzbischof nicht scheut. In seiner jüngsten Lectio ging es darauf ein, daß die Christen sich durch Unachtsamkeit das Wort „Liebe“ aus der Hand nehmen haben lassen. Das Wort sei mit neuen Inhalten gefüllt und damit seiner eigentliche Bedeutung beraubt worden. Denn Liebe existiert nur im Zusammenhang mit Wahrheit. Ohne Wahrheit gibt es keine Liebe.
Ein Kind braucht einen Vater und eine Mutter, nicht „Elter 1“ oder „Elter 2“
Die Lectio magistralis hielt Kardinal Caffarra in Bologna zur Eröffnung des neuen Schuljahres für katholische Lehrkräfte. Die Medienkommentatoren konzentrierten sich auf eine wichtige Passage, in der der Kardinal sich entschieden gegen die Ersetzung der Worte „Vater“ und „Mutter“ durch „Elter 1“ und „Elter 2“ aussprach. Eine ideologisch motivierte Umsprachung im linksliberalen Vernichtungskampf gegen die Familie.
Die Lectio enthielt jedoch eine weitere Stelle, die tiefer ging und grundlegender ist. Dabei geht es auch um die Diskussion rund um den Brief, den Papst Franziskus jüngst an den Atheisten Eugenio Scalfari und die linksliberale Tageszeitung La Repubblica schrieb.
„Ein Schlüsselbegriff der christlichen Lehre ist von der modernen Kultur gestohlen worden“
„Es wird Euch aufgefallen sein, daß ich mich gehütet habe, das Wort ‚Liebe‘ zu gebrauchen“, so Kardinal Caffarra. „Warum das? Weil ein Diebstahl geschehen ist. Ein Schlüsselbegriff der christlichen Lehre, eben ‘Liebe’, ist von der modernen Kultur gestohlen worden und ist zu einem leeren Begriff geworden, eine Art Behälter, in den jeder hineinlegt, was er meint.“ Auf diese Weise aber, so der Kardinal, „ist die Wahrheit der Liebe heute schwer vermittelbar“.
Die Aussage des Erzbischofs von Bologna ist von großer Bedeutung. Der Kardinal erinnerte damit alle, vor allem jene, die eine flexible Wahrheit haben möchten, daß auch die Liebe, ebenso wie die Barmherzigkeit, eine ganz konkrete Realität darstellt und damit unveränderliche Wahrheit ist und keine beliebig modellierbare Knetmasse. Um deutlicher verständlich zu machen, was er meinte, zitierte Kardinal Caffarra eine Stelle aus der Enzyklika Caritas in Veritate von Benedikt XVI.:
„Ohne Wahrheit gleitet die Liebe in Sentimentalität ab. Sie wird ein leeres Gehäuse, das man nach Belieben füllen kann. Das ist die verhängnisvolle Gefahr für die Liebe in einer Kultur ohne Wahrheit. Sie wird Opfer der zufälligen Gefühle und Meinungen der einzelnen, ein Wort, das mißbraucht und verzerrt wird, bis es schließlich das Gegenteil bedeutet.“
Das ist die katholische Lehre, dieselbe die Papst Franziskus in seinem Dialogversuch mit dem Atheisten Scalfari zu vermitteln versuchte. Ein Versuch, der unter anderem den Atheisten daran erinnerte, daß die Wahrheit weder veränderbar noch subjektiv ist. Einige Passagen des Papstbriefes waren etwas mißverständlich und boten Scalfari und La Repubblica, die maßgeblichen Einfluß auf das linksliberale Medienspektrum hat, wenn es um den Vatikan und Italien geht, die Möglichkeit einer dialektischen Verkehrung. Allerdings gilt auch: Wo der gute Wille fehlt, wird es immer solche Verzerrungsversuche geben, um Gott und der Wahrheit ausweichen zu können, ganz egal wie gut ein Text auf formuliert ist.
„Zu behaupten Homo und Hetero sei dasselbe, heißt das Offensichtliche leugnen“
Kardinal Caffarra war der erste Präsident des Päpstliches Instituts Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie. Bereits im vergangenen Juli fand er klare Worte gegen die Homo-Partnerschaften. Er antwortete damals auf Aussagen des linken Bürgermeisters von Bologna. Damals brachte der Kardinal auf treffende Weise zum Ausdruck, was viele an der aktuellen Entwicklung beklagen: „Zu behaupten, daß Homo und Hetero ein Äquivalent darstellen, daß es für die Gesellschaft und für die Kinder keinen Unterschied macht, heißt das Offensichtliche leugnen. Wenn selbst das erklärt werden muß, dann muß einem wirklich zum Weinen zu Mute sein. Wir sind bei einer solchen Verdunkelung der Vernunft angelangt, daß man denkt, es seien die Gesetze, die die Wahrheit der Dinge festlegen.“ Und das sei wahrlich ein Trauerspiel.
In seiner Lectio magistralis griff der Kardinal seine Überlegungen von Juli wieder auf und es ist wirklich zu weinen, daß man solche Selbstverständlichkeiten heute teilweise einem Publikum in Erinnerung rufen muß, das so tut, als habe es von allem möglichen eine Ahnung, aber nicht von der Realität der Dinge, nicht einmal den elementarsten Realitäten des menschlichen Daseins: Die „Homo-Ehe“, so der Kardinal, „ist unfähig, die Voraussetzung für das Werden neuen menschlichen Lebens zu erfüllen“. Dennoch, wie er hinzufügte, haben verschiedene Länder mit ihren Gesetzen homosexuelle Beziehungen anerkannt und „diesen das Recht zur Adoption oder zur künstlichen Befruchtung zuerkannt“. Wir stehen damit bereits mitten drinnen im Versuch die liebende Verbindung zwischen Mann und Frau und die Fortpflanzung voneinander zu trennen. Inzwischen ist es gleichgültig geworden, ob das neue Leben gezeugt oder produziert wird. Das Thema Leihmutterschaft wird noch unterschlagen, aber es steht bereits im Raum.
