
(Paris) Am 31. Juli verstarb im Alter von 93 Jahren der französische Schriftsteller Jean Madiran. Der Philosoph, Essayist und Journalist war einer der führenden Vertreter der zeitgenossischen Gegenrevolutionären Schule. Seine publizistische Tätigkeit begann Madiran bereits vor seiner Volljährigkeit. Sein erstes Buch erschien 1955. Ein Schaffen, das er bis zu seinem Tod fortsetzte. Sein letztes Buch wird posthum im Oktober erscheinen. Es ist der zweite Band seiner Chroniques sous Benoît XVI.. Als aufmerksamer Beobachter mit spitzer Feder wurde Madiran zum treuen Begleiter des Papstes durch dessen Pontifikat. Im deutschen Papst sah Madiran wieder jene gegenrevolutionäre Geisteskraft aufflackern, der er sich verpflichtet wußte. Der zweite Band umfaßt die Zeit von Anfang 2010 bis zum Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI. am 28. Oktober 2013.
Madirans Bücher wurden nicht ins Deutsche übersetzt
Obwohl Jean Madirans Œuvre allein an die 50 Bücher umfaßt, wurde keines seiner Werke ins Deutsche übersetzt. Zeichen dafür, wie unterschiedlich die geistigen Strömungen auch in benachbarten Ländern verlaufen. Für eine nationale und katholische Position, wie sie Jean Arfel vertrat, so Madirans richtiger Name, gab es im deutschen Sprachraum nach dem Zweiten Weltkrieg keinen Platz. Nicht einmal einige seiner Hauptwerke wie Die Häresie des 20. Jahrhunderts (1968–1974) oder Die Rechte und die Linke (1977) fanden einen deutschen Verleger.
1920 in der Gironde geboren, schloß sich Jean Arfel früh dem integralen, monarchistisch ausgerichteten Nationalismus von Charles Maurras an, dessen Sekretär er wurde. Prägender als Maurras waren für Arfel jedoch André und Henri Charlier. Henri Charlier, einer der bedeutendsten christlichen Künstler der Zwischenkriegszeit und sein Bruder André Charlier, ein anerkannter Pädagoge und Schuldirektor vertraten eine moralische Erneuerung im katholischen Glauben. Zu ihren Schülern gehörte neben Jean Madiran auch der späterer Gründerabt von Le Barroux, Dom Gerard Calvet.
L’Action francaise und die Brüder Charlier – 1945 Zuflucht im Kloster und ein neuer Name
Madiran arbeitete über Maurras unter anderem an der Tageszeitung L’Action française mit, die sich zur Neuordnung der gesellschaftlichen Ordnung Frankreichs zur Kollaboration mit der deutschen Besatzungsmacht bereit erklärte. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs, machten bewaffnete Volksfront-Verbände Jagd auf politische Gegner. Der 24 Jahre alte Arfel mußte 1945 untertauchen und fand rettende Zuflucht in einem Kloster auf den Hügeln von Madiran. Aus Dankbarkeit legte er sich den Namen zu, unter dem er nach dem Krieg bekannt wurde.
Stets der Tradition in all ihren Teilen verpflichtet, wurde er in der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Nachkonzilszeit zum katholischen Traditionalisten. Madiran war ein unermüdlicher Streiter für die katholische Kirche und ein Freund der Priesterbruderschaft St. Pius X. Gegen das Eindringen modernistischer Ideen in die Kirche widersetzte er sich in einem umfassenden geistigen Kampf. Neben seinen Büchern tat er dies vor allem durch die Gründung der Zeitschrift Itinéraires (1956–1997) und die Tageszeitung Présent (1982- ), deren Schriftleitung er innehatte. In den Spalten von Present nahm er bis zum letzten Atemzug zu religiösen und politischen Fragen Stellung.
Messerscharfe Analyse des Kommunismus – Kritik an linkskatholischen Wasserträgern
Wie Maurras und L’Action française, so wurden auch Itinéraires und Présent von politischen Gegnern als „rechtsextrem“ bezeichnet. Doch mit Begriffen wie „Rechtsextremismus“, die mit katholischen Kategorien nichts zu tun hatten, konnte Madiran nichts anfangen. Sie waren für ihn Propagandaschlagwörter aus jener linken Trickkiste, die er frühzeitig und mit seltener Klarsicht durchschaut hatte. Von dieser Seite ließ er sich keinen Nachhilfeunterricht erteilen.
