(Rom) Kurz vor Beginn der Wahl, aus der Kardinal Jorge Mario Bergoglio als neuer Papst Franziskus hervorging, fiel am 12. März 2013 dem 87 Jahre alten maltesischen Theologen Prosper Kardinal Grech die Aufgabe zu, in der Sixtinischen Kapelle bereits als Teil des Konklave eine letzte geistliche Ansprache zu halten. Der päpstliche Zeremonienmeister Msgr. Guido Marini hatte bereits das extra omnes gesprochen, die Direktübertragung der Bilder in alle Welt durch das vatikanische Fernsehen wurde beendet und die Türen zum Ort der Wahl geschlossen. Das Konklave begann: Das war der Moment von Kardinal Prosper Grech, der den Papstwählern letzte Gedanken mitgab. Aufgrund seines Alters war der Kardinal selbst kein Papstwähler. Nach seiner Meditation verließ auch er die Sixtinische Kapelle, abseits der Scheinwerfer. Nun wurde der bisher nicht bekannte Text seiner Ansprache von Il Sismografo veröffentlicht.
Die wichtigsten Gedanken des Kardinals werden in ungeordneter Reihenfolge wörtlich wiedergegeben.
Der Kardinal aus dem Augustinerorden schärfte ein, daß die Kirche „das Evangelium unverkürzt“ verkünden müsse, ohne sich auf Kompromisse einzulassen und vollkommen bewußt, daß die Verfolgung ein konstitutives Element der Kirche ist, genau so wie „die Schwachheit ihrer Glieder“.
„Wenn Anschuldigungen falsch sind, soll man sie nicht weiter beachten, auch wenn sie großen Schmerz verursachen. Etwas anderes ist, wenn man gegen uns die Wahrheit sagt, wie es bei vielen der Anschuldigungen wegen Pädophilie geschehen ist. Dann muß man sich vor Gott und den Menschen erniedrigen und versuchen, das Übel um jeden Preis auszutilgen, wie es unter großer Betrübnis Benedikt XVI. getan hat. Nur so gewinnt man Glaubwürdigkeit vor der Welt zurück und gibt ein Beispiel der Ehrlichkeit. Heute gelangen viele Menschen nicht zum Glauben an Christus, weil sein Antlitz verdunkelt wird oder von einer Institution, der es an Transparenz mangelt, verdeckt wird. Wenn wir aber jüngst über viele unerfreuliche Ereignisse geweint haben, die dem Klerus und Laien widerfahren sind, sogar im Päpstlichen Haus, dürfen wir nicht vergessen, daß diese Übel, so schwer sie auch sein mögen, im Vergleich zu bestimmten Übeln der Vergangenheit der Kirchengeschichte nicht mehr als ein Schnupfen sind.
Leider leidet die Theologie heute unter einem schwachen Denken, das im philosophischen Bereich vorherrscht, und wir bedürfen eines guten philosophischen Fundaments um das Dogma mit einer wirksamen Hermeneutik entfalten zu können, die eine verständliche Sprache der modernen Welt spricht.
Oft konzentrieren sich die Vorschläge vieler Gläubiger für den Fortschritt der Kirche auf den Grad der Freiheit, die im Bereich der Sexualität gewährt wird. Natürlich können rein kirchliche Gesetze und Traditionen geändert werden, aber nicht jede Veränderung bedeutet Fortschritt. Es ist notwendig zu unterscheiden, ob diese Veränderungen die Heiligkeit der Kirche fördern oder sie verdunkeln.
Gehen wir nun zu einem Kapitel, das noch brennender ist.
Der Akt, den ihr dabei seid, in dieser Sixtinischen Kapelle zu setzen, ist ein kairos, ein starker Gnadenmoment in der Heilsgeschichte, die sich in der Kirche bis zum Ende der Zeiten fortsetzt. Seid euch bewußt, daß dieser Augenblick von euch die größte Verantwortung verlangt. Es ist nicht wichtig, ob der Papst, den ihr wählen werdet dieser oder jener Nationalität angehört, dieser oder jener Rasse, wichtig ist nur ob er, wenn der Herr ihm die Frage stellt ‚Petrus, liebst du mich?‘ mit ganzer Aufrichtigkeit antworten kann: ‚Herr, du weißt alles; du weißt, daß ich dich liebe‘.
Dann werden die ihm anvertrauten Schafe in Sicherheit sein, und Petrus wird Christus nachfolgen, dem Obersten Hirten, wohin er auch gehen wird. Damit habe ich keine Absicht, die Personenbeschreibung des neuen Papstes zu skizzieren und noch viel weniger, dem künftigen Papst eine Arbeitsvorlage mit auf den Weg zu geben. Diese ganz heikle Aufgabe kommt dem Heiligen Geist zu, der uns in den vergangenen Jahrzehnten eine Reihe ausgezeichneter heiliger Päpste geschenkt hat. Meine Absicht ist es aus der Heiligen Schrift einige Überlegungen anzustellen, um uns verstehen zu lassen, was Christus von seiner Kirche will. Überlegungen, die euch helfen können in euren Diskussionen. Während seines Lebens schickte Jesus die Jünger aus, um das Reich Gottes zu verkünden.