Die von der Wahrheit entkoppelte Liebe „führt uns zum Abgrund“
Was aber, so Kardinal Caffarra, „ist dann mit der menschlichen Person, die in die Welt tritt?“ Der Irrtum, zu meinen, daß die Verbindung zwischen Mann und Frau ein leerer Begriff sei, für den der gesellschaftliche Konsens jedweden Inhalt beschließen könne, sei die Zerstörung des grundlegendsten sozialen menschlichen Netzes: die Genealogie des Menschen. „Der eingeschlagene Weg, der aus der Liebe ein von der Wahrheit entleertes Konzept macht und es nur mit subjektiven Gefühlen füllt, führt uns zum Abgrund, in dem auch die biologische Dimension als konstitutives Element der Genealogie verschwindet.“
Text: NBQ/Giuseppe Nardi
Bild: Nuova Bussola Quotidiana
„Das ist die katholische Lehre, dieselbe die Papst Franziskus in seinem Dialogversuch mit dem Atheisten Scalfari zu vermitteln versuchte. Ein Versuch, der unter anderem den Atheisten daran erinnerte, daß die Wahrheit weder veränderbar noch subjektiv ist. Einige Passagen des Papstbriefes waren etwas mißverständlich und boten Scalfari und La Repubblica, die maßgeblichen Einfluß auf das linksliberale Medienspektrum hat, wenn es um den Vatikan und Italien geht, die Möglichkeit einer dialektischen Verkehrung. Allerdings gilt auch: Wo der gute Wille fehlt, wird es immer solche Verzerrungsversuche geben, um Gott und der Wahrheit ausweichen zu können, ganz egal wie gut ein Text auf formuliert ist.“
Wenn das ein direktes Caffarra-Zitat ist, macht es sich der Herr Kardinal zu leicht!
Wer den Brief F.s gelesen hat, muss zugeben, dass er nicht missverständlich ist! Der Papst sagt schlicht Wirres und Falsches! Das Dialog-Gedudel ist noch nie Lehre der Kirche gewesen! Die Kennzeichnung derer, die nicht bereit sind, über alles zu diskutieren und alles zum Gegenstand eines Dialogs zu machen, nannte F. „überheblich“ (ital. „arrogante“). Wenn man die Enzykliken früherer Päpste liest, z.B. „Quanta cura“ (Pius IX.) oder „Mirari vos“ (Gregor XVI.) oder die Eindämmung des Modernismus durch Pius X., dann kann es sich bei den betreffenden Herren nur um „überhebliche“ Päpste gehandelt haben.
F. behauptet zwar, dass die Wahrheit nicht subjektiv sei. Aber seine unscharfe Kennzeichnung der Wahrheit als „Beziehung“ führt von der Tatsache ab, dass die Wahrheit objektiv ist und tatsächlich „losgelöst“ von allen (korrumpierenden) Bedingungen. Dass ich diese Wahrheit innerhalb einer Beziehung erkennen darf, der zu Jesus nämlich, nimmt ihr keineswegs den absoluten Charakter!!! Korrumpierend kann auch der Anspruch sein, „auf dem Wege“ die oder jene Auffassung von der Wahrheit zu haben. Was „wahr“ ist, vermittelt allein das Lehramt, wenn es sich vom Hl. Geist führen lässt. Das war bis ca. 1960 widerspruchsfrei so – danach gab es plötzlich Widersprüche und die Aufhebung ganzer Bereiche der bisherigen objektiven Wahrheit. Da die Wahrheit aber immer ein Ganzes ist, wurde damit die ganze Wahrheit der RKK korrumpiert. Entsprechend sieht es aus in der Kirche. Wie wir erfahren haben, sieht F. das ja gerade andersrum: noch nie ging es der RKK so gut wie heute! Und nur dieser Zustand machte einen Brief wie den F.s an Scalfari möglich. Man stelle sich vor, ob Pius X. oder Pius XII. oder auch Benedikt XVI. einen derart dürftigen und theologisch unhaltbaren Brief geschrieben hätte!
Es kann nur die Meinung sein, loyal sein zu sollen oder retten zu müssen, was zu retten ist, die Caffarra dazu verleitet, nun diese Schönfärberei des Papst-Briefes zu betreiben. Aber fair ist es gegenüber Scalfari und La Republicca nicht, nun den Fehler allein bei ihnen zu suchen – das ist nicht nur ungerecht und unwahrhaftig, sondern auch ein erbärmliches Zeugnis.
Sehr schöne Analyse. Vielen Dank!
Zu dieser vortrefflichen „lectio magistralis“ passend der hl. Augustinus:
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“ Willst du wissen, von welcher Art deine Liebe ist:
gib acht, wohin sie dich führt !“
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Früher galt es mal als Mangel eines Textes, insbesondere eines kirchlichen Lehrtextes, wenn er anfällig für verschiedene Interpretationen bzw. verschiedentlich deutbar war. Insofern finde ich, sollte man Franz nicht so einfach aus der Kritik entlassen.
Hallo!
Gibt es eine gute deutsche Übersetzung dieser „lectio magistralis“? Vielleicht sogar einen authorisierten Text?
Kein direktes Caffarra-Zitat (s. zweitletzten Absatz): http://www.caffarra.it/lezione120913.php