Unter seinen Werken ragt daher nicht zufällig La vieillesse du monde (1966) hervor, eine messerscharfe, kaum übertreffbare Analyse des Kommunismus. Jean Madiran deckte dabei nicht nur die systematische, dem Kommunismus geradezu immanente Desinformation auf, sondern auch die damit zusammenhängende „Manipulation der Gewissen“ (Madiran) durch die Massenmedien und die Unterstützung progressiver Katholiken für kommunistische oder kryptokommunistische Parteien und Gruppierungen.
Treuer Sohn der Kirche und unermüdlicher Streiter für die Heilige Messe im überlieferten Ritus
Jean Madiran war einer der großen Verteidiger der überlieferten Messe. Das Wohl Frankreichs und das Wohl der katholischen Kirche bildeten für den überlegenen Kritiker und Mahner eine untrennbare Einheit. Am 5. August fanden in Versailles in der Kirche Notre-Dame de l’Armée Requiem und Beerdigung in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus statt. Es zelebrierte Dom Louis-Marie, der Nachfolger von Dom Gerard Calvet als Abt der Benediktinerabtei von Barroux. Madiran war Oblate des Heiligen Benedikts von Nursia.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Chrétienté
Danke für diesen wichtigen Hinweis! Wer mit der französischen Sprache nicht vertraut ist und sich die frankophone Welt nur über Übersetzungen erschließen kann, benötigt solche verdienstvollen Informationen.
Ich möchte nur anmerken, daß der Name im Text einmal „Maridan“, dann – wie auf dem Buchumschlag – „Madiran“ geschrieben wird. Vielleicht kann das noch korrigiert werden.
Der richtige Name ist Jean Madiran, wie die Gemeinde, von wo der Name abgeleitet ist. Dieser bedeutende Denker und Publizist ist vielen in Frankreich ein Begriff. R.I.P.
Die Redaktion entschuldigt sich für das Versehen bei der Schreibung des Namens von Jean Madiran. Die Ausbesserung ist erfolgt. Der Dank gilt den aufmerksamen Lesern für den Hinweis.
Möge dieser wahre Katholik, vom Himmel aus ebenso wirken wie hier auf Erden.
R.I.P.
Für mich stellt sich die Frage: Was verstehen wir genau unter Tradition. An der Person des verstorbenen Jean Madiran wird diese Frage deutlich:
Er war ein großer Verteidiger der überlieferten Messe, auch des überlieferten Glaubens, aber in welchem Grad?
Er verteidigte auch Erzbischof Lefebvre, er war ein treuer Verbündeter. Aus Anlass der unerlaubten Bischofsweihen kam es dann zum Bruch.
Es scheint sich einzubürgern: Papst Benedikt XVI. steht für die Tradition. Sie lag ihm sicher mehr als allen anderen Konzils- und Nachkonzilspäpsten am Herzen. Er wollte sie nicht „abhängen“, sie abkoppeln von der Konzils- und Postkonzilskirche. Er war ein zu guter Theologe, um nicht zu wissen: Entledigt sich die Kirche ab 1965 der Tradition, verliert das II. Vatikanum seine Glaubwürdigkeit.
Doch Papst Benedikt stand in Spannung, teilweise befand er sich im Gegensatz zu den vorkonziliaren Päpsten. Seine Theologie stand für das „lebendige Lehramt“, das den Glauben entsprechend der Zeit auslegt, im Grunde der geschichtlichen Entwicklung unterwirft. Damit wird das Dogma ausgehöhlt, es gilt nicht mehr als zeitlos, überzeitlich, sondern wird gemäß der Geschichte interpretiert. In diesem Sinne war Benedikt XVI. Modernist. Der andererseits immer wieder die Tradition förderte.
Erzbischof Lefebvre war in vollem Sinne Traditionalist. Für ihn war die Entscheidung für die überlieferte Messe, das Messopfer, nicht zu trennen „von dem vorkonziliaren dogmatischen Glauben“ der katholischen Kirche. An der überlieferten Messe hängen und gleichzeitig den Glauben neu interpretieren, war für ihn nicht möglich. Für Jean Madiran schon.
Ich halte die Klärung dieser Frage für absolut notwendig. Soll unsere Kirche jemals aus dem Glaubenspluralismus herauskommen, der protestantisch, nicht aber katholisch ist, muss die Frage geklärt werden: Hat mit dem II. Vatikanum eine Neuinterpretation des katholischen Glaubens stattgefunden? Wenn ja, heilt die „Hermeneutik der Kontinuität“ den Schaden nicht.
Ich wüsste nicht, dass Papst Benedikt auch nur ein Dogma als nicht zeitlos interpretiert hätte. Anbei eine Liste von 245 „de fide“-Glaubenssätzen. Ich sehe keinen, den Benedikt als solchen relativiert hätte. Ich kann nur wiederholen: Wer sich an die Interpretationen von Papst Benedikt hält ist auf dem sicheren Weg.
http://paxetbonum.de/index.php/2007/01/25/zweihundertfuenfundvierzig/
Fortsetzung:
Auch wenn Franziskus die „Hermeneutik der Kontinuität“, die für seinen Vorgänger ein Schlüsselbegriff war, überhaupt nicht mehr erwähnt, sie hat sich dennoch eingeprägt. Sie muss geklärt werden oder die Verbindung zum Lehramt der vorkonziliaren Päpste reißt weitgehend ab.
Für die Tradition der katholischen Kirche wäre diese Situation dramatisch. Aber die Situation der Kirche ist es ja sowieso…
Zum Tode von Jean Madiran eine Handlungsanleitung von ihm: Jene, welche die Möglichkeit haben, sei es im Abseits, in kleinen Gruppen, in Katakomben oder Einsiedeleien, die römische Liturgie und den gregorianischen Choral aufrechtzuerhalten, halten das historische Los in ihren Händen. Sie tragen die Verantwortung, während dieses Winters, in den wir eingetreten sind, die lebendige und ununterbrochene Weitergabe sicherzustellen.( Jean Madiran 1969 )
Ich finde es irritierend, dass hier jemand unkritisch gewürdigt wird, nur weil er die Alte Messe hochhielt. Madiran (eigentlich als Jean Arfel geboren) gehörte der „Action Fancaise“ an. Diese Bewegung bzw. die Zeitschrift gleichen Namens muss eindeutig als faschistisch eingestuft werden. Die Bewegung wurde am 29. Dezember 1926 durch Papst Pius XI. verurteilt und die Zeitschrift war die erste überhaupt, die im Januar 1927 auf den Index gelangte. Solche Verbindungen haben auf einem Portal, das sich katholisch nennt, nichts zu suchen.
Madirans Wirken war eindeutig von katholischem Geist geprägt. Die „Action Francaise“ in der es sowohl positive als auch gefährliche Strömungen gab, spielte nach dem Krieg in Madirans Leben kaum noch eine Rolle. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das Verbot der A.F. 1939 von Papst Pius XII aufgehoben wurde. Und ja, wer die Alte Messe hochhält, verdient a priori unsere Unterstützung und unsere Würdigung. Wir sollten endlich aufhören päpstlicher zu sein als der Papst und unsere Unterstützer zu kritisieren. Unsere Gegenspieler haben da weniger Skrupel und auch darum haben sie Erfolg. Damit es klar ist: Madiran hat sich nie was zu Schulden kommen lassen. Er war ein Christ im besten Sinne des Wortes, auch wenn er sein eigenes Charisma hatte, und andere Charismen ebenfalls hoch einzuschätzen sind.
Ist Kollaboration mit dem satanischen Hitler-Regime nicht zumindest ein Fehler gewesen? Selbst wenn es sogar die meisten Bischöfe waren, die diesen „Fehler“ gegangen und viele von ihnen nie bereut haben…
Das ist ja im Grunde das Gleiche, was die Modernisten heute tun, denn sie arbeiten ja auch mit den Mächtigen und ihren Medien für das angebliche „Wohl der Menschheit“, der „Nation“ zusammen und das auf Kosten der Wahrheit und unter Preisgabe der wahren Religion.
Es ist ja kein Zufall, dass gerade die (krypto)modernistischen Bischöfe (wie Bertram & Co.) zugleich auch die eifrigsten Unterstützer von Hitler waren.
Das katholische Denken und Handeln beruht immer auf der Wahrheit und darf sich niemals in „Diplomatie“, Lagerdenken oder Parteimentalität auflösen. Das hat seligen Andenkens Papst Pius XI klar gesehen und auf den Fall der AF konsequent angewendet.
Also, werter @sac, ich lese Ihre Kommentare für gewöhnlich sehr gern und mit Gewinn, aber Kardinal Bertram einen Kryptomodernisten und eifrigen Unterstützer Hitlers zu nennen, ist ungeheuerlich und geht meilenweit an den Tatsachen vorbei. Schämen Sie sich!
Die Tatsachen:
1. Während etwa EB Gröber von Freiburg ziemlich klar und entschieden zur sog. „Liturgischen Bewegung“ Stellung bezog, verteidigte und förderte Kard. Bertram die Letztere – nicht zuletzt in ihrer Praxis der „Volkssprache“ und des „Volksaltars“, was in der Nazi-Zeit durchaus sympathisch klang – durchaus eifrigst. Auf seine Eingabe nach Rom geht zurück, dass Pius XII in „Mediator Dei“ sich grundsätzlich positiv zu „LB“ äußerte.
2. Als Vorsitzender der Fuldaer Bi.ko. richtete Bertram jährlich Geburtstagswünsche an Hilter, die weit über eine angemessene Art und Weise eines kirchlichen Umfangs mit dem Staat hinausgingen, wie es etwa die Formel „in ehrerbietigstem Gehorsam“ deutlich macht.
Natürlich kann man auch durchaus lobenswerte Maßnahmen und Entscheidungen anführen, wenn es um ein Gesamturteil über die Person ginge. Das ist jedoch weder meine Aufgabe noch Absicht. Dennoch sind die Bezeichnungen „Kryptomodernist“ und „Unterstützer von Hitler“ etwa im Sinne der angeführten Beispiele durchaus begründet und berechtigt.
Ja, ja, das sind die altbekannten Stereotypen, die gegen Bertram in der Wikipedia oder im Spiegel verbreitet werden. Tatsache aber ist, dass gerade von Bertram zahllose kluge Eingaben gegen die Unterdrückungspolitik der Nazis vorliegen, mit denen er vielen Verfolgten geholfen und die Seelsorge, gerade auch an Fremdarbeitern und polnischsprachigen Katholiken, aufrecht erhalten hat. Sicher wählte er dabei nicht den Weg der offenen Konfrontation. Was bei einem solchen herauskommen konnte, sieht man jedoch nicht zuletzt am tragischen Tod der Edith Stein, der eine direkte Folge des Protesthirtenbriefs des „mutigen“ Erzbischofs von Uetrecht war. Bertrams Wirken gegen die Nazis und für die Polen wurde selbst von Kardinal Gulbinowicz unumwunden anerkannt. Auch theologisch war er natürlich über jeden Zweifel erhaben, hat konsequent die Verurteilung Joseph Wittigs durchgetragen. Dafür wird er heute von den Progressisten mit besonderer Verachtung gestraft. Kein Wunder also, dass man sich in diesen Kreisen nur zu gern mit einer Forcierung der Legende von der angeblichen Führernähe des Fürsterzbischofs von Breslau revanchiert. Heute, drei Erlebnisgenerationen später, kann man der verweichlichten Jugend, die keine Ahnung vom Leben in einer totalen Diktatur hat, natürlich das Blaue vom Himmel erzählen.. die Hauptsache, man fühlt sich mit leichthin gefällten Urteilen selbst auf so wohlige Art moralisch überlegen. Wie man sich nur selbst betrügen kann!
Nachtrag:
Selbst Kardinal von Preysing wollte aus Protest gegen eine solche Ehrerbietung für Hitler, die Bertram im Namen der dt. Bischöfe verfasste, zurücktreten. Allerdings stand Bertram nicht alleine da, denn die Mehrheit des dt. Bischöfe vertrat leider die gleiche Linie, indem sie selbst den Kriegsdienst für das satanische Hitler-Regime ganz offiziell für „patriotische Pflicht“ hielten…
Preysing war der vorkonziliare Kamphaus und hatte ständig seine Allüren, gewiss ertrug sein Ego nur schwer, dass er ein Suffragan des Fürsterzbischofs war. Seine gegenüber Pius geäußerten „Rücktrittserwägungen“ waren doch nur heiße Luft, die wohl weder er, noch Rom sonderlich ernst nahmen. – Diese Schwarz-Weiss-Malereien der Nachgeborenen sind einfach nur grotesk. Lesen Sie die Quellen unvoreingenommen von irgendwelchen zusammengestrickten Hier-die Bösen-da-die Guten-Legenden auf ZDF-History-Niveau.
Zur Action Francaise eine kurze Buchempfehlung:
Roberto de Mattei, Ommagio al Charles Maurras [den Gründer der Action Francaise], Rom 1972. Das Bändchen enthält Beiträge von de Mattei und anderen Autoren wie dem berühmten Löwener Philosophen Marcel de Corte. Die Katholizität dieser Autoren sollte außer Frage stehen. Es gab im Übrigen für französische Katholiken gute Gründe, ihre Interessen bei der AF bestens aufgehoben zu sehen und die Entscheidung Pius XI. war gerade bei vielen klugen Köpfen unpopulär. Übrigens auch beim jungen Marcel Lefevbre.
Bitte, lassen Sie den „jungen Marcel Lefebvre“ aus dem Spiel. Sein Seminarleiter, den er verehrte, war Anhänger der AF, Lefebvre nie. Im übrigen halte ich eine Mitgliedschaft irgendwann in irgendeiner Gruppierung nicht für ehrenrührig. Menschen können ihren Irrtum einsehen, sich bekehren, man kann sie nicht festlegen auf Irrtümer in jungen Jahren, von denen sie sich lösen.
Ich halte den Automatismus „Alte Messe – traditionstreuer Katholik“ für geradezu gefährlich, weil er eine geistige Verwirrung schafft.
Längst nicht jeder, der die „Alte Messe“ liebt, ist bereit, gegen konziliare Irrtümer zu kämpfen. Hier wundere ich mich übrigens auch über den von mir geschätzten de Mattei: Er selbst hat mit vielen anderen italienischen Katholiken, Intellektuellen, über zehn Fragen zum II. Vatikanum an Papst Benedikt gerichtet, hat ehrerbietig gebeten, mit den anderen, das II. Vatikanum auf den Prüfstand zu stellen. Nie haben er und die anderen Intellektuellen eine Antwort erhalten in dem Sinne, dass die Fragen berechtigt sind, irgendwann geklärt werden müssen. Sie haben überhaupt keine Antwort bekommen. Doch jetzt wird auch von de Mattei Benedikt XVI. als der große traditionstreue Papst geehrt, der er nie war.
Ja, Joseph Ratzinger – Papst Benedikt wollte die Tradition der Kirche erhalten, er hat viele traditionelle Projekte tatkräftig unterstützt, er war als Glaubenspräfekt das letzte Bollwerk gegen das totale Chaos in der Kirche.
Sein Fehlen jetzt zeigt äußerst schmerzlich auf, wie tief der nachkonziliare Niedergang unserer Kirche ist, der mit dem II. Vatikanum offiziell begann.
Doch an „seinem Konzil“ ließ Benedikt XVI. Kritik nicht zu.
Um auf Jean Madiran zu kommen: Er ist ein „quasi-traditionstreuer Katholik“. Wer nicht bereit ist, wenigstens das II. Vatikanum in Frage zu stellen, darf sich nicht mit Recht auf den fast 2000jährigen katholischen Glauben berufen, nicht auf die fast 2000jährige Tradition.
Meinen Sie wirklich, dass für einen Katholiken etwa französische Interessen an erster Stelle und ausschlaggebend sein sollen und dürfen? Das ist wohl genau der Punkt. Das vierte Gebot des Dekalogs darf natürlich nicht angetastet werden. Man darf jedoch die Worte des Erlösers nicht missachten: „Wenn jemand Vater und Mutter mehr liebt als Mich, der ist Meiner nicht würdig“.
Natürlich sind die einen politischen Strömungen und Parteien dem Christentum näher, die anderen dagegen ferner oder gar mit ihm unvereinbar. Die Kirche muss einen modus vivendi et agendi mit allen Machthabern suchen und finden. Man darf jedoch die Kirche nicht für diesseitige, zeitliche Zwecke vereinnahmen und missbrauchen, so edel und richtig diese Zwecke sein mögen.
Die Richtigkeit und Angemessenheit der Entscheidung von Pius XI in Bezug auf die AF wurde spätestens seit ihrer Kollaboration mit dem satanischen Hitler-Regime offensichtlich. Das kann doch ein Katholik niemals ernsthaft leugnen, außer er denkt eigentlich nicht in den wahren christlichen Kategorien.
Wenn Sie nun die Autoritäten anführen: Tut mir leid, in dem Fall spricht ihre Haltung zu AF gegen diese Personen, nicht für die AF.
Und weil auch Pius XII oben erwähnt wurde: Er war leider zumindest ein Schwächling. Es ist ein Rätsel, wie er jahrzehntelang so jemanden wie Augustin Bea bei sich haben, ihm vertrauen und offensichtlich viel zu oft auf seinen Rat hören konnte. Jedenfalls scheint es sicher, dass die konspirative Vorbereitung des perfiden Umsturzes auf dem latrocinium V2 weitgehend wohl eben Bea zuzuschreiben ist.
@sac
Vermutlich haben Sie auf Richard Bentley geantwortet. Aber Ihren Hinweis auf Pius XII. nehme ich gern auf. Als „Schwächling“ würde ich ihn nicht bezeichnen, aber leider war Kardinal Bea lange Zeit sein Beichtvater bis zu seinem Tod.
Bea hatte sich unter Pius XII. die Netzwerke geschaffen, die während des II. Vatikanums entscheidend die Richtung bestimmten, er selbst, gefördert von Johannes XXIII. und Paul VI. konnte sein unheilvolles Wirken auf diesem Konzil voll entfalten.
Über dieses Wirken berichtet Roberto de Mattei ausführlich in seinem Referenzwerk „Das Zweite Vatikanische Konzil“, ein unverzichtbares Buch, wegen der umfassenden Dokumentation, die der Historiker de Mattei vorlegt.
Über Bezeichnungen – da es naturgemäß Abkürzungen für meist komplexere Sachverhalte sind – lässt sich bekanntlich vorzüglich streiten. Es geht jedoch um die Sache. Gerne erkläre ich, was damit gemeint ist.
1. Der bereits erwähnte Fall von A. Bea. Eine Person in einer Führungsposition sollte über eine ausgezeichnete Menschenkenntnis verfügen. Diese scheint Pacelli leider zu sehr gefehlt zu haben, was etwa auch am Beispiel Montinis offenbar ist. Entweder hat Pius XII ständig auf einen Bea gehört, oder er hat sich in sehr vielen ausschlaggebenden Personalentscheidungen schwer getäuscht. Beides zeugt von einer Persönlichkeitsschwäche auf diesem Gebiet.
2. Seine Enzykliken sind klarerweise viel inhaltsvoller, lehrreicher und segensreicher als alle Dokumente des latrocinium V2 und des sog. postkonziliaren Lehramtes. Dennoch zeigen sich in ihnen bereits Einflüsse der unheilvollen Strömungen. In „Humani generis“ hat Pius XII zwar Gott sei Dank auf die nouvelle théologie reagiert, die Aussagen sind jedoch relativ weich und zu wenig entschlossen, und vor allem haben disziplinäre Maßnahmen gefehlt, die ein Werkzeug wären, im Lehrbetrieg Ordnung zu schaffen. Nehmen wir den Fall von de Lubac. Er wurde quasi kleinheimlich vom Unterrichten entfernt, ohne dass ein offizielles Verfahren eingeleitet und durchgeführt worden wäre. Damit wurde eine offene und klare Auseinandersetzung mit den Irrlehren der n. th. vermieden oder gar verhindert. Die Letzteren sind auf diese Weise sogar psychologisch gestärkt hervorgegangen.
In dem Zusammenhang: Ich verstehe bis heute nicht, warum gegen H. Küng niemals ein offizielles Verfahren beim Heiligen Offizium durchgeführt wurde, sondern ihm lediglich kleinheimlich die Lehrbefugnis entzogen wurde und zwar vom Ortsbischof. Damit wurde ebenfalls eine offene Auseinandersetzung mit seinen haarsträubenden Irrlehren verhindert und er geriet vielmehr in die Rolle eines armen Opfers der angeblichen Machtansprüche Roms.
(Fortsetzung)
Zum Fall H. Küng: Die Vermeidung eines ordentlichen Verfahrens beim Heiligen Offizium war eindeutig ein schwerwiegender Fehler. Die Methode einer kleinheimlichen Entferung aus dem Lehrbetrieb, wurde bereits unter Pius XII salonfähig gemacht, obwohl sie durch und durch unchristlich und unkirchlich ist. Die – zu Unrecht oft geschmähte – Heilige Inquisition war dieser Art des Vorgehens weit überlegen. Ein derartiges unkirchliches Vorgehen ist übrigens nicht nur vorchristlich, sonder sogar vorantike, wenn man etwa in der Apostelgeschichte nachlesen kann: Apg 25,16.