Nicht weniger leicht wird für den künftigen Papst die Aufgabe sein, die Einheit der katholischen Kirche zu bewahren. Zwischen ultratraditionalistischen und ultraprogressiven Extremisten, zwischen gegen den Gehorsam rebellierenden Priestern und jenen, die die Zeichen der Zeit nicht erkennen, wird es immer die Gefahr kleiner Schismen geben, die nicht nur die Kirche schädigen, sondern sich auch gegen den Willen Gottes richten: die Einheit um jeden Preis.
Einheit bedeutet jedoch nicht Uniformität. Es ist offensichtlich, daß sie nicht die Türen zu einer innerkirchlichen Diskussion verschließt, die es in der gesamten Kirchengeschichte gab. Alle sind frei, ihre Gedanken zur Aufgabe der Kirche zu äußern, wenn es sich um Vorschläge im Einklang mit jenem Depositum fidei handelt, dessen Bewahrung die Aufgabe des Papstes gemeinsam mit allen Bischöfen ist. Petrus wird seine Aufgabe je leichter machen, umso mehr er sie mit den anderen Aposteln teilt.“
Der Kardinal schloß mit einer auflockernden Anekdote:
„Das ist nicht das erste Konklave, bei dem ich anwesend bin. Ich war auch im Konklave von Paul VI. als einfacher Sakristan, der die Altäre vorbereitete. Eines Tages kam Kardinal Montini zu mir und bat mich, ihm die Beichte abzunehmen. Zwei Stunden später war er Papst. Als er starb, wurde das Konklave vorbereitet und bei uns am Kolleg Santa Monica waren drei Kardinäle, unter ihnen Kardinal Luciani. Als Ältester unter den Anwesenden fiel es mir zu, sie zu verabschieden, als sie sich zur Sixtinischen Kapelle auf den Weg machten. Ich erinnere mich, gesagt zu haben: ‚Euch alles Gute wünschen, wäre von schlechtem Geschmack, Euch Aufwiedersehen sagen, noch schlimmer. Ich sage nur: Gott behüte Euch.‘ Ich bin ein Glücksvogel! Den gleichen Gruß entbiete ich auch Euch: Der Herr sei mit Euch und segne Euch.“
Als Kardinal Grech seine Meditation beendet und gemeinsam mit Zeremonienmeister Msgr. Guido Marini die Sixtinische Kapelle verlassen hatte, leitete Kardinal Giovanni Battista Re die Wahl ein. Er fragte die 114 Mitbrüder, ob sie laut Wahlordnung sofort zur Wahl schreiten wollen. Die Meinung scheint einhellig: alle wollen wählen. Der Favorit, der Mailänder Erzbischof Angelo Kardinal Scola von Comunione e Liberazione (Gemeinschaft und Befreiung) erhält zwar die meisten Stimmen, bleibt aber unter den Erwartungen. Nach vier weiteren Wahlgängen am nächsten Tag konnte der argentinische Kardinal Bergoglio ihn überrunden und schließlich mit 90 Stimmen die vorgeschriebene qualifizierte Mehrheit von Zwei-Dritteln der Stimmen überschreiten.
Text: Il Sismografo/Giuseppe Nardi
Bild: Il Sismografo/30Giorni
Einheit ja ‑aber „um jeden Preis“? Das irritiert mich, weil es am Ende eben doch zur Uniformität führt. Wir haben ja das Problem, dass in der derzeitigen Verfassung der Kirche, mit ihren zähschleimigen Bischofskonferenzen und ihren häretischen Bischöfen alles untergepflügt wurde und wird, was nicht uniform mit dieser Masse allmählich erstarrt. Und anstatt das wenige, was noch lebendig ist, aber der „Zeit“ entgegensteht“ fruchtbar zu machen, wird es so an den Rand gedrängt, dass es entweder via Exkommunikation ausgespien oder zum Gehorsam heruntergeduckt wird.
Ob der Herr Kardinal wirklich mit dieser Rede die „Zeichen der Zeit“ begriffen hat?
Und überhaupt: ich kann das Gerede von den „Zeichen der Zeit“ nicht mehr hören! Was soll das bitte überhaupt sein? Und ob unser Herr und Meister sich je nach „Zeichen der Zeit“ gerichtet hat, die jeder in aller Freiheit und nach gusto und Mode definieren darf? Allein dieser Begriff ist schon Merkmal der zeitgenössischen Katastrophe!