Im Fall von H. Küng hat man vor allem erreicht, dass dieser sich zu einem prominenten Opfer der Machtansprüche Roms hochstilisieren kann, obwohl seine Äußerungen bestenfalls das theologische Niveau eines Boulvardblatts erreichen. Somit wurden bei Menschen, von der katholischen Theologie kaum Ahnung haben, antirömische Ressentiments geschürt. Eine lehrmäßige und lehramtliche Klärung bleibt bis heute aus, wobei H. Küng durch die Einladung im Sommer 2005 nach Castelgandolfo quasi von Ratzinger selbst wieder salonfähig gemacht worden ist.
Der Entzug der Lehrbefugnis für H. Küng scheint außer diesem selbst nur noch J. Ratzinger genutzt zu haben. Der Letztere konnte sich dadurch quasi als der entschlossene „Verteidiger des Glaubens“ profilieren und so das Vertrauen der dummen Tradis gewinnen, die dann im Folge des Konklave von 2005 überglücklich waren.
Selbstverständlich waren die „dummen Tradis“ „im Folge des Konklave von 2005 überglücklich“. Ich bin noch heute stolz auf meine damaligen Tränen der Freude. In dieser orientierungslosen Zeit ist Josef Ratzinger einer der ganz wenigen, und mit Sicherheit der bekannteste, die Orientierung geben. Würden sich alle Christen an seine Interpretation der Lehre halten, ich glaube, wir gingen goldenen Zeiten entgegen. Nicht umsonst wurde er von den Gegnern der katholischen Religion, und von den Protagonisten der neuen Eine-Welt-Religion so vehement bekämpft. Er steht ihren Zielen diametral entgegen.
Ich kann Ihnen gestehen, dass ich 2005 in Folge des Konklave auch sehr froh war, obwohl zugleich doch unsicher, weil Einiges, was ich damals über Ratzinger wusste, nicht zusammen gepasst hat. Die letzten Handlungen des Pontifikats waren jedoch ganz klar, denn da hat Ratzinger sein altes wahres Gesicht gezeigt. Es seien erwähnt:
1. Die Rede an den römischen Klerus mit der grotesken Behauptung, dass im Konzil Alles bestens und wunderbar gelaufen sei und das lediglich die bösen Medien „ein anderes Konzil“ daraus gemacht hätten.
2. Er bekundete vor den Kardinälen seine Unterwerfung und den Gehorsam dem zukünftigen Nachfolger gegenüber, bestimmte aber quasi offiziell zuvor, wo er nach dem Amtsverzicht residieren, was er machen, welchen Titel benutzen und selbst wie er sich kleiden wird, und das übrigens im Widerspruch zur Tradition seiner Vorgänger. Das ist ja – gelinde gesagt – widersprüchlich.
Es sind lediglich Beispiele der von Ihnen so bewunderten „Interpretation“ der katholischen Lehre…
(Fortsetzung)
Noch ein drittes Bespiel, eigentlich schon ziemlich lächerlich, eher eine anekdotische Kleinigkeit:
Beim offizielen Verlassen des Apostolischen Palastes im Vatikan benutzte er den Gehstock, wohl um zu zeigen, wie gebrechlich er sei, wobei man kein Spezialist der Körpersprache sein muss, um ansehen zu können, dass er diesen Stock lediglich als ein Attribut trug und ihn sonst überhaupt nicht benutzte, so künstlich und unbeholfen er mit ihm hantierte. Auf den neueren Bildern erscheint er jetzt ganz ohne Gehstock, so etwa zum Anlass der Segnung der obszönen Statue angeblich des Hl. Erzengels Michael. Natürlich ist ihm zu wünschen, dass er noch lange keinen Gehstock braucht. Aber so ein Gehstock-Theater ist doch überflüssig, wenn auch durchaus charakteristisch.
ad “ hicesthodie 12. August 2013 um 21:30 “
Offensichtlich ist für Sie nur das „Tatsache“, was in den Kram Ihrer Götzenverehrung passt. Wer andere Fakten weiß, der hat sich zu schämen. Wunderbar!
Ist es Götzenverehrung, wenn man lediglich versucht, hochhuthartige Unterstellungen gegenüber einem Kardinal der Römischen Kirche zurückzuweisen!? Machen Sie sich doch bitte nicht lächerlich mit Ihren seltsamen, dem Geschichtsbild der 68er entspringenden Invektiven!