Man will nicht apokalyptisch reden und tut es mit diesem – so ungeklärt im Raum stehenden – unsinnigen Begriff doch! Zeichen der Zeit können allenfalls die Zeichen sein, die Jesus und die Apostel uns für die Endzeit vorausgesagt haben. Das bislang markanteste solche Zeichen ist der Niedergang der Kirche im 20. Jh (der große Glaubensabfall durch Jesus und Paulus vorhergesagt, der Absturz der „Sterne“, also der Bischöfe und des Sterns, dem die Schlüssel zum Abgrund übergeben sind, wohl dem Bischof, der das Haupt ist, also das Papsttum, wie in den Johannes-Apk.), aber auch das immer größere weltweite Chaos (das Jesus vorhergesehen hat). .. und die gehäuften Erscheinungen und Warnungen der Gottesmutter (der Vorhersage der Johannes-Apokalypse entsprechend). All das sind jedoch objektive Zeichen, die man in dürren Worten beschreiben kann. Alles andere ist überflüssiger Subjektivismus. Damit meine ich z.B. das Gerede Rahners, dass das „Desiderat“ des Frauenpriestertums ein Zeichen der Zeit sei u.ä..
es gibt eben nur eine einheit im glauben und die ist seit 1965 nicht mehr gegeben im großen und ganzen
Sie haben mal wieder recht, Thomas Kovacs. Die Einheit wurde ab 1962 bzw. 1965 aufgegeben. Jetzt bedeutet „Einheit um jeden Preis“ nur noch Synkretismus.
In der katholischen Kirche kann es nur eine Einheit in der Wahrheit geben. Alles andere ist Niedergang. Täglich werden wir mit ihm konfrontiert.
“ Heute gelangen viele Menschen nicht zum Glauben an Christus, weil sein Antlitz verdunkelt wird oder von einer Institution, der es an Transparenz mangelt, verdeckt wird. “
Das Wort Transparenz brauchen wir nicht. Die Menschen suchen das Mysterium, die Heiligkeit in der katholischen Kirche. Und das ist verdunkelt.
Per Mariam ad Christum.
Vielleicht hat er auch nur Transzendenz und Transparenz verwechselt …
Passend zum Artikel:
Der Kirchenvater,
der hl. Vinzenz v. Lerin ( + ca. 450)
umreisst in seinem Werk „Commonitorium“
auch die unabdingbare Notwendigkeit des Festhaltens an der hl. Tradition
und die ansonsten drohenden Folgen von menschengemachten „Neuerungen“.…
ich denke auch ins Heute übertragbar !:
-
„Mithin ist jener ein
wahrer und echter Katholik, der die Wahrheit Gottes,
der die Kirche, der den Leib Christi liebt,
der der göttlichen Religion, der dem katholischen Glauben
nichts vorzieht,
nicht das Ansehen irgendeines Menschen,
nicht Zuneigung, nicht Talent,
nicht Beredsamkeit und nicht Philosophie,
sondern, dies alles geringschätzend
und im Glauben
festgegründet, standhaft bleibt und entschlossen ist,
nur das, was nach seiner Überzeugung die katholische Kirche allgemein von alters her festgehalten hat,
festzuhalten und zu glauben,
das aber, wovon er findet,
dass es später von einem einzelnen ohne Rücksicht auf die Gesamtheit
oder im offenen Gegensatz zu allen Heiligen als neu und unbekannt eingeführt wurde,
nicht als zur Religion,
sondern vielmehr als zur Versuchung gehörig betrachtet,
[.…]
Und wahrlich,
wenn irgendeine Neuerung auftaucht,
zeigt sich sofort die Schwere der Fruchtkörner und die Leichtigkeit der Spreu;
[.…]
„Denn bald werden sie dahin, wohin der Wind sie treibt,
vom Triebe des Irrtums fortgerissen; dann wieder werden sie,
zu sich selbst zurückkehrend, wie abprallende Wogen zurückgeworfen.
Bald geben sie in waghalsiger Vermessenheit auch dem ihre Zustimmung,
was als unsicher erscheint;
bald aber schrecken sie in törichter Furcht auch vor dem zurück, was sicher ist,
unentschieden, wohin sie gehen, wohin sie zurückkehren, was sie erstreben,
was sie fliehen, was sie festhalten,
was sie preisgeben sollen.
[.…]
Denn deshalb werden sie ausserhalb des sicheren Hafens des katholischen Glaubens
von mannigfaltigen Stürmen der Gedanken geschüttelt,
gepeitscht und fast zu Tode gehetzt,
damit sie die hochgespannten Segel ihres übermütigen Sinnes einziehen,
die sie zu ihrem Unheil von den Winden ihrer Neuerungen hatten schwellen lassen,
und damit sie sich in den so sichern Ankerplatz ihrer sanften und guten Mutter zurückziehen,
darin bleiben und vorerst jene bittern und trüben Fluten ihrer Irrtümer wieder von sich geben,
um dann vom Strome lebendigen und sprudelnden Wassers
trinken zu können. Verlernen sollen sie zu ihrem Heile,
was sie zum Unheile gelernt haben,
und von der ganzen Lehre der Kirche das erfassen,
was mit dem Verstande erfaßt werden kann, und das glauben,
was nicht erfasst werden kann.“
-
Was ist denn in „Erzbischof“ Zollitsch gefahren? Ist er jetzt zum Experten für Geldpolitik abgestiegen? Vgl. hier: http://www.pi-news.net/2013/08/erzbischof-zollitsch-gegen-afd/
Und ist nun dieser Kardinal auch mit der Beugestrafe der Exkommunikation belegt, den die Kardinäle mussten ja alle bei Androhung der Exkommunikation, einen Eid ablegen, das aus dem Konklave nichts bekannt wird??
Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